Barcelona: Die Briten vor den Brasilianern und den Deutschen
Auf dem 70 mal 120 Meter großen Sandplatz im Königlichen Poloclub zu Barcelona hat die erste Runde im Finale um den Nationscup 2023 einen spannenden Verlauf genommen – das Ergebnis lässt uns jede Menge Spielraum für breite Spekulationen, wie es denn wohl am Sonntag ausgehen könnte: Die Briten ziehen mit 0/242,71 Sekunden als Beste ins Finale ein, dahinter die Brasilianer mit 4/237,48 Sekunden und die Equipe von Otto Becker mit 4/240,03 Sekunden. Qualifiziert fürs Finale sind auch die Eidgenossen, die Belgier, die Amerikaner, die Iren und die Franzosen.
Ganz kurz und knapp die wichtigen Regeln: Von den 15 Teams, die heute gestartet sind, kommen nur die führenden acht ins Finale. Wie oben erwähnt. Für die gescheiterten sieben Teams gibt’s am Samstag eine „Trostrunde“, dotiert mit immerhin 300 000 Euro. Da starten die Mexikaner (12/243,26 Sek.), die Niederländer (16/242,84 Sek.), die Spanier (20/242,54 Sek.), die Italiener (24/242,76Sek.), die Australier (25/247,04 Sek.), die […]
Barcelona: Letztes Nationscup Finale nach den alten Regeln
Morgen geht’s los. Auf dem legendären Gelände des Real Club de Polo in Barcelona beginnt das Finale um den „Longines FEI Nationscup“ – das letzte nach den alten Regeln: 15 Equipen streiten um das Preisgeld von 1,9 Millionen Euro. Seit 2013 ist die katalanische Metropole der Austragungsort dieses Klassikers, der dort 2003 als „Samsung Super League“ seinen Ursprung hatte. In der Saison 2024 hat der Cup nur noch vier Turniere als Qualifikation: Abu Dhabi, Ocala/USA, St. Gallen und Rotterdam.
Vor dem Aktuellen dieser sonnigen Herbsttage nochmal ein Blick in die Annalen: Das allererste Springturnier gab’s in Barcelona anno 1902! Man lese und staune! Die Wettkämpfe damals waren zu Ehren von „La Merce“ kreiert worden, der Schutzpatronin der Stadt Barcelona. Den ersten Sieg im Großen Preis sicherte sich der Franzose Henry Leclerc auf Gilles – ob den wohl heute noch einer kennt? Neben ein paar wenigen Franzosen beherrschten die Spanier über Jahrzehnte […]
Rolex und Bucherer kontra Longines
Liebe Leserin, liebe Leser, heute zeigt sich einmal mehr, dass es mitunter höchst sinnvoll sein kann, mal wieder Zeitung zu lesen – ja, die gute alte Printausgabe, etwa die FAZ, die Süddeutsche und, nicht zuletzt, die Neue Zürcher Zeitung. Auf diese Weise erfährt man nämlich Neuigkeiten, die uns als neugierige Pferdeleute interessieren dürften, ja interessieren müssen! Die Neuigkeit, in den vergangenen Wochen immer wieder aufgegriffen und vertieft, lautet auf den ersten Blick ganz simpel: Der Schweizer Uhrenkonzern Rolex kauft den weltweit agierenden Schweizer Uhrenhändler Bucherer. Die Schweizer Swatch Group als Hauptkonkurrent mit ihrer Uhrenmarke Longines könnte unter ökonomischen Druck geraten. Ohne die Sponsoren Rolex und Longines ist der internationale Springsport nicht zu denken.
Die weltweite Wirtschaftsgeschichte ist voller Zufälle, voller schier unglaublicher Episoden und Anekdoten, voller spannender Ereignisse. Eine davon dreht sich um den 1881 im bayerischen Kulmbach geborenen Hans Wilsdorf. Der gründete 1905, damals erst 24 Jahre alt, in London […]
Meine Fragen nach Donaueschingen
So manche Leserin, so mancher Leser fragen sich (und mich), weshalb ich mich so echauffiere, weil man mich bei den Einladungen zum sogenannten Kick Off im Fürstlich Fürstenbergischen Marstall zu Donaueschingen eiskalt übergangen hat? Meine Antwort: Die Gelassenheit, die man mir jetzt nahelegt, sehe ich nahe an der Gleichgültigkeit! Und so weit bin ich noch nicht: Wenn meine kritischen Antennen versagen sollten, wenn ich mich nicht mehr ärgern kann, wenn ich nicht mehr merke, dass es irgendwo unfair zugeht – dann hör‘ ich auf! Dann macht’s keinen Sinn mehr. Und auch keinen Spaß.
Seit Mitte der sechziger Jahre, seit meinen ersten Besuchen der Turniere im Schlosspark, bin ich ein Fan dieser herbstlichen Tage an der Donauquelle. Es war, glaube ich, 1967, als ich mit den Pferden von Reitmeister Robert Schmidtke, meinem Lehrmeister als Bereiterstift, auf die Baar gefahren bin: 27 Stunden, so meine Erinnerung, dauerte die Fahrt im Eisenbahnwaggon von Düsseldorf […]
Fehlstart in Donaueschingen!
Auf der Internetseite der Schafhof Connects, Inhaber Matthias Rath, findet sich folgender Satz: „In unseren Projekten zeichnen wir uns durch Vielseitigkeit, Professionalität, Innovationsbewusstsein und einen einzigartigen Mix aus fachlicher Kompetenz, gepaart mit gutem Gefühl für die Sache und die Menschen aus.“ Leider mehr Schein als Sein. Mit einem sogenannten Kick-Off, gedacht als Aufgalopp in die neue Ära des Traditionsturniers im Schlosspark an der Donauquelle, haben Matthias Rath und seine Berater dieser Tage den Aufgalopp verstolpert. Nur drei Medien waren zugelassen, ausgestattet mit Exklusivrechten. Borgmanns Blog war nicht eingeladen – immerhin in bester Gesellschaft.
Kleine Rückblende: Am Rande des CHIO in Aachen hab‘ ich, nachzulesen in einem Blog von damals, mit Matthias Rath über Donaueschingen sprechen können. Er und seine Schafhof Connects haben bekanntlich den Wettbewerb um die künftige Konzeption und Führung des Turniers verdient gewonnen. Damals in der Soers erklärte mit Matthias Rath: „Im September wird es eine Pressekonferenz geben, auf […]
Rom: King Edward im Zirkus Maximus
Ob es im alten Olympiastadion von Athen dereinst Wettkämpfe im Reiten und/oder Fahren gegeben hat – wer kann das wissen? Sicher aber ist: Im Circo Massimo von Rom hat es sie gegeben. Das wissen wir nicht erst, seitdem uns der Monumentalschinken „Ben Hur“, ein Breitwandfilm der sechziger Jahre, den Wettstreit zwischen einem Guten und einem Bösen so nahegebracht hat, dass wir im Kinosessel heftig mitgezittert haben. Das Gute siegte am Ende. Gut so! Im römischen Zirkus Maximus von heute siegte gestern – ohne, dass es dabei um Leben und Tod ging – Henrik von Eckermann auf seinem unbeschlagenen King Edward. Siegprämie: 145 200 Euro.
Nur ein wenig kurios ging’s daher in dem von Uliano Vezzani gestalteten Parcours auf der 14. Station der Global Champions Tour 2023. Marcus Ehning gab auf mit seinem Stargold. Zwei Wochen, nachdem er bei der EM in Mailand aufgegeben hatte. Hoffen wir, dass der Hengst bald wieder […]
Von Mailand nach Calgary und Rom
Jetzt mal Pause! Wieso Pause? Nein und nochmal Nein! Wenn das ganz große Geld lockt, gibt’s keine Pause. Dafür haben wir ja später noch Zeit. Die vergangenen Wochen, die Tage der EM in Mailand, des Rolex Grand Slam von Calgary und das kommende Wochenende auf der Global-Tour-Station in Rom: Fast möchte man sagen, das Geld liegt auf der Straße. Nein, gar so einfach ist es nicht. Aber der Blick auf die Preisgelder zeigt uns, in welcher Gegenwart wir leben. Da schauen wir heute mal etwas genauer hin.
Wir erinnern uns: Unser Schweizer Freund Martin Fuchs hatte bei der EM in Mailand nicht viel zu lachen. Immerhin, seine Equipe qualifizierte sich quasi auf den letzten Drücker für die Olympischen Spiele. Gut so. Sein Freund Steve Guerdat wurde hochverdient neuer Europameister, kassierte für seinen Sieg im Finalspringen genau 34 636,37 Euro. Vizemeister Philipp Weishaupt brachte seiner amerikanischen Pferdebesitzerin Alice Lawaetz genau 20 636,37 […]
Nix ist erfolgreicher als der Erfolg…
Während wir Pferdeleute unter der Hitze von Riesenbeck die klassische Reitkunst genießen durften, ging’s andernorts weit weniger harmonisch zu: Das Versagen der deutschen Leichtathleten bei ihrer WM in Budapest, ihre Heimkehr ohne eine einzige Medaille, hat erwartungsgemäß heftige Debatten ausgelöst und den Aktiven sowie ihren Verbandsfunktionären heftige Kritik eingebracht. Dabei rückt der Begriff „PotAS“ mal wieder in den Mittelpunkt: Potentialanalysesystem! Simpel übersetzt, heißt das so viel wie: Nur wer im Spitzensport großen Erfolg hat, darf mit finanzieller Unterstützung rechnen. Und wie schaut’s da aus in unserem Sport mit den Pferden?
Es ist hinlänglich bekannt, dass die Sportwelt in knapp einem Jahr nach Paris blickt. Olympische Spiele sind nun einmal das Maß aller Dinge. Hat das Bundesministerium des Innern, verantwortlich für den Sport hierzulande, seine Fördergelder klug und erfolgversprechend angelegt? Oder haben die Steuermillionen ihr wichtigstes Ziel versäumt: Einen möglichst hohen Rang im Medaillenspiegel?
Dennis Peiler, der Chef des Deutschen Olympiadekomitees für Reiterei […]
EM’23: Ganz Paris träumt von der Liebe…
In diesen Minuten geht in Riesenbeck die 31.Dressur-EM seit 1963 zu Ende. Es ist gegen 17.30 Uhr an diesem 10. September. Der große Sport bewegt die Gemüter: Bundestrainer Hansi Flick ist entlassen. Und die deutschen Basketballer sind neuer Weltmeister! Hut ab! Jessica von Bredow Werndl und ihre Dalera haben genau ein Jahr vor Olympia in Paris den britischen Angriff gekonnt gekontert: Am Freitag ihr Sieg im Spezial, heute Nachmittag ihr Sieg in der Kür – wenn auch nur knapp mit 92,818 zu 92,379 Prozentpunkten. Alles in allem waren die Tage von Riesenbeck eine dicke Werbung für die Dressurreiterei, perfekt organisiert von Ludger Beerbaum und seinem vielköpfigen Team. Chapeau!
Wer diesen finalen Sonntag im Tecklenburger Land bei Münster verfolgt hat, dem konnte nicht verborgen bleiben, dass die spätsommerliche Hitze von Tier und Mensch allerhand abverlangt hat. Auch Dalera lief heute nicht fehlerfrei, hatte einen Schnitzer in den Zweier-Wechseln und nicht gar so […]
EM’23: Jessica verteidigt ihren Titel
Jessica von Bredow -Werndl und ihre 16-jährige Trakehner Stute Dalera sind alte und neue Europameister in der klassischen Tour. Bei der 31. Dressur-EM in Riesenbeck zeigten die beiden Olympiasieger von Tokio einen nahezu fehlerfreier Ritt: Nur das Einreiten mit leichter Unruhe beim Halten brachte Jessica zu Beginn nur 6,5 Punkte. „Mein Pferd vertraut mir – ich vertraue meinem Pferd!“ So der erste Kommentar gegen gegen 16.20 Uhr. Silber geht überraschend an die Dänin Nana Merrald auf Zepter, Bronze an an Charlotte Dujardin auf Imhotep.
Monica Theodorescu, die Bundestrainerin, sagte mir unmittelbar nach Jessicas Siegesritt: „Beide haben das heute wieder perfekt gemacht. Die Stute besitzt genügend Kraft und Kondition, trotz dieser Hitze, die wir in den letzten Tagen hier haben. Vormittags geht die Stute nur leicht, wir machen keinesfalls zu viel. Piaffen und Passagen gelingen ihr immer besser. Jessica weiß in jedem Moment, was zu tun ist. Ihr Ritt war heute mega!“ […]
EM’23: Die hohe Favoritin heißt Dalera
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser, es ist jetzt kurz vor acht Uhr. Und bevor wieder die Sonne brennt über Reisenbeck im Tecklenburger Land, geb‘ ich Ihnen eine Vorschau auf die heute anstehende Einzelentscheidung in der EM der klassischen Tour: Grand Prix Spezial mit den punktbesten 30 Pferden aus dem Grand Prix. Und ich blicke noch einmal zurück auf den Titelkampf der Mannschaften.
Zuerst die Eckdaten der heutigen EM-Entscheidung: Um 10.15 Uhr geht das erste Pferd aufs Viereck – das letzte Pferd startet um 16.40 Uhr. Das deutsche Quartett beginnt um 14.10 Uhr mit Matthias Rath und seinem Thiago. Um 15 Uhr folgt Frederic Wandres mit Bluetooth, um 15.50 Uhr Isabell Werth auf Quantaz und um 16.10 Uhr Jessica von Bredow-Werndl mit ihrer Dalera. Nach ihrem bärenstarken Auftritt gestern ist Jessica die klare Favoritin, um ihren Titel aus dem Jahr 2021 erfolgreich zu verteidigen.
Das britische Team um Carl Hester hat gestern […]
EM’23: Dalera vor Imhotep und Glamourdale – Briten holen den Teamtitel
Wie heißt es so schön vom Fußball: Entscheidend ist’s aufm Platz! Vor wenigen Minuten ist die EM-Entscheidung 2023 auf dem Viereck am Schloss Surenburg in Riesenbeck gefallen: Die Briten sind neuer Europameister vor Deutschland und Dänemark. Den Tagessieg der Einzelreiter in diesem Grand Prix holte sich mit Glanz und Gloria Jessica von Bredow-Werndl, die Olympiasiegerin von Tokio, auf ihrer Dalera, vor Charlotte Dujardin, der Olympiasiegerin von London und Rio, und „Littie“ Fry auf ihrem Hengst Glamourdale. Letzterer zeigte in der Hitze doch einige Schwächen.
„Das Dressurreiten ist für mich jeden Tag eine Schule des Lebens!“ Jessica von Bredow-Werndl sagt diesen Satz als erste Stellungnahme nach dem besten Grand Prix ihrer Karriere: „84,612 Prozent – das ist die höchste Wertung, die wir bis heute bekommen haben.“ Und weiter: „Ich bin, wenn ich reite, immer hoch konzentriert: Wenn ich starken Trab reite, gibt’s nur starken Trab. Wenn ich Rückwärtsrichten reite, dann gibt’s für […]
Dressur-EM’23: Niederlage ist besiegelt
Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum! Soeben hat Charlotte Dujardin, die Olympiasiegerin von London und Rio, auf ihrem zehnjährigen Niederländer Imhotep einen Grand Prix ins Viereck von Riesenbeck gezaubert: 82,422 Prozentpunkte. Das ist nicht nur die Führung für den Augenblick (12 Uhr mittags), sondern das ist der Sieg für die Briten in der Mannschafts-EM 2023. Natürlich kann, wo Pferde sind, von einer Minute zur anderen alles ganz anders kommen: Es ist aber unwahrscheinlich, dass Jessica von Bredow-Werndl mit ihre Dalera den Rückstand aufholen und überbieten kann, denn „Littie“ Fry und ihr Glamourdale werden die 80-Punkte-Marke mit Sicherheit ebenfalls überspringen.
Nach seinem Grand Prix als dritter Reiter im deutschen Team sagte Frederic Wandres: „Diese 77,888 Prozent sind meine persönliche Bestnote in einem Grand Prix. Das zeigt, wie Bluetooth sich in den vergangenen Monaten verbessert hat. Ich habe heute ganz bewusst nicht zu viel riskiert, denn es ist bei ihm […]
Dressur-EM23: Heute heißt es, stark sein…
Jetzt, am Morgen gegen 9 Uhr früh, brennt die Sonne bereits über dem Tecklenburger Land – die Meteorlogen haben für Riesenbeck und Umgebung bis zu 32 Grad Celsius vorhergesagt. Na, das kann ja heiter werden! Allerdings, liebe Leserinnen und Leser, meine ich damit keineswegs die wachsende Gefahr, sich einen Sonnenbrand oder gar einen Hitzschlag zu holen. Heute müssen „unsere“ Dressurstars und ihre Fans leider mit einer Niederlage rechnen. Denn das britische Team um ihren Meister Carl Hester liegt bei der 31. EM seit 1963 bereits in Führung – zwei „Granaten“ stehen noch aus: Charlotte Dujardin und „Littie“ Fry. Frederic Wandres und Jessica von Bredow-Werndl werden es schwer haben, dagegen anzukommen.
In den Annalen des europäischen Dressursports steht es geschrieben: 25mal haben deutsche Equipen den Mannschaftstitel gewonnen, zuletzt vor zwei Jahren auf dem Hof Kasselmann in Hagen: In der Besetzung Dorothee Schneider auf Faustus, Helen Langehanenberg auf Annabelle, Isabell Werth auf Weihegold […]
Dressur’EM: Die Briten sagen uns den Kampf an
Unter strahlender Sommersonne im Tecklenburger Land hat die 31. Dressur-EM seit 1963 begonnen. Zum Auftakt zeigte der ins deutsche Team nachgerückte Matthias Rath auf seinem erst zehnjährigen Totilas-Nachkommen Thiago einen ordentlichen Grand Prix: Nur ein Patzer am Beginn der zweiten Pirouette trübte das Bild. Jetzt, am Abend des ersten EM-Tages sieht es so aus: Die Briten führen mit 153,105 Punkten vor Deutschland mit 152,019 und den Dänen mit 148,556. Morgen folgt „der Tag der langen Messer!“
In seiner ersten Stellungnahme, wenige Minuten nach seinem Ritt, sagte Mathias Rath: „Mein Hengst geht seine erste Grand-Prix-Saison, hat erst fünf oder sechs Grand Prixs absolviert. Der Fehler vor der zweiten Pirouette geht auf meine Kappe. Ich habe ihn für einen Moment zu stark zurückgenommen. Insgesamt bin ich super zufrieden. Es freut mich, dass ich acht Jahre nach den unerfreulichen Tagen von Aachen 2015 heute wieder in ein deutsches Team zurück gekommen bin. Thiago hat […]
Dressur-EM’23: Morgen Matthias Rath und Isabell Werth
Das Reiterdorf Riesenbeck unweit von Münster im Spätsommer. Das Thermometer ging heute bis nahe an die 30 Grad. Aber alle sind trotzdem motiviert. Diese 31. Dressur-EM soll in die Annalen eingehen als Weichenstellung, als spannender Fingerzeig hin zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Kann das deutsche Quartett, die Equipe der Gastgeber, ihren EM-Titel aus dem Jahr 2021 verteidigen? Oder melden Briten und Dänen mit Ehrgeiz und Elan ihre Ambitionen an. Die eindrucksvolle Reitanlage „Riesenbeck International“ und ihr Motor, nämlich Ludger Beerbaum, haben eine tolle Arena aufgebaut – es ist also angerichtet.
Zu dieser späten Nachstunde mache ich es kurz: Morgen um 12.15 Uhr eröffnet Matthias Rath mit seinem Thiago, einem Sohn des Totilas, den deutschen Auftritt. Isabell Werth und ihr Quantaz sind um 16.06 Uhr an der Reihe. Kurz drauf, um 16.24 Uhr, sehen wir den britischen Meistermacher Carl Hester auf Fame. Dieser Carl Hester, vergessen wir das nicht, ist […]
Dressur-EM’23: Dalera oder Glamourdale?
Das Finale um die Springreiter-EM, gestern in Mailand, verlief ziemlich spannend. Aber gegen die Dressur-EM, die übermorgen in Riesenbeck beginnt, war das, was sich auf dem Ippodromo San Siro abgespielt hat, nur ein laues Lüftchen. Echt jetzt! Auf dem Dressurviereck an der historischen Surenburg verengt sich alles auf nur eine einzige Frage: Jessica oder Charlotte, Dalera oder Glamourdale, Stute oder Hengst? Seit 1963, seit der allerersten EM, damals in Kopenhagen, reduzierte sich noch kein international wichtiger Wettkampf auf dem Dressurviereck auf so einen Zweikampf: Eine Olympiasiegerin gegen eine Weltmeisterin. Hollywood hätte es nicht besser arrangieren können.
Beginnen wir, wie ich das gerne tue, mit dem aufschlussreichen Blick in die Annalen. Kopenhagen 1963. 16 Reiter aus acht Nationen treten an zur ersten Europameisterschaft der Dressurreiter – eine wahrhaft bescheidene Premiere: Der Schweizer Henri Chammartin, ein Offizier der Eidgenössischen Militärpferdeanstalt in Bern, gewinnt auf Wolfdieter mit haushohen 1517 Punkten vor Harry Boldt aus […]
EM’23: Steve Guerdat vor Philipp Weishaupt
Der neue Europameister der Springreiter heißt Steve Guerdat. Der 41-jährige Schweizer, Olympiasieger von London 2012, steuerte vor wenigen Minuten seine zehnjährige französische Stute Dynamix de Belhemme im fünften und entscheidenden Schlussparcours dieser 37. EM seit 1957 erneut ohne Fehler ins Ziel. Ein verdienter Sieg für den bescheidenen Eidgenossen. Chapeau! Riesenjubel aus deutscher Sicht: Philipp Weishaupt aus dem Stall von Ludger Beerbaum präsentierte mit dem erst neunjährigen Westfalen Zineday das auffälligste junge Pferd dieser EM und erkämpfte sich durch drei fehlerfreie Runden die Silbermedaille – sein größter Einzelerfolg nach dem Gewinn des Großen Preises von Aachen im Jahr 2016.
Die Bronzemedaille ging an den 45-jährigen Franzosen Julien Epaillard auf der zehnjährigen französischen Stute Dubai du Cedre. Vor dem alles entscheidenden fünften Parcours dieser EM hatte Philipp Weishaupt gesagt: „Jetzt wird es so langsam mega spannend! Jetzt geht es so langsam um die Wurst!“ Weishaupt räumte ein, dass sein noch unerfahrenes Pferd „in […]
EM’23: „Wir greifen nochmal an! Es ist noch nicht zu Ende!“
Aus diesem Holz sind die wahren Kämpfer geschnitzt! Christian Kukuk, 33 Jahre alt, die Nummer zwei im Springstall von Ludger Beerbaum, ist nicht frustriert, weil dieser Freitag, der 1. September, für die deutsche Equipe bei der 37. EM ein schwarzer Freitag war. Nein, er sagt im Brustton der Überzeugung gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa): „Wenn ich am Sonntag Doppel-Null reite, bin ich ganz nahe an den Medaillen.“ Und dann sagt er noch: „Es ist noch nicht zu Ende! Wir greifen nochmal an!“
Um 17 Uhr heute Nachmittag steht für die 25 Finalisten dieser EM, die 1957 mit einem Sieg des legendären Hans Günter Winkler auf Halla und Sonnenglanz begann, die nächste „Prüfung“ an: der Vet-Check. Schaut man ganz genau hin, dann sieht man, dass nach der eigentlichen Reihenfolge der qualifizierten 25 Pferde deren sechs fehlen. Zurückgezogen!
Von Jana Wargers wissen wir es bereits seit gestern Abend. Mittlerweile haben auch der Ire Shane […]
EM’23: Ein gebrauchter Tag für Deutschland
Die Sieger zuerst: Schweden gewinnt zum ersten Male eine EM im Springreiten, gefolgt von den Iren und den sensationell starken Österreichern. Letztere qualifizieren sich für Paris, ebenso Spanier und Schweizer. Nach dem Ausfall von Marcus Ehnings Stargold müssen Otto Becker und seine Equipe mit dem undankbaren Rang vier vorlieb nehmen. Im Einzel bleibt der 55-jährige Schwede Jens Fredricson mit seinem Markan Cosmopolit an der Spitze des Feldes. Philipp Weishaupt belegt mit Zineday Rang sechs, Einzelreiter Christian Kukuk auf Mumbai Platz neun, Jana Wargers mit Limbridge Platz 21. Wargers teilt am Abend mit, dass sie am Sonntag nicht mehr antreten wird.
Der entscheidende Tag in der 37. seit 1957 EM begann am Morgen mit einem Nackenschlag für Deutschland. Otto Beckers Kommentar: „Marcus hat sein Pferd abgeritten – der Hengst trabt gut, lahmt nicht. Aber Marcus sagt, er habe ein komisches Gefühl.“ Womöglich, so heißt es später, habe sich Stargold eine Zerrung zugezogen, […]
EM’23: Zweiter Tag – Deutschland vor Schweden und der Schweiz
Erinnern Sie sich noch an die zentrale Forderung des Bundestrainers: „Nullrunden müssen her! Leute, wir brauchen Nullrunden!“ Zumindest Philipp Weishaupt auf seinem Zineday und Jana Wargers auf ihrem Limbridge haben Otto Becker heute am Nachmittag diesen Wunsch erfüllt. Chapeau! Philipp belegt nach den ersten beiden Parcours dieser 37. EM den zweiten Platz hinter dem weiterhin führenden Schweden Jens Fredricson auf seinem Markan Cosmopolit. Jana Wargers liegt auf Platz elf, Christian Kukuk und Mumbai, als Einzelreiter unterwegs, belegt Platz neun. Das deutsche Team führt mit 9,31 Punkten hauchdünn vor Schweden (9,51) und der Schweiz (9,92).
Bleiben wir sogleich beim Blick auf den Zwischenstand in der Mannschaftswertung: Die vom Bundestrainer und seinen Reitern gestern Abend diskutierte und am Ende beschlossene Änderung in der Startfolge hat sich ausgezahlt – eine richtige taktische Änderung. Leider kam Marcus Ehning mit seinem Stargold wieder mit einem Abwurf ins Ziel. Schade. Dafür präsentierte Philipp Weishaupt den erst neunjährigen […]
EM’23: Otto Becker stellt sein Team um
Gestern, nach dem Aufgalopp hatte der Bundestrainer angekündigt: „Wir setzen uns nachher zusammen und analysieren diese erste Runde. Vielleicht stellen wir danach die Startreihenfolge für morgen um.“ Und genau das hat Otto Becker getan: Marcus Ehning und Stargold machen heute den Anfang, danach folgen Philipp Weishaupt mit Zineday, Jana Wargers mit Limbridge und Gerrit Nieberg mit seinem Ben. Die zweite EM-Runde beginnt um 13.15 Uhr, zunächst mit den Einzelreitern. Um 14.30 Uhr beginnt der zweite Parcours für die Teams von Rang elf bis 15, danach, um 15.30 Uhr, starten die Teams von Platz zehn bis eins. Am Start sind insgesamt 84 Pferde. Es dauert, so höre ich jetzt aus Mailand, bis 18 Uhr, 18.15 Uhr.
Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht? Nein, so streng meine ich das gar nicht: Die Regeln dieser Europameisterschaft erscheinen ganz einfach, sie sind es aber nicht. Ehrlich gesagt: Wer hätte schon gewusst, dass jeder Teamchef nach […]
EM-Aufgalopp: Schweden vor der Schweiz und Deutschland
Von 13.15 bis 17.30 Uhr – so lange hat er gedauert, der heutige Aufgalopp in die 37. EM der Springreiter auf dem Ippodromo San Siro von Mailand. 85 Pferde wurden gesattelt aus 24 Nationen, 15 Teams waren am Start. In Führung liegen die Schweden vor den Eidgenossen und der Equipe von Otto Becker. In der Einzelwertung liegt der Schwede Jens Fredricson an der Spitze, gefolgt von Martin Fuchs, dem Vize-Europameister von Riesenbeck 2021, und Philipp Weishaupt. Dahinter Steve Guerdat, Julien Epaillard und Henrik von Eckermann.
Offensichtlich hat der Italiener Uliano Vezzani, einer der besten Parcoursbauer der Welt, gleich zum Auftakt eine happige Aufgabe gestellt: von den 85 Pferden schieden zwei aus, darunter die zwölfjährige Dacara unter Cassandra Orschel, deutsche Derbysiegerin von 2022. Nur 18 Pferde blieben fehlerfrei. Noch sind die gebrauchten Zeiten nicht umgerechnet in Strafpunkte, wie es die Regeln vorschreiben, aber soviel ist sicher: Entschieden ist noch nix – alle […]
EM’23: Mit HGW fing alles an…
Am legendären Stadion San Siro in Mailand gießt es in Strömen. Trotzdem soll dort am Mittwoch die 37. Europameisterschaft der Springreiter beginnen. Ehe es soweit ist, liebe Leserinnen und Leser, möchte ich Sie einstimmen auf diese Generalprobe im Blick auf die Olympischen Spiele in einem Jahr vor dem Schloss von Versailles. Sie meinen, das sei doch noch ziemlich lange hin. Das sehe ich, offen gestanden, ganz anders. Wir alle wissen doch aus langer Erfahrung, wie schnell so ein Jahr vergeht. Und wir wissen, dass da, wo Pferde sind, sich binnen einer Sekunde ändern kann.
Rotterdam im Sommer 1957. Der Weltverband der Reiter, die FEI, hat die niederländische Hafenstadt auserkoren, um ein mutiges Experiment zu wagen – die erste Europameisterschaft der Springreiter. Wer heute in die Annalen schaut, der muss darüber schmunzeln: Nur acht Reiter aus fünf Nationen waren am Start. Kein Witz! Es drohte der Flop. Wahrscheinlich war die FEI am […]
Fritz Pape: Abschied am 1. September
Die Trauerfeier und Beerdigung unseres verstorbenen Freundes Fritz Pape findet am kommenden Freitag, 1. September, um 13 Uhr an der Kapelle und dem Friedhof bei Schloss Sindlingen über Herrenberg statt. Für Ortsunkundige: Schloss Sindlingen ist zu erreichen über die A81 (Bodenseeautobahn) unweit von Stuttgart, Ausfahrt Herrenberg. In der Stadtmitte geht’s links in Richtung Horb, dann außerhalb von Herrenberg rechts hinauf nach Sindlingen.
WM ’26: Aachen will ganz hoch hinaus!
Seit vielen Wochen pfeifen es die Spatzen in Aachen und Warendorf von den Dächern. Nun ist es (endlich) offiziell und amtlich. Der Aachen-Laurensberger Rennverein und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bewerben sich beim Weltverband (FEI) um den Zuschlag zur Ausrichtung der Weltmeisterschaften 2026. In der Soers, wo 2006 schon einmal die Weltreiterspiele stattgefunden haben, will man die Titelkämpfe in sechs Disziplinen veranstalten: Springen und Dressur, Para-Dressur und Vielseitigkeit, Gespannfahren und Voltigieren. Die Entscheidung fällt auf der FEI-Jahrestagung am 18. November in Mexiko City.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich nach wie vor ein Fan der Idee von den Weltreiterspielen bin. Alle vier Jahre alle olympischen und (sofern gewünscht) auch nicht-olympischen Disziplinen an ein und demselben Ort. 1990 war die Premiere in Stockholm, 1994 waren wir in Den Haag, 1998 in Rom, 2002 in Jerez de la Frontera, 2006 in der Aachener Soers, 2010 in Lexington/Kentucky, 2014 in der Normandie und […]
Unser Freund Fritz Pape ist tot
Nach für ihn schweren, ja dramatischen Tagen und Nächten, ist unser Freund, der schon zu Lebzeiten legendäre Fritz Pape, wenige Wochen vor seinem 76. Geburtstag in Herrenberg gestorben. Pferdeleute im Südwesten, aber auch von Bayern bis Holstein und hinüber bis nach Irland trauern um Fritz, den einmaligen Reiter und Horseman mit dem markanten Schnauzer. Einen charismatischen Menschenfreund, der ungezählten Schülerinnen und Schülern (fast) jeden Alters die tiefe Passion zu den Pferden und zur Reiterei vermittelt und vorgelebt hat – so einen wird es nicht mehr geben. Mit Fritz Pape endet für die Vielen, die ihn gekannt und gemocht haben, eine Ära.
Fritz Pape war der Sohn eines Hoteliers aus Pforzheim. Sein Vater kaufte in den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das historisch wichtige Schloss Sindlingen über Herrenberg, ein historisch bedeutsames, Jahrhunderte altes Wasserschloss – Witwensitz von Franziska von Hohenheim, der Frau des Herzogs Carl Eugen von Württemberg.
Im Laufe der Jahrzehnte haben […]
Valkenswaard: Heimsieg für Sanne…
Auf der 13. und damit vorletzten Station der Global Champions Tour 2023 gab’s gestern im niederländischen Valkenswaard, der Heimat von Tourgründer Jan Tops, einen niederländischen Sieg: Die 25-jährige Sanne Thijssen und ihr 17-jähriger Holsteiner Hengst Con Quidam sicherten sich im Stechen den Großen Preis und 100 000 Euro Siegprämie. Kein deutscher Reiter kam ins Geld.
Wie üblich auf den Stationen der Global Tour, so standen auch gestern 38 Pferde auf der Startliste, 32 kamen in die Wertung, zehn ins Stechen: Weltmeister Henrik von Eckermann schaffte auf Glamour Girl mit 36,70 Sekunden die schnellste Zeit – leider ein Abwurf und „nur“ Platz sechs, Prämie 13 500 Euro. Hinter der Siegerin Sanne Thijssen, die Anfang Mai in Mannheim mit ihrem Quidam die „Badenia“ gewonnen hatte, ritt Max Kühner, Stammgast auf der Tour, mit seinem Up Too Jacco Blue auf Platz zwei, Prämie 60 000 Euro.
Der Olympiasieger Ben Maher belegte auf Dallas Vegas Platz […]
Sebastian Coe for President!
Nein, Sebastian Coe ist kein Reiter. Ich weiß überhaupt nicht, ob dieser Mann jemals in seinem Leben, das jetzt etwas länger als 66 Jahre währt, auf einem Pferd gesessen hat. Da er aus England stammt, scheint mir das durchaus möglich zu sein. Aber darum geht es hier und heute gar nicht. Sebastian Coe besitzt vielmehr die große Chance, 2025 zum Nachfolger des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach gewählt zu werden. Was das, im Fall des Falles, wiederum mit der Reiterei zu tun hat, das erkläre ich Ihnen, Liebe Leser*innen, in meinem aktuellen Blog.
Also das ist so: Seit einiger Zeit kursieren wilde Gerüchte im hippologischen Internet. Dort heißt es folgendermaßen: Ingmar de Vos (60), seit 2014 Präsident des Weltverbandes der Reiter (FEI), setze allen ihm zu Gebote stehenden Ehrgeiz daran, in zwei Jahren zum Nachfolger des IOC-Präsidenten Thomas Bach gewählt zu werden. Schon seit 2017 sei Ingmar de Vos bekanntlich IOC-Mitglied.
Und weiter […]
London: Mein Kompliment für Jessica…
Während die internationale Reiterwelt gestern auf den spannenden Ausgang der Buschreiter-EM in der Normandie schaute, gab’s in London die zwölfte von 15 Stationen auf der Global Champions Tour. In der künstlich aufgebauten, offenen Arena beim Medical Center war der Große Preis mit 350 000 Euro ausgestattet. Die Siegprämie von 115 500 Euro ging an Jessica Springsteen mit ihrem Olympiapferd von Tokio, dem 14-jährigen Belgier Don Juan. Es war der erste Sieg der 31-jährigen, seit sie auf der Tour mitreitet. Die angereisten Deutschen gingen gestern leer aus.
Jessica Springsteen stammt aus reichem Haus, ihr Vater Bruce ist der berühmteste Alt-Rocker der Welt – aber ihre Pferde wissen von all dem nichts. Als Jessica vor zwei Jahren von ihrem Teamchef Robert Ridland für das olympische Turnier in Tokio nominiert wurde, da dachte sich manch einer im Geheimen, man habe der Tochter von Bruce Springsteen irgendwie einen Gefallen tun wollen. Völlig falsch! Dass das […]
Haras du Pin: Der große Sieger heißt für mich Chris Bartle!
Die 36. Europameisterschaft der Buschreiter endet mit der 24. Goldmedaille seit 1953 für die Equipe aus Großbritannien. In der Einzelmeisterschaft gibt es einen britischen Doppelsieg durch Rosalind Canter, die Weltmeisterin von 2018, und ihre Teamkollegin Kitty King. Damit hat der britische Teamchef Chris Bartle einmal mehr die Dominanz seiner Reiterinnen unter Beweis gestellt und ebenso die Dominanz seines Managements. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris haben die Briten ihre Rolle als Topfavoriten glänzend herausgestellt. Sandra Auffarth holte die Bronzemedaille, Christoph Wahler belegte Platz vier, der Debütant Jerome Robine wurde Sechster.
Ehe uns die abschließenden Stimmen und Kommentare aus Haras du Pin erreichen, hier die wichtigsten Fakten zum Ausgang dieser EM. Um Haaresbreite wäre es Rosalind Canter geglückt, diese schwere Vier-Sterne-Prüfung mit ihrem Dressurergebnis von 21,3 Minuspunkten zu gewinnen. Nachdem sie gestern als einzige des 56 Starter großen Feldes den verkürzten Geländekurs ohne Zeit- und Hindernisfehler bewältigt hatte, musste sie […]
EM in Haras du Pin: Starke Briten führen – Michael Jung ausgeschieden
Dieser Geländetag bei der 36. Europameisterschaft der Buschreiter in der Normandie war leider keine Werbung für die Vielseitigkeit. Bei schlechtem Boden nach starken Regenfällen erwies sich das Geläuf als ähnlich schlecht wie bei der WM von 2014 an gleicher Stelle. Michael Jung, der Führende nach der Dressur, schied durch einen Sturz am Einsprung zum letzten Wasser, dem Sprung 24, aus. Pferd und Reiter sind ok. An der Spitze des Feldes liegen die beiden Britinnen Rose Canter und Kitty King, dahinter Sandra Auffarth auf dem Bronzeplatz. Auch das britische Team führt mit 98,7 Punkten erwartungsgemäß vor Deutschland (126,0), Frankreich (126,2) und Irland (136,4).
Im Jahr 2009 hat Michael Jung mit seinem Sam bei der EM in Fontainebleau die internationale Bühne der Buschreiterei betreten – mit der Bronzemedaille in der Einzelwertung. Heute ist der 41-Jährige zum ersten Male in seiner Karriere in einem großen Championat ausgeschieden. In seiner ersten Stellungnahme vor Ort sagte […]
Dublin: Die Eidgenossen in Topform
In der irischen Hauptstadt geht an diesem Wochenende die Ära der alten Nationscup-Serie zu Ende. 2024 soll es, wie von mir ausführlich berichtet, die neue Serie „Longines FEI League of Nations“ starten. In Dublin dominierten gestern die Eidgenossen souverän, gewannen nach nicht weniger als acht(!) Nullrunden den Preis der Nationen vor den Iren und den Mexikanern. Eine deutsche Equipe war nicht am Start. Das Nationscup-Finale findet wie üblich im September in Barcelona statt.
Für die Schweizer unter ihrem Teamchef Michael Sorg war es der dritte Sieg in dieser Saison nach St. Gallen und Falsterbo. Steve Guerdat auf Venard, Brian Balsiger auf Chelsea, Martin Fuchs auf Leone Jei und Edouard Schmitz auf Gamin bekamen für ihren Erfolg die Siegprämie von 64 000 Euro. Für die von Michael Blake geführten Iren Duffy, Pender, O’Connor und Sweetnam, die nur zwei Nullrunden schafften und mit 12 Strafpunkten durchs Ziel gingen, gab’s 40 000 Euro.
Die Mexikaner […]
EM in Haras: Startzeit erst um 14 Uhr
Die Forderungen von Bundestrainer Peter Thomsen und anderen sind nicht ungehört geblieben. Angesichts des gestrigen Regens und der schwierigen Bodenverhältnisse wird die Geländestrecke dieser 36. EM in der Vielseitigkeit von knapp 6000 auf 4730 Meter verkürzt. Die Startzeit hat die internationale Jury von 12 Uhr auf heute 14 Uhr verschoben. Auf der Startliste stehen alle 56 Aktiven.
Wie gestern von mir berichtet, hatte Bundestrainer Peter Thomsen nach dem Ende der Dressur angesichts des Dauerregens die Forderung erhoben, die Strecke zu kürzen und einige Hindernisse mit ihren bis zu 40 Sprüngen herauszunehmen. Vor Kurzem hat man in Haras du Pin offiziell bekanntgegeben, dass die Geländestrecke jetzt von Hindernis 11 direkt zu Hindernis 17 geführt wird; am Hindernis 5 werden Veränderungen vorgenommen, um es zu entschärfen. Die erlaubte Zeit, die bisher bei rund 10 Minuten lag, wird auf 8 Minuten und acht Sekunden verkürzt.
Die Änderungen sind im Kreis der Trainer und Aktiven allgemein […]
Peter Thomsen: Strecke verkürzen und einige Sprünge raus!
Noch ehe der zweite Dressurtag bei dieser 36. EM der Buschreiter in der Normandie zu Ende war, hat der Bundestrainer Peter Thomsen im Dauerregen von Haras du Pin gesagt, was zu sagen war: „Unsere Dressurleistungen waren sehr gut! Alle Reiter haben sich weiterentwickelt. Michael hat allem die Krone aufgesetzt! Wir sind super im Plan. Morgen werden wir sehen, wie der Boden ist. Notfalls müssen wir längere Wege in Kauf nehmen, wenn die Pferde müde werden. Der Kurs sollte verkürzt und einige Sprünge herausgenommen werden!“
Mit dem Auftritt der sechs deutschen EM-Reiter*innen können Peter Thomsen, die Fans vor Ort und wir Daheimgebliebene mehr als zufrieden sein: Einmal mehr hat Michael Jung, der dreifache Europameister von 2011, 2013 und 2015, auf dem Dressurviereck seine eigene Maxime verwirklicht: „Ich möchte immer, wenn’s geht, mit einer Note unter der 20-Punkte-Marke starten.“ Nach glänzendem Ritt, für den es zurecht 8er, 9er und 10er gab, führt der […]
Haras du Pin: Neun Teams und 56 Aktive
Der Countdown läuft. In der Normandie sind die Weichen gestellt für die 36. Europameisterschaft in der Vielseitigkeit seit 1953. Nach der heutigen Verfassungsprüfung bleiben neun Mannschaften und insgesamt 56 Konkurrenten. Unser deutsches Team muss als drittes auf das Viereck nach Irland und Belgien. Die favorisierten Briten starten schon mal mit einem leichten Vorteil: Startplatz neun!
Morgen um Punkt zehn Uhr beginnt der erste von zwei Dressurtagen. Bereits um 10.18 Uhr ist die Debütantin Malin Hansen-Hotopp mit ihrem Carlitos Quidditch als erste des deutschen Teams an der Reihe. Christoph Wahler auf Carjatan, der Mannschafts-Weltmeister von 2023, startet um 15.24 Uhr. Jerome Robin auf Black Ice beschließt als Einzelreiter den ersten Tag um 17.41 Uhr.
Der Freitag beginnt ebenfalls um 10 Uhr. Sandra Auffarth, die Weltmeisterin von Haras du Pin des Jahres 2014, ist mit ihrem Viamant du Matz um 10.54 Uhr an der Reihe. Nicolai Aldinger und Timmo, ebenfalls Debütanten in einem großen […]
2023 kein Hallenturnier in München
Volker Wulff, einer der führenden Turniermacher in Europa, seit mehr als 25 Jahren Chef der von ihm gegründeten Agentur Engarde Marketing, sagt: „Hier und heute macht es leider keinen Sinn, die „Munich Indoors“ fortzuführen. Aber zu den Akten möchte ich sie auch noch nicht legen.“ In der Münchner Olympiahalle wird es also auch in diesem Jahr kein Turnier geben. Die Gründe dafür liegen, so Volker Wulff, in den Folgen der Pandemie und bei den auf breiter Front gestiegenen Kosten.
Wer die Münchner Olympiahalle kennt, erbaut zu den Olympischen Spielen von 1972, der weiß: Dieser veraltete Gebäudekomplex mit den steil ansteigenden Zuschauerrängen, damals errichtet für die Ballsportarten, ist für den Sport mit den Pferden nicht gerade ideal geeignet. Trotz vielerlei Versuchen in der Vergangenheit und einem durchaus attraktiven Programm aus Springen und Dressur ist es nicht gelungen, die Arena zu füllen.
Volker Wulff sagt: „Aktuell ist es durch die gestiegenen Kosten, die ein […]
Die Briten gegen den Rest der Welt
Wer mich und meine Blogs kennt, der weiß, dass ich ein Faible habe für die Sportgeschichte. Dabei geht’s mir keineswegs nur um hippologische Nostalgie und die Sehnsucht nach der vermeintlich so guten alten Zeit. Vielmehr tun wir heute gut daran, aus dem Rückblick auf die Anfänge, etwa die der Military bzw. der Vielseitigkeit, zu lernen und vernünftige Schlüsse zu ziehen für die zukünftige Entwicklung des Spitzensports. Übermorgen beginnt in der Normandie die 36. Europameisterschaft der Buschreiter. Ihre Anfänge liegen im Jahr 1953. Seither dominieren meistens die Briten – aber nicht immer.
Vom 22. bis 24. April 1953 erlebte Badminton House, der Landsitz des Duke of Beaufort in der Grafschaft Gloucestershire (zu deutsch: Klosterscheuer), dieses allererste kontinentale Championat: 40 Reiter aus sechs Nationen nahmen daran teil, 26 Aktive erreichten das Ziel. Allein 28 britische Reiter standen auf der Startliste, 20 von ihnen kamen in die Wertung. Den Titel sicherte sich der britische […]
Busch-EM: Mein erster Blick voraus nach Haras du Pin
Ich spüre die Ruhe vor dem Sturm. Kommende Woche, vom 9. bis 13. August, erlebt die Normandie die EM der Buschreiter. Vom 29. August bis zum 3. September folgt die EM der Springreiter in Mailand und vom 5. bis 10. September geht’s in Riesenbeck um die Europameisterschaften auf dem Dressurviereck. Allerhand los also. Langweilig wird es uns nicht werden. Hier und heute wage ich meinen ersten Blick voraus nach Haras du Pin.
In seinem Interview mit dem Pressedienst der FN hat Bundestrainer Peter Thomsen alle seine EM-Reiter*innen mit kurzen, prägnanten Sätzen charakterisiert. Wenn am kommenden Mittwoch, 9. August, die Verfassungsprüfung für die Pferde vorüber ist, werden Thomsen und der Ausschuss Vielseitigkeit festlegen, wer die vier Teamreiter sind, wer als Einzelreiter startet und wer die undankbare Rolle des Reservereiters übernehmen muss.
Peter Thomsen antwortet auf die Frage, wer genau seine Sechs für die EM sind: „Wir gehen sie mal alphabetisch durch. Nicolai Aldinger […]
Nationscup: Neue Serie, neue Probleme!
In St. Gallen knallten gestern die Sektkorken – zum einen, weil die Eidgenossenschaft gerade ihren Nationalfeiertag beging, zum anderen aber auch, weil St. Gallen und sein Gründenmoos eine Station auf der neuformierten „Longines League of Nations“ bleibt. Dazu kommen Rotterdam, Abu Dhabi und Ocala in Florida. Das Finale bleibt in Barcelona. „Not amused“ ist man hingegen bei den Verlierern im schwedischen Falsterbo, im polnischen Sopot, in Hickstead und in Dublin. Ob die Turniermacher dort auch weiterhin Nationenpreise ausschreiben, ist völlig offen.
Nach einiger Geheimniskrämerei und einiger Verzögerung ist der FEI-Präsident Ingmar de Vos nun an die Öffentlichkeit gegangen. Er wird mit folgenden Worten zitiert: „Wir haben eine historische Entscheidung für die Zukunft des Pferdesports getroffen. Bei dieser neuen Serie geht es darum, Einzelpersonen und Nationen für die Kernwerte unseres Sports zu begeistern: Kameradschaft, Teamgeist, Reitkunst und Spitzenleistungen. Seit über einem Jahrhundert spielt sie eine unschätzbare Rolle bei der Entwicklung des Pferdesports […]
Otto Becker nominiert sein EM-Quintett
Das Rätselraten ist vorbei, jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Marcus Ehning, Andre Thieme, Jana Wargers und Philipp Weishaupt – diese vier vertreten Deutschland bei der Springreiter-EM in Mailand. Gerrit Nieberg startet als Einzelreiter. Erste Reserve bildet Christian Kukuk. Statt der von ihm selbst angekündigten sogenannten Longlist haben der Bundestrainer und der Springausschuss des DOKR doch gleich mal Nägel mit Köpfen gemacht. Damit weiß jeder, woran er ist. Gut so.
Mit meinem mutigen Rätselraten von der vergangenen Woche darf ich einigermaßen zufrieden sein: Marcus Ehning mit Stargold und Jana Wargers mit Limbridge hatte ich richtig auf meinem Zettel. Doch das vorherzusagen, war nun wirklich nicht sonderlich schwer. Auch mein Tipp, dass Gerrit Nieberg mit seinem Ben einen EM-Start verdient habe, war richtig – dass es für alle Teams in Mailand die Chance gibt, einen Einzelreiter zu nominieren, wusste ich schlichtweg nicht.
Die Nominierung von Andre Thieme mit seiner Chakaria hat mich […]
Robert Whitaker holt den Gold Cup
Die britische Reiterfamilie Whitaker, wohl die größte und erfolgreichste der Welt, setzt beim „98. King George V. Gold Cup“ im südenglischen Hickstead ein neues historisches Zeichen: Robert Whitaker (40) trägt sich mit dem zehnjährigen Vermento erstmals in die Siegerliste ein – nach seinem Vater John und seinem Onkel Michael. Siegprämie 50 325 Euro. Beste deutsche Reiterin war Jörne Sprehe auf Hot Easy auf dem elften Rang (1525 Euro).
Zum Abschluss der „International Royal Horse Show“ sah der 1911 von König Georg V. durch die Stiftung eines Goldpokals begründete Große Preis 44 Pferde auf der Startliste, neun davon im Stechen, zugleich aber gaben 13 Reiter auf. Robert Whitaker, von dem wir wissen, dass sein Reitstil dem seines Vaters John zum Verwechseln ähnelt, schaffte im Stechen die einzige Nullrunde. Forscht man im weltweiten Internet nach ihm, so erfährt man, dass er 2011 ohne Sattel eine 2,12 Meter hohe Mauer überwunden hat, was wohl […]
„The King George V. Gold Cup“ ist das älteste Springen der Welt
Hätten Sie’s gewusst? Nein? Schämen Sie sich nicht, ich auch nicht. Aber in meiner gut sortierten, hippologischen Bibliothek bin ich fündig geworden. Morgen erlebt das wichtigste Turnier auf der britischen Insel, die „Royal International Horse Show“ in Hickstead, seinen Höhepunkt und Abschluss mit dem Großen Preis. Den gibt es, ob Sie’s glauben oder nicht, seit 1911! Und weil nach feiner englischer Art alle historischen Wettkämpfe einen besonderen Namen tragen, heißt er „King George V. Gold Cup“. Beim Nachlesen seiner bewegten Geschichte bekomme ich Gänsehaut.
Wir schreiben die Tage vom 12. bis 24. Juni 1911. In der Olympia Hall von London beginnt die fünfte Royal Horse Show – unterbrochen durch die Krönung Georg des V. (also des Fünften). Zu diesem Anlass stiftet der neue König der Briten dem Turnier einen Goldpokal im Wert von 500 Pfund. Erster Sieger wird der russische Hauptmann Dimitri van Exe auf einem Pferd namens Piccolo vor dem […]
Hickstead: 36 Strafpunkte für Ottos Equipe
Den Preis der Nationen beim Traditionsturnier im südenglischen Hickstead wollen wir hier und heute nur ganz kurz streifen, um dann ohne viele Umschweife nach vorne zu blicken. Frei nach dem Motto: Nicht der Rede wert! Ich vermag aus dem Stegreif nicht zu sagen, wann eine deutsche Equipe in einem Nationenpreis jemals 36 Strafpunkte gesammelt hat. Gestern war das leider der Fall. Eine Stellungnahme dazu vom Bundestrainer gibt es bis zur Stunde (11.45 Uhr) noch nicht. Dass Otto Becker enttäuscht ist, liegt derweil auf der Hand. Große Erkenntnisse dürfte er nach diesem sechsten Platz bei insgesamt acht Konkurrenten nicht gewonnen haben.
Soviel lässt sich immerhin sagen: Nach St. Gallen, Sopot, Rotterdam und Falsterbo war Hickstead die fünfte Station im „Longines Jumping Nationscup 2023.“ In St. Gallen siegten die Eidgenossen, in Sopot die Belgier, in Rotterdam die Niederländer, in Falsterbo die Schweizer und gestern in Hickstead die gastgebenden Briten. Geführt von der ehemaligen […]
Auf zum heiteren Rätselraten!
Stellen Sie sich, liebe Leserinnen und liebe Leser, einfach mal vor, wir säßen zusammen an unserem wöchentlichen Reiterstammtisch und einer von den Neunmalklugen würde plötzlich fragen: „Was glaubt ihr? Wen wird Otto Becker nominieren für die Springreiter-EM im September in Mailand?“ Ein tolles Thema. Jeder kann mitreden. Jede darf ausplaudern, wen sie am liebsten reiten sieht über die ganz hohen Sprünge. Manch einer wird vielleicht so frank und frei erklären, wen er gar nicht mag. Es ist halt fast so wie im Fußball: Am echten und wahren Reiterstammtisch finden wir nur Bundestrainer*innen, die es ganz genau wissen, ja, die es immer schon gesagt haben.
Heut‘ und hier tu‘ ich mal so, als säße ich mit am Stammtisch. Soll hinterher nur ja keiner kommen und sagen, es habe sich mal wieder um prima Stammtischniveau gehandelt. Von wegen. Erfahrung ist bekanntlich durch nichts zu ersetzen. Vorweg schon mal die aktuellen Fakten: Am Wochenende […]
Riesenbeck: Harrie vor Max und Daniel
Ludger Beerbaum und sein Team von „Riesenbeck International“ waren zum ersten Male die Gastgeber einer Station auf der Global Champions. Anfang September werden sie die Gastgeber für die Europameisterschaft der Dressurreiter sein. Ludger sagte heute: „Das EM-Kür-Finale am 10. September ist bereits ausverkauft.“ Ausverkauft war die große Arena von Riesenbeck heute, bei durchwachsenem Wetter nicht – gleichwohl gab’s im Großen Preis, dem elften auf der Tour, ein spannendes Stechen um die Siegprämie von exakt 103 950 Euro. Harrie Smolders, die Nummer drei der Weltrangliste, siegte verdient auf dem elfjährigen Uricas.
Den patriotischen Westfalen und ihren Gästen wäre es natürlich am liebsten gewesen, einer der Ihren hätte die goldene Schleife erobert. Leider klappte das heute nicht: Hinter Max Kühner auf Elektric Blue (63 000 Euro Prämie) belegte Daniel Deusser mit Killer Queen Rang drei (47 250 Euro). Daniel nahm’s gelassen, kann nach seinem zweiten Platz im Großen Preis von Aachen sehr wohl […]
Riesenbeck als ein neuer Leuchtturm
Jetzt haben wir es quasi schwarz auf weiß: Riesenbeck international, nur einen Steinwurf entfernt von Münster, bleibt in den kommenden Jahren eines der wichtigen internationalen Springturniere in Deutschland. Am Rande der ersten, von ihm ausgerichteten Station auf der Global Champions Tour, sagte Hausherr Ludger Beerbaum heute: „Wir haben mit Jan Tops einen Vertrag geschlossen für drei Turniere, danach auf Optionen für zwei weitere Jahre.“ Also kurz und knapp: Rechnet man die Dressur-EM Anfang September hinzu sowie die vielfältigen anderen Aktivitäten – Riesenbeck wird ein Leuchtturm im europäischen Spitzensport rund um die Pferde.
Dass es an der von Jan Tops kreierten Global Champions Tour auch Kritik gibt, klammert Ludger Beerbaum nicht aus. Häufig angesprochen, auch von mir hier in meinem Blogg, geht es unter anderem um die Vergabe bzw. den Verkauf von Startplätzen über VIP-Tische im VIP-Bereich, aber auch um hohe Preisgelder sowie – ganz aktuell heute am Nachmittag – um die […]
Bruce Springsteen am Hockenheimring und Tochter Jessica in Riesenbeck
Der Mann ist 73 und eine weltberühmte Rocklegende, seine Tochter ist 31 und noch auf dem Weg, eine Legende im Springsattel zu werden. Während Jessica übers Wochenende bei der Globaltour in Riesenbeck startet, spielt Vater Bruce am Freitagabend auf dem Hockenheimring und am Sonntagabend im Münchner Olympiastadion. Ob die beiden Springsteens dem Riesenbeck International die Schau stehlen können, wird sich erweisen. Ludger Beerbaum jedenfalls erwartet kurz nach seinem Rücktritt vom großen Sport ein selten starkes Starterfeld.
Seit Tagen schon vibriert das Internet: 80 000 Rockfans, so heiß es da, hätten sich Karten beschafft für das Motodrom im nordbadischen Hockenheim. Kostenpunkt so um die 250 Dollar pro Stück. Auch im Münchner Olympiastadion von 1972 haben wenigstens 60 000 Menschen Platz. Bruce Springsteen, den sie – nicht nur in den USA – den „Boss“ nennen, zieht die Massen magisch an. Seitdem seine Tochter 2021 bei den Olympischen Reiterspielen in Tokio Teamsilber mit der […]
Traurige Tage für die Buschreiterei
Heute am Vormittag hat die FN das deutsche Team für die EM in der Vielseitigkeit bekannt gegeben. Das wäre für alle Fans der Buschreiterei eigentlich ein Grund neugierig und voller Vorfreude dem Championat vom 9. bis 13. August in der Normandie entgegen zu sehen. Aber leider hat die „Krone der Reiterei“ dieser Tage zwei tote Pferde zu beklagen: Nadine Marzahl musste ihre Valentine nach einem Trümmerbruch auf freier Strecke in Jardy einschläfern lassen. Gleiches blieb der US-Amerikanerin Tamra Smith nicht erspart – in Luhmühlen hatte sich ihre Stute California im ersten Wasser einen komplizierten Bruch des Knies zugezogen.
Die Trauer und das Bedauern klingen in beiden Fällen gleich. Die Reiterinnen und ihr Umfeld sind schockiert, sind untröstlich. Valentine FRH hatte unter ihrer Reiterin binnen zehn Jahren 61 internationale Prüfungen bestritten. Tamra Smith war mit ihrer zwölfjährigen Stute California erstmals in Luhmühlen gestartet. Nadine Marzahl war in Luhmühlen auf Platz vier der […]
Heute La Coruna – bald schon Riesenbeck
Bertram Allen, der Ire aus dem Münsterland, schien mir ziemlich verwirrt, so als wollte er sagen: Ja, wie jetzt? Ich hab‘ hier irgendwie gewonnen? Oder was? Ja, hat er: Auf der zehnten Station der Global Champions Tour siegte Bertram auf Pacino Amiro im Stechen vor der unbekümmert kämpfenden Ioli Mytilineou aus Griechenland auf L’artiste de Toxandra. Bester Deutscher war Geritt Nieberg mit Blues d’Aveline auf Rang zwölf. Aber schon geht unser Blick voraus zur elften Tourstation in Riesenbeck.
Mitunter scheint es mir ratsam, nicht immer nur den Sportteil der Tageszeitung zu beachten, sondern auch den Wirtschaftsteil. So entdeckte ich dieser Tage im Wirtschaftsteil der angesehenen FAZ einen Text zum Thema: Uhrenhersteller wächst stärker als erwartet. Gemeint ist die Schweizer Swatch-Group, zu welcher uns allen bekannte Uhrenmarken gehören wie etwa: Omega, Breguet, Blancpain, Glashütte Original, Tissot, Swatch und nicht zuletzt Longines! Man habe, so heißt es da, im ersten Halbjahr 2023 „den […]
Der Sam-Züchter Günther Seitter ist tot
Vor einem Jahrzehnt, im Februar 2013, ist mein Buch „Michael Jung – Vielseitig zum Doppelgold“ erschienen. Es schildert den sagenhaften Aufstieg des Jahrhunderttalents aus Horb-Altheim zum Olympiasieger von London 2012. Ohne den Württemberger Wallach Sam und dessen Züchter, den schwäbischen Tüftler und Autodidakten Günter Seitter, hätte es diese legendäre Sportkarriere gar nicht gegeben. Vor wenigen Tagen ist Günter Seitter nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren gestorben.
Günter Seitter, in Aidlingen unweit von Sindelfingen geboren, war der Sohn eines Hufschmieds. Als Kind begleitete er seinen Vater oft, schaute ihm über die Schulter, half ihm beim Beschlagen der Pferde. Sein Vater hatte ihn geprägt: „Mein Vater war fleißig und bescheiden, seine Arbeit war hart. Geld hatte unsere Familie nicht. An das Reiten oder gar an eigene Pferde war nicht zu denken. Mein Schlüsselerlebnis als Kind war ein Sonntagsausflug nach Marbach, ins Haupt- und Landgestüt. Diese wunderbare Welt der Pferde, die […]
Auf der Achterbahn des Spitzensports
Vor einer Woche waren wir noch in der Soers oder haben vor der Glotze gesessen, um live dabei zu sein, wenn alle Welt neugierig mitfiebert, wer denn nun anno 2023 den Großen Preis von Aachen gewinnt. Marcus Ehning und sein Stargold haben uns die Freude gemacht. „Wir sind Sieger!“ So hätte die Schlagzeile der Boulevardgazette mit den vier großen Buchstaben lauten können. (Aber die Bild war heuer in Aachen gar nicht vertreten. Eine andere Geschichte.) Wir blicken indessen mit hohem Interesse auf die Weltranglisten, wohlgemerkt: Die Wettkämpfe beim „Tschio“ sind darin noch gar nicht eingepreist. Die Mühlen der FEI mahlen recht langsam.
Am weitesten gediehen sind die Vorbereitungen unserer Dressurequipe im Blick auf die Europameisterschaft bei Ludger Beerbaum in Riesenbeck (4. bis 10. September). Am 2. Juli, dem Schlusssonntag von Aachen, haben Monica Theodorescu und der Dressurausschuss ihre Longlist veröffentlicht: Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera, Sönke Rothenberger mit Fendi, Frederic Wandres […]
Stichwort Schleyerhalle: Neue Fakten
Immer, wenn von der Schleyerhalle in Stuttgart die Rede ist und vom „German Masters“, steigen auf meinem Blog die Klickzahlen. Das zeigt, welches Interesse man in der internationalen Reiterszene diesem Thema beimisst: Wie steht’s aktuell um den Abriss und den Neubau? Kurz und knapp: Am 26. Juli soll der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss fassen über die Finanzierung. Es geht um 350 Millionen Euro – Tendenz steigend. Im Stadtparlament gibt es eine politische Mehrheit für das Projekt.
Eigentlich sollte der städtische Eigenbetrieb „in.Stuttgart“, der die Schleyerhalle und die benachbarte Porsche Arena verwaltet und vermarktet, bereits im Frühjahr eine Machbarkeitsstudie vorlegen. Erst vor wenigen Tagen ist dies geschehen. Die Gremien des Gemeinderates wurden nicht-öffentlich informiert, doch soviel ist bekannt geworden: Das Bürgermeisteramt und die Ratsverwaltung sind der Ansicht, dass die 1983 eingeweihte Halle am Cannstatter Wasen technisch und baulich veraltet ist und keine Zukunft mehr hat. Eine bloße Sanierung reiche bei weitem nicht aus, […]
Die rastlosen Aachener
Der Applaus im riesigen Reitstadion der Soers ist noch nicht so recht verklungen – man meint, das Echo aus den nahen Wäldern noch zu hören: Da gibt Birgit Rosenberg, die neue Turnierchefin, die Pläne der Aachener CHIO-Macher bekannt. 2024 wird man den 100. Gründungstag des weltbekannten Reitturniers angemessen feiern, 2026 möchte man in der Soers die Weltmeisterschaften der Springreiter, der Dressurreiter und der Reiter mit Handicaps ausrichten. Das alles frei nach dem Motto der „Öcher“: Stillstand bedeutet Rückschritt.
Während meiner Woche 2023 in der Soers habe ich (leider, leider) den hässlichen Hinterhof des Aachener Sportparks kennenlernen dürfen: Beim alten Polizeipräsidium, das seit Jahren leer steht, weil es wohl mit Asbest verseucht ist, hat der Veranstalter mir und manch anderen Medienleuten einen Parkplatz zugewiesen. Meinen über viele Jahre angestammten Platz im Parkhaus beim Tivoli-Fußballstadion hat man lieber anderen genehmigt. Quasi degradiert zu werden, darüber war ich „not amused“. Immerhin weiß ich jetzt […]
Vergessen Sie Monaco nicht!
Während sich die große Welt des Pferdesport beim Weltfest in der Aachener Soers versammelt hatte, traf sich die noble kleine Welt der Schönen und Reichen in Monte Carlo an der Cote d’Azur zur neunten Etappe der Global Champions Tour. Den Großen Preis, dotiert mit 1,5 Millionen Euro – genau so viel wie im Großen Preis von Aachen – gewann der Franzose Julien Epaillard auf Donatello. Seine Siegprämie betrug 495 000 Euro – fünftausend weniger als für Marcus Ehning in der Soers.
Meine Vermutung ist übrigens aufgegangen: Julien Epaillard, 45 Jahre alt, zählt schon seit drei Jahren zu den Exponenten eines Trends, der sich mehr und mehr verstärkt: Er reitet alle seine Springpferde ohne Hufeisen! Dasselbe propagiert Henrik von Eckermann, der Weltmeister. Deshalb haben beide den Start auf einem Sandplatz in Südfrankreich der Soers vorgezogen, wo bekanntlich auf Rasen geritten wird.
Für Epaillard ist die Rechnung glänzend aufgegangen, für Eckermann allerdings nicht: Er […]
Historische Tage in der Soers
Marcus Ehning gewinnt zum dritten Mal den Großen Preis von Aachen. Ludger Beerbaum rührt Tausende zu Tränen, verabschiedet sich spontan vom Springreiten auf der ganz großen Bühne. Der umstrittene McLain Ward nimmt seine Stute Azur aus dem Sport. Simone Blum verabschiedet ihre WM-Siegerin Alice, Ingrid Klimke ebenso ihren Hale Bob. Jessica von Bredow-Werndl schafft mit ihrer Dalera das Triple. Beim „Tschio“, wie die Aachener ihr Reitturnier liebevoll und selbstbewusst nennen, gab’s auch 2023 wieder einen starken Hauch der Sportgeschichte.
Am 26. August wird in Riesenbeck mächtig gefeiert: Ludger Beerbaum wird sechzig! Ob’s wirklich so kommt, weiß ich gar nicht so genau. Vielleicht entgeht der heute noch 59-Jährige ja auch all dem zu erwartenden, womöglich von ihm selbst befürchteten Trubel, indem er mit seiner Familie einen unbekannten Ort aufsucht, um einmal in aller Ruhe unter sich zu sein. Ich tät’s ihm gönnen. Denn die beiden letzten Jahre waren keine leichte Zeit für […]
CHIO: Die Ritte zur Unsterblichkeit
Am riesigen Richterhaus in der Soers hängen sie, weithin sichtbar: Die Tafeln mit den ewigen Bestenlisten darauf. Wer dort verewigt ist, der darf mit Fug und Recht von sich behaupten, er oder sie gehörten zu den Großen der Großen. Philipp Weishaupt beispielsweise sank 2016 spontan auf die Knie, als er auf dem Sattelplatz erfuhr, dass er der neue Sieger im Großen Preis von Aachen ist. Unbeschreibliche Momente, die man ein Leben lang nicht vergisst. Heute Mittag um 14 Uhr läutet mal wieder die Startglocke zum großen Finale.
Bevor es aber so weit ist, schreibe ich zur Einstimmung hier ein paar Skizzen aus den hippologischen Annalen. 1924 war das Gründungsjahr des Aachener „Tschio“. 1927 führte man den Großen Preis ein: Ein Mann namens Lotz siegte auf seinem Pferd namens Olnad. 1933 Heinz Brandt auf Coralle, 1939 der legendäre „Micky“ Brinkmann auf Baron. Viel Geld war damals nicht im Spiel, dafür umso mehr […]
Aachen: Jessica nennt es „Pilotenfehler“
Einen Nachmittag wie diesen habe ich lange nicht mehr erlebt. Grand Prix Spezial in der Soers – Entscheidung im Nationenpreis für die Dressurreiter. Über die starke Leistung von Sönke Rothenberger auf seinem Fendi geht es in einem früheren Blog. Hier und jetzt meine Stichworte zum Finale in diesem denkwürdigen Wettbewerb. 6300 Zuschauer sind begeistert, applaudieren herzlich – geben Charlotte Dujardin, Nanna Merrald und Charlotte Fry das gute Gefühl, hier in Aachen willkommen zu sein. Jessica gewinnt die Prüfung mit 81,021 Prozent vor Charlotte mit 80,787 und Nanna mit 80,340. „Lottie“ und ihr Everdale werden unterbewertet!
Die neun Galoppwechsel von Sprung zu Sprung zwischen den beiden Pirouetten auf der Mittellinie – einer der Knackpunkte im Spezial. Jessica von Bredow-Werndl hat als vorletzte Reiterin die Kampfansage der Konkurrentinnen angenommen und das Risiko sichtlich erhöht. Jetzt aber misslingen ihr diese neun Sprungwechsel. Wenig später, vor Kameras und Mikrofonen, sagt sie: „Das war ein Pilotenfehler!“ […]
Kompliment für Sönke Rothenberger!
Zu den Herausforderungen der klassischen Reitkunst gehört es auch, einem noch jungen, verunsicherten Pferd das Vertrauen und die Ruhe zurückzugeben. Das hat soeben, 10.10 Uhr an diesem Samstag, Sönke Rothenberger auf seinem erst neunjährigen Fendi überzeugend demonstriert. Vor zwei Tagen ging das Debüt der beiden im Grand Prix von Aachen ziemlich daneben – heute konnte der 28-Jährige sein gutes Konzept, nämlich defensiv zu agieren, keinen Druck auszuüben, goldrichtig umsetzen. 74,830 Prozentpunkte sind der verdiente Lohn. Chapeau!
Sichtlich erleichtert und froh, dass er die richtige Strategie angewandt und umgesetzt hatte, sagte Sönke nach seinem Ritt: „Wir haben mit den Bundestrainern entschieden, dass wir gestern am Übergang vom Grand Prix zum Spezial heute ein ruhiges Training machen. Wir wollten mein Pferd keinesfalls müde machen, sondern ihm in erster Linie das Vertrauen zurückgeben. Wir haben im Dressurstadion trainiert, wo er am Vortag zum ersten Mal war und ziemlich nervös wurde. Monica Theodorescu hat zu […]
CHIO: Ingham vor Jung und Smith – Deutsches Team gewinnt
Durch die Soers fegt ein böiger Wind, es fängt an zu regnen. Schwierige Vorzeichen also für den Geländetag der Buschreiter, der um 10 Uhr begonnen hat. 25 Hindernisse und Kombinationen über knapp 4000 Meter sind zu bewältigen. 44 Teilnehmer stehen auf der Startliste. Wir erwarten einen Zweikampf an der Spitze zwischen Michael Jung, der auf Platz zwei liegt, und der britischen Equipe mit Tom McEwen, der in Führung liegt, dahinter Yasmin Ingham, die Weltmeisterin, knapp dabei Tim Price für Neuseeland, William Coleman aus den USA auf Rang fünf. Selten sah man in der Soers einen derart spannenden Wettkampf: Weltmeisterin Yasmin Ingham gewinnt mit 27,1 zu 27,2 vor Michael Jung. Die Gastgeber gewinnen die Teamwertung mit 104,1 Punkten vor den USA mit 108,2 und den Briten mit 136,6 Punkten.
Zur Einstimmung an dieser Stelle wieder ein Stück Aachener Sportgeschichte: 2007 gab’s die erste Vielseitigkeit hier in der Soers, Von 2012 an […]
Buschreiter in der Soers: McEwen vor Jung und Ingham
Zugegeben, es ist nur ein Zwischenresultat ohne lange Lebensdauer, denn beim „Tschio“ in der Soers ist die Reihenfolge für die Buschreiter dem dichten Zeit- und Prüfungsplan angepasst: Heute waren Dressur und Springen, morgen folgt der traditionelle Geländeritt ab 10 Uhr. Nach der Dressur und Springen führt der Brite Tom McEwen, der Silbermedaillengewinner von Tokio, vor Michael Jung, dem dreifachen Goldmedaillengewinner von London und Rio, und Weltmeisterin Yasmin Ingham. Eine hochkarätige Gesellschaft also.
Selbst ein Michael Jung ist nicht unfehlbar – was sich heute auf kuriose Weise gezeigt hat: Aus irgendwelchen Gründen hatte der Reitmeister seinen Frack, den er zu tragen hat, wenn’s offiziell für Deutschland zu Sache geht – vergessen! Tja, sowas gibt’s auch in den besten Kreisen. Was tun? Ganz einfach: Der Frack von Sönke Aldinger passt wie maßgeschneidert – na ja, fast wie angemessen. Gerne hat Sönke seinen Frack für gut zehn Minuten an den großen Meister ausgeliehen. Von […]
Matthias Rath: Unser Turnier in Donaueschingen startet im September 2024
Matthias Rath hört und sieht man die Begeisterung an und spürt seinen Tatendrang, das Traditionsturnier in Donaueschingen in eine neue, bessere Zukunft zu führen. Am Rande des Dressurstadions in der Soers antwortete er am Nachmittag spontan auf meine Fragen zum Konzept und zum Stand der Vorbereitungen. Termin für die Premiere soll die Mitte des Septembers 2024 sein. Bereits im kommenden September, so kündigte Matthias Rath an: „Wir werden in Donaueschingen unser Konzept und unsere Ideen vorstellen.“ Ich bin mir ganz sicher: Auf der Baar zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb wird man das sehr gerne hören.
Meine Frage: „Was hat Sie eigentlich geritten, sich um die Führung dieses Traditionstuniers zu bewerben?“
Antwort: „Wir haben ja in Deutschland in den vergangenen Jahren viele unserer alten, wichtigen Turniere verloren. Leider. Ich selbst fahre viel öfter als früher zu guten Turnieren ins Ausland. Deshalb möchten wir dazu beitragen, dass dieses renommierte Turnier in Deutschland erhalten bleibt […]
Schweizer vor Briten und Belgiern – Deutschland auf Platz fünf
Hier und heute geht’s um den klassischen Preis der Nationen für die Weltelite der Springreiter. Heute Abend stand in der ausverkauften Soers, also vor 40 000 Zuschauern, der 67. Nationenpreis seit 1952 auf dem Programm. 23mal haben die gastgebenden deutschen Equipen gewonnen. Kurz und knapp das Resultat: Die Schweiz gewinnt nach 20 Jahren mal wieder in Aachen. Chapeau! Dahinter Briten, Belgier, Amerikaner, Deutsche, Schweden, Franzosen und Niederländer.
Wenn wir uns der Geschichte des Nationenpreises in Aachen widmen, kommen wir nicht um die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte im Zwanzigsten Jahrhundert herum. 1924 begründeten die Vorstände des Aachen-Laurensberger Rennvereins ihr Turnier mit Pferderennen. 1929 wurde der allererste Nationenpreis ausgerichtet, die Schweden siegten. In den Annalen bis zum Kriegsbeginn 1939 finden wir fünfmal die Siege für das „Deutsche Reich“.
Kurz bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, holten die Kavalleristen ihren letzten Erfolg, während des Krieges und weiter bis 1951 gab’s keine Nationenpreise. Der einfache […]
Aachen: Juri Mansur kommen die Tränen
Dieser Mann schämt sich seiner Tränen nicht. Juri Mansur, 44 Jahre alt, vom Pferdepfleger zum internationalen Topspringreiter gereift, feiert in dieser Nacht mit seiner Familie, Frau und Kindern sowie zwei Händen voller Freunde den größten Einzelerfolg seiner Karriere: Sieg im Preis von Europa in der gut besuchten Soers. 50 000 Euro Siegprämie und dazu diese historische Besonderheit: Es war der siebte Sieg in diesem Klassiker für Brasilien. Wirklich der siebte?
Wer der internationalen Springreiterei nahesteht und sie mit Spannung verfolgt, der ahnt natürlich, was jetzt kommt: 1957 haben die Aachener Turniermacher den „Preis von Europa“ kreiert – kein Wunder, steht die alte Kaiserstadt doch für die friedliche und leuchtende Idee eines geeinten Europa. Erster Sieger war Hans Günter Winkler auf der legendären Halla. Dann kam die Siegesserie von Nelson Pessoa auf verschiedenen Pferden: 1962, 1964, 1970 und – man glaubt es kaum- nochmal 1988. Sohn Rodrigo, der in diesem Jahr mal […]
Kasselmann sagt Ludwigsburg ab
Schade, wirklich sehr schade. Uli Kasselmann, der erfahrene Turniermacher aus Hagen am Teutoburger Wald, sieht keine Chance mehr auf die Fortsetzung seiner Dressurturniere vor Schloss Monrepos in Ludwigsburg. Vor wenigen Minuten sagte er mir am Dressurstadion in Aachen: „Wir können das Dressurturnier leider nicht fortsetzen – ich sage es hiermit ab!“ Begründung: „Die Behörden haben uns zu viele Auflagen erteilt, die wir nicht akzeptieren können.“
Isabell Werth lobte die Premiere vor zwei Jahren so: „Ich bin begeistert von dieser historischen Anlage und dem idyllischen Park.“ Auch Dorothee Schneider und viele andere Aktive machten dem Schlosspark von Ludwigsburg sowie dem Ausrichter Uli Kasselmann und seinem Team vielerlei Komplimente. Noch vor wenigen Wochen äußerte sich der Macher internationaler Turniere auf seiner Anlage in Hagen zuversichtlich, in Ludwigsburg eine neue Tradition anspruchsvoller Dressurturniere schaffen zu können.
Vor wenigen Minuten allerdings klang das ganz anders: „Wir bräuchten vor dem Monrepos einen anderen, besseren Reitboden. Aber das […]
Aachen: Konkurrenz belebt das Geschäft?
Plötzlich steht Frank Kempermann vor mir, der Mann, der das „Tschio“ mehr als zwanzig Jahre lang in die Zukunft geführt hat. Und das mit Erfolg. Vor einem Jahr hat er sein Amt angegeben. Jetzt sagt er spontan: „Mein neues Leben ist super!“ Wäre der sympathische Niederländer noch in Amt und Würden, hätte er sich anno 2023 mit einer misslichen Situation auseinandersetzen müssen: Jan Tops, sein ehrgeiziger Landsmann, macht dem CHIO in der Soers kräftig Konkurrenz. In Monte Carlo gibt’s auf der Global Tour im Großen Preis 1,5 Millionen Preisgeld – genauso viel wie in Aachen!
Seit Tagen schon wird in der Soers getuschelt: Schau doch mal auf die aktuelle Weltrangliste bei den Springreitern – wer hier reitet und wer in Monaco? Vor einem Jahr, so erinnere ich mich, war die Situation schon einmal so. Damals nahmen sich einige Jockeys, etwa Max Kühner, kurz und knapp einen privaten Flieger, um auf beiden […]
Aachen: Ingrid Klimke muss passen
Wo Pferde sind, da kann es von einer Sekunde auf die andere alles ganz anders sein als gedacht. „Franziskus hat sich wohl auf dem Weg zum Stell vertreten!“ So sagt es Ingrid Klimke gegenüber dem Pressedienst der FN. Sie hat ihren Franziskus zurückgezogen, tritt nicht an in der Soers. Wie besprochen, rückt Sönke Rothenberger mit seinem Fendi ins deutsche Team nach.
Das Turnier in der Soers hat noch gar nicht so richtig begonnen, da gibt’s bereits diese erste kritische Nachricht: Mal wieder Pech für Ingrid Klimke! Der Reitmeisterin aus Münster klebt das Pech an den Reitstiefeln. Das war schon vor einem Jahr so, als sie mit Siena im Gelände nicht zurecht kam, während sie sich mit ihrem Franziskus auf dem Dressurviereck redlich mühte. Aber ihr Wunsch, auf zwei Hochzeiten zu tanzen, erfüllte sich nicht.
In diesem Jahr, also im Vorfeld der Europameisterschaften in Riesenbeck und Haras du Pin, zeigt sich leider ein […]
Auf nach Aachen zur Woche der Wahrheit
Ludger Beerbaum hat auf den letzten Drücker von seinem alte Freund Otto Becker einen Startplatz ergattert. Gut so! Vielleicht reitet der 59-Jährige ja zum letzten Male in der Soers. Nach jahrelanger Abwesenheit kommt auch Rodrigo Pessoa anno 2023 mal wieder zum „Tschio“. Auch gut! Ingrid Klimke möchte auf gar keinen Fall klein beigeben: Das wäre ja gelacht – nur weil man mal eben das Schlüsselbein gebrochen hat. Hoffentlich geht’s bei ihr gut aus. 1976 war ich zum ersten Male als Sportreporter in der Soers – diesjahr fahr‘ ich wieder. Das ist für mich Ehrensache!
Nein, Christian Ahlmann steht nicht im deutschen Aufgebot, obwohl er am Samstag unter dem Eiffelturm den Großen Preis im Rahmen der Global Tour gewonnen hat. Damit zählt er wieder zu den Champions. Gestern ließ er, hoch motiviert vom Vortag, mal eben den Sieg in der „Eiffel Challenge“ folgen, den neunjährigen Zangersheide-Hengst Otterongo Alpha unter dem Sattel. Zu […]
Von Strzegom, Rotterdam, Paris und Deauville am Abend
Es ist wirklich nicht leicht, an diesem Wochenende mit seinen vielfältigen Topturnieren die Übersicht zu behalten. Kurioses hören wir aus dem polnischen Strzegom von den Buschreitern, Nationenpreise gab’s in Rotterdam und in Deauville, dazu die Global Champions Tour auf ihrer Station in Paris, der Olympiastadt von 2024: Dort gewinnt vor wenigen Minuten Christian Ahlmann, lange verletzt, auf Mandato im Stechen. Siegprämie 100 000 Euro. Chapeau!
Zunächst nach „Stregom“, wie viele Reiter sagen. Von dort hören wir, dass Michael Jung und sein Kilcandra Ocean Power die lange Vier-Sterne-Prüfung anführen, bevor es morgen in den Parcours geht. Schaut man auf das Zwischenergebnis, darf man sich durchaus wundern: 14 Pferde waren gestartet, lediglich fünf sind noch in der Wertung: Reitmeister Jung führt mit 44,7 Minuspunkten, gefolgt von Merel Blom-Hulsman aus den Niederlanden auf Vesuve mit 47,8 Punkten, dahinter die Dänin Mia Hastrup auf Constantin mit 51,1 Punkten, Matthew Flynn aus den USA auf Wizzerd […]
Ja nicht die Übersicht verlieren…
Wenn ich auf das internationale Turnierprogramm dieser Tage schaue, dann wird mir Angst und Bange. Wo denn? Wie denn? Was denn? Allein die Springreiter treten auf der Global Tour an, die in Paris Station macht, aber auch beim niederländischen CHIO in Rotterdam. Und natürlich blicke ich auch auf die Meldeliste für das „Tschio“ in der Aachener Soers.
Traurig ist man in der Soers, wenn ich’s recht gehört habe, darüber, dass ausgerechnet der amtierende Weltmeister Henrik von Eckermann nicht kommen wird. Der Grund? Schwer zu sagen, denn Henrik hat sich bis dato noch nicht geäußert. Ich spekuliere mal auf hohem Niveau: Vergangenen Sonntag hat der Weltmeister und Mannschafts-Olympiasieger in Stockholm den Großen Preis im Rahmen der Global Tour gewonnen: 158 400 Euro Siegprämie für seinen Auftritt auf Toppferd King Edward.
Im Stechen spielte Henrik seine Klasse aus, galoppierten nach exakt 46,17 Sekunden über die Ziellinie. Nach 46,23 Sekunden schaffte es Shane Breen auf […]
CHIO Aachen: Die deutschen Teams
Eine Woche vor dem Beginn des „Tschio“ in der Aachener Soers haben die Veranstalter offiziell die deutschen Teams in Springen, Dressur, Vielseitigkeit und Gespannfahren bekanntgegeben.
Bundestrainer Otto Becker nominiert für den Preis der Nationen am 29. Juni Geritt Nieberg, Jana Wargers, Mario Stevens, Marcus Ehning und Hans-Dieter Dreher. Welche vier Reiter am Ende starten, wird erst kurzfristig entschieden.
Bundestrainerin Monica Theodorescu hat erwartungsgemäß Jessica von Bredow-Werndl, Isabell Werth, Frederic Wandres und Ingrid Klimke nominiert – allerdings unter einem Vorbehalt: Ingrid Klimke ist nach ihrem Sturz in Luhmühlen am vergangenen Samstag heute in Münster operiert worden. Sie selbst möchte alles daran setzen, in Aachen an der großen Dressurtour teilzunehmen. Ob ihr dies gelingt, bleibt vorerst offen. Sollte sie nicht starten können, ist Sönke Rothenberger der erste Nachrücker.
Nach den deutschen Meisterschaften der Buschreiter in Luhmühlen hat Bundestrainer Peter Thomsen für die Soers folgendes Team nominiert: Michael Jung, Sandra Auffarth, Christoph Wahler und Malin Hotopp-Hansen. […]
La Baule: Triumph der vier Legenden
In der von mir besonders geschätzten Schweizer „Pferdewoche“, seit vielen Jahren trefflich gestaltet und geschrieben von meinen Kollegen Sascha Dubach und Florian Brauchli, fand ich kürzlich ein Foto unseres belgischen Kollegen Dirk Caremans vom internationalen Turnier in La Baule. Unter dem Titel „Trophee des legendes“ zeigt es vier weltberühmte Springreiter, die auf dem nobelsten aller französischen Turniere noch einmal in den Springsattel gestiegen waren, um sich zu messen für einen guten Zweck. Das Publikum im ausverkauften Stadion habe sie mit „Standing Ovations“ gefeiert.
Nennen wir die vier ehemaligen Größen des Springsports nach ihrem Alter: Frederic Cottier, der 69 Jahre alt ist und im Februar 2024 seinen Siebzigsten feiert, hat bei Olympia 1988 in Seoul Teambronze gewonnen, war bei der WM 2014 in Caen Parcourschef. Markus Fuchs, der Schweizer, feiert am 23. Juni seinen 68. Geburtstag. Mit dem berühmten Fuchs Tinka’s Boy holte er in Sydney 2000 mit der Equipe der Eidgenossen […]
Luhmühlen: 90 000 Euro für britisches Trio und dritter DM-Titel für Julia
Der große Triumphator von Luhmühlen 2023 heißt für mich Chris Bartle. Der Nationalcoach der Briten, der ja bekanntlich auch mal Co-Bundestrainer war, hörte vor kurzem bei der Siegerehrung in der Fünf-Sterne-Prüfung wohl zum ersten Male auf internationalem Terrain seine weltberühmte Nationalhymne mit „God save our King!“ Laura Colett gewinnt auf dem Holsteiner London 52 und kassiert 40 000 Euro, dahinter Kitty King auf dem Franzosen Vendredi Biats, Prämie 30 000 Euro, sowie Weltmeisterin Yasmin Ingham auf dem Iren Rehy DJ, Prämie 20 000 Euro. Die deutsche Meisterschaft holte sich wie erwartet Julia Krajewski auf dem Hengst Ero de Cantraie.
Die wichtigsten Fakten dieser langen Fünf-Sterne-Konkurrenz: 41 Pferde am Start, nur 29 in der Wertung. Im Finalparcours gab’s lediglich fünf fehlerfreie Runden. Laura Colett, erfahren in vielen Schlachten rund um die Welt, blieb mit ihrem 14-jährigen Holsteiner stets an der Spitze: Ihr Dressurergebnis von glänzenden 20,3 Minuspunkten war auch ihr Siegerresultat. Dickes […]
Luhmühlen: Die Julia-Krajewski-Schau
Die Nachricht des Tages aus dem Lager der Buschreiter: Julia Krajewski, die Olympiasiegerin von Tokio und ihre Siegerstute, werden nicht an der Europameisterschaft in Haras du Pin teilnehmen – Mandi laboriert an einem Hufproblem. Der zweite Teil dieser wichtigen Nachricht: Julia Krajewski steht mit ihren beiden neunjährigen Nachwuchspferde Nickel und Ero de Cantraire vor dem Gewinn ihrer dritten deutschen Meisterschaft nach 2018 und 2019. In der Heide demonstriert die 35-Jährige an diesem Wochenende ihre Reitkunst im Wettkampf sowie die hohe Qualität in der Ausbildung junger Pferde. Chapeau!
Bei der Direktübertragung des NDR aus Luhmühlen sagte Bundestrainer Peter Thomsen: „Wir dürfen zur EM in Frankreich ein Team mit vier Aktiven sowie zwei Einzelreiter nominieren. Gesetzt ist jedoch keiner. Natürlich haben so erfahrene Reiter wie Michael Jung, Julia Krajewski und Sandra Auffarth einen Vorteil. Aber entscheidend ist die Reservebank.“ Was der Bundestrainer damit meinte, frei übersetzt: Der FC Bayern München wird deutscher Meister, […]
Balve II: Ja, wo reiten sie denn?
Ich bewundere die traditionsreiche Reiterfamilie von Landsberg. Unbeirrt richten sie und ihre vielen Helfer*innen die Deutschen Meisterschaften aus. Aber von Jahr zu Jahr scheint das Feld der Teilnehmer*innen zu schrumpfen. Ja sogar während des Wochenendes sinken die Starterzahlen auf der prima hergerichteten Anlage im idyllischen Sauerland. Aber noch nie hab‘ ich ein kritisches oder gar böses Wort von diesem Veranstalter gehört. Die FN und das DOKR müssen froh und dankbar sein, dass die Landsbergs in Erinnerung an den langjährigen FN-Präsidenten Dieter Graf Landsberg diese wichtige Meisterschaft ausrichten. Ich bin mir fast sicher, dass es bundesweit niemanden gibt, der bereit dazu wäre, die Nachfolge von Balve anzutreten.
Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit blicke ich an diesem Sonntagabend auf die Ergebnisse von den wichtigsten Turnieren, an denen deutsche Topreiter und Topamazonen teilgenommen haben. Natürlich fange ich in Balve an. Im Kürfinale blieben nurmehr elf Pferde, weil Isabell Werth ihren Quantaz schonen wollte; sie […]
Balve eins: Auf und Ab mit Dalera
In der Praxis ist’s ja nun mal so: Wenn die fliegenden Galoppwechsel in die Binsen gehen, wenn’s beispielsweise 15 A-Tempo sein müssten, es aber nur 13 werden – tja, dann ist das Murks! Und deshalb beklagt sich Jessica von Bredow-Werndl keine Sekunde darüber, dass der gestrige Sieg im Auftakt-Grand-Prix dieser Deutschen Meisterschaft in Balve nicht an sie und ihre Dalera ging, sondern zurecht an Sönke Rothenberger auf dem Nachwuchskracher Fendi. Heute im Grand Prix Spezial, wo es um den Titel ging, sah die Sache wieder so aus: Gold für Jessica, Silber für Sönke und Bronze für Frederic Wandres.
Das CHIO von Aachen ist nicht mehr weit. Also brenne ich darauf, von Monica Theodorescu und dem Dressurausschuss die Nominierung für die Große Tour in der Soers zu erfahren. Vermutlich wird sie mir aber die Freude und die Ehre nicht machen, mich exklusiv und vor allen anderen darüber zu informieren. So bleibt mir […]
Lange Gesichter in La Baule und in Bratislava
Otto Becker ist nicht zu beneiden in diesen Tagen. Beim Preis der Nationen im französischen Seebad La Baule belegt seine Equipe nur Platz sieben von zehn gestarteten. Beim Nationenpreis in der slowakischen Hauptstadt Bratislava reicht es für die Nachwuchsequipe nur zu Rang sechs von zehn. Viele sind gespannt, wen der Bundestrainer und der Springausschuss für den so prestigeträchtigen Nationenpreis beim CHIO in Aachen nominieren wird.
Das Positive dieses Wochenendes zuerst: In Cannes an der Cote d’Azur, wo die Global Champions Tour ihre sechste von 15 Stationen in der Saison 2023 absolviert, hat das Duett aus Chistian Kukuk auf Just be Gentle und Philipp Schulze Topphoff auf Carola das mit 250 000 Euro dotierte Teamspringen mit 15 Teilnehmern gewonnen: Die Siegprämie betrug exakt 32 188,84 Euro. Nun führt das Team Riesenbeck International mit 132 Punkten die interne Rangliste an, gefolgt von den Paris Panthers mit 128 und den Madrid in Motion mit […]
Zweimal großer Abschied in der Soers
Aachen im Sommer 1986: Zwei historische Ereignisse bleiben mir unvergessen: HG Winkler beendet seine große Reiterkarriere mit einer letzten Ehrenrunde im gestreckten Galopp. Stehende Ovationen und Tränen der Rührung. Und Gail Greenought, unbekannte Kanadierin, gewinnt auf dem Hannoveraner Mr. T sensationell den WM-Titel. Kein Zweifel, auf dem historischen Geläuf der Soers, wo seit 1924 internationaler Reit- und Fahrsport betrieben wird, ist vielerlei Geschichte geschrieben worden. Demnächst kommen zwei Kapitel hinzu: Der Abschied von Ingrid Klimkes Hale Bob und von Simone Blums Alice aus dem Sport.
Ich kenne das Aachener „Tschio“, wie es die Rheinländer liebevoll nennen, seit den sechziger Jahren. Damals, als „Stift“ bei Reitmeister Robert Schmidtke, kam ich 1968 zum ersten Mal in die Soers – allerdings nicht zum CHIO, sondern weil es im nahen Würselen ein rheinisches Reit- und Springturnier gab. Die Aachener stellten großzügig ihre festen Stallungen zur Verfügung, also ritt man morgens von der Soers hinauf nach […]
Otto Becker zeigt klare Kante…
Auf diesen Mann ist stets Verlaß! Otto Becker, 64, Bundestrainer der Springreiter seit 2009, ist in jeder Hinsicht unabhängig, muss nicht taktieren, nicht tricksen, nicht herumreden um den heißen Brei. Übers Wochenende, am Rande des Traditionsturniers in St. Gallen, hat er den geschätzten Kollegen von der Schweizer „Pferdewoche“ klipp und klar gesagt: „Vom neuen Konzept für die Nationenpreise halte ich nichts! Wo bleibt das Wellfare of the Horse?“
Vergangene Woche habe ich darüber berichtet: Unser Weltverband, im Einklang mit dem Hauptsponsor Longines, möchte für die wichtigsten Nationenpreise einer Saison von 2024 an die Regeln ändern bzw. verschärfen. Der erste Umlauf bleibt wie er war: Vier Reiter pro Nation, ein Streichresultat. Zweiter Umlauf wird geändert: Nur noch drei Reiter pro Nation, alle zählen, also kein Streichresultat mehr. Wahrscheinlich wird’s in der Praxis so sein, dass der Reiter mit dem Streichergebnis aus der ersten Runde in der zweiten nicht mehr antreten darf. Wichtig […]
Theorie und Praxis im Gründenmoos
Das so traditionsreiche Naturstadion im Gründenmoos von St. Gallen – es hat über die Jahrzehnte mancherlei erlebt: Schweren Regen beispielsweise, dessen Wasser sich in dieser riesigen Schale sammelte, sodass nichts mehr ging. Man versuchte, dem Wasser mit Gebläsen Herr zu werden. Ein unvergesslicher Anblick. Gleichwohl, gestern war davon keine Rede – im Gegenteil: Der Preis der Nationen war erst entschieden, nachdem die Gastgeber im Stechen gegen die Brasilianer die Oberhand behalten hatten: Martin Fuchs sicherte fehlerfrei den verdienten Erfolg. Otto Beckers Team erkämpfte sich Platz drei.
Stattliche 200 000 Euro Preisgeld gab Sponsor Longines für diesen Auftakt in die Saison der Nationenpreise 2023. Die nächsten Stationen sind Sopot in Polen (15. bis 18. Juni), Rotterdam (22. bi 25. Juni), Falsterbo in Schweden (13. bis 16. Juli), Hickstead (26. bis 30. Juli) sowie Dublin (9. bis 13. August).
Unter ihrem Teamchef Michael Sorg ritten gestern folgende Eidgenossen: Edouard Schultz, Brian Balsiger, Martin Fuchs […]
Vier Hundertstel – ein Wimpernschlag
Marc Houtzager, 52 Jahre alt, zählt seit langen Jahren zu den Stützen der niederländischen Springreiterei. Am Pfingstmontag hatte dieser sympathische Verlaßreiter mal wieder einen starken Tag: Sieg im Großen Preis von Wiesbaden, dotiert mit 100 000 Euro. Im Stechen war der Profi, dessen schönster Erfolg das Teamsilber 2012 bei den Spielen in London war, auf seinem 15-jährigen Dante einen Galoppsprung schneller über die Ziellinie als unser Hansi Dreher aus Südbaden auf seinem Hengst Cous Cous. 38,97 zu 39,01 Sekunden! Marc bekam 25 000 Euro, Hansi 20 000 Euro. Sauknapp sagt da der Schwabe in mir!
Wer mich kennt, der weiß, dass ich bei Gelegenheiten wie dieser besonders gerne in die Annalen schaue. Und was finde ich da? Den allerersten niederländischen Sieg im Preis der Spielbank Wiesbaden schaffte der unvergessene Anton Ebben auf seinem legendären Kairouan – vom Pferdepfleger zum Spitzenreiter hatte er sich emporgeritten! 1974 siegte der heute unbekannte Arno Neesen […]
Rom: Triumpf für Andre Thieme auf der Piazza di Siena
In der ewigen Stadt jubeln die deutschen Schlachtenbummler – in Plau am See knallen die Sektkorken! Andre Thieme, der amtierende Europameister, und seine 13-jährige Fuchsstute Chakaria haben den mit 500 000 Euro dotierten Großen Preis von Rom auf der Piazza di Siena, dem schönsten Turnierplatz der Welt, gewonnen. Siegprämie 125 000 Euro. Eine Stimme des 48-jährigen aus dem Osten gibt es noch nicht. Aber jeder und jede können sich denken, was jetzt in Andre Thieme vor sich geht. Chapeau!
Heute ist durchaus ein historischer Tag für unsere Springreiterei: Andre Thieme ist erst der neunte deutsche Sieger in diesem prestigeträchtigen Wettkampf, der seit 1926 ausgetragen wird. Vor zwei Jahren stand dort David Will ganz vorne mit seinem „C Vier“, den er einige Zeit später unter, wie ich finde, nicht ganz fairen Umständen abgeben musste. Wer diesen Klassiker des Weltsports für sich entscheidet, der hat seinen Sonderplatz in den Annalen sicher. Schaut man […]
Rom: Leider nur Platz fünf
Wir Fans von Otto Becker und seiner Equipe sind heute ein bissle enttäuscht, müssen es mit Fassung tragen und halt weiter warten auf einen prestigeträchtigen Sieg beim Preis der Nationen auf der weltberühmten Piazza di Siena in Rom. Gestern, am späten Nachmittag, feierten die Iren ihren ersten Sieg in der jetzt 97-jährigen Geschichte des Turniers, beim 90. Preis der Nationen. Im Stechen gegen die Gastgeber, die zuletzt 2017 und 2018 gewonnen hatten, setzten sich die Reiter im grünen Rock durch. Für unser Team blieb leider nur Rang fünf.
Für die siegreiche Equipe, geführt von Michael Blake, gab’s 80 000 Euro Siegprämie, also jeweils 20 000 Euro für Michael Pender auf dem zwölfjährigen Iren Calais, der im Stechen den Erfolg gesichert hatte. Auch Jack Ryan ritt mit McGregor einen elfjährigen Iren. Michael Duffy, den wir bestens kennen, saß auf dem zehnjährigen Hannoveraner Clitschko, Dennis Lynch, der erfahrenste im Team, sattelte den zehnjährigen […]
Vom Schlosspark in Biebrich zur Piazza di Siena in Rom
Aus mancherlei Rückmeldung meiner Leserinnen und Leser weiß ich, wie gerne sie, wenn große Sportevents anstehen, etwas Interessantes erfahren über die bewegte hippologische Geschichte der einzelnen Orte. Deshalb passt es jetzt zu Pfingsten 2023 gut, einen Blick zu werfen auf die grandiose Historie der weltberühmten Piazza di Siena in der Ewigen Stadt – aber ebenso auf den Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich, wo auch das beliebte Pfingstturnier die Pferdefreunde magisch anzieht. Volle Tribünen wie beim Derbyturnier in Hamburg vergangenes Wochenende werden wir von morgen an auch in Rom und Wiesbaden sehen – die Magie der Traditionsturnier ist ungebrochen.
Allein die Geschichte der Piazza di Siena, für viele Kenner der schönste Turnierplatz der Welt, füllt diverse Bücher. Wer neugierig ist, der kann sie im Antiquariat via www.zvab.de suchen. Ich begnüge mich hier und heute mit ein paar wichtigen Stichworten: Die Historie des italienischen „Tschio“, wie die Aachener sagen, beginnt 1911 in Tor di Quinto, […]
Wer ist dieser Marvin Jüngel?
Eine eherne Regel für uns Journalisten lautet: Mit Namen macht man keine Späße, schon gar keine Kalauer. Schaut man auf die seit dem vergangenen Sonntag im weltweiten Netz kursierenden Fotos des 92. Derby-Siegers Marvin Jüngel, so kommt einem unvermittelt der Gedanke: Dieser junge Mann, erst 21 Jahre alt, müsste eigentlich „Jüngelchen“ heißen. Er ist ein schmales Leichtgewicht. Sein Sieg auf der 14-jährigen Oldenburger Stute Balou’s Erbin war zweifellos eine der Sternstunden in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Derbys. Davon wird man noch lange sprechen.
Zwei Tage danach ist die zentrale Frage immer noch offen, viele begeben sich auf die Suche nach einer passenden Antwort: Wer ist eigentlich dieser Marvin Jüngel? Erste Spuren finden sich auf der Internetseite www.sportbuzzer.de. Dort rühmt man sich der Tatsache, dass es sich beim jüngsten Helden der deutschen Springsportgeschichte um einen waschechten Sachsen handle. Tja, was soll ich dazu sagen als gebürtiger Schwabe, Stuttgarter und Baden-Württemberger?
Weil […]
92. Springderby – Die Jugend forscht…
Von wegen Erfahrung ist alles. Die 22-jährige Caroline Rehoff Pedersen aus Dänemark hat auf ihrer 14-jährigen Holsteiner Stute Calvin den 160. fehlerfreien Ritt über den legendären Derbyparcours geschafft, wenig später ließ der 21-jährige Sachse Marvin Jüngel auf seiner vierzehnjährigen Stute Balou’s Erbin die 161. Nullrunde in der 123-jährigen Derbygeschichte folgen. Im Stechen hatte der junge Mann aus Kamenz fehlerfrei in 56,67 Sekunden die Nase vorn. Die junge Dänin mit ihrem Calvin brauchte – ebenfalls fehlerfrei – 57,70 Sekunden. Nur ein Zeitfehler trennte die beiden. 25 000 in Klein Flottbek umjubelten Sieger und Platzierte, als handele es sich um ein olympisches Finale.
Das war, gar keine Frage, eine Werbung für unseren Sport. Gänsehaut pur. Dabei begann das Derby 2023 zunächst einmal nicht sehr verheißungsvoll: Von den 32 Finalisten erreichten nur 23 das Ziel. Maren Hoffmann als erste Reiterin und ihre Stute La Nessa schieden aus. Auch der zweite Reiter, Ralf-Werner König auf […]
Derby: Mein Blick vom großen Wall
So leicht bekommt man diese Bilder nicht aus dem Kopf: Tim Honold (21) und sein erst neunjähriger Jack Daniels in der zweiten Qualifikation zum 92.Deutschen Springderby. Dem niederländischen Wallach fehlt’s an Rittigkeit, über weite Strecken entzieht er sich den Hilfen seines Reiters. Am Aufsprung zum Großen Derbywall hat Tim Honold kaum noch Einwirkung, kann sein Pferd nicht zum Schritt durchparieren – es springt kopflos in die Tiefe! Den Zuschauern stockt der Atem, Carsten Sostmeier, dem erfahrenen ARD-Kommentator, platzt der Kragen. Wir sind uns einig: Tim Honold hat sich und seinem Pferd zu viel zugemutet, sich und sein Pferd ohne Not in Lebensgefahr gebracht.
Heute, zwei Tage danach und nur wenige Stunden vor dem Start zum Springderby 2023, geht mein Blick zurück zum vergangenen Freitag: 51 Pferde waren zu dieser zweiten Qualifikation zugelassen, acht Paare waren ausgeschieden, einer hatte aufgegeben. Auf der aktuellen Startliste zum Derby finden wir nurmehr 32 Pferde und […]
Großer Aufmarsch in Baborowko
Zwischen Marbach auf der Schwäbischen Alb und dem polnischen Reiterdorf Baborowko, unweit von Posen, liegen exakt 922 Kilometer – und dazu, rein zeitlich gesehen, nur eine halbe Woche. Auf der Alb stand eine Vier-Sterne-Prüfung im Mittelpunkt, gewonnen von Michael Jung und FischerChipmunk. In Baborowko gibt es an diesem Wochenende sieben Wettkämpfe, dotiert mit rund 100 000 Euro. Der großzügige Mäzen und Sponsor heißt Roman Roszkiewicz – ein Mann, der international mit neuen und gebrauchten Trucks handelt. Kein Wunder, dass auf der Meldeliste 260 Aktive aus 18 Ländern standen.
Zur aktuellen Stunde, so gegen 15 Uhr, sind Dressur und Geländeritt der kurzen CCI4-Sterneprüfung gelaufen, desgleichen bei der kurzen Drei-Sterne-Prüfung. Alles in allem: Bei der Vier-Sterne liefen 26 Pferde, davon 13 unter deutschen Reitern. 23 erreichten das Ziel, stehen in der Zwischenwertung.
An der Spitze liegt Mannschafts-Weltmeister Christoph Wahler auf Carjatan Z mit seiner Dressurnote 27,9 Punkte. Dahinter der versierte Schweizer Robin Godel auf […]
Derby: Nelson siebenmal – Fritz fünfmal
Als Nelson Pessoa, mittlerweile 87 Jahre alt, am vergangenen Sonntag plötzlich in Marbach auf dem Paradeplatz stand, um „seine“ australischen Buschreiter um Andrew Hoy zu betreuen, deren Trainer er ist – da erkannte ihn kaum jemand. Wer aber, sagen wir mal, älter ist als fünfzig Jahre, der oder die haben die brasilianische Reiterlegende noch aktiv im Sattel gesehen. Ob Nelson Pessoa am Sonntag zu Gast sein wird beim 92. Deutschen Springderby in Hamburg, das weiß ich nicht. Eines aber weiß ich: Wenn er dort über den Platz liefe, würden ihn viele erkennen, auch die Jüngeren. Denn der wunderbare Nelson ist dort Kult, hält einen Derbyrekord für die Ewigkeit.
Ich weiß, ich weiß: Viele meiner Leserinnen und Leser halten wenig bis nix von Statistik und vom Blick ins Archiv. (Ich werd‘ im September 75 und halte umso mehr von Geschichte – im großen wie im Kleinen. Denn ohne unsere Vergangenheit haben wir […]
Derby: Der schwerste Parcours der Welt?
Das Quellental im Hamburger Nobelvorort Klein Flottbek ist eine der allerbesten Adressen im internationalen Springsport. Mehr Geschichte geht nicht. Seit 1920 wird auf dem längst legendären Grasgeläuf das Deutsche Springderby ausgetragen. Kommenden Sonntag zum 92. Male. Bis heute sind nur 159 Reiter fehlerlos ins Ziel gekommen, darunter fünf Frauen. Der passionierte Jagdreiter Eduard Pulvermann hat diesen kaum veränderten, typisch holsteinischen Parcours entworfen. Inzwischen trägt das Derby den Charakter einer nord- und nordostdeutschen Meisterschaft. Mein Blick in die Historie hinterlässt in mir eine bittere Stimmung.
Wer war dieser Eduard Pulvermann, geboren in Hamburg am 2. September 1882? Die Annalen schildern ihn als einen ehrbaren Kaufmann der alten Hansestadt, als einen passionierter Jagd- und Rennreiter. Auf einer Wiese unweit der Elbchaussee rief er 1920 ein Springturnier ins Leben, kreierte dafür einen Parcours, der der Landschaft seiner holsteinischen Heimat nachempfunden war. Das Hindernis Nummer 14 trägt den Namen „Pulvermanns Grab“ – dort soll er […]
Madrid: 165 000 Euro – ohne Stechen
Dieser Sonntag wird wohl in die Annalen der Global Champions Tour eingehen: Edwina Tops-Alexander, seit 2011 die Ehefrau von Tourgründer Jan Tops, stuerte ihren 13-jährigen niederländischen Wallach Fellow Castlefield fehlerfrei über den Normalparcours beim „Grand Premio de Madrid“. Und das war’s dann auch schon für die 49-Jährige: Spiel, Satz und Sieg würde man beim Tennis sagen. Edwina brachte die besonders üppige Siegprämie von 165 000 Euro in die Kasse ihrer Pferdebesitzern: keine Geringere als Athina Onassis. Jedwede Anspielungen auf Athinas finanzielle Lage verkneife ich mir an dieser Stelle ausdrücklich.
Besonders häufig kommt das ja nicht vor, dass von vierzig Pferden nur eines fehlerfrei bleibt. Der Blick auf die Ergebnistabelle dieses Großen Preises von Madrid offenbart uns ein Kuriosum: Der Däne Andreas Schou auf dem Holsteiner Darc de Lux und der Niederländer Jur Vrieling auf Long John Silver kamen mit jeweils einem Zeitstrafpünktchen ins Ziel: Schou kassierte für seinen zweiten Platz in […]
Marbach: Neunter Titel für Michael Jung
Diesmal hat er seine Fans nicht enttäuscht: Topfavorit Michael Jung und sein 15-jähriger Hannoveraner FischerChipmunk haben die internationale Vier-Sterne-Prüfung von Marbach gewonnen – mit einer Schlussrunde als letzter Reiter, die nur 1,6 Zeitfehler kostete. Der Sieg bedeutete zugleich seine neunte deutsche Meisterschaft bei den Berufsreitern sowie die Verteidigung seines achten Titels aus dem Jahr 2022. Kompliment! Rang zwei und zugleich Silber bei den Berufsreitern für Julia Krajewski auf dem erst neunjährigen französischen Hengst Ero de Cantraie. Von den 46 gestarteten Pferden kamen 33 in die Wertung. Übrigens, Marbach blieb diesjahr unfallfrei – ein schöner Wert an sich.
Bereits nach seinem Geländeritt am Samstag, auf dem Michael Jung 6,4 Zeitfehler in Kauf genommen hatte, sagte er vor den Medien im alten Schafstall: „Unsere EM-Saison ist lang. Deshalb hab‘ ich es hier ruhig angehen lassen.“ Seinen Iren Kilcandra Ocean Power hatte er nach der Wasserkombination aus dem Rennen genommen; er soll nächstes Wochenende […]
37. Marbach: Licht und Schatten
Bundestrainer Peter Thomsen ist voll des Lobes: „Ich bin heute begeistert: von meinen Aktiven, vom Geländekurs und vom Boden. Ich fand es einfach Spitze!“ Dieter Aldinger, der Vorsitzende der veranstaltenden IGV (Interessengemeinschaft Vielseitigkeit, ist sichtlich unzufrieden: „Wir haben leider zu wenige Nennungen, nicht nur in der Vier-Sterne-Prüfung, sondern vor allem in den Zwei-Sterne-Touren.“ Die Gründe dafür kenne er nicht, man müsse sie in der Analyse ergründen. Und der Sport? Michael Jung kann morgen zum neunten Male deutscher Champion der Berufsreiter werden.
Wer die Schwäbische Alb kennt, der weiß: Man braucht die Sonnencreme und die warmen Sachen. Das Haupt- und Landgestüt im Lautertal liegt nun mal um die 700 Meter über dem Meer. Als ich heute am Vormittag hingefahren bin, ich wohne in Stuttgart auf exakt 428 Metern Höhe, zeigte der Temperaturmesser im Auto lediglich zehn Grad, oben am alten Schafstall waren’s dann nur noch acht Grad. Es war saukalt – ich […]
Marbach: Michael Jung vor dem neunten Titel?
Wer das Haupt- und Landgestüt in Marbach betritt, der spürt den Hauch von Historie, der dort weht im Lautertal. 1514, so wird gerne behauptet, habe man dieses königliche Gestüt damals gegründet – doch es ist wohl noch bedeutend älter. Wer sich als Pferdesportler von heute bewähren möchte, der muss zur traditionellen Vielseitigkeit antreten, die es schon gab, als dieser Sport noch Military hieß. Marbacher Military – das war ein griffiger Name. Doch die uralten Regeln sind gottlob Vergangenheit. Die Nachricht dieses Tages: Michael Jung, der Lokalmatador, führt mit fischerChipmunk und Kilcandra Ocean Power die Vier-Sterne-Dressur an. Aus eigener Kraft kann er am Sonntag zum neunten Male deutscher Meister bei den Berufsreitern werden.
Zunächst mal zur Geschichte. Anno 514, verdammt lang her also, ist im Remstal bei Stuttgart ein Bauernaufstand ausgebrochen. Die Leibeigenen begehrten mächtig auf gegen die Obrigkeit. Unter dem Namen „Armer Konrad“ ist die Revolte in die Landesgeschichte eingegangen. Sie […]
Der unsterbliche Totilas
Der private TV-Kanal Vox hat weder Kosten noch Mühen gescheut, das unendliche Thema „Totilas – Glanz und Elend“ neu unter die kritische Lupe zu nehmen. Entstanden ist ein dreiteiliger Film, getragen von Protagonisten voller Pathos und auch Populismus, gleichwohl mit durchaus neuen Fakten und Erkenntnissen. Beteiligte äußern sich, frank und frei mit offenem Visier, andere wiederum anonym oder gleich gar nicht. Mein wohlgemeinter Rat: Anschauen und eigenes Urteil bilden!
Es treten auf: Paul Schockemöhle, selbstsicher wie immer, dazu unterwartet offen und auskunftsfreudig; Ana und Jan Schuil, die Züchter, immer wieder den Tränen nahe; Kerstin Gerhardt, eine Berufsreiterin, die ihre Wortmeldungen gerne als Tobsuchtsanfall inszeniert; der niederländische Hufschmied Rob Reirie, der körperlich leidet, wenn er an Totilas denkt; Dr. Eduard Haferbeck, Vorsitzender der PETA-Tierschüzer, der die Gelegenheit nützt, Klassenkampf und Kapitalismuskritik zu schüren; Carsten Soestmeier, der altgediente erfahrene ARD-Reporter, an dem sich mitunter die Geister scheiden. Dazu der niederländische Kollege Jacob Melissen, […]
Sanne Thijssen und die 59. Badenia
Als Weltmeister zählt man nicht mehr zu den Jägern, sondern nur noch zu den Gejagten. Henrik von Eckermann und sein Franzose Dzara Dorchival zeigten gerade auf dem Mühlfeld zwei Parcours vom Feinsten. Doch die couragierte Niederländerin Sanne Thijssen stahl dem 41-Jährigen Schweden die Schau, ließ ihren schon 17-jährigen Con Quidam einfach rennen – verdienter Sieg in der 59. Badenia seit 1964. Der sechste Sieg für eine Amazone in der langen Geschichte des traditionsreichen Frühjahrsklassikers. Allein die Ritte dieser beiden waren heute das Eintrittsgeld wert.
Dieser tolle Erfolg brachte dem Stall Thijssen, geführt von Sannes Vater Leon, die Siegprämie von 21 250 Euro. Henrik von Eckermanns Pferdebesitzer Sebastian Fonck darf sich über immerhin 17 000 Euro freuen. Rang drei für den in Mannheim stark auftretenden Stefan Engbers auf Baju NRW, Prämie 12 750 Euro an die Besitzerin Stefanie Dölling. Marcel Marschall vom Bodensee wurde Vierter – bester baden-Württemberger auf Coolio aus dem […]
Mannheim: 59. Badenia mit 57 Pferden
Wenn heute Nachmittag um 14 Uhr auf dem Mühlfeld die erste Startglocke läutet, bahnt sich ein Mannheimer Rekord an: Alles spricht dafür, dass die 57 Pferde auf der Startliste zur 59. Badenia, dem Großen Preis von Mannheim, einen Rekord bedeuten. Mit leichtem Bauchgrimmen wage ich, dazu einen leisen Zweifel anzumelden: 57 Pferde – ist das nicht deutlich zu viel des Guten? Wo doch normalerweise bei Großen Preisen „nur“ rund 40 Pferde starten dürfen.
Schaut man ganz genau auf das Tableau, die vorläufige Startliste stammt übrigens von gestern Abend 19.05 Uhr, so lässt sich ahnen, woher diese ungewöhnlich lange Starterliste kommt. In der Ausschreibung für die „EEF Longines Serien 2023“ hieß es vor einer Woche für den Aufgalopp in Gorla Minore bei Mailand: „Im Großen Preis sind die 30 besten Pferde aus dem Preis der Nationen startberechtigt.“ Das heißt, hätte Mannheims rühriger Turnierchef Peter Hofmann seine „Badenia“ bei rund 40 Pferden belassen, […]
Mannheim: Schade, wirklich schade!
Wer den Maimarkt kennt, der weiß: Das Mühlfeld ist ein Wetterloch. So war’s auch heute mal wieder so: Alle freuen sich auf den Preis der Nationen, die Tribünen sind voll. Im VIP-Bereich gibt’s kein Plätzchen mehr. Und dann öffnet der Himmel seine Schleusen. Schade, wirklich schade! Trotz alledem haben wir ein Ergebnis, das in Ordnung geht: Die Niederländer gewinnen vor dem deutschen Quartett und den starken Spaniern. Topfavorit Schweden muss mit Rang neun zufrieden sein. So ist der Sport.
Am Freitag meldet die Deutsche Presseagentur (dpa) im Brustton der Überzeugung: Bundestrainer Otto Becker nominiert Simone Blum für den Preis der Nationen in Mannheim. Doch knapp daneben ist auch vorbei. Richtig war: Otto Becker hatte die Weltmeisterin von Tryon 2018 tatsächlich ins Team berufen und dafür David Will zum Einzelreiter gemacht. Allerdings hatten die Kollegen von der Agentur das Kleingedruckte im Springsport übersehen oder schlichtweg nicht gekannt. Zitat Otto Becker: „Wer am […]
Julia Krajewski jetzt vor Michael Jung
Die grüne Saison 2023 nimmt heftig Fahrt auf an diesem Wochenende – da trifft es sich gut, dass die FEI-Zentrale die neuen Weltranglisten in Springen, Dressur und Vielseitigkeit veröffentlicht. Kurz in Stichworten: Jessica von Bredow-Werndl hat „Littie“ Fry von der Spitze auf Rang zwei verdrängt. Julia Krajewski ist als Nummer 15 bei den Buschreitern jetzt beste Deutsche – Michael Jung fällt erstmals seit Jahren deutlich zurück: von Platz sieben auf 17. Bei den Springreitern ist Daniel Deusser als Nummer zwölf der beste Deutsche.
Jessica strahlt und wird in den Tiefen des Internets mit dem Satz zitiert: „Für mich ist es ein cooles Gefühl, nach meiner Babypause wieder ganz oben zu stehen.“ Dem kann man nur zustimmen. Allein schon unter diesem Aspekt war es richtig, dass die 37-Jährige aus dem bayerischen Aubenhausen mit ihrer Dalera den weiten Weg zum Weltcupfinale in Omaha auf sich genommen hat. Die erfolgreiche Verteidigung ihres Weltcuptitels von […]
Maimarkt seit 1613 – „Mannhem vorn!“
Mit den großen Jubiläen ist es bekanntlich so eine Sache. Beispiel Mannheim. In der nordbadischen Quadratestadt freut man sich schon jetzt mächtig auf 2024. Weshalb? Seit dem 10. September 1613 gibt’s den Maimarkt, seit 1964 das dazugehörige Reitturnier. Also dürfen die „Mannemer“ in genau einem Jahr ihr 60. Turnier feiern? Halt, falsch! 2020 musste wegen Corona pausiert werden. Also feiern man in zwölf Monaten „60 Jahre Maimarktturnier Mannheim“. Die Generalprobe beginnt heute.
Bleiben wir noch für einen Moment historisch: Der Pfalzgraf Johann II. von Zweibrücken, so geht die Historie, hat an besagtem 10. September 1613 der Stadt Mannheim die sogenannten Marktprivilegien verliehen. Es war die Erlaubnis, einen Markt für Krämer und Viehhändler abzuhalten. Das ist jetzt mehr als 400 Jahre her – den Maimarkt zu Mannheim gibt’s immer noch: Es ist die größte regionale Verbrauchermesse Deutschlands. Und es ist, hippologisch betrachtet, der Aufgalopp in die grüne Saison im deutschen Südwesten. Auf […]
Kentucky: Schöner US-Erfolg auf deutschem Pferd
80 000 Zuschauer, so meldet es der Veranstalter, haben in der Nacht zum 1. Mai das Geländespektakel im weltberühmten Kentucky Horse Park verfolgt. Zum ersten Male seit 15 Jahren gab’s wieder einen US-Erfolg durch die 48-jährige „Tamie“ Smith auf ihrem 17-jährigen Wallach, der den bezeichnenden Namen „Mai Baum“ trägt. Siegprämie 123 000 US-Dollar. Smith siegte mit ihrem Dressurergebnis von 24,2 Punkten. Sandra Auffarth und ihr Viamant du Matz belegten den sehr guten Rang vier, ebenfalls mit dem Dressurergebnis von 30,4 Punkten. Platzprämie 35 000 Dollar. Dotierung über alles: 375 000 US-Dollar.
Die internationale Fünf-Sterne-Prüfung von Kentucky ist ein Klassiker, stark geprägt von deutschen Pferden und von einem deutschen Reiter: 2010, bei den Weltreiterspielen, erkämpfte sich Michael Jung auf dem legendären Sam auf dem schweren Kurz in dem unendlich anmutenden Gelände den Titel. Hernach siegte der Olympiasieger von London und Rio dreimal mit Rocana, zuletzt vor einem Jahr mit Fischerchipmunk. Mir scheint, […]
„Littie“ als Glamourgirl in der Soers
Tobias Königs, der neue Pressechef des „Tschio“ in der weltberühmten Aachener Soers, hat dieser Tage eine Meldung verbreitet unter der Überschrift „Spektakuläres Programm bei Pferd & Sinfonie“. Dass Turnierveranstalter ihr eigenes Programm gerne als spektakulär kennzeichnen, ist normal und nicht der Rede wert. In diesem konkreten Fall jedoch lohnte sich die Lektüre bis zum Schluss. Denn gegen Ende heißt es da: „Als absolutes Top-Hightlight hat sich die amtierende Doppel-Weltmeisterin Charlotte Fry angekündigt.“ Die kesse „Littie“ also in der Soers.
Aber der Reihe nach: Partnerland des Aachener CHIO 2023 ist Großbritannien. Also sind die Schauabende am 23. und 24. Juni im Dressurstadion dieser klassischen und traditionsreichen Reiter- und Fahrernation gewidmet. Die Musik dazu macht das Aachener Sinfonieorchester. Sein Dirigent heißt Christopher Ward – ein Brite. Na dann. Stargast beider Abende ist „Lottie“ Fry, die eine Kür reiten wird.
Die Frage, mit welchem Pferd, bleibt offen – ob Pressechef Tobias Königs das schon weiß, […]
Gorla Minore: Frankreich vor Portugal, Belgien und Deutschland
Der erste Preis der Nationen in der neuen Saison 2023 ist gelaufen – die erste Siegprämie von 20 800 Euro geht an die vom früheren Spitzenreiter Edouard Couperie geführte Equipe Trikolore. Die durchaus favorisierten Franzosen, unter ihnen der erfahrene Olivier Robert, lieferten sechs Nullrunden. Ihr souveräner Sieg ist mehr als verdient. Bei dem von Co-Bundestrainer Marcus Döring geführten deutschen Team gab’s leider nur drei Nullrunden und zu viele Schwankungen.
Wie gesagt, in Gorla Minore, unweit von Mailand, gab’s an diesem Freitag den Aufgalopp zur „Longines EEF Series 2023“, dotiert mit eher bescheidenen 65 000 Euro. Ein anspruchsvoller, aber nicht zu schwieriger Kurs war für den Anfang zu meistern. Nach den sechs Nullrunden musste der französische Schlussreiter Jules Orsolini mit seiner Holsteiner Casall-Tochter Charlotte nicht mehr anzutreten. Der Erfolg war zu keiner Zeit gefährdet, auch nicht, als Dylan Levallois, Sohn aus berühmter Reiterfamilie, in der ersten Runde auf seinem 13-jährigen Hengst Artiste […]
Reiten für Deutschland: Preis der Nationen in Gorla Minore und anderswo
Hätten Sie’s gewusst? Wer glaubt, er kenne in Italien jeden Winkel, schließlich fahre man schon seit den goldenen Fünfziger Jahren als Tourist nach Bella Italia – Pustekuchen! Jetzt mal ehrlich: Gorla Minore, im Großraum Mailand gelegen, Provinz Varese, Region Lombardei, 237 Meter über dem Meer, 8300 Einwohner – der berühmteste Sohn des Ortes ist übrigens ein Radrennfahrer. Seit einigen Jahren gibt’s dort das private Equieffe Equestrian Center. Am Wochenende erwarten wir dort den Ersten Preis der Nationen im Rahmen der „Longines EEF-Serie“.
Seit 2009 besteht die EEF, zu deutsch „European Equestrian Federation“, von der man, offen gestanden, nur wenig hört und also wenig weiß. Sie sieht sich als ein sportpolitisches Gegengewicht zum Weltverband FEI auf der europäischen Ebene. Wer die Exponenten sind und worum genau es geht – in der Öffentlichkeit nimmt man davon keine Notiz. Immerhin, das könnte sich von nun an ändern, denn mit Hilfe des wohl unverzichtbaren Reitsport-Sponsors […]
Nochmal Thema Donaueschingen
Auf dem Rathaus in Donaueschingen hat man kein Interesse daran, sich mit Kaspar Funkes Escon-Marketing juristisch zu streiten. Man sei zwar verärgert, so heißt es von dort, dass Funke sich weigere, seinen Vertrag zu erfüllen und heuer das 66. Turnier auszurichten. Man wolle gleichwohl vermeiden, dass ein Rechtsstreit das international gute Image des Traditionsturniers belaste oder gar beschädige.
Andreas Haller, der Geschäftsführer der Reitturniere GmbH und zugleich der Leiter der Abteilung Tourismus und Marketing der Stadt, schreibt mir: „Natürlich wäre es durchaus im Interesse der Stadt und der Reitturnier GmbH gewesen, nach drei entbehrungsreichen Jahren wieder ein hochkarätiges Reitturnier im Schlosspark zu haben. Nach unserer Auffassung wären die Voraussetzungen hierfür rundum gegeben gewesen. Weitere Events, die 2023 in Donaueschingen stattfinden, wie zum Beispiel das DonauquellFest oder die Deutschen Radmeisterschaften, zeigen auch, dass es absolut möglich ist, Großveranstaltungen wieder im gewohnten Rahmen und ohne nennenswerte Einschränkungen durchzuführen.
Wir kamen nach umfassender Prüfung jedoch […]
Mexiko: Premiere für David Will – Chapeau!
In den vergangenen Wochen ist es ja so: Immer, wenn wir schlafen, siegen unsere Reiter*innen fern der Heimat auf dem amerikanischen Kontinent. Und wenn wir aufwachen, reiben wir uns verdutzt die Augen – dann müssen wir uns nur noch freuen. Vor einer Woche war es Katrin Eckermann mit ihrem Sieg auf der Global Tour am Strand von Miami, heute Nacht war es David Will auf der Global Tour in der mexikanischen Hauptstadt. Dickes Kompliment und Hut ab!
Der Blick auf den Ergebniszettel des mit 330 000 Euro dotierten Großen Preises auf dem Campo Marte, einem bestens präparierten Rasenplatz, zeigt uns ganz oben David Will auf dem elfjährigen Belgier My Prins. Im Stechen der besten zehn von 37 Pferden glückt ihm die schnellste fehlerfreie Runde in 43,16 Sekunden. Schade für die Gastgeber, dass ihr Eugenio Garza Perez auf dem Cornet Obolensky-Sohn Cotago zwar mit 43,00 Sekunden die schnellste Zeit vorlegte, aber halt […]
Alle mal herhören: Schwerer Unfall!
In Eberdingen, einer 7000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Ludwigsburg unweit von Stuttgart, ist eine 25-Jährige schwer verletzt worden: Sie hatte an einer Straße zwei Pferde geführt – als die scheuten, wurde die Frau zu Boden gerissen, ein stückweit mitgeschleift und schwer verletzt. Derlei Unfälle häufen sich: Der immer stärker werdende Trend, Pferde nur noch zu führen, anstatt sie unter dem Sattel auszubilden und stets mit Zaumzeug statt mit Halfter zu führen, ist in meinen Augen ein gefährlicher Irrweg!
Der Unfall ereignete sich am vergangenen Mittwoch, 19. April. Die offizielle Meldung des Polizeipräsidiums Ludwigsburg darüber hier im Wortlaut: „Am Mittwoch kam es gegen 18.05 Uhr im Bereich der Hochdorfer- und der Stuttgarter Straße im Eberdinger Ortskern zu einem Unfall, bei dem eine 25-jährige Frau schwer verletzt wurde. Die Frau führte zwei Pferde auf einem Fußweg neben der Fahrbahn aus. Am Ende des Fußweges scheuten mutmaßlich die beiden Pferde, gingen durch und rissen die Frau […]
Fiesta, Fiesta Mexicana – Hossa!
Erinnern Sie sich noch an Rex Gildo? 1972 sang der Frauenschwarm den Schlager „Fiesta, Fiesta Mexicana“, dazu ein schneidiges „Hossa!“ Das kommt mir heute in den Sinn, alldieweil Jan Tops und sein Golbal Zircus Maximus am Paseo de la Reforma der gigantischen Hauptstadt Mexiko City Station machen. Die erste dickere Siegprämie, nämlich exakt 32 618,02 Euro, schnappten sich im Teamspringen unsere beiden Jungstars Philipp Schulze Topphoff auf Clemens und Christian Kukuk auf Mumbai. Morgen folgt auf der Station Nummer drei der Große Preis, dotiert mit 330 000 Euro.
In den späten Siebzigern und frühen Achtzigern habe ich mehrmals Mexiko bereist – damals sagten uns die Leute: „Wir sind weit von Gott aber nah an Amerika!“ Das war politisch gemeint und hieß: „Unser Land gehört den Amerikanern, vor allem unsere Hauptstadt.“ Schon damals stöhnte Mexiko unter der Korruption, unter den Bandenkriegen und der Armut von Millionen Menschen, namentlich der indianischen Minderheit.
Schaut man […]
Dicke Luft in Donaueschingen!
Das Ende der 17 Jahre währenden Ära von Kaspar Funke als Turnierchef im Schlosspark an der Donauquelle verläuft möglicherweise doch nicht so einvernehmlich und harmonisch, wie es bis gestern den Anschein hatte: Andreas Haller, der Geschäftsführer der Reitturnier GmbH, schreibt mir heute per Mail: „Wir haben mehrfach appelliert, sich auf seine rechtlichen Verpflichtungen zu besinnen.“ Ob’s gar zu einer juristischen Auseinandersetzung kommt, bleibt vorerst offen.
Die schriftliche Stellungnahme auf meine diversen Fragen zur aktuellen Situation hat Andreas Haller, der Geschäftsführer der Reiturnier Donaueschingen GmbH, heute folgendermaßen beantwortet: „Wie sicherlich bereits bekannt, endet der Vertrag unseres langjährigen Vertragspartners im Rahmen des CHI Donaueschingen, der Escon-Marketing GmbH, zum 31. Dezember 2023. Wie uns der Veranstalter mitteilt, sieht dieser sich unter den gegebenen Voraussetzungen trotz bestehenden Vertrages nicht in der Lage, das Turnier in diesem Jahr nochmals durchzuführen.
Dies, obwohl wir mehrfach an ihn appelliert haben, sich auf seine rechtlichen Verpflichtungen zu besinnen. Die Durststrecke […]
Kaspar Funke: „Ich scheide ohne Groll!“
„Mein Team und ich haben 17 tolle Jahre gehabt als Ausrichter des Traditionsturniers in Donaueschingen. Wir haben dort viele neue Freunde und Unterstützer gefunden, vor allem auch engagierte Sponsoren. Ich bin jetzt 66 Jahre alt – nun soll es auch gut sein.“ Mit diesen Worten hat Kaspar Funke, der Chef der escon-marketing, heute mir gegenüber seine Absage des vom 10. bis 13. August geplanten, 66. Fürst Joachim zu Fürstenberg Gedächtnisturniers bestätigt und begründet. Wörtlich sagte Funke: „Ich scheide ohne Groll!“
Wenn er, so Kaspar Funke, auf die vergangenen 17 Jahre seit der Übernahme des Turniers 2006 zurückblicke, so habe es ihm, seinem Team und den vielen Helferinnen und Helfern aus der Region stets großen Spaß gemacht – nur die vergangenen drei Jahre unter dem Druck der Corona-Pandemie und ihren Folgen seien „sehr schwer für uns alle gewesen“. Es sei „sehr schade, dass es diese schwierige Endphase gegeben hat“. Alles in allem, […]
2023 kein Turnier in Donaueschingen!
Mancher mag es für einen Paukenschlag halten – mich persönlich überrascht es allerdings nicht: Wer auf der Internetseite von escon-marketing unter dem Stichwort „CHI Donaueschingen“ ganz genau auf das Kleingedruckte achtet, der findet diesen entscheidenden Satz: „2023 findet das 66. Turnier in Donaueschingen nicht statt.“ Mit anderen Worten: Die Ära des Ausrichters Kaspar Funke ist beendet – im Spätsommer 2024 übernehmen, wie wiederholt berichtet, Mathias Alexander Rath und sein Team die Turnierleitung auf der Baar.
Die lange Geschichte dieses so traditionsreichen Turnier im Schlosspark von Donaueschingen beginnt anno 1954 mit einem ländlichen Reitertag auf den fürstlichen Viehweiden beim alten Schafstall. 1965 reitet man an der Donauquelle erstmals international. 1976 gibt’s die ersten deutschen Meisterschaften, 1977 glänzt Donaueschingen mit der EM der Viererzüge – ein Meilenstein für den internationalen Fahrsport. Seit der EM von 2019, die ein gemischtes Echo hinterlassen hat, hat es kein Fahren mehr gegeben – jetzt höre ich aus […]
Michael Jung: Verhaltener Start in die vorolympische Saison
Insgesamt elf EM-Medaillen, darunter sieben in Gold, hängen bei Michael Jung daheim in seiner „Schatzkammer“. Vom 9. bis 13. August geht’s in Haras du Pin, wo Michael 2014 mit Rocana Vize-weltmeister war, mal wieder um Titel und Medaillen. Diese EM 2023 in der Normandie ist das große Saisonziel unserer Buschreiter. Vater Joachim Jung sagte mir heute: „Wir gehen die Dinge verhalten an. Weil wir mit FischerChipmunk aktuell nur ein Pferd für die großen Prüfungen haben, hat Michael auf die neuerliche Reise nach Kentucky verzichtet. Wir möchten kein unnötiges Risiko eingehen.“
Übers Wochenende hat auf dem Weiherhof der Familie Vogg am Ortseingang von Radolfzell die Buschsaison im Südwesten begonnen – die äußeren Bedingungen durchwachsen. Michael Jung, seit Jahren vielfach Sieger auf dieser herrlichen Anlage unweit des Bodensees, sicherte sich auf dem achtjährigen Baden-Württemberger Ignatz, der seiner Frau gehört, die goldene Schleife in der Zwei-Sterne-Prüfung. 25,9 Prozentpunkte aus der Dressur, zwei Punkte aus […]
Miami: Viel Licht und viel Schatten
„Eckermann siegt!“ Das wäre in diesen Tagen, am Übergang der Hallensaison ins Freie, wahrlich nichts besonderes: Eckermann gewinnt schließlich meistens, wenn’s um das große Geld geht und ums Prestige. Doch beim zweiten Grand Prix der neuen Global Champions Tour muss man an diesem Sonntag ganz genau hinschauen: Henrik von Eckermann und seine brandenburgische Stute Calizi schafften heute Nacht Ortszeit nämlich nur Platz elf, müssen mit läppischen 3000 Euro zufrieden sein. Der Sieg und 100 000 Euro gehen – genau wie vor einem Jahr an gleicher Stelle – an Katrin Eckermann und ihre Westfälin Cala Mandia. Chapeau!
Wie die Kollegin Corinna Philipps von „spring-reiter.de“ berichtet, zeigte sich die 32-jährige Deutsche Meisterin von 2022 „berührt von diesem Erfolg“. Es sei für sie „etwas ganz Besonderes, hier zum zweiten Male zu gewinnen“. Dabei sah eigentlich David Will auf seinem elfjährigen Belgier My Prins van Dorperheide wie der sichere Sieger 2023 aus – die Zeit […]
Miami: Plötzlich taucht „C Vier“ auf
Manchmal lohnt es sich, die aktuellen Ergebnislisten mal nicht nur von vorne her zu lesen, sondern von hinten her. Beispiel Miami. Bei der zweiten Station der Global Champions Tour stoßen wir auf Rang 14 des Teamspringens auf die 23-jährige US-Amazone Isabelle Russekoff aus New York. Sie handelte sich im Parcours 16 Strafpunkte ein, landete nur auf Rang 44 von 53 Startern – ihr Pferd heißt „C Vier“ und kommt uns ziemlich bekannt vor. Auch die vermeintlich so große weite Welt der Reiter ist in Wahrheit nur ein Dorf.
Wir erinnern uns: Der kapitale Holsteiner „C Vier“, jetzt 15 Jahre alt, wurde von David Will in den großen Sport gebracht, glänzte unter ihm bei der Springreiter-EM in Riesenbeck sowie beim Weltcupfinale in Leipzig. Quasi über Nacht verkaufte die holsteinische Besitzerfamilie ihren Kracher an die Mäzene und Sponsoren des Iren Cian o’Connor. Der wiederum schaffte mit ihm bei der WM in Herning die […]
Udo Lange zum 80. Geburtstag
Ein alter Freund und Weggefährte feiert heute seinen 80. Geburtstag: Udo Lange, der Reitmeister, der sechsfache Champion der Berufsreiter, der Ausbilder von vielerlei Pferden und Reitern. Aber auch der begnadete Witzeerzähler, ein Feierbiest vom Feinsten, zugleich ein kritischer Zeitgenosse und Zeitzeuge deutscher Geschichte nach 1945. Ein profunder Kenner des Sports mit den Pferden, ein passionierter Pferdemann der alten Schule – die mir heute moderner erscheint als je zuvor. Glückwunsch und Chapeau!
Ich sehe uns noch da sitzen auf unseren Feldbetten im Stall beim Turnier in Ebingen-Tailfingen auf der Schwäbischen Alb in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Udo Lange, Hansi Braun und Joachim Zahn, die drei „Stifte“ des Reitmeisters Herbert Aust vom Reiterverein in Ludwigsburg. Ich selbst war noch Gymnasiast, kümmerte mich über so manches Wochenende um die Pferde des Stuttgarters Erich Weber-Bleyle – ein Militaryreiter, zwar Amateur, aber doch hoch professionell. Abends, im Stall von Ebingen-Tailfingen, hatten Udo und seine […]
Omaha ist Geschichte – auf geht’s ins verregnete Miami Beach
Via Internet dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde: Wie weit ist es von Omaha/Nebraska nach Miami Beach/Florida? Antwort: 2650 Kilometer! Für uns Europäer ist das schon ein ziemliches Stück des Weges – für den Weltzirkus des Springsports gar kein Problem: Das Weltcupfinale von Omaha ist Vergangenheit – am Traumstrand von Miami in Florida wehen schon die Fahnen zum Auftakt der Global Champions Tour 2023. Morgen geht’s los. Aus der gigantischen Halle von Omaha an den Sandstrand des Golfes von Mexiko. Die üblichen Verdächtigen sind natürlich dabei.
Wenn ich an die Global Champions Tour denke, dann fällt mir sofort der Wahlspruch ihres Gründers Jan Tops ein: „Meine Vision ist klar. Nur das Beste für die Besten!“ Das erinnert an den legendären Gottlieb Daimler, der sagte: “ Das Beste oder nichts!“ Also hat Tops mit Hilfe seines Hauptsponsors Longines wieder eine weltweite Tour mit heuer 17 Stationen auf die Beine gestellt. 35 […]
Otto Becker selbstkritisch: „Wir können nicht zufrieden sein“
Seit 2009 ist Otto Becker, der Weltcupsieger von 2002 auf Dobels Cento, unser Bundestrainer der Springreiter. Nach der Olympiapleite von Hongkong 2008 hat der heute 64-Jährige diesen Job übernommen und mit seinem Stil der Offenheit und der kritischen Analyse geprägt. Von Schönrederei und von Selbstlob hält dieser Mann rein gar nichts. Er sagt: „Die Nationalhymne ist mein Lieblingslied, denn wenn die erklingt, dann weiß ich, dass meine Reiter gewonnen haben.“ Vergangene Nacht in Omaha/Nebraska gab’s die Hymne leider nicht. Otto Beckers kritische Bilanz: „Wir können nicht zufrieden sein!“ Klartext Marke Otto Becker.
Für alle, die daran interessiert sind, was Otto Becker nach dem Ende des Cupfinals in die Mikrofone und Kameras gesagt hat, hier der vollständige Wortlaut, den ich finden konnte: „Richard holt als Neuling den achten Platz. Da sag‘ ich erst einmal: Hut ab! Aber es war schade zum Schluss hin, als die Konzentration vielleicht etwas weg war. Sonst wäre […]
Triumph für Henrik von Eckermann – Richard Vogel auf Platz acht
Entscheidend is‘ auf’m Platz! Die uralte Weisheit aus der Welt des Fußballs gilt auch für den Sport mit den Pferden. Hoch spannend, ja dramatisch verlief in Omaha/Nebraska das Finale um den Weltcup der Springreiter in der Saison 2022/23. Weltmeister Henrik von Eckermann und sein Toppferd King Edward hatten das bessere Ende für sich, holten erstmals den Titel für Schweden – der Team-Olympiasieger von Tokio und Team-Weltmeister von Herning agierte cool und soverän, als es drauf ankam. Harrie Smoders und die US-Amazone Hunter Holloway belegten die Plätze. Richard Vogel und sein United Touch waren bestes deutsches Paar auf Platz acht.
Fangen wir an mit dem Endergebnis: Henrik von Eckermann (41) bekam heute Nacht unserer Zeit den großen silbernen „Henkelpott“, dazu die stattliche Siegprämie von 172 500 Euro. Für seinen zweiten Rang im Finalspringen gab’s nochmal 32 250 Euro obendrauf. Klar, dass der Meister (fast) aller Klassen mehr als zufrieden war: „Mein Pferd […]
Das 43. Cupfinale: Daumen halten für Richard Vogel
Die Stadt Omaha in Nebraska liegt, was die Weltzeit angeht, genau sieben Stunden hinter unserer MESZ – der Mitteleuropäischen Sommerzeit. Wenn es also dort 18.15 Uhr am Abend ist, dann ist’s bei uns „Viertel zwei“, wie wir hier im Süden sagen, also 1.15 Uhr. 18 500 Zuschauer fast die riesige Arena, in der noch ein einziger Wettkampf aussteht: das 43. Finale im Weltcup der Springreiter. Vier deutsche Reiter sind mit dabei – leider Daniel Deusser nicht mehr. Richard Vogel, aktuell mit nur zwei Strafpunkten an vierter Stelle, kann am Ende durchaus der Triumphator sein.
Um 8 Uhr Ortszeit gab’s in Omaha zunächst einmal den zweiten Vet-Check für die 30 Pferde, die für das Finale qualifiziert waren – alle wurden als „accepted“ ausgerufen, dürfen also gesattelt werden. Das Feld reicht vom Neuseeländer Phillip Steiner, der 24 Strafpunkte aufweist, bis zum Dänen Andreas Schou und dem Eidgenossen Pius Schwizer, die beide mit null […]
Dalera gewinnt verdient – fast ein Muster ohne Wert
In Omaha/Nebraska ist es jetzt 22.45 Uhr, bei uns hierzulande Viertel vor sechs. Das 36. Weltcupfinale der Dressurreiter ist entschieden – wie erwartet hat Jessica von Bredow-Werndl auf ihrer Trakehnerin Dalera den Titel verteidigt: Mit 90,482 Prozentpunkten lagen sechs der sieben Juroren über der magischen 90-Prozent-Marke – nur Katrina Wüst blieb mit 89,225 Prozent darunter. Und sonst? Statt der 18 Pferde, die am Finale 2023 hätten teilnehmen dürfen, waren’s in dieser Nacht von Omaha nur 13.
Noch gibt es zu dieser frühen Stunde keine Stimmen aus Nebraska, aber der Ergebniszettel spricht für sich. Der Favoritensieg war zu keiner Sekunde gefährdet. Die Olympiasiegerin von Tokio zeigte ihre 16-jährige Stute in Topform, fehlerfrei und glanzvoll – ihr Sieg und die 62 500 Euro Prämie sind hochverdient. Chapeau! Platz zwei – ebenfalls nicht unerwartet – geht an die Dänin Nanna Merrald auf Blue Hors Zepter mit 87,146 Prozent. Prämie 52 200 Euro. Rang drei […]
Richard Vogel: Nur nicht nervös werden
Liebe Leute, jetzt heißt es, die Ruhe zu bewahren und einen kühlen Kopf! Richard Vogel und sein United Touch haben die schwere zweite Runde im 43. Weltcupfinale gewonnen. In der Nacht zum Sonntag, 1.15 Uhr unserer Zeit, hat der 26-Jährige die Chance, von seinem vierten Rang aus dieses Finale im mehr als 18 000 Zuschauer fassenden Health Center von Omaha/Nebraska zu gewinnen. Das wäre die (vorläufige) Krönung auf eine steile Karriere im Springsattel, wie wir sie bei uns in Deutschland lange nicht mehr gesehen haben – mir scheint seit Gerd Wiltfang nicht.
„Ich denke, jeder kann sehen, wie großartig dieses Pferd ist. Der Parcours war heute wirklich schwer. Mit seinem riesigen Galoppsprung liegt United Touch so eine eher kleine Halle eigentlich nicht. Er musste sich wirklich unheimlich bemühen.“ Das war Richards erster Kommentar zu später Abendstunde Ortszeit Omaha. Deshalb haben uns bis jetzt, gegen zwölf am Karfreitag, nur wenige Stimmen erreicht.
Macht […]
Frühnotiz: Richard Vogel siegt – Daniel Deusser gibt auf
Zu früher Morgenstunde die Sensation vom Weltcupfinale aus Omaha: Richard Vogel, der Springreiter der Stunde, gewinnt auf seinem Stuttgart-Sieger United Touch die zweite Wertung im Stechen und liegt jetzt bereits auf Rang vier. Daniel Deusser muss auf seinem Tobago Z aufgeben, ist als 36. aus dem Rennen. An der Spitze liegen gleichauf: der Däne Andreas Schou und der Eidgenosse Pius Schwitzer, dahinter Weltmeister Henrik von Eckermann.
Es ist jetzt 6.21 Uhr, die Neugierde hat mich aufgeweckt und aus dem Bett an meinen Laptop getrieben. Noch gibt’s nur wenige Nachrichten aus Nebraska – deshalb zunächst einmal die blanken Fakten: Der zweite Kurs dieses 43. Finals war, wie zu erwarten, deutlich schwerer als das Zeitspringen zum Auftakt. Richard Vogel zeigte auf seinem elfjährigen Westfalen seine Topform, die ihn schon seit Monaten ins Rampenlicht führt. Nach dem ersten Durchgang sagte er: „Ich hab‘ mein Pferd heute noch nicht so stark gefordert, um den Hengst […]
Dalera klar vor Quantaz – Franziskus nicht in der Kür
Die ersten Pflöcke sind eingeschlagen – der Aufgalopp lief (fast) wie erwartet. Beim Weltcupfinale in Omaha haben Jessica von Bredow-Werndl und ihre Dalera die Favoritenrolle bekräftigt. Im ersten Parcours dominierte Weltmeister Henrik von Eckermann mit seinem King Edward. Nur Gerrit hatte wirklich Pech. Die Bundestrainer sind fürs erste zufrieden. Otto Becker hofft, dass sich seine Reiter*innen an den kommenden Ostertagen weiter verbessern.
Jessica bleibt stets bei ihrer Linie: Selbstbewusst auftreten, aber ja kein Überschwang! Den Grand Prix zum Auftakt absolvierte sie mit „kontrollierter Offensive“, wie der Fußballtrainer Otto Rehagel einst formulierte: „Wir geben immer unser Bestes!“ sagte sie hernach vor den Journalisten in der Mixed-Zone. 79,922 Prozent von den sieben Kampfrichtern brachte ihr den erwarteten Sieg – knapp unter der 80-Prozent-Marke. Dabei muss man gleich mal ganz genau hinschauen: Der niederländische Richter Maarten van der Heijden ab ihr 82,174 Prozentpunkte, Jean-Michel Roudier aus Frankreich hingegen lediglich 76,739. Obwohl Jessica bei der […]
Richard auf dem Vormarsch
So ein Zufall aber auch: Heute Abend um 20.15 Uhr unserer Zeit beginnt in Omaha der Grand Prix zum Auftakt des Weltcupfinales in der Dressur. In der Nacht zu morgen um 2.15 Uhr startet Denis Lynch als erster ins Cupfinale der Springreiter. Passend dazu, als hätte die FEI gezielt darauf hingewirkt, kommen die aktuellen Weltranglisten in Dressur, Springen und Vielseitigkeit. Bemerkenswert auf den ersten Blick: Richard Vogel springt von Rang 69 auf Rang 46 nach vorne – sein Sieg von Wellington ist dabei noch gar nicht eingerechnet.
An der Spitze der Weltrangliste steht nach wie vor Weltmeister Henrik von Eckermann, gefolgt von Julien Epaillard und Martin Fuchs, die die Plätze zwei und drei getauscht haben. McLain Ward bleibt Vierter, dahinter jetzt Conor Swail, Harrie Smolders und Marlon Zanotelli. Bester Deutscher bleibt Daniel Deusser, allerdings ist er von acht auf zwölf zurückgefallen.
Marcus Ehning, der heute sein 20. Cupfinale beginnt, ist aktuell 19. […]
Marcus Ehning leider ohne Stargold
Der Countdown läuft. Alles blickt nach Omaha in Nebraska, wo in der Nacht zum Donnerstag, 2.15 Uhr unserer Zeit, die erste Runde im 43. Weltcupfinale der Springreiter beginnt. Marcus Ehning, dreifacher Finalsieger von 2003, 2006 und 2001, hat zum 20. Male diese Finalrunde erreicht – ein Rekord für die Ewigkeit! Seit der Premiere im Frühjahr 1979 in Göteborg haben deutsche Reiter*innen insgesamt zehn Finals gewonnen. Mein Favorit für diesjahr bleibt McLain Ward – aber es würde mich nicht wundern, wenn Richard Vogel, der Reiter der Stunde aus meiner Sicht, für eine dicke Überraschung sorgen könnte.
Damit wir alle wissen, wovon in dieser Osterwoche 2023 die Rede ist, zunächst der Rückblick auf die wichtigen historischen Fakten: Dem Schweizer Journalisten Max Ammann kommt das Verdienst zu, der Erfinder des Weltcups der Springreiter zu sein sowie sein Direktor von der Premiere bis 2003. Ammann, heute hoch in den Achtzigern, rang dem damaligen FEI-Präsidenten Prinz […]
Geschichte ist nicht alles,…
…aber ohne Geschichte ist alles nix! Deshalb schaue ich, bevor in dieser Woche das 36. Weltcupfinale der Dressurreiter beginnt, auf den Ursprung und die Historie dieses wichtigen Wettkampfes zurück. Das diesjährige Finale in Omaha/Nebraska, das zweite übrigens dort nach 2017, startet mit einem Manko: 18 Pferde hätten teilnehmen dürfen – es sind aber leider nur 16. Zuletzt ließ sich Alisa Glinka aus Moldavien von der Startliste streichen.
Beamen wir und ganz kurz zurück in den Sommer 1984, Olympische Spiele von Los Angeles. Reiner Klimke gewinnt hochverdient die Goldmedaille in der Einzelwertung: Mit seinem Ahlerich, dem weltbesten Dressurpferd jener Jahre, zeigt der Rechtsanwalt aus Münster „eine beeindruckende Serie von fliegenden Wechseln, genau zum Takt der Olympischen Hymne“. So schildert es im Nachhinein der Niederländer Joep Bartels, dessen Frau Tineke zum Team der Niederlande gehört. Und Joep Bartels hat sofort eine Idee, die er wenig später international zur Sprache bringt: „Die klassische Dressur […]
Hut ab vor Richard Vogel
Es wäre doch sehr schön, so hab‘ ich gestern hier geschrieben, wenn’s mal wieder einen starken deutschen Auftritt im internationalen Parcours gäbe. Und als ob er das gehört bzw. gelesen hätte, hat uns Richard Vogel mal wieder den Gefallen getan: Spiel, Satz und Sieg im Rolex-Grand-Prix von Wellington/Florida: „I am overwhelmed! Ich bin überwältigt!“, sagte Richard, nachdem er den erst neunjährigen Wallach Cepano Baloubet, Vater Chaman, Mutter von Stakkatos Highlight, im Stechen zum Sieg geritten hatte. Dickes Kompliment!
Kein Zweifel, dieser Richard Vogel, ein geborener Oberschwabe vom Jahrgang 1997, ist der Reiter der Stunde aus deutscher Sicht – ein Hans Dampf in allen Gassen: Im November gewann er sensationell das Weltcupspringen von Stuttgart. Dabei zeigte Richard augenfällig, dass er ein Schüler von Ludger Beerbaum ist. Seine Parcours, mehr noch seine Stechen, absolviert er auf der Ideallinie. Sein Pferd stammt vom Hengst Chaman – wir erinnern uns!
Heute Nacht in Florida blieb Richard […]
Von Wellington nach Omaha – viel Preisgeld, viel Spannung
In der kommenden Nacht um halbzwei unserer Sommerzeit erreicht das Fünf-Sterne-Turnier von Wellington in Florida mit dem 550 000-Euro-Grand Prix, gesponsert von Rolex, seinen sportlichen Höhepunkt. Derweil sind in Omaha, der Hauptstadt von Nebraska, die Spring- und Dressurpferde für das Weltcupfinal in der nächsten Woche eingetroffen – die Quarantäne läuft. Mal wieder spielt die flotte Musik rund um den Topsport mit den Pferden im Land der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten.
Schauen wir zunächst nach Wellington, wo man im Equitation Center seit 13 Wochen nichts anderes tut als reiten, reiten und nochmals reiten. Halt falsch: Man handelt, handelt und handelt! Rund eintausend Pferde, so heißt es, wurden in Wellington „aufgetrieben“ – das alte deutsche Verb, wenn man die Pferde zum Markt bringt. Wie viele von ihnen den oder die Besitzer gewechselt haben und schon gar zu welchem Preis – Diskretion ist Ehrensache, wenn’s um den Handel mit den Pferden geht, sei’s per Handschlag […]
Auf geht’s nach Nebraska…
Morgen fliegen sie los – Reiter und Pferde aus Europa in Richtung Omaha, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Nebraska. Nächste Woche, vom 4. bis 8. April, gibt’s dort die Weltcupfinals in Dressur und Springen der Saison 2022/23. Zum ersten großen Kräftemessen im vorolympischen Jahr 2023 sind 17 Aktive aus elf Ländern in der Dressur gemeldet sowie 41 Aktive aus 19 Nationen im Springen. In den kommenden Tagen werde ich meine Blogs intensiv diesem Großereignis widmen – hier und heute blicke ich zum Auftakt auf die aktuelle Dressurszene.
Aus unserer deutschen Sicht bekommt dieses Weltcupfinale einen besonderen Stellenwert: Jessica von Bredow-Werndl und ihre Dalera, die Olympiasieger von Tokio, treten in Omaha als Titelverteidiger und auch als klare Favoriten an: „Ich freue mich riesig auf mein sechstes Weltcupfinale, viermal hab‘ ich Unee geritten, einmal Dalera. Meine neue Kürmusik zu Chansons von Edith Piaff macht mir großen Spaß.“ Allein an diesem wesentlichen Detail merkt man, […]
Torquator Tasso – mein Traumpferd
Liebe Fans von Borgmann’s Blog, folgen Sie bitte meinem gutgemeinten Filmtipp zum Wochenende: wählen Sie www.auenquelle.com und tippen Sie wahlweise auf die Videos, die meinem Traumpferd gewidmet sind – Sie werden es nicht bereuen! Torquator Tasso, der legendäre Fuchshengst, hat zum dritten Mal in Folge die Wahl zum Galopper des Jahres gewonnen. Aber wenn es nur das wäre…
Baden-Baden im Oktober 2018. Auf der „BBAG Mixed Sales“ in Iffezheim fällt der Hammer bei 24 000 Euro für einen Jährling, gezogen vom Niederländer Paul H. Vandeberg. Käufer ist das angesehene westfälische Gestüt Auenquelle, das sich von seiner Abstammung von Adlerflug, Mutter Tijuana von Tolysome, lenken lässt. Der neugierige Fuchs macht einen frischen Eindruck. Und was kann man für 24 000 Euro schon falsch machen? Diese Jährlingsauktion, veranstaltet von der Baden-Baden Auktionsgesellschaft, ist weltweit renommiert – die Stute Danedream, 2011 Siegerin im Prix de L’Arc de Triomphe, kam einst auch über diese Auktion.
Was […]
Frage an alle: Was ist das immaterielle Kulturerbe?
Hier und heute stelle ich an meine Leserinnen und Leser die 100 000-Dollar-Frage: Was haben der Tango aus Argentinien, der Samba aus Brasilien, die Lipizzaner aus Wien und die Falknerei in den unendlichen Wüsten des Orients gemeinsam? Antwort: Sie alle zählen zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit! Gut so. Alsbald kommt unsere „Klassische Deutsche Reitlehre“ hinzu. Auch gut so?
Von Natur aus und von Berufs wegen bin ich ziemlich neugierig. Mir gefällt das Stichwort vom lebenslangen Lernen. Also las ich dieser Tage mit Interesse diese kurze Nachricht aus der FN-Zentrale in Warendorf: „Jetzt wurde die Klassische Reitlehre in Deutschland auf Initiative der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) ins Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das wurde der Bundesvereinigung jetzt vom Fachkomitee Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission mitgeteilt. Die feierliche Übergabe der Urkunde findet Ende Juli in Potsdam statt.“
Und weiter: „Die Intention für diese Bewerbung, die von den Deutschen Landgestüten und der FN unterstützt […]
Sieg in Paris: Victor wer…?
In rundherum eineinhalb Jahren trifft sich die Jugend der Welt in Paris. Einen Hauch von Olympia kann man schon heute dort verspüren – beispielsweise im Grand Palais Ephemere, dem Interimsbau für das geschlossene Grand Palais aus dem Jahr 1900. Genau dort hat vor einer guten Stunde der 33-jährige Luxemburger Victor Bettendorf auf seinem elfjährigen Belgier Mr. Tac für eine Sensation gesorgt: Sieg und 132 000 Euro Prämie beim Grand Prix Hermes. Chapeau! Die Elite hatte das Nachsehen. Bester Franzose war unser Freund „Bosty“ mit Cassius Clay VDV Z auf Rang sechs. Für unsere Reiter*innen gab’s dabei fast keinen Sous.
Wer die französische Hauptstadt kennt und liebt, der weiß natürlich, wo das Grand Palais liegt, der Stahlbau unweit der Seine im Blickfeld des Eiffelturms, erbaut zur Weltausstellung 1900. Der unsterbliche Karl Lagerfeld hat dort seine Modenschauen zelebriert, es gab spektakuläre Kunstausstellungen und vieles andere mehr. Zum Beispiel auch das vor 13 Jahren […]
Heiterer Ausblick nach Omaha
Noch sind es drei Wochen hin bis zum Weltcupfinale der Dressurreiter*innen in Omaha, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Nebraska. Aber schon melden sich hinter vorgehaltener Hand die Lästermäuler: Nachdem nun feststehe, dass „Littie“ Fry und ihr Glamourdale nicht teilnehmen, werde es womöglich zu einer deutschen Meisterschaft mit allerhand Gästen kommen. Klare Favoritin: Jessica von Bredow-Werndl und ihre Dalera.
Gemach, gemach, kann man da nur sagen. Auch Jessica muss erst einmal antreten und die Klasse ihrer Olympiasiegerin auf das Viereck zaubern. Denn so ganz ohne starke Konkurrenz wird sie bei diesem 36. Weltcupfinale ja nicht sein: Nana Merrald, die Team-Weltmeisterin von Herning, sattelt ihren Blue Hors Zepter, der in den letzten Qualifikationen beachtliche Runden drehte. Dinja van Liere aus den Niederlanden, WM-Dritte in der Kür, reitet ihr Toppferd Hermes. Diese beiden werden alles geben, um zu verhindern, dass Jessica ihren Titel aus dem Vorjahr, wo sie in Leipzig glänzte, quasi im leichten Sitz […]
Cupfinale ohne Glamourdale
Das Internetportal Eurodressage sowie niederländische Medien berichten es übereinstimmend: „Lottie“ Fry, die Doppel-Weltmeisterin von Herning, wird ihren Hengst Glamourdale nicht beim Weltcupfinale Anfang April in Omaha/Nebraska reiten. Seine Besitzerin Anne van Olst lässt verlauten, dass man ihren Hengst nicht für so lange Zeit aus dem Deckgeschäft nehmen wolle.
Diese Nachricht wird in den Kreisen der weltweiten Dressurfans gewiss mit Bedauern aufgenommen. In den Niederlanden, wo „Littie“ Fry lebt und trainiert, angestellt bei der früheren Topreiterin Anne van Olst, aber auch in Großbritannien und hier bei uns in Deutschland, warten Fans und Medien schon geraume Zeit auf das direkte Aufeinandertreffen von Jessica von Bredow-Werndl und ihrer Trakehnerstute Dalera, der Olympiasiegerin von Tokio, und eben „Lottie“ Fry und ihrem Glamourdale.
Während Jessica als Titelverteidigerin für Omaha gesetzt ist und dort (Stand heute) mit Dalera antreten wird, hat sich „Lotti“ Fry die Qualifikation für das Cupfinale durch Siege in London und am vergangenen Samstag in […]
830 000 Euro für McLain Ward
Dieser Mann weiß so gut wie immer, was er tut. Über Wochen auf der Turniertour in Wellington/Florida aktiv, reiste der 41-Jährige mit seinen Pferden Azur und Contagius ganz gezielt ins niederländische Herzogenbosch, um heute seine Chance beim ersten Rolex-Grand-Slam-Springen des Jahres zu nutzen. Die Rechnung ging vor einer guten halben Stunde auf: Der abgezockte Profi aus New York gewinnt auf der 17-jährigen Stute Azur im Stechen gegen 15 Konkurrenten den Großen Preis. Siegprämie 330 000 Euro. Dazu streicht er einen Sonderbonus von 500 000 Euro ein.
Wozu dieser Bonus? Ganz einfach: McLain Ward hat im Dezember in Genf den Rolex-Grand-Prix gewonnen. Und die Regeln des Grand-Slam sind schlicht und einfach: Wer zwei Große Preise hintereinander gewinnt, für den gibt’s diesen Bonus: 500 000 Euro extra. Sollte es McLain Ward schaffen, im Frühsommer in Aachen auch diesen wohl wichtigsten Großen Preis der Welt zu gewinnen, würde der neuerliche Sonderbonus für ihn eine […]
Auf dem Weg zum Finale in Omaha
Mit dem erwartet klaren Sieg von „Lottie“ Fry auf ihrem Hengst Glamourdale ist vor Kurzem in den Brabant Hallen von Herzogenbosch die elfte und damit letzte Qualifikation zum Weltcupfinale in Omaha/Nebraska zu Ende gegangen. Der zwölfjährige lackschwarze Niederländer mit der Doppel-Weltmeisterin von Herning im Sattel, bekam – deutlich verbessert gegenüber dem Grand Prix vom Donnerstag – von den fünf Juroren starke 86,835 Prozentpunkte. Stand heute werden Isabell Werth, Ingrid Klimke und die Titelverteidigerin Jessica von Bredow-Werndl die deutschen Farben in den USA vertreten.
Die Punkteverteilung nach der letzten Qualifikation an diesem Samstag Nachmittag in Herzogenbosch: Isabell Werth führt mit 74 Punkten, gefolgt von Ingrid Klimke mit 72 und Dinja van Liere mit 70. Nanna Merrald aus Dänemark beendet die lange Runde der Qualifikationen mit 69 Zählern, dahinter Benjamin Werndl mit 65, Charlotte Fry mit 61 und Patrick Kittel mit 58. Rang acht belegt Thamar Zweistra aus den Niederlanden mit 55 Punkten, […]
Mit den Pferden „Gassi“ gehen?
Meine beiden Schweizer Kollegen Sascha Dubach und Florian Brauchli, verantwortlich für die geschätzte „Pferdewoche“, bieten ihren Leserinnen und Lesern in der Ausgabe Nr. 9/2023 vom 8. März einmal mehr zwei fundierte Artikel, die ich ausdrücklich zur Lektüre empfehlen möchte. Der Titel: „Der Reiter auf der Erde – das Glück der Pferde?“ Die Texte stammen von ihren Mitarbeiterinnen Angelika Nido Wälty und Sandra Leibacher. Es geht um die wachsende Zahl von Leuten, die ihre Pferde gar nicht reiten, also nicht unter dem Sattel ausbilden, sondern lediglich an Halfter und Strick umherführen. Meiner Ansicht nach ist das eine bedenkliche Tendenz.
Um meinen interessierten Leserinnen und Lesern die Kernaussagen nahe zu bringen, zitiere ich im folgenden einiges aus den aktuellen Texten: „Das Pferd ist von Natur aus ein Athlet“, sagt Michael Weishaupt. Der Professor der Veterinärmedizin, der am universitären Tierspital Zürich die Abteilung Sportmedizin leitet, beschäftigt sich tagtäglich mit der Leistungsfähigkeit von Pferden. Er […]
Gestern noch in Katar – heute schon in Herzogenbosch
Es geht mal wieder Schlag auf Schlag: Lebhaft erinnern wir uns an die spektakulären Tage von Doha, wo sich Ludger Beerbaum den Oberschenkel brach und sich vom Krankenbett aus zufrieden zeigte, dass die leidigen Vorwürfe, er sei ein Tierquäler, nun juristisch aus der Welt geschaffen sind. Sein „Stalljockey“ Philipp Weishaupt tröstete den Chef mit seinem überraschenden Sieg im Großen Preis. Doch das alles ist schon wieder der Schnee von gestern, denn heute beginnt in den Brabant Hallen das Traditionsturnier von Herzogenbosch. Philipp Weishaupt und viele andere Doha-Fahrer satteln in den Niederlanden. Stichwort: Erster Rolex-Grand-Slam und letzter Dressur-Weltcup.
Fangen wir freundlicherweise mal mit der Dressur an. Die neue Weltrangliste erscheint, prima passend, wenige Tage vor Herzogenbosch. „Lotti“ Fry, die Doppel-Weltmeisterin von Herning, steht zurecht ganz oben, hat sogar ihr Superpferd Glamourdale genannt. Im Weltcupranking auf dem Weg zum Finale in Omaha liegt sie mit 41 Zählern auf Rang zwölf; ein Sieg in […]
Freispruch für Ludger Beerbaum
Aus Riesenbeck, wohin Ludger Beerbaum demnächst mit seinem gebrochenen Haxen wieder heimkehren wird, heißt es kurz und knapp: „Das ganze Verfahren hat viel zu lange gedauert, diese Entscheidung war absehbar. Ich werte es als einen klaren Freispruch.“ Vor mehr als einem Jahr hatte ihn RTL der Tierquälerei bezichtigt, aber die Staatsanwaltschaft Münster sah keine Beweise, stellte das Verfahren im September 2022 ein. Weshalb sich die Disziplinarkommission der FN derart lange Zeit gelassen hat, bleibt mir ein Rätsel.
Heute am Vormittag kam aus der FN-Zentrale in Warendorf die längst fällige Nachricht: „Verfahren gegen Ludger Beerbaum eingestellt.“ Die Disziplinarkommission hatte geprüft, ob sich aus der Videosequenz eines Fernsehbeitrags eine Verletzung des Regelwerks LPO durch Ludger Beerbaum ergibt.“ Wie noch gut erinnerlich, hatte der FN-Generalsekretär Sönke Lauterbach unmittelbar nach der scheinbaren RTL-Enthüllung im Januar 2022 erklärt, dass das, was auf der damals bereits zwei Jahre alten Filmsequenz zu sehen sei, sei klares Barren, also […]
Kuriose Tage in Doha: Ludger und seine cleveren Jockeys
Ludger Beerbaum im Pech: Der Chef des Teams „Riesenbeck International“ bricht sich bei einem Sturz das Bein. Seine leitenden Mitarbeiter Philipp Weishaupt und Christian Kukuk begeistern ihren Chef und ihre Fans: Sieg und 38 600 Euro Prämie im ersten Teamspringen der neuen Globals Tour. Und vor einer Stunde der Doppelsieg im Großen Preis von Doha: Philipp Weishaupt gewinnt auf Just be Gentle, Siegprämie 123 750 Euro. Dahinter Christian Kukuk auf Nice van’t Zorgvliet, Platzgeld 75 000 Euro. Noch Fragen?
Ja, natürlich noch Fragen: Der erst neunjährige Wallach Christians Carado verhaspelt sich unter Ludger Beerbaum am Donnerstag in einem Springen über „nur“ 1,45 Meter am zweiten Sprung des Parcours. Der Altmeister muss aus dem Sattel, bleibt zunächst liegen – rasch stellt sich heraus, dass er sich verletzt hat und sofort ins Krankenhaus muss. Dort diagnostizieren die Ärzte einen Beinbruch – die Operation erfolgt sogleich. Pech für den Altmeister, der im August sechzig […]
Aufgalopp zur Global Tour
Liebe Leute, wie schnell doch die Zeit vergeht! Der meteorologische Frühling hat begonnen, der Startschuss für die grüne Saison fällt – nein, noch nicht in unseren Breiten, sondern in der katarischen Hauptstadt Doha. Von heute an bis zum Samstag tummelt sich die Weltelite der Springreiter beim Aufgalopp zur Global Champions Tour 2023. Vor ihnen liegen 15 Stationen, dazu das Finale Mitte November in Prag. 36 Millionen Euro an Preisgeldern liegen bereit. Der Schweizer Uhrenkonzern Longines bleibt der Hauptsponsor.
Streng genommen, hätte man bereits das internationale Turnier der vergangenen Woche in Doha als Aufgalopp bezeichnen können – aber wir sind nicht päpstlicher als der Papst. Marcus Ehning und sein Stargold haben bekanntlich den Großen Preis gewonnen und dafür 135 000 Euro kassiert. Kompliment nochmal! Nun allerdings beginnt die von Jan Tops 2006 ins Leben gerufene Springsportserie des Jahres 2023.
Ihre 15 Stationen sind: Doha, Miami Beach in Florida, Mexiko City, Madrid, St. Tropez, […]
Mein Lob für Simone Blum
Eine besonders gute Nachricht der letzten Wochen betrifft aus meiner Sicht die Weltmeisterin von 2018, Simone Blum vom Eichenhof im bayerischen Zolling: Ihre jetzt 16 Jahre alte Siegerstute Alice ist in den internationalen Sport zurückgekehrt. Das ist das Ergebnis von endlosen Mühen, vom Glauben an die Kräfte und den Willen eines Ausnahmepferdes – nicht zuletzt auch von Leidenschaft und Augenmaß für den eigenen Umgang mit den Pferden. Das gilt auch für Simones Berichte und Einschätzungen in Sachen „Runter mit den Hufeisen!“ Höchst aufschlussreich.
In den vergangenen Wochen und Monaten finden sich im hippologischen Internet allerhand mehr oder minder kluge und hilfreiche Texte über diesen sich mehr und mehr verstärkenden Trend im Springsport: Der „Barhuf“, ob groß- oder kleingeschrieben, beschäftigt die Szene, seitdem Henrik von Eckermann auf seinem unbeschlagenen King Edward in Herning Weltmeister wurde. Der Topstar und sein französischer Kollege Julien Epaillard machen das Reiten auf Pferden ohne Hufeisen fast schon […]
Marcus Ehning stark in Doha – Schwacher Tag in Göteborg
Unsere deutschen Springreiter gehen mit einer gemischten Bilanz aus diesem für sie so wichtigen Wochenende: Marcus Ehning triumphiert in der katarischen Hauptstadt Doha im Großen Preis, gewinnt auf Stargold im Stechen 135 000 Euro. In Göteborg geht das 14. und letzte Weltcupspringen der Saison 2022/23 an den Franzosen Marc Delasser auf Arioto du Greves. Daniel Deusser, Gerrit Nieberg, Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Marcus Ehning haben die Tickets zum Finale in den USA aus eigener Kraft erritten.
Zunächst nach Göteborg.Ein schwieriger Parcours sei das gewesen, sagte der 45-jährige Marc Delasser aus Orne kurz nach seinem Sieg vor ausverkauftem Haus im Scandinavium. Er freue sich sehr über diesen Erfolg – sein großes sportliches Ziel seien natürlich die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris. Der schnellste fehlerlose Ritt im Stechen brachte dem Profireiter und seinen Besitzern immerhin rund 62 000 Euro Siegprämie. Pius Schwizer, mit allen Wassern gewaschen, steuerte seinen Vancouver de Lanlore, […]
Kleiner Kreis in Göteborg
Auf der zehnten Station des Dressurweltcups 2022/23 fand sich gestern und heute nur ein kleiner Kreis im riesigen Scandinavium von Göteborg. Im Grand Prix zum Auftakt gab’s einen dänischen Doppelsieg durch die Mannschafts-Weltmeisterinnen von Herning, nämlich Carina Krüth und Nanna Merrald. In der heutigen Kür drängte sich Isabell Werth mit Erfolg zwischen diese beiden. Nur zehn Pferde standen auf den Startlisten. Die Spannung blieb überschaubar.
Wie von mir berichtet, hatten Isabell Werth und Helen Langehanenberg den Hexenkessel von Neumünster am vorigen Wochenende gemieden und statt dessen den deutlich weiteren Weg nach Göteborg auf sich genommen. Für Helen Langehanenberg und ihre Annabelle blieben unterm Strich zwei gute vierte Plätze und 54 Punkte auf der aktuellen Weltcupliste, was Rang acht bedeutet.
Fürs Weltcupfinale in Omaha/Nebraska kommen, wie schon oft erwähnt, nur Jessica von Bredow-Werndl als Titelverteidigerin in Frage, dazu die beiden Punktbesten aus dem deutschen Lager, also Isabell Werth mit 74 und Ingrid Klimke […]
Schon wieder Herpes in Spanien!
Liebe Leserinnen und Leser: Man traut seinen Augen und Ohren nicht! Nur zwei Jahre nach dem Herpes-Desaster von Valencia und anderswo kommen aus Spanien die gleichen schlechten Nachrichten wie damals: Neue Herpes-Fälle bei den Turnierwochen in Oliva Nova, dazu ein Fall im belgischen Lier. Valencia bricht seine Turnierwochen 2023 sofort ab. Da kann man ja nur mit dem Kopf schütteln!
Die schauerlichen Bilder schwer leidender Pferde, die durch Aufhängungen gestützt werden mussten, weil sie nicht mehr auf ihren eigenen vier Beinen stehen konnten – sie sind uns noch immer tief im Gedächtnis. Und wir erinnern uns an den leidgeprüften Sven Schlüsselburg, den Springreiter aus Ilsfeld bei Heilbronn, der damals, 2021, binnen weniger Wochen ein Dutzend Pferde verlor, darunter Sportpferde, aber auch Zuchtstuten. Als eine der Konsequenzen wurde von der FN die Impfpflicht vom 1. Januar 2023 an eingeführt.
Und nun erleben wir in diesen Tagen, an denen die Frühjahrsturniere im europäischen Süden […]
Göteborg – Wiege des Weltcups
Ohne den Schweizer Journalisten Max Ammann (85) und den ehemaligen Volvo-Chef Pehr Gyllenhammer (87) gäb’s weder den Weltcup der Springreiter noch den Weltcup der Dressurreiter. Ammann erfand Mitte der Siebziger des vorigen Jahrhunderts das bis heute kaum veränderte Regelwerk, Gyllenhammer stützte die Serien über lange Jahre als Hauptsponsor. Das Scandinavium von Göteborg ist wohl die weltweit bekannteste Reitsportarena. Von heute an geht’s dort um die 14. und letzte Station der Saison 2022/23 für die Springreiter sowie um die zehnte und damit vorletzte Station für die Dressurreiter.
Kurze Rückblende: Um allein die Geschichte des Weltcups der Springreiter, angefangen mit dem Sieg von Hugo Simon auf Gladstone 1979 bis zu den Finals in Dressur und Springen in Omaha/Nebraska im kommenden Frühjahr, auch nur einigermaßen darzustellen, bräuchte es wenigstens zwei dicke Bücher. (Eine Zeitlang gab’s solche Weltcup-Guides übrigens jedes Jahr. Inzwischen sucht man sie mit mäßigem Erfolg im hippologischen Antiquariat.)
Sicher ist jedoch soviel: Der […]
Neumünster: Kein Kürsieg für die klare Favoritin
Es irrt der Mensch, solang‘ er lebt! Mir geht’s mal wieder so an diesem Wochenende. Ingrid Klimke und ihr Franziskus, die Kürsieger von Stuttgart, waren meine Favoriten für die neunte Station der Saison 2022/23 auf dem Weg ins Finale von Omaha. Tja, knapp daneben ist auch vorbei. Zweimal, im Grand Prix und in der Kür, hatte in Neumünster die Dänin Nanna Merrald auf ihrem Zepter die Nase vorn – jeweils „nur“ Platz zwei für Ingrid Klimke und Franziskus.
Es war irgendwie nicht das Wochenende von Ingrid Klimke. Ihr Franziskus, im polnischen Zakrzow und am Neckar siegreich, fand in der engen und nervösen Holstenhalle nicht zu seiner Topform. Die dänische Mannschafts-Weltmeisterin von Herning und ihr 13-jähriger Hengst Blue Horse Zepter von Blue Hors Zack hatten hingegen einen Lauf, siegten im Grand Prix am Samstag mit 77,13 Punkten, Siegprämie 4050 Euro. Nur zwei Richter hatten sie auf eins gesetzt, ihre Landsfrau Susanne Baarup […]
Wagenlenker gründen die ICDA
Einigkeit macht stark! Das gilt im Großen wie im Kleinen. Also tun auch die besten Gespannfahrer der Welt gut daran, ihre Interessen zu bündeln und sich zusammen zu schließen. Ihre neue Gemeinschaft heißt „International Carriage Drivers Association“, kurz ICDA. Die Initiative stammt aus den Niederlanden. Zum Führungskreis zählen unter anderem Boyd Exell, Koos de Ronde und der Belgier Glenn Geerts. Rene Poensgen vertritt die deutschen Interessen.
Sagen wir mal so: Die als eingefleischte Einzelgänger bekannten Gespannfahrer sind relativ spät dran: Der Internationale Springreiterclub (IJRC) und sein Pendant für die Dressur, IDRC, bestehen schon viele Jahre. Nun hat sich, am Rande des Weltcupfinals von Bordeaux, die neue Vereinigung der sportlich ambitionierten Kutscher gegründet. Seine Statuten stammen vom Juli vergangenen Jahres.
Was steckt dahinter? Man möchte – wie die Kollegen von Parcours und Viereck – den eigenen Sport voranbringen, man möchte ein Gesprächspartner sein für den Weltverband FEI und dort auch Gehör finden, man […]
Auf geht’s nach Neumünster!
Die Holstenhalle ist die Kultstätte der schleswig-holsteinischen Reiterei. Und das schon seit Jahrzehnten: 1951 siegte Hans-Jürgen Huck aus der berühmten Reiterfamilie im ersten Großen Preis der Springreiter. 2020 holte sich Mario Stevens den bisher letzten GP. Von morgen an gibt’s in der Holstenhalle den Neustart nach der Pandemiepause. Wichtigster Wettkampf ist am Sonntag die neunte und damit vorletzte Weltcupkür der Saison 2022/23 auf dem Dressurviereck.
Der Blick auf die Meldeliste für diese vorentscheidende Kür, dotiert mit 50 000 Euro, davon 13 750 Euro für die Sieger*innen, zeigt uns dies: Isabell Werth, die aktuell mit 74 Punkten an der Spitze rangiert, wird Emilio reiten. Ingrid Klimke, mit 68 Zählern auf Platz zwei, hat ihren Franziskus gemeldet – für mich der Favorit. Benjamin Werndl, der mit 65 Punkten auf Platz drei liegt, startet nicht, vergibt damit wohl die Chance, das Finale in Omaha/Nebraska zu erreichen. Theoretisch bleiben ihm noch zwei Gelegenheiten zu punkten […]
Nie mehr Nörten-Hardenberg?
Als ich Ende der sechziger Jahre Bereiterstift war beim unvergessenen Robert Schmidtke am Ohligser Weg in Hilden, da war der elegante, hochgewachsene Carl Graf von Hardenberg, Jahrgang 1923, eine feste Größe auf dem Dressurviereck. Am 5. November dieses Jahres hätte Graf Hardenberg seinen 100. Geburtstag feiern können. Das vor Kurzem bekannt gegebene (hoffentlich nur vorläufige) Ende seines legendären Burgturniers auf der Familienburg in Nörten-Hardenberg, das muss der sympathische Graf nicht mehr miterleben. Es lohnt sich, etwas genauer auf die Gründe dieser Absage zu blicken.
Wer etwas übrig hat für die wunderbaren alten Fotos aus längst vergangener Turniergeschichte, dem empfehle ich hier gleich zu Anfang via Internet mal nachzuschauen unter „www.hardenberg-burgturnier.de“ Die eindrucksvollen Annalen des in den fünfziger Jahren begründeten Burgturniers sagen uns Heutigen – Foto für Foto – mehr als tausend Worte. Hinter jedem Bild ein großer Name und schier endlose Geschichten:
HG Winkler gewann 1958 die erste „Goldene Peitsche“, einen Klassiker des […]
Bordeaux: 17 Pferde im Stechen!
38 Pferde am Start, 17 davon im Stechen! Beim 13. Weltcupspringen der Saison hatte Parcourschef Jean-Francois Morand gestern Abend wahrlich keine glückliche Hand. Folgerichtig gab’s im Stechen ein Flachrennen mit zehn Pferden fehlerfrei im Ziel. Der stets flinke Marlon Modolo Zanotelli und sein 14-jähriger Niederländer VDL Edgar M hatten nach 35,39 Sekunden die Nase vorn. Siegprämie 70 950 Euro. Dazu aktuell Rang 15 in der Punkteliste auf dem Weg ins Finale von Omaha/Nebraska. Den Großen Preis gewann der Franzose Gregory Cottard auf Cocain du Val. Siegprämie 36 300 Euro.
Henrik von Eckermann, der mit seinem Toppferd King Edward in 36,45 Sekunden Rang drei belegte (43 000 Euro) hinter dem aufstrebenden Eidgenossen Edouard Schmitz auf Quno (35,72 Sek. 32 250 Euro), gab am Ende diesen fairen Kommentar: „Zugegeben, der Beginn des Parcours im Umlauf hätte ein kleines bisschen schwieriger sein dürfen und die erlaubte Zeit etwas enger bemessen. Wenn die Reiter sehr […]
An Daniel führt kein Weg vorbei
Seit dem Frühjahr 2012 reitet Daniel Deusser für den belgischen Turnier- und Handelsstall „Stephex Stables“. Stephan Conter, eingangs sein Chef, heute wohl mehr sein Geschäftspartner, hat sich mit folgendem Satz quasi unsterblich gemacht: „Wenn man einmal damit anfängt, Grand Prixs zu gewinnen und eine ernstzunehmende Größe zu werden, bekommt das Ganze einen Suchtfaktor.“ Gestern Abend haben die beiden ihre Sucht mal wieder befriedigt: Daniel siegte auf dem Hengst Bingo Ste Hermelle im wichtigen Auftaktspringen von Bordeaux. Siegprämie 17 500 Euro.
In der vom Weinbau geprägten Stadt Bordeaux ist alles etwas anders als anderswo. Das Weltcupspringen, die 13. von 14 Stationen der Saison 2022/23, findet bereits heute statt, Beginn um 20.30 Uhr. 38 Pferde auf der Startliste, etwas weniger als bei den bisherigen Qualifikationen. Womöglich ist da manch einem Pferd-Reiter-Paar bereits die Luft ausgegangen. Nur wer sich topfit fühlt und/oder die letzten Punkte braucht, um auf den Flieger zum Finale in den […]
Weltranglisten – fast alles beim alten
Am Ende eines jeden Monats wird Bilanz gezogen. Dann erscheinen die neuen Weltranglisten in Springen, Dressur und Vielseitigkeit aus den Tiefen des FEI-Computers in Lausanne. Aktuell führen Henrik von Eckermann, „Lottie“ Fry und das Ehepaar Price. Die Spannung hält sich (noch) in Grenzen.
Mannschafts-Olympiasieger, Einzel- und Teamweltmeister, Sieger in den Weltcupspringen von Verona und Basel – Henrik von Eckermann (41) verteidigt seinen Spitzenplatz auf der Weltrangliste scheinbar mühelos. 3474 Punkte hat er auf seinem Pluskonto, errechnet aus 93 Wettkämpfen. Auf Platz zwei bleibt Martin Fuchs mit 3089 Zählern aus 75 Springen.
Unter den führenden zehn Reitern hat sich nur wenig geändert: Epaillard, Smolders, Swail, Maher und Zanotelli haben ihre Plätze aus dem Dezember verteidigt. Van der Vleuten und Deusser haben die Plätze acht und neun getauscht. Staut ist jetzt Zehnter. Alles kaum der Rede wert. Blicken wir mit den Augen von Bundestrainer Otto Becker auf das Tableau der besten fünfzig Aktiven, so […]
Von Amsterdam nach Bordeaux
Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Die Karawane der Pferdetransporter rollt vom „Jumping Amsterdam“ zum „Jumping Bordeaux“ – also von der zwölften zur dreizehnten Etappe des Weltcups der Springreiter 2022/23. Es ist die vorletzte Station auf dem Weg ins Finale im April in Omaha/Nebraska. Die führenden elf Aktiven der Punkteliste dürften ihre Tickets sicher haben, sie liegen über der „magischen Marke“ von vierzig Zählern.
In Bordeaux ist allerdings alles ein wenig anders als anderswo. Das dortige Hallenturnier, 1973 unter der Ägide des Springreiters und Pferdezüchters Emeric Couperie gegründet, begann damals als kleines nationales Turnier im Freiland, aber schon 1974 ging man ehrgeizig auf internationales Niveau in der Halle. 1976 verabredete Emeric Couperie mit dem Schweizer Weltcuperfinder und späteren Weltcupdirektor Max Amman das jährliche Turnier in Bordeaux in den Weltcup zu integrieren.
1985 starb Emeric Couperie, der Marquis du Vivier wurde sein Nachfolger – der Politiker Jacques Chaban-Delmas forderte ihn auf, dieses internationale […]
Amsterdam: Julien Epaillard setzt sich doppelt an die Spitze
Vergangene Woche habe ich hier über Julien Epaillard berichtet, den 45-jährigen Franzosen aus der Normandie, der seine Pferde seit Jahren ohne Hufeisen reitet und damit ein Pionier dieser Entwicklung ist, die immer mehr Nachahmer findet. Vor gut einer Stunde hat Julien mit seinem zehnjährigen Donatello d’Auge das Weltcupspringen von Amsterdam gewonnen. Jetzt führt er mit 92 Punkten die Rangliste auf dem Weg zum Cupfinale in Omaha/Nebraska an – vor Henrik von Eckermann (88) und Daniel Deusser (70).
Das 1958 begründete „Jumping Amsterdam“ hat zwei Jahre Zwangspause hinter sich wegen der Pandemie. Vor der ständig ausverkauften Messehalle war dort die Stimmung in den vergangenen Tagen prächtig. Also hab‘ ich gleich geschaut, wie die Franzosen eigentlich abschneiden auf der „ewigen“ Siegerliste des Großen Preises. Und siehe da: 2017 hat Patrice Delaveau gewonnen auf Lacrimoso.
Danach aber müssen wir ziemlich weit zurück: 1991 siegte Eric Navet auf Quito de Baussy, der Weltmeister von Stockholm 1990. […]
Erinnerungen an Shutterfly
Der Weltcup macht gerade Station in Amsterdam. Dort hat Shutterfly unter Meredith Michaels-Beerbaum 2004 den Großen Preis gewonnen. Gestern hat Meredith der internationalen Reiterwelt mitgeteilt, dass ihr legendärer Wallach aus der Hannoverschen Zucht im Alter von 30 Jahren eingegangen ist. Sie schreibt: „Für mich war Shutterfly das perfekteste Springpferd der Welt.“ Meredith hat Recht.
Beginnen wir mit den wichtigsten Fakten: Geboren am 14. Januar 1993 auf dem Hof des Züchters Uwe Dreesmann in Hessel, ein Hannoveraner von Silvio I, Mutter von Forrest xx. Größte Erfolge: Einzel-Europameister und Vize-Team-Europameister 2007 in Mannheim. WM-Bronze im Team und im Einzel 2006 in der Aachener Soers, Sieger im Weltcupfinale 2005, 2008 und 2009, Sieger im Großen Preis von Aachen 2005, Sieger im Top-Ten-Finale von Genf 2004 und 2006, vierter Platz bei den olympischen Reiterspielen 2008 in Hongkong. Lebensgewinnsumme 3,520 Millionen Euro. Siege in ungezählten Großen Preisen im In- und Ausland.
Ursprünglich hieß dieser elegante hochbeinige Halbblüter […]
Isabell vor Ingrid und Benjamin
Spannender geht es nicht. Im Weltcup der Dressurreiter 2022/23 wechselt die Spitze von Station zu Station: Nach der achten von elf Qualifikationen, heute am Nachmittag in Amsterdam, führt Isabell Werth mit 74 Zählern vor Ingrid Klimke (68) und Benjamin Werndl (65). Dinja van Liere, die heute auf ihrem Toppferd Hermes mit 87,055 Punkten einen Heimsieg schaffte, folgt mit 64 Zählern auf Rang vier.
Die Plätze zwei und drei in der heutigen Weltcupkür vor ausverkauftem Haus im Messezentrum RAI gingen an Isabell Werth auf ihrem Emilio (86,595) und die Dänin Nanna Merrald auf Blue Hors Zack mit 85,220 Punkten. Ingrid Klimke und ihr Franziskus FRH folgten mit 84,960 Punkten auf Platz vier. Von den 15 Finalisten bekamen zehn von der Jury eine Wertnote von mehr als 80 Zählern. Ohne die Statistik zu überdehnen: Wahrscheinlich die beste Wertung auf der aktuellen Weltcuptour in Richtung Finale im April in Omaha/Nebraska.
50 000 Euro Dotierung […]
Alle Augen schauen nach Amsterdam
In dem Messehallen RAI von Amsterdam läuten bereits die Startglocken. Der Weltcupzirkus im Parcours zelebriert von heute an seine zwölfte von 14 Stationen, die Dressurreiter bestreiten ihre achte von elf Qualifikationen. Bei den Springreitern geht es um die Punkteplätze eins bis 18 – so viele Tickets gibt’s zum Weltcupfinale in Omaha/Nebraska. Auf dem Viereck geht es vor allem um die Frage, welche zwei deutschen Reiter in die USA reisen dürfen – Jessica von Bredow-Werndl ist als Titelverteidigerin gesetzt.
Zunächst einmal ein wenig Historie: 1958 begründeten die Niederländer ihr „Jumping Amsterdam“ auf der alten Messe RAI, 1961 zog man um in eine neue Messe. Anfang der neunziger Jahre gab’s Probleme – die Zahl der Zuschauer sank auf 15 000. 2009 feierte man das 50. Turnier. Danach gewann das Turnier an Attraktivität, Jahr für Jahr kamen rund 50 000 Besucher. Seit 2006 ist Amsterdam eine Station im Dressur-Weltcup, seit 2007 auch im Springen. […]
Fragezeichen über der Soers
Kaum zu glauben, aber wahr: Der in Stuttgart ansässige Weltkonzern Mercedes-Benz ist seit 1954 (kein Witz!) Sponsor beim weltberühmten CHIO in der Aachener Soers. Während man die 1985 begründeten German Masters in der Schleyerhalle, also vor der eigenen Haustür der Konzernzentrale, als Hauptsponsor nach 2019 schmählich im Stich gelassen hat, melden die Aachener jetzt die Fortsetzung der Partnerschaft. Allerdings nicht genau: Auf wie viele Jahre? Antworten aus der Soers gibt’s leider nicht.
Tobias Königs, der neue Pressechef des Traditionsturniers in der Soers, vermeldet dieser Tage: „Mercedes-Benz und der CHIO Aachen führen Partnerschaft fort“. Und Michael Mronz, der Geschäftsführer der Reitturnier GmbH, wird so zitiert: „Eine lange Tradition, ein stetiger Innovationswille und das Streben nach Perfektion sind gemeinsame Werte, die Mercedes-Benz und der CHIOAachen teilen. 2024 feiern wir 100 Jahre Turniere in der Soers. Das ist eine lange Zeit, in der sich der CHIO und seine Infrastruktur, getragen von modernen Werten, stetig […]
Leipzig: Gerrit Nieberg ganz knapp vor Richard Vogel
„Das war heute hier in Leipzig meine letzte Chance, um das Weltcupfinale in Omaha zu erreichen – ich musste deshalb im Stechen alles riskieren. Dieser Sieg bedeutet mir extrem viel.“ Die ersten Worte von Gerrit Nieberg nach seinem Sieg auf dem Schimmel Blues D’Aveline. Mit 36,55 Sekunden verwiesen diese beiden den Aufsteiger der Weltcupsaison, Richard Vogel mit Looping Luna, auf Platz zwei: 37,08 Sekunden. Der sagte: „Ich hab mit United Touch in Stuttgart gewonnen, bin heute hier in Leipzig mit meiner Stute Zweiter – ich hab‘ das Ticket zum Finale geholt. Was will man mehr?“
Auf der elften von 14 Stationen im Weltcup 2022/23 ging’s in der Leipziger Messehalle vor 8000 Zuschauern quasi um alles oder nix. Christian Ahlmann, nach seiner glänzenden Saison auf der Global Champions Tour, trat mit null Punkten an, sah voraus, „dass es extrem schwer für mich wird, das Finale noch zu erreichen: Hier in Leipzig müsste […]
Immer mehr Spitzenpferde erfolgreich ohne Hufeisen
Der französische Topreiter Julien Epaillard wirbt schon seit einigen Jahren dafür, die Springpferde nicht mehr zu beschlagen – er habe damit beste Erfahrungen und große Erfolge. Ganz aktuell hat der 45-Jährige aus der Normandie den beiden Fachjournalisten Sascha Dubach (Chefredaktor der Schweizer Pferdewoche) und Pascal Renauldon (PR-Journalist aus Paris) in einem Interview Rede und Antwort gestanden. Epaillard sattelt dieses Wochenende beim Weltcupturnier in Leipzig.
Erste Frage der beiden Kollegen an Julien Epaillard: „Ist das Reiten von Pferden ohne Hufeisen ein Allheilmittel? Welche Vorteile bringt es?
Julien Epaillard: „Es ist ein etwas kompliziertes Terrain, weil ich vielleicht viele Leute gegen mich aufbringe. Dennoch habe ich langsam die Erkenntnis, denn seit drei Jahren sind alle meine Pferde unbeschlagen. Dabei sehe ich mich mit einer ganze Reihe von Hufschmieden und Tierärzten konfrontiert, die nicht alle einer Meinung sind. Schön, dass ich eine Diskussion anregen konnte.
Ich denke, dass barhuf kein Allheilmittel ist, aber ein Schritt, der […]
Leipziger Allerlei im Schatten von Basel
Das dramatische Finale im Weltcupspringen von Basel haben wir noch vor Augen: Letzten Sonntag siegte Weltmeister Henrik von Eckermann auf King Edward mit nur sechs Hundertstel Vorsprung vor Marcus Ehning auf Stargold. Morgen beginnt das traditionsreiche Turnier auf der Leipziger Messe – kein leichtes Unterfangen für den rastlosen Macher Volker Wulff: Topstars wie der Weltmeister, wie Daniel Deusser, Martin Fuchs, Steve Guerdat und John Whitaker kommen nicht. Das Weltcupspringen am Sonntag ist „nur“ mit 180 000 Euro dotiert, gegen 330 000 Franken in Basel. So what!
Das hippologische Leipziger Allerlei mit den noblen Basler Tagen und Nächten in der St. Jakobshalle zu vergleichen liegt auf der Hand, ist aber nur unter fairen Gesichtspunkten zulässig. Vor einem Jahr glänzte der Name „Partner Pferd“ weltweit als Martin Fuchs das Weltcupfinale der Springreiter gewann und Jessica von Bredow-Werndl das Finale auf dem Dressurviereck. Jetzt, ein Jahr nach diesem Highlight, kehrt man auf dem historisch […]
Basel: Henrik Eckermann sechs Hundertstel vor Marcus Ehning
Knapper geht es kaum noch: 33,43 Sekunden für den Weltmeister King Edward unter Henrik von Eckermann – 33,49 Sekunden für den WM-Fünften Stargold unter Marcus Ehning! Das ist der spektakuläre Ausgang des Weltcupspringens von Basel. Siegprämie 109 000 Schweizer Franken. Am Samstagabend hatte der Weltmeister auf der Stute Calizi bereits die „Golden Drum“ gewonnen, das Championat von Basel. Siegprämie 24 750 Franken. Die Punkteliste auf dem Weg ins Finale führt Henrik von Eckermann jetzt mit üppigen 88 Zählern an.
„Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll – meine Pferde sind wirklich in Topform.“ Mit dieser kurzen wie ebenso treffenden Analyse wird der Topstar der Baseler Tage im Internet zitiert. Viel mehr gibt’s auch nicht zu sagen. Die „Goldene Trommel“, seit 2010 ausgeritten, hatte sein Landsmann Rolf-Göran Bengtsson 2017 mit Casall gewonnen – jetzt ist Henrik der zweite Schwede auf der ewigen Bestenliste. Die beiden Baseler Weltcupspringen gingen 2019 an […]
Basel: 90,7 Punkte für Dalera und der Abschied für Daily Mirror
Ein denkwürdiger Vormittag in der St. Jakobshalle zu Basel. Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf ihrer 16-jährigen Trakehnerstute Dalera die Weltcupkür mit tollen 90,7 Prozentpunkten. Ihr Bruder Benjamin beendet die lange Kariere seines 19-jährigen Daily Mirror mit 83,9 Prozent, was Rang vier bedeutet. Im Kampf um die Finalplätze führt Benjamin Werndl jetzt mit 65 Zählern vor Nanna Merrald und Isabell Werth.
Nur wer es früh schafft aus den Federn, der oder die kann an diesem verregneten Sonntagmorgen diese historische Kür miterleben – live oder per Internet. Zum ersten Male gibt’s unweit der deutsch-schweizerischen Grenze eine Qualifikation zum Weltcupfinale. Benjamin Werndl hat tags zuvor per Facebook bekanntgegeben, dass es der letzte Wettkampf für seinen Westfalen Daily Mirror sein soll, der von Damon Hill abstammt. Er hat das so entschieden, weil die Mitbesitzerin des Pferdes, Flora Keller, eine Schweizerin ist. Und Schwester Jessica reitet ihre Dalera zu hochverdienten 90,795 Prozentpunkten.
Wichtig zu wissen: diese Trakehnerin […]
Basel: Alles spricht für Jessica und Dalera
Die Turniermacher in der St. Jakobshalle von Basel sind mutige Leute. Nach zwei Jahren Pandemiepause wagen sie sich daran, aus einem internationalen Springturnier ein Topevent zu zaubern mit einer Weltcupdressur, dazu die weltberühmte Spanische Hofreitschule aus Wien. Das alles dient der Vorbereitung auf die Weltcupfinals in Springen und Dressur im April 2025.
Dass der Zeitplan angesichts eines solchen Programms unter Druck gerät, das war klar. Also müssen die passionierten Fans der Dressur, namentlich die Fans von Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth, morgen ziemlich früh aus den Federn: Die Weltcupkür beginnt bereits um 8.15 Uhr. Mir scheint, so früh am Morgen hat’s noch nirgendwo sonst eine punkteträchtige Kür gegeben, zumal das Rennen um die Punkte fürs Finale ja immer spannender, ja dramatischer wird.
Vergessen wir nicht: Jessica von Bredow-Werndl, die vor gut einer halben Stunde den Grand Prix als Einlaufprüfung mit souveränen 83,456 Prozentpunkten gewonnen hat, ist als Titelverteidigerin von Leipzig 2022 […]
Basel rückt auf in die erste Reihe
Heute reist die Weltelite an, morgen geht’s los in der St. Jakobs-Halle: das 2010 begründete „Longines CHI Classics Basel“. Hinter diesem etwas sperrigen Namen steht eines der attraktivsten Hallenturniere der Welt. Nach zwei Jahren Pause wegen der Pandemie starten die Eidgenossen neu und schwingen sich auf in die allererste Reihe der internationalen Topturniere: Weltcup in Springen, Dressur und Gespannfahren.
Kleine Rückblende. Als auch in der Schweiz das Covid-19-Virus um sich Griff, stand das Baseler Hallenturnier kurz vor dem endgültigen Aus. Der Grund: Ohne jede Rücksprache mit seinen ehrgeizigen Machern verbot der Kanton Basel Land das Event quasi über Nacht. Gründer, Sponsor und Mäzen Thomas Straumann, wohlhabender Unternehmer mit weltweiten Aktivitäten, in Basel beheimatet, drohte damit, sein Engagement zu beenden. Er hatte das Verbot aus seiner Morgenzeitung erfahren. Die Stadt Basel hingegen hatte die Ausrichtung des Turniers erlaubt.
Nach einigen Tagen angespannter Stille blickten Thomas Straumann und seine Getreuen voller Tatendrang wieder nach […]
Schleyerhalle: Neues Konzept im Frühjahr
Auf ein paar Monate mehr oder weniger kommt es offenbar nicht an. Ursprünglich hatte der Stuttgarter Gemeinderat die städtische Veranstaltungesellschaft in.Stuttgart beauftragt, noch vor Weihnachten 2022 eine Machbarkeitsstudie zum Abbruch und Neubau der Hanns-Martin-Schleyer-Halle vorzulegen. Doch daraus wurde nichts. Nach einem Bericht der STUTTGARTER ZEITUNG von heute soll die Studie jetzt im Frühjahr 2023 veröffentlicht und in den Gremien des Rates diskutiert werden.
Das Thema Zukunft der Schleyerhalle bewegt weit über Stuttgart und seine Region hinaus die an Sportevents und Unterhaltung interessierte Öffentlichkeit. Seit geraumer Zeit schon ist soviel klar: Die am 14. September 1983 eröffnete Mehrzweckarena am Cannstatter Wasen gilt nach knapp vierzig Jahren ihres Bestehens als technisch und räumlich veraltet – sie soll durch einen modernen und vor allem größeren Neubau an gleicher Stelle ersetzt werden. Die unmittelbar angrenzende Porsche-Arena bleibt von derlei Plänen völlig unberührt.
Andreas Kroll, der Geschäftsführer der in.Stuttgart, erklärte gegenüber der StZ: „Ein erneuter finanzieller Kraftakt […]
Meine Wünsche zum neuen Jahr
Der Wille zum Sieg muss stärker sein als die Angst vor der Niederlage! Man sollte nicht aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen! Diese beiden Volksweisheiten stelle ich bewusst an den Beginn meines Blogs zum Jahreswechsel 2022/23. Wo steht die deutsche Reiterei? Wo steht der weltweite Sport mit den Pferden? Meine selbstkritische These: Wir lassen uns schon seit geraumer Zeit mehr und mehr den Schneid abkaufen. Wir machen es unseren Gegnern viel zu leicht. Dabei ist es an der Zeit, selbstkritisch auf das eigene Tun zu blicken und die Konsequenzen zu ziehen: Aber nicht im Büßergewand, sondern aus Überzeugung, Vernunft und Selbstvertrauen.
Wer nicht nur in seiner Studierstube hockt, sondern sich ab und zu mal in der freien Natur umschaut, dem kann es nicht verborgen bleiben: Immer wieder begegnet man Menschen, zumeist Mädchen oder jungen Frauen, die ihre Pferde am Halfter spazieren führen. Nicht selten sind auch Hunde dabei, die meistens […]
Weltrangliste: Im Parcours ändert sich nix
Die neue Weltrangliste für das Dressurviereck startet mit einer neuen „Königin“ ins vorolympische Jahr: „Littie“ Fry, 26 Jahre jung. Bei den Springreitern hingegen bleibt alles wie gehabt: Henrik von Eckermann heißt der Spitzenreiter – ich wette, dass der 41-Jährige diese Position lange hält, sofern ihn kein Ungemach ereilt, was man ihm nicht wünschen mag. Meine Frage: Aber wo bleiben unsere Deutschen?
Auf den Plätzen eins bis sechs hat sich im zurückliegenden Dezember keine Veränderung ergeben: Hinter Henrik von Eckermann liegen Martin Fuchs, Julien Epaillard, Harrie Smolders, Conor Swail und Ben Maher. Auf Platz sieben finden wir Marlon Zanotelli, der zuvor auf neun stand. Auf acht liegt jetzt Daniel Deusser, er ist einen Rang heruntergerutscht. Auf neun und zehn folgen Maikel van der Vleuten und McLain Ward als Punktbester aus Übersee.
Auf elf liegt Kevin Staut – bis Rang zwanzig weit und breit kein deutscher „Jockey“. Christian Ahlmann und Marcus Ehning belegen die […]
„Littie“ Fry ist die neue Nummer eins
Neues Jahr, neues Spiel! Die aktuelle Weltrangliste der Damen und Herren auf dem Dressurviereck läutet möglicherweise eine neue Ära ein: Charlotte Fry, die Doppel-Weltmeisterin von Herning, reitet auf Platz eins ins vorolympische Jahr 2023. Auch ihr Rapphengst Glamourdale führt die Rangliste der weltbesten Pferde an. Jessica von Bredow-Werndl ist von der Spitze auf Platz fünf zurückgefallen – ihre Dalera belegt jetzt nurmehr Rang fünfzig.
Der Computer der FEI in Lausanne hat diese neuen Ranglisten errechnet und ausgespuckt – im Internet auf www.fei.org nachzulesen. Ob es sich bewähren wird, die Aktiven und ihre Pferde getrennt voneinander zu bewerten, das müssen wir in den kommenden Monaten beobachten und zu passender Zeit analysieren. Zunächst einmal hat die dänische Mannschafts-Weltmeisterin Cathrine Laudrup-Dufour ihren zweiten Rang gut verteidigt, dahinter nach wie vor Isabell Werth. Einen Sprung von Platz sechs auf vier macht die Niederländerin Dinja van Liere, Dritte der Kür-WM von Herning.
Der Platz fünf gehört aktuell […]
Mechelen: Wichtige Punkte für Daniel Deusser und Hansi Dreher
Im belgischen Mechelen knallten gestern Abend die Sektkorken – knapp 24 Stunden vor Sylvester. Im Stechen um den mit 250 000 Euro dotierten Sieg im neunten und letzten Weltcupspringen des Jahres hatte der Lokalmatador Wilm Vermeir auf IQ van het Steetje die Nase vorn vor Hansi Dreher auf Cous Cous und Daniel Deusser mit Tobago. Auf der Punkteliste in Richtung Finale 2023 in Omaha/Nebraska liegt Weltmeister Henrik von Eckermann vor Daniel Deusser und Kevin Staut.
Nach dem geradezu dramatischen Verlauf des Fünfer-Stechens zwischen drei Belgiern und zwei Deutschen sagte Wilhelm Vermeir: „Es ist wirklich unglaublich! Was für ein Sieg! Mein IQ ist ein Familienpferd. Wir werden in nie mehr hergeben. Heute hat er seinen Rhythmus wiedergefunden. Ich bin unglaublich stolz auf mein Pferd.“ Seine Landsleute in der Nekkerhal von Mechelen feierten ihn, als hätte er soeben olympisches Gold gewonnen. Hansi Dreher, knapp geschlagen Zweiter, sagte: „Das Publikum hier ist großartig. Mit […]
Ingrid Klimke bleibt an der Spitze
Im belgischen Mechelen hat es heute die sechste Weltcupkür der neuen Wintersaison 2022/23 gegeben. Soviel gleich vorweg: Ingrid Klimke, dort nicht am Start, bleibt auf dem Weg zum Finale in Omaha/Nebraska an der Spitze des 70er-Feldes (55 Punkte) vor Morgan Barbacon (52) und Thamar Zweistra (51). Benjamin Werndl liegt mit 50 Zählern auf Rang vier.
Beim weihnachtlich geprägten Hallenturnier in Mechelen umfasste das Kürfeld heute lediglich 15 Pferde, darunter kein Konkurrent aus Deutschland. Standesgemäß, so könnte man sagen, siegte die Niederländerin Dinja van Liere, WM-Dritte von Herning, auf ihrem Spitzenpferd Hermes mit 85,815 Prozentpunkten; vier Wertungsrichter hatten dieses Paar auf Rang eins – weshalb sie der belgische Juror Frddy Leymann nur auf Rang vier sah, bleibt sein persönliches Geheimnis. Dafür punktete er die Niederländerin Emmelie Scholtens heftig nach oben, andere wieder nach unten: der Mann ist ein Wackelkandidat, um es mal so auszudrücken.
Die erwähnte Emmelie Scholtens und ihr Desperado, WM-17. und […]
„BILD“ irrt sich mal wieder
Die Sportredakteure der „BILD“-Zeitung wollten uns zu Weihnachten mit einem hippologischen Kaviarbrötchen beglücken. Überschrift: „Deutscher Reiter kassiert 2,35 Millionen Euro Preisgeld“. Gemeint ist damit Daniel Deusser. Das Boulevardblatt mit den vier großen Buchstaben wusste es sogar noch genauer: Einzig Alexander Zverev, der Tenniscrack, habe trotz seiner Verletzungspause mehr verdient als Daniel Deusser: 2,55 Millionen Euro.
Wer sich ein bissle auskennt oder auch nur ein wenig nachdenkt, der weiß, dass das mit den 2,35 Millionen Euro für unseren Freund Daniel Deusser gar nicht stimmen kann. Warum? Ganz einfach, liebe Kollegen von der „BILD“: Im Sport mit den Pferden gilt seit ewigen Zeiten folgende Regel: Das Sieggeld und/oder die Platzprämien gehören zunächst einmal den Besitzern der Pferde. Und das völlig zurecht: Die Besitzer investieren in die jungen Pferde – ohne jegliche Garantie dafür, dass aus den talentierten Remonten irgendwann einmal ein Star wird, der seinen Hafer selbst verdienen kann.
Überdies zahlen die Besitzer normalerweise […]
„Spiegel“ fragt – Ludger antwortet
Zu diesen grau-verregneten Weihnachtstagen 2022 beglücken uns Ludger Beerbaum und das in Hamburg erscheinende Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ mit vier Seiten Interview und allerlei Fakten. Überschrift: „Meine Stute ist nicht unglücklicher als ein Freizeitpferd“ sowie „Dick im Geschäft“. Für die interessierten Leser*innen ist’s recht interessant – für unsereinen, der sich ein bissle besser auskennt, hält sich der Nachrichtenwert allerdings in Grenzen.
Was ich mich seit Wochen frage: Nachdem die Staatsanwaltschaft Münster das Ermittlungsverfahren gegen Ludger Beerbaum eingestellt hat – der Nachweis, dass den Pferden auf den von RTL im Januar 2022 gezeigten unscharfen Videos unnötigerweise Schmerzen zugefügt seien, konnte nicht erbracht werden – herrscht in dieser Sache bei der FN-Zentrale in Warendorf beharrliche Stille. Die Disziplinarkommission der FN, bei der der „Fall Beerbaum“ liegt, lässt sich (zuviel) Zeit.
Im Spiegel-Gespräch sieht Ludger die Gründe dafür so: „Offenbar hat auch die Kommission den Eindruck gewonnen, dass sie den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen hat.“ Vielleicht, […]
Weihnachtsgrüße nach China
Wer sich im Zeitalter des Computers und der weltweiten Digitalisierung ein bissle auskennt, dem ist der Fachbegriff „Matomo Analytics“ bestimmt schon einmal begegnet. Was so leicht japanisch-amerikanisch klingt, das ist nichts anderes als ein simples Zählwerk hinter flotten Internetseiten wie etwa meinem „Borgmann’s Blog“. Das lautlose System registriert alle Besuche auf meiner Seite, zählt exakt, welcher Blog gerade das meiste Interesse findet. Und vor allem: Es listet penibel auf, woher aus aller Welt die Zugriffe kommen. Wohlgemerkt: Der uns allen heilige Datenschutz bleibt selbstverständlich gewahrt. Wer sich auch immer von wo aus auch immer für meine Arbeit interessiert – alles Geheimsache!
Wer sich anschickt, als fleißiger Blogger in der weltweite Web einzutreten, der tut gut daran, sich ein Lebensmotto des großartigen römischen Heerführers Gaius Julius Cäsar zu eigen zu machen. Der sagte so richtig: „Lieber in einem Dorf in den Alpen der Erste als in Rom nur der Zweite!“ Ins Moderne […]
Sportler des Jahres: Fehlanzeige!
Das hat es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben: Bei der Wahl zu den Sportlern des Jahres 2022 blieben unsere Reiterinnen und Reiter unter „ferner liefen“. Rang 19 unter den Mannschaften für die WM-Equipe der Buschreiter war die einzige Position unter den führenden zwanzig. Es kann also nur besser werden. Hoffen wir auf das vorolympische Jahr 2023.
Die Sprinterin Gina Lückenkemper, der Zehnkämpfer Niklas Kaul und die Profikicker von Eintracht Frankfurt – das sind die neuen Sportler des Jahres, gekürt und gewählt von Deutschlands Sportjournalisten. (Ich selbst wäre wohl stimmberechtigt, mache davon aber keinen Gebrauch. Es würde unseren Reitern sowieso nichts helfen.) Bei der Wahl von Eintracht Frankfurt ging’s übrigens nicht um die rein sportlichen Erfolge auf dem Fußballplatz, sondern um den Spirit im Verein und in der Mannschaft. Klubpräsident Peter Fischer hat, um nur ein Beispiel zu nennen, verfügt, dass Mitglieder der AfD keine Aufnahme in den Verein bekommen. Das […]
London: Daniel Deusser sammelt wichtige Punkte
Scott Brash und sein Hello Jefferson benötigen exakt 39,67 Sekunden – Daniel Deusser und seine Killer Queen genau 39,73 Sekunden – sechs Hundertstel also entscheiden das Stechen des Weltcupspringens von London. Gleichwohl kann Daniel mit diesem Sonntag in London mehr als zufrieden sein: Auf der Punkteliste, die zum Finale in Omaha/Nebraska führt, hat er sich auf den aussichtsreichen Rang fünf emporgekämpft.
Von den 37 Startern auf der achten von insgesamt 14 Runden gelangen sieben ins Stechen: Beim sympathischen Scot Brash mischen sich Heimvorteil und das Glück es Mutigen, bringen ihm am Ende 42 500 Euro Siegprämie. Anderswo gab’s für einen solchen Sieg schon mehr Geld, aber in England sind die ökonomischen Zeiten nicht gerade rosig. Daniel Deusser bekommt 34 000 Euro auf das Gewinngeldkonto. Die bei uns in Mitteleuropa unbekannte Jodie Hall McAteer auf dem Hannoveraner Salt’n Peppa belegt Platz drei, was 25 500 Euro bringt. Maikel van der Vleuten und […]
Ingrid Klimke reitet ganz nach vorn
Beim Christmasturnier in London, diesjahr mal nicht in der alt-ehrwürdigen Olympia-Hall, ist Ingrid Klimke mit ihrem Franziskus dem großen Ziel einen wichtigen Schritt näher gekommen: Qualifikation zum Weltcupfinale 2023 in Omaha/Nebraska. Nach der fünften von elf Stationen führt die Reitmeisterin aus Münster mit 55 Punkten das Gesamtfeld der 65 Konkurrenten an.
Der Sieg in der Weltcupkür von London ging am späten Freitagabend erwartungsgemäß an den neuen Superstar im weltweiten Dressurzirkus: „Lottie“ Fry und ihren elfjährigen niederländischen Rapphengst Glamourdale, übrigens im Besitz der Niederländerin Anne van Olst, die früher selbst große Championate für ihr Land bestritten hat. Der Hengst mit dem wunderbaren Charisma, mit den Bewegungen vom anderen Stern, bekam von den fünf Juroren, darunter gleich zwei Briten, zurecht 90,995 Prozentpunkte. Und seine Reiterin schwärmte: „Es war ein unglaublicher Abend am Ende dieser wunderbaren WM-Saison. Dazu die höchste bisherige Wertung im Weltcup.“
Allein schon das Einreiten in die ausverkaufte Londoner Messehalle, so […]
Wenn sie reiten für Deutschland…
Wenn die Rede kommt auf den Preis der Nationen, dann sagt Otto Becker, der Bundestrainer, den einzig richten Merksatz: „Wer gewinnen will, der braucht nur eines: Nullrunden, Nullrunden und nochmal Nullrunden!“ Blicken wir also auch am Ende der Turniersaison 2022 mit Hilfe des fleißigen Kollegen Sascha Dubach, Chefredaktor der Schweizer Pferdewoche, auf seine Bilanz der Nationenpreise bei 33 verschiedenen Turnieren rund um den Globus.
Der geschätzte Sascha Dubach bringt es kurz und knapp auf den Punkt: „Insgesamt gab es bei diesen 33 Turnieren genau 765 Nullrunden. Die meisten, nämlich zwölf, schaffte der Franzose Kevin Staut, gefolgt vom Belgier Koen Vereecke mit zehn sowie Harrie Smolders und Simon Delestre mit jeweils neun. Jerome Guery aus Belgien und Beth Underhill aus Kanada folgen mit jeweils acht fehlerfreien Runden auf Platz fünf.“ Bestes Team mit insgesamt 83 Nullrunden waren die von Peter Weinberg geführten Belgier, dahinter die Iren mit 75 Nullrunden, sodann die Franzosen […]
Genf: McLain Ward gewinnt 400 000 Franken im Renngalopp
Das besonders internationale Publikum in den Genfer Palexpo-Messehallen kennt dieses „Spielchen“ schon: 2017 erkämpfte sich der US-Profi Kent Farrington auf Gazelle den Sieg im Großen Preis – heute, am frühen Abend, tat es ihm sein Landsmann und Kollege McLain Ward auf der 16-jährigen Stute Azur gleich. Sein Lohn: 400 000 Schweizer Franken. Publikumsliebling und Titelverteidiger von 2021, Martin Fuchs, musste sich auf Leone Dei geschlagen geben. Trostpreis: 240 000 Fränkli für den Eidgenossen.
Vierzig Pferde am Start, 13 fehlerfrei im Stechen. Etwas zu viele vielleicht. Aber die Erfahrung von den großen internationalen Hallenturnieren lehrt uns: Bei besten Bodenverhältnissen und einer weiten Arena, in der man freiweg galoppieren kann, steigern sich die Pferde von Tag zu Tag. Und am Ende ist es einer schnellen Stute wie Azur eben möglich, den Stechkurs mit langen Geraden in 38,43 Sekunden zu absolvieren. Martin Fuchs blieb mit seinen 39,77 Sekunden ebenfalls unter der Marke von 40 […]
Es kreißt der hohe Berg und gebiert nur ein Mäuslein
Alle Amazonen dürfen aufatmen: Die FEI, unser umsichtiger Weltverband, hat die „Maternity Leave Rule“ von sechs Monaten Dauer auf drei Monate heruntergesetzt. Wer also schwanger wird und nicht alle seine hart erkämpften Punkte auf den Weltranglisten verlieren will, der bzw. die kann künftig früher in den Sport zurückkehren. Bei der FN in Warendorf klingt das allerdings verhalten: „Die Anpassung ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so heißt es von dort.
Im FN-eigenen Pressedienst wird die aktuelle Faktenlage in drei Abschnitten dargestellt. Erster Abschnitt: „Die bisherige Regelung der FEI sah zwei Szenarien für die Mütter vor: Bei der ersten Variante melden sie keinen Mutterschaftsurlaub an, setzen also so lange aus, wie sie es für richtig halten und können auch nach Belieben wieder ins Turniergeschehen eingreifen. Allerdings verlieren sie in diesem Zeitraum ihre Weltranglistenpunkte, die entscheidend sind für die Einladung zu den internationalen Turnieren.“
Zweiter Abschnitt: „Bei der zweiten Variante geben Mütter einen […]
Am Sonntag in Genf – Letzter Rolex Grand Slam des Jahres
Sehen wir die Geschichte mal salopp: Vor zehn Jahren haben die cleveren Sportberater des Schweizer Uhrenkonzerns Rolex beim Tennis eine in der Praxis weltweit bewährte und renommierte Idee schlichtweg geklaut: den Grand Slam. Und so gibt es seit 2013 den Rolex Grand Slam der Springreiter. Vier Turniere mit ihren Großen Preisen zählen dazu: Aachen, Calgary, Genf und Herzogenbosch. Alle vier Springen sind mit insgesamt fünf Millionen Euro dotiert. Dazu werden Boni ausgeschüttet. Morgen um 14.30 Uhr läutet in der Genfer Palexpo-Halle die Startglocke.
Es ist müssig darüber zu spekulieren, wann und weshalb die Marketingstrategen von Rolex den Entschluss gefasst haben, der Chefetage die Sache mit dem Grand Slam für die Springreiter vorzuschlagen. Womöglich wollte man seinerzeit der von Jan Tops 2006 erdachten Global Champions Tour etwas spektakuläres entgegensetzen. Oder es ging darum, die glorreiche Geschichte der Marke Rolex im Spitzensport unserer Tage neu zu etablieren.
Wie auch immer: Es geht um einen […]
Genf: Der neue Weltmeister reitet von Sieg zu Sieg
„Ich hatte meinem King Edward eine Ruhepause gegönnt und wollte ihn jetzt nur langsam wieder aufbauen. Dieses Finale hier in Genf zu gewinnen, das war seit vielen Jahren eines meiner Ziele. Es ist also ein ganz besonderer Augenblick für mich.“ Das gab der neue Weltmeister Henrik von Eckermann am späten Freitagabend zu Protokoll. Sein Sieg im 2003 begründeten Top-Ten-Finale von Genf brachte dem 41-Jährigen Schweden 160 000 Schweizer Franken Siegprämie – seine Position als Nummer eins der Weltrangliste hat er damit weiter gefestigt.
Beim näheren Studium des Ergebniszettels ist mir folgendes aufgefallen – das Alter der Finalisten. Nein, diesmal nicht der Pferde, sondern ausnahmsweise mal der Reiter (in der Reihenfolge der Platzierung): Henrik von Eckermann ist 41, Simon Delestre ist ebenfalls 41, Peder Fredricson ist 50, McLain Ward ist 47, Marlon Zanotelli ist 34, Kevin Staut ist 42, Julien Epaillard ist 45, Martin Fuchs ist 30 und Ben Maher ist 39. […]
Rolex-Grand-Slam in Genf: Top-Ten-Finale ohne deutsche Reiter
Alle Blicke richten sich nach Genf. Auf dem internationalen Palexpo-Messegelände beim Flughafen läuft von heute an das 61. CHI-Turnier. 60 der weltbesten Springreiter sind am Start. Im Mittelpunkt stehen das Top-Ten-Finale am Freitagabend sowie der Rolex-Grand-Prix am Sonntag. Für mich beginnen die Tage von Genf mit einem dicken Fragezeichen.
Gehen wir gleich mitten hinein: Seit 2001 findet im Rahmen des Genfer Turniers das Top-Ten-Finale der Springreiter statt. Der Begründer und Veranstalter ist übrigens der Internationale Springreiterclub (IJRC), nicht das Genfer Turnier selbst. Teilnehmen dürfen die zehn punktbesten Reiter der Weltrgangliste vom November 2022: Henrik von Eckermann, Martin Fuchs, Julien Epaillard, Harrie Smolders, Ben Maher, Simon Delestre, Marlon Zanotelli, Peder Fredricson, Kevin Staut und McLain Ward.
Wenn ich es recht sehe: Zum ersten Mal seit Jahren hat kein deutscher Reiter dieses lukrative und prestigeträchtige Finale erreicht. Das ist bemerkenswert, wenn man auf die „ewige“ Siegerliste schaut: Achtmal standen „unsere“ Reiter ganz oben – […]
Neue Olympiakader aufgestellt: Paris 2024 ist nicht mehr fern
Kennen Sie das, liebe Leserin, lieber Leser? Weihnachten kommt immer so plötzlich! Genau so geht’s mir mit den Olympischen Spielen: Gerade noch alle Fühler ausgestreckt und nächtens neugierig nach Tokio geschaut – schon ruft’s aus Warendorf laut durchs Land: Hallo! Aufgewacht! Wir fahren nach Paris! Die neuen Olympiakader sind nominiert! Machen wir uns also nix vor: Schon im August/September 2024 trifft sich die Jugend der Welt vor dem weltberühmten Schloss von Versailles, um ihre Olympiasieger in Springen, Dressur und Vielseitigkeit zu ermitteln.
Über Jahrzehnte hinweg war die Dressur unsere sicherste Bank bei Olympia. Es regnete Titel und Medaillen, zumeist in Gold, aber wenn wir gen Paris blicken und die Ausgangslage, Stand heute, kritisch und selbstkritisch analysieren, dann müssen wir feststellen: „Littie“ Fry, wie ihre britischen Landsleute sagen, und ihr elfjähriger Hengst Glamourdale sind die Favoriten. Die zweifache Weltmeisterin von Herning lieferte strahlende Ritte über 80 Prozent. Sie schont ihren wunderschönen Hengst, […]
La Coruna: Janne Friederike gewinnt ihr erstes Weltcupspringen
Während sich der echte Messi in Katar mächtig ins Zeug legt, um alsbald Weltmeister zu werden im Fußball, hat der vierbeinige Messi van ‚t Ruytershof seine Reiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann zum Sieg im Weltcupspringen von La Coruna getragen. Chapeau! Die 41-Jährige aus dem holsteinischen Pinneberg strahlte ihr strahlendes Siegerlächeln. Ihr sportliches Ziel scheint mir glasklar: Zum zweiten Male nach 2012 in London möchte sie 2024 in Paris, wenn sich’s irgendwie machen lässt, bei Olympia für Deutschland reiten. Na denn mann tau!
14 Stationen hat der Longines Jumping Weltcup 2022/23. Das spanische La Coruna war am Wochenende die siebte Station – also die Halbzeit. Dotierung: Üppige 300 000 Euro, bis jetzt das höchste Preisgeld auf der Tour, genau gleich wie auf den Stationen der Global Champions Tour. Hört, hört! Übrigens, Philipp Weishaupt, der am Samstag den Grand Premio Longines gewann, holte für Cobys Besitzerin Alice Lawaetz knapp 70 000 Euro Siegprämie. Weshalb […]
Von Schindling über Linsenhoff zu Rath
Noch immer hält das Erstaunen darüber an – Matthias Rath und seine Schafhof Connects GmbH weiten ihr bis dato noch schmales, auf Kronberg und Frankfurt konzentriertes Geschäftsfeld aus, übernehmen 2024 die Leitung des Traditionsturniers in Donaueschingen. Blickt man zurück in die Historie der Familien von Adolf Schindling über Liselott und Ann Kathrin bis hin zu Matthias Alexander Rath, so entdeckt man durchaus eine Kontinuität. Stets haben in diesen Familien die Pferde eine zentrale Rolle gespielt.
Forscht man ganz penibel nach, so beginnt die Geschichte dieser Rückschau am 10. November 1887 in Höchst am Main: Adolf Schindling wird geboren, fünftes Kind einer alteingesessenen Fischerfamilie. Adolf absolviert eine Kaufmannslehre, arbeitet in der Metallindustrie, erlebt den Ersten Weltkrieg als Marineoffizier. 1920 gründet er mit einem Partner ein Unternehmen, das auf den Bau von Tachometern für die aufstrebende Automobilbranche spezialisiert ist. 1921 heiratet Adolf Schindling Elisabeth Paulus, 1927 kommt ihre Tochter Liselott zur Welt.
Ende der […]
Donaueschingen votiert einstimmig für Matthias Rath
Die überraschende Nachricht von gestern aus dem Rathaus von Donaueschingen ist das Tagesgespräch in der Reiterszene von Baden-Württemberg und weit darüber hinaus. Heute werden weitere Fakten bekannt: Alle mit der Zukunft des Traditionsturniers befassten Gremien haben einstimmig für Matthias Rath und seine Eventagentur Schafhof Connects votiert.
Andreas Krieg, der alt-internationale Springreiter und Händler von Sportpferden aus Nordstetten, sagt es so: „Ich war beeindruckt und sehr erfreut, welch starkes Interesse es gibt am Fortbestand dieses traditionellen Turniers im Schlosspark. Man sieht daran ganz deutlich, dass der Name Donaueschingen im internationalen Turniergeschehen nach wie vor einen guten Klang besitzt.“
Wichtig zu wissen: Andreas Krieg (62) ist dem Turnier auf der Baar, zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb gelegen, seit Jahrzehnten engstens verbunden, ritt über lange Jahre dort in der Rolle des beliebten Lokalmatadors. Jetzt gehörte er, ausgestattet mit Sitz und Stimme, zu den fachkundigen Beratern des Oberbürgermeisters Erik Pauly und seines Gemeinderates.
Andreas Haller, der Geschäftsführer […]
Schafhof Connects und Matthias Rath übernehmen Donaueschingen
Hight noon! Heute ist durchaus ein historischer Tag: Soeben hat die Stadt Donaueschingen offiziell bekannt gegeben, dass die von Matthias Rath, dem neuen German Master der Dressurreiter, geführte Schafhof Connects GmbH & Co.KG im hessischen Kronberg von 2024 an neuer Veranstalter des Traditionsturniers im Schlosspark an der Donauquelle sein wird. Der Vertrag zwischen beiden Seiten hat eine Laufzeit von zunächst einmal fünf Jahren. Die Ära von Kaspar Funke geht 2023 zu Ende.
In den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als lokaler Reitertag gegründet, stieg das Spring-, Dressur- und Fahrturnier von 1965 an zu einem der schönsten und wichtigsten Freilandturniere in Europa auf. Deutschlands höchst gelegener Turnierplatz sah 1991 die Dressur-EM und 2003 die Springreiter-EM. Seit 2006 hatte Kaspar Funke mit seiner escon-marketing das sportfachliche Sagen – von 2024 an werden es Matthias Rath und sein Team sein, international bekannt nicht nur als aktiver Reiter, sondern zugleich als Veranstalter diverser Turniere auf […]
Katar, der Fußball und die Global Champions Tour
Heute am Abend schlägt für unsere Nationalkicker die Stunde der Wahrheit. Der Sieg oder die Heimreise? Mindestens ein Tor mehr als Costa Rica. Ansonsten war diese 22. Fußball-WM 2022 nur eine missglückte Klassenfahrt nach Doha, der Hauptstadt des Wüstenstaates Katar. Apropos Doha: Vom 2. bis 4. März 2023 beginnt just dort einmal mehr die Global Champions Tour der Springreiter. Doch während unsere besten Fußballer und ihr DFB eine Million spenden für die Angehörigen der tödlich verunglückten Bauarbeiter aus Nepal auf den WM-Baustellen in Katar – die Reiter schweigen seit Jahren. Für sie kein Thema?
Ob Absicht oder reiner Zufall: Einen Tag vor dem Schicksalsspiel für Hansi Flick und seine Männer gibt Jan Tops, der Gründer und Boss der Global Champions Tour und der Global Champions League, einen langen Pressetext heraus über die Stationen seiner Tour im vorolympischen Jahr 2023. 16 Stationen werden es sein, Stand heute. Shanghai, Hamburg und Berlin werden […]
Deutscher Doppelsieg in Madrid und Kürsieg in Stockholm
Europa ist und bleibt der Mittelpunkt des internationalen Sports mit den Pferden. Die wichtigen Schauplätze an diesem Wochenende: Madrid mit zwei Weltcupstationen in Dressur und Springen, dazu Stockholm mit starker Besetzung, allerdings ohne Weltcup. In der spanischen Hauptstadt gab’s am frühen Abend einen deutschen Doppelsieg in der Kür.
Im dänischen Aarhus-Vilhelmsburg hat die Saison 2022/23 begonnen, dort ein Heimspiel von Carina Krüth. Danach folgte das südfranzösische Lyon mit einem Erfolg von Isabell Werth, kurz darauf in Stuttgart siegte etwas überraschend Ingrid Klimke, die zuvor schon im polnischen Zakrzow erfolgreich gewesen war. Und heute in Madrid überzeugte Frederic Wandres auf Stall Kasselmanns 15-jährigem Duke of Britain, der nach einer längeren Pause mit starken 84,830 Prozentpunkten auf die große Bühne zurückgekehrt ist. Kompliment! Siegprämie 14 000 Euro.
Auf Rang zwei setzte die fünfköpfige Jury Helen Langehanenberg und ihre 14-jährige Annabelle mit guten 80,035 Prozent. Dabei fällt mir auf, dass diese so spannende und ereignisreiche […]
Donaueschingen: Zukunft des Traditionsturniers ohne Kaspar Funke?
In und um das Rathaus von Donaueschingen ist strengstes Stillschweigen vereinbart. Doch so manche Wand hat Ohren und von den Dächern der alten Fürstenresidenz pfeifen die Spatzen allerhand herunter. Soviel steht fest: Das in den fünfziger Jahren begründete Traditionsturnier soll von 2024 an in eine neue, möglichst bessere Zukunft geführt werden. Wohl ohne Kaspar Funke.
Vor geraumer Zeit hat die Stadt Donaueschingen eine bundesweite Ausschreibung veröffentlicht. Wer Interesse habe und es sich zutraue, der solle sich doch bitte melden. Gesucht seien sportliche Konzepte und Projekte, um das Turnier im Schlosspark an der Donauquelle von 2024 an neu aufzustellen und international auszurichten. Man erwarte, anknüpfend an die Vergangenheit, Wettkämpfe in Springen, Dressur und Gespannfahren, dazu ein entsprechendes Rahmenprogramm undsoweiter undsofort.
Dem Vernehmen nach hat sich daraufhin eine Handvoll Interessenten gemeldet, entsprechende Bewerbungen abgegeben, darunter auch Kaspar Funke, der Chef von Escon Marketing, seit 2006 der Organisator des CHI Donaueschingen. Funke sagte mir heute […]
Prag: Seid umschlungen Millionen…
Otto Becker, der Bundestrainer, sagt es so: „Unsere Nationalhymne ist mein Lieblingslied! Immer, wenn ich sie höre, weiß ich, dass einer meiner Reiter gewonnen hat!“ So einfach ist das. Und so schön. Gestern Abend klang die deutsche Hymne in der O2-Arena von Prag besonders schön: Deutscher Doppelsieg im „Super Grand Prix“ durch Daniel Deusser auf dem kleinen Hengst Scuderia 1918 Tobago Z vor der überraschend starken Katrin Eckermann auf Cala Mandia. Daniel gewann mehr als 300 000 Euro, Katrin mehr als 250 000 Euro.
Immer, wenn es einen Haufen Geld zu gewinnen gibt, ist Daniel Deusser zur Stelle. Das war heuer in Calgary so, wo er den Großen Preis gewann, das war auf der Global Tour so, wo er – wenn ich es aus dem Stegreif recht erinnere – in New York erfolgreich war. Und gestern Abend in Prag: Nach der ersten von zwei schweren Runden auf Rang zwei – am […]
Prag: Das Acht-Millionen-Euro-Turnier
Die tschechische Hauptstadt ist an diesem Wochenende einmal mehr der Dreh- und Angelpunkt des weltweiten Springsports. 8,25 Millionen Euro an Preisgeld machen die „Prag Playoffs“ der Global Champions League (für zwölf Teams) und der Global Champions Tour (für 13 Einzelreiter) zum höchst dotierten Turnier der Saison. Wenige Tage nach dem German Masters in Stuttgart ist in der „Goldenen Stadt“ alles versammelt, was Rang und Namen hat.
Der Italiener Ulliano Vezzani baut die Parcours in der Prager O2-Arena. Zuletzt haben wir ihn erlebt bei der WM der Buschreiter in Pratoni del Vivaro bei Rom. Vezzani hat die nicht gerade einfache Aufgabe übernommen, die Parcours zu bauen, bei denen es um Millionen geht. Angefangen hat es am Donnerstag mit dem Viertelfinale der Champions League, Dotierung 900 000 Euro. Zwölf Teams zu je drei Reitern am Start, elf davon im Geld. Das Team der „Cannes Stars“ mit Johnny Pahls, Jens Baackmann und Sameh El […]
Schleyerhalle – Wie geht’s dort weiter?
Wenn ich Tag für Tag sehe, wie viele Clicks es gibt auf „Borgmann’s Blog“, dann muss ich mitunter doch sehr staunen. Sie fragen warum? Ganz einfach: Das Interesse am Schicksal der Hanns-Martin-Schleyer-Halle hier in Stuttgart ist ungewöhnlich hoch. Das war schon während des 36. German Masters in der vorigen Woche enorm – doch jetzt, da alle Augen bereits auf das Superfinale in Prag gerichtet sind, beschäftigt es immer noch sehr viele Leserinnen und Leser.
Ich kann mir dieses Interesse nur so erklären: Weil der Begriff „Abbruch“ seit Monaten schon kursiert, nicht zuletzt durch meinen Blogg, fürchten wohl viele, die das Stuttgarter Turnier kennen und mögen, dass die Tradition am Cannstatter Wasen irgendwann in nächster Zeit sang- und klanglos enden könnte. Aber keine Angst, dazu wird es nicht kommen.
Für alle, die das Thema umtreibt, hier nochmal der aktuelle Stand: Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft „in.Stuttgart“, die die Schleyerhalle und auch die […]
FEI-Präsident Ingmar de Vos regiert nochmal vier Jahre
Während wir in Stuttgart die geglückte Neuauflage des German Masters gefeiert haben, gab’s im fernen Kapstadt die Jahresversammlung unseres Weltverbandes (FEI). Jetzt dringt scheibchenweise durch, was man dort beschlossen hat. Mir bleiben gemischte Gefühle.
Die wichtigste Personalie sofort: Ingmar de Vos (59), seit 2014 der Präsident der FEI, wurde in Kapstadt mit überwältigender Mehrheit für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Es ist seine dritte Wahl, gleichwohl seine letzte Amtsperiode über vier Jahre. Eine längere Amtszeit lassen die Statuten der FEI nicht zu. Dem ehrgeizigen Belgier, der dem IOC als Mitglied angehört, sagt man nach, auf dieser allerhöchsten Ebene des Weltsports allerhand Ambitionen zu hegen. Vielleicht sogar die Nachfolge des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach. Spätestens in zwei Jahren, also nach den Olympischen Spielen von Paris, wird politische Bewegung in die Reihen der FEI kommen: Wer wird Nachfolger von Ingmar de Vos?
Einem informativen Interview vom deutschen FN-Gerneralsekretär Sönke Lauterbach, verbreitet über den […]
German Masters: Wer war eigentlich dieser Otto Lörke?
Zum 37. Male hat es am Turniersamstag in der Schleyerhalle eine traditionsreiche Ehrung gegeben: den Otto-Lörke-Preis für die beiden besten deutschen Nachwuchspferde unter zehn Jahren auf dem Dressurviereck. Diesjahr ging dieser renommierte Preis an den neunjährigen Hannoverschen Hengst Destacado und die zehnjährige Hannoversche Stute Superb. Der Hengst wurde am Sonntag neuer „German Master“ unter Matthias Rath, die Stute trägt alle Hoffnungen von Isabell Werth. Für sie war es, ein einsamer Rekord, der 15. Lörke-Preis ihrer Karriere.
Die Besonderheiten gehen sogar noch weiter: Den allerersten Lörke-Preis, übrigens eine Idee von Liselott Linsenhoff aus dem Jahr 1985, dem Gründungsjahr des Stuttgarter Turniers, erhielt ein kompakter Wallach, den der legendäre Dr. Uwe Schulten-Baumer zum Erfolg geführt hatte, geritten von seinem Sohn Uwe Schulten-Baumer. Später ging Weingart unter der blutjungen Isabell Werth, etwa bei ihrer ersten Europameisterschaft in Bad Mondorf. Insgesamt stellte „Der Doktor“, wie man ihn nannte, achtmal das beste Nachwuchspferd einer Saison.
2001 ging […]
Stuttgart: Von Steve, Matthias, Richard und Sophie
Was für ein Wochenende! Eine Art von Auferstehung. Ein toller Neustart nach drei langen Jahren der Zwangspause. Und Spitzensport, von dem man Gänsehaut bekommt: Richard Vogel gewinnt das Weltcupspringen. Matthias Rath ist neuer German Master auf dem Dressurviereck. Sophie Hinners hat den Durchbruch zur Weltspitze geschafft. Und und und…
Steve Guerdat wie man ihn kennt und schätzt: „Im Namen aller Reiterinnen und Reiter sage ich Anerkennung und Dank an alle, die dieses tolle Turnier organisiert haben. Dass wir unseren Sport auf so einer Bühne und vor so einer Tribüne zeigen dürfen, das ist einfach großartig. Genf ist mein Lieblingsturnier, aber Stuttgart gehört für mich zu den besten Turnieren der Welt.“ 2017 war Steve der Sieg im Großen Preis gelungen, damals auf Hannah. Die Statistik zeigt aber auch, dass der Olympiasieger von London insgesamt sechsmal mit Platz zwei vorlieb nehmen musste.
Neben ihm auf dem Podium vor der Presse saß der sichtlich geschaffte […]
Stuttgart: Schönes Wiedersehen nach 15 langen Jahren
Matthias Alexander Rath redet nicht lange drum herum: „Nach 2015 hatte ich wirklich eine Durststrecke, die bis 2019 angedauert hat. Nun bin ich nach 15 Jahren mal wieder zum German Masters gekommen, habe heute mit meinem Hengst Destacado das Mastersfinale gewinnen können. Stuttgart ist wirklich ein tolles Turnier!“ Wer hätte das gedacht? Rath, der als glückloser Totilas-Reiter in die Annalen eingehen wird, profitierte vom Pech einer Isabell Werth, deren Emilio am Samstag nicht gerade ging.
Und mit seinem nächsten Satz formuliert der 38-Jährige seine Sicht auf die Zukunft: „Paris ist ja erst in eineinhalb Jahren. Mein Fuchs reift seit Jahren stetig eine Stufe höher. Hier hat er zwei sehr gute Runden absolviert, beide gewonnen. Natürlich muss er noch mehr Kraft und Routine gewinnen. Weshalb ich erst nach 15 Jahren wieder hierher komme: Diesen Herbst hat es einfach gut gepasst. 2007, bei meinem letzten Start, hab‘ ich noch die Nachwuchstour geritten.“
Wer mich […]
Stuttgart: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
Eigentlich war doch alles klar wie Kloßbrühe: Isabell Werth startet beim German Master mal wieder in vier Prüfungen – und schafft vier Siege. Das klappt problemlos, weil ja Jessica von Bredow-Werndl ihre Dalera nicht mitbringt und ihr Bruder Benjamin seinen Famoso daheim lässt. Pustekuchen! Isabells Emilio vertrat sich beim Abreiten zum Grand Prix heute Vormittag, sie musste absitzen – die Quali und der Start im Masterfinale am Sonntag waren futsch. Und in der Weltcupkür vor ausverkauftem Haus glückte Ingrid Klimke und ihrem Franziskus eine 83,440-Runde – Isabells Quantaz hingegen ging gut, aber nicht fehlerfei. Am Ende „nur“ Rang zwei.
Ob es Jessica von Bredo-Werndl bereut hat, nur mit ihrem Ferdinand an den Neckar gekommen zu sein, das weiß ich nicht. Jedenfalls musste die Olympiasiegerin in der Kürtour mit einem Rang sieben im Grand Prix und gar mit Rang zehn in der Kür vor ausverkauftem und in Hochstimmung befindlicher Kulisse vorlieb nehmen. […]
Stuttgart: Isabell Werth zieht Emilio vom German Master zurück
Schreck in der Morgenstunde. Vor wenigen Minuten hat Isabell Werth ihren kurz bevorstehenden Start mit Emilio in der Qualifikation zum German Master zurückgezogen. Diese Meldung kam offiziell aus der Abreitehalle. Damit kann die 53-Jährige ihre Mastertitel mit Emilio aus den Jahren 2018 und 2019 nicht verteidigen. Ihr Start mit Quantaz bei der Weltcupkür am späten Nachmittag bleibt davon unberührt. Vor wenigen Minuten konnte ich mit Isabell sprechen: „Ich war beim Abreiten in der Porsche-Arena, habe mehrmals zugelegt im Galopp – da muss sich Emilio irgendwie vertreten haben, ich weiß es nicht. Er ging danach jedenfalls ungleich. So konnte ich nicht starten. Was genau passiert ist, werden wir jetzt klären.“
In diesen Minuten ist der Grand Prix als Aufgalopp zum German Master zu Ende gegangen. Nach einer guten Runde mit einigen Höhepunkten, etwa im starken Trab und der Galopptour, siegt unerwartet Matthias Rath auf Destacado mit 74,174 Prozent vor Carina Scholz auf […]
Stuttgart: Durchbruch für Sophie
Es gibt magische Momente im Sport, da denkt man sich: Später einmal werde ich sagen können, ich sei dabei gewesen. Solch einen Moment gab’s für mich gestern, eine Stunde vor Mitternacht: Philipp Weishaupt siegt „nach gefühlt 25 Anläufen“, wie er selbst sagt, zum ersten Mal im Stechen um den „German Master“. Und Sophie Hinners wird sensationell Zweite auf der erst neunjährigen Marbacher Stute Graphik – der Durchbruch für die 24-Jährige, wie ich finde, auf die große internationale Bühne. Hut ab!
Hauke Schmidt ist es, der das unvergleichliche Konzept für den German Master erdacht hat: Ein Zeitspringen am Donnerstag, eine zweite Qualifikation am frühen Freitagabend, schließlich am späten Freitag das Finale – nur für die punktbesten zwölf aus den beiden Runden zuvor, dazu ein Stechen als Höhepunkt. Catherine Burdsall, die Amerikanerin, siegte mit dem legendären The Natural bei der Premiere im Jahr 1987. Danach finden wir auf der Siegerliste Pferdelegenden wie Milton, […]
Stuttgart: Heimspiel für Isabell
Zwischen 1996 und 2018 hat Isabell die Weltcupkür in Stuttgart neunmal gewonnen mit sechs verschiedenen Pferden. Beim klassischen German Master schaffte sie zwischen 1996 und 2019 sogar 15 Siege mit ebenfalls sechs Pferden. An diesem Wochenende schickt sie sich an, ihre eigenen, vermutlich ewigen Rekorde noch weiter zu verbessern.
Klassische Reitkunst zur Mittagsstunde – das kann sich nicht jeder leisten: Schon gar nicht in der schwäbischen Metropole. Leider sind die Ränge im weiten Rund der Hanns-Martin-Schleyer-Halle nur recht spärlich besetzt, als es um 10 Uhr losgeht: Jessica von Bredow-Werndl macht mit Ferdinand den Anfang. 72,565 Punkte gibt ihr die Jury für eine ordentliche Runde auf ihrem 13-jährigen Hannoveraner. Der geht nicht fehlerfrei, was keinen Beinbruch bedeutet. Schade, dass sie ihre Dalera nicht mit zum 36. German Master am Neckar mitgebracht hat. Nun denn, am Ende ist’s Platz sieben.
Isabell Werth präsentiert ihren jetzt zwölfjährigen Quantaz mit der ganzen Routine, die ihr eigen […]
Stuttgart: Kein Sport mehr für die alten weißen Männer
Am Cannstatter Wasen in Stuttgart läuft das 36. German Master. Ein gutes Gefühl. Alle freuen sich, dass man sich wiedersieht nach den zähen Jahren der Pandemie. Gleich im internationalen Eröffnungsspringen zeigt sich: In diesen schwierigen Jahren haben die jungen Frauen im Sattel – früher sprach man von Amazonen – weiter aufgeholt. Sie reiten mutig, in tollem Stil, mit viel Gefühl guten Pferden.
Mal Hand aufs Herz: Kannten Sie Paris Sellon aus den USA, Jessica Burke aus Irland, Alise Oken und Alessandre Volpi aus Amerika, Nora Pentti aus Finnland, Pia Reich aus Deutschland, Alexa Stais aus Zypern, Victoria Gulliksen aus Norwegen und Gudrun Patteet aus Belgien? Gut, ich höre es schon: Natürlich sind in unseren Breiten die Damen Patteet, Reich und womöglich Pentti bekannt. Auch Marie Ligges, die Enkeltochter unseres unvergessenen Freundes Fritz Ligges. Victoria Gulliksen hat das Weltcupspringen von Verona am vergangenen Wochenende gewonnen. Heute sind sie allesamt in das 36. […]
Stuttgart: Neustart bei Schietwetter
Der VfB Stuttgart hat gestern Abend in allerletzter Minute 2:1 gewonnen gegen die Herta aus Berlin. Das hebt die allgemeine Stimmung in der schwäbischen Fanseele ganz enorm. Im Augenblick, noch früh am Morgen, herrscht hier Schietwetter, das uns an Hamburg erinnert. Aber das beschwert unsere gute Laune nicht: Heute beginnt, nach drei Jahren Zwangspause, mit dem 36. German Masters eine neue Zeitrechnung. Später einmal wird man sagen: Vor Corona und nach Corona!
Christian Ahlmann hat abgesagt in letzter Minute. Schade. Dafür ist Marie Ligges nachgerückt ins Starterfeld – das klingt gut. Ich bin gespannt, die Enkelin unseres alten Freundes Fritz Ligges in der Schleyerhalle reiten zu sehen. Das gilt auch für Jana Wargers, die bekanntlich den von „Pawlo“ Pawlowski in Heidenheim gezüchteten Limbridge reitet.
Freund „Pawlo“ ist schon ganz alert, wie man im Schwäbischen sagt, also freudig erregt: Am Freitag schiebt er ehrenamtlich Dienst am Stand des Pferdezuchtverbandes Baden-Württemberg. Ich solle doch […]
Verona: Weltmeister gewinnt das Weltcupspringen
Henrik von Eckermann und sein 12-jähriger Belgier King Edward beginnen die neue Weltupsaison dort, wo sie bei der WM in Herning aufgehört haben: An der Spitze! In der Messe von Verona siegte der 41-jährige Topfavorit fehlerfrei im Stechen mit 40,55 Sekunden – mit 45,24 Sekunden landete der Österreicher Gerfried Puck mit Equitorn Naxel überraschend auf Rang zwei. Der Weltmeister reist in dieser Woche als klarer Favorit zur fünften Cupstation 2022/23 nach Stuttgart.
Der Sieg von Verona ist ganz frisch und aktuell – Stimmen von dort gibt’s noch nicht. Aber wir ahnen schon, was Henrik von Eckermann dort in Kameras und Mikrofone in etwa sagen wird: „Mein Pferd ist unglaublich. Er kann hohes Tempo gehen, macht keine Fehler, springt stets konzentriert. Ein solches Pferd habe ich noch nie zuvor unter dem Sattel gehabt.“ Über die Siegprämie von 47 000 Euro wird Henrik von Eckermann wohl nicht so viel sagen – der Weltcup […]
German Masters: Champions in der Halle
Im Oktober 1985 gab’s am Cannstatter Wasen etwas zu feiern: Die Geburtsstunde des German Masters in der 1983 eröffneten Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Die Macher hatten sich ein cleveres Konzept ausgedacht: Mit einem Hallenchampionat für die besten Springreiter aus dem Musterländle Baden-Württemberg würde man Reiter, Besitzer, deren Fans und Familien anlocken. Eine geniale Idee. Seit 1987 gilt der Donnerstag beim German Master als „Baden-Württemberg-Tag“.
Der kurze, aber präzise Blick in die Annalen zeigt uns: Das allererste Hallenchampionat hat 1986 der Reiterverein Böblingen in seiner neuen großen Halle ausgerichtet. Ewald Güss siegte auf Sesa, damals der führende Profi des Landes im Springsattel. 1987, erstmals in der Schleyerhalle, hatte Gustav Bauer auf Ticino die Nase vorn, der Haudegen glänzte in jenen Jahren mit seinem unvergessenen Sieg im Preis von Deutschland in der Berliner Deutschlandhalle.
Bereits 1988 gewann die erste Frau den Hallentitel: Miriam Wurster auf Lucky Star, die später den Parcoursbauer Rainer Sessler geheiratet hat. Die zweite […]
Henrik vor Martin und Julien
Ehe der Weltcup der Springreiter so richtig in Schwung kommt, die Stationen von Verona und Stuttgart stehen quasi vor der Tür, kommt aus den Computern der FEI in Lausanne die dazu passende, aktuelle Weltrangliste. Weltmeister Henrik von Eckermann behauptet seinen Spitzenplatz, gefolgt vom Eidgenossen Martin Fuchs und dem Franzosen Julien Epaillard, dem Sieger der Qualifikation von Lyon am vergangenen Wochenende.
Gäb’s diese Weltrangliste nicht, einst eingeführt vom langjährigen und verdienstvollen Weltcupdirektor Max Amann aus der Schweiz – man müsste sie erfinden. Nach Angaben der FEI stehen nicht weniger als 3262 Aktive aus aller Welt auf dieser schier unendlich langen Statistik. Wofür sie gut ist, mag mancher Neuling fragen. Ganz einfach: Wer beispielsweise unter den führenden zehn gelistet ist, der genießt enorme Vorteile gegenüber den Ausschreibungen der besonders wichtigen und attraktiven Turniere rund um den Globus.
Wie gesagt, Henrik von Eckermann bleibt auch im November souverän an der Spitze (3324 Punkte), dahinter Martin […]
Der Weltcup nimmt Fahrt auf…
In Lyon hat Jessica von Bredow-Wendl mit Dalera das erwartet starke Comeback im Weltcup gezeigt und die Kür mit 90,140 Prozent gewonnen. Ingrid Klimke fuhr mit ihrem Franziskus ins polnische Zakrzow, um dort die Weltcupkür mit 79,675 Punkten zu gewinnen. Nach Oslo, Helsinki und Lyon führt Victoria Gulliksen die Weltcupliste an vor Bryan Balsiger aus der Schweiz. Jetzt steht Verona vor der Tür und aller Augen sind bereits auf Stuttgart gerichtet.
In der großen Messehalle von Lyon machte die Olympiasiegerin von Tokio den Gastgebern die schönsten Komplimente: „Ich liebe Frankreich! Meine wichtigsten Sponsoren kommen aus Frankreich.“ Deshalb habe sie für ihre neue Weltcupkür die Lieder von Edith Piaff gewählt: „Je ne regrette rien! – Ich bereue nichts!“. Das sei ihr Lieblingstitel. Die Musik von Edith Piaff belege für sie, so Jessica, „die Liebesaffäre zwischen Dalera, Frankreich und mir!“ Ihre Trakehnerin, 15 Jahre alt, präsentierte sich in guter Frühform, bekam von der […]
German Master: Mit Henrik von Eckermann aber ohne Ludger Beerbaum
Fast 50 Aktive aus 18 Nationen stehen auf der noch vorläufigen Nennungsliste für die Springwettbewerbe beim 36. German Master am Cannstatter Wasen in Stuttgart. Vom 9. bis 13. November, also in knapp zwei Wochen, geht’s in der Schleyerhalle um Weltcuppunkte, um ansehnliches Preisgeld und um sportliches Prestige. An der Spitze des Feldes steht der neue Einzel- und Mannschafts-Weltmeister Henrik von Eckermann. Sein früherer Chef Ludger Beerbaum kommt leider nicht.
Schaut man auf die „ewige“ Siegerliste seit der Gründung des German Masters im Jahr 1985 so findet man Ludger Beerbaum (59) als fünffachen Gewinner des Großen Preises bzw. des Weltcupspringens. 1994 siegte er auf Ratina Z zum ersten Male, 2000 und 2002 stand er mit seiner Fuchsstute Gladdys ganz vorne. 2009 und 2011 holte er sich mit Gotha die goldenen Schleifen. Vier Siege im German Master stehen außerdem für Ludger Beerbaum in den Annalen: 1995 mi Ratina Z, 1996 mit Priamos, 2005 […]
German Master: Jessica ohne Dalera
Die vielen Fans von Jessica von Bredow-Werndl werden womöglich ein bisschen enttäuscht sein: Nach sechs Monaten Babypause steigt ihr Star in diesen Tagen wieder in den großen Sport ein, reitet mit Dalera in Lyon die erste Weltcupqualifikation – beim German Masters vom 9. bis 13. November in Stuttgart sattelt sie „nur“ ihren zwölfjährigen Hannoveraner Ferdinand. Schade. 27 Aktive aus elf Nationen haben 33 Pferde für die Dressuren in Stuttgart genannt.
In einem Interview mit der ARD-Sportschau hat Jessica von Bredow-Werndl dieser Tage gesagt, ihre sechsmonatige Turnierpause wegen des Mutterschutzes habe sie „wie ein Berufsverbot empfunden“. Jetzt könne sie es „kaum erwarten, dass es wieder losgeht!“ Deshalb war sie vergangene Woche mit den Nachwuchspferden Tamino und Forsazza di Malleret beim Turnier im österreichischen Stadl-Paura und gewann dort vier Prüfungen.
Wer sie, wie gesagt, mit ihrer Tokio-Siegerstute Dalera unbedingt live sehen möchte, mit der sie übrigens 2019 die Weltcupkür am Wasen gewann, der muss […]
Der sympathische Martin
Die Schweizer Springreiter und ihr Equipenchef Michael Sorg haben beschlossen, ihr bis dato noch fehlendes Ticket zur Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris bei der Europameisterschaft 2023 in Mailand holen zu wollen. Die ebenfalls mögliche, aber komplizierte Qualifikation via Einzelreiter habe man verworfen. Das erklärte Martin Fuchs am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des 36. German Master in der Stuttgarter Schleyerhalle.
Ich treffe Martin Fuchs eine halbe Stunde vor der PK zufällig im Bistro des noblen Feinkostgeschäftes Böhm am Kleinen Schlossplatz. Der 30-Jährige ist mit dem Auto in die schwäbische Metropole gekommen, trinkt Kaffee und kaut Knabberzeug, telefoniert mit seiner Mutter Renata, um ihr mitzuteilen, dass er fürs Abendessen allerhand feine Sachen „vom Böhm“, wie wir Stuttgarter sagen, mit nach Hause bringen werde. Der Mann ist ein sympathischer Pragmatiker, was sich wenig später auch vor der schwäbischen Sportpresse zeigt: neugierig, heiter, weltgewandt, ehrgeizig, nachdenklich.
Nach drei Jahren Corona-Pause geht’s […]
Michael Brauchles tolle Träume
Der mutige Wagenlenker Michael Brauchle von der Ostalb ist einer, der zupackt und nicht lange um den heißen Brei herumredet: „Wir Fahrer arbeiten heftig darauf hin, dass es so bald wie möglich wieder das Fahren gibt in Donaueschingen. Beim German Master in der Schleyerhalle werde ich ein anderes Gespann einsetzen als bei der WM in Pratoni.“
Über lange drei Jahre hat es kein internationales Turnier mehr in Stuttgart gegeben. Jetzt steht die 36. Auflage des 1985 begründeten Events vor der Tür. Vom 9. bis 13. Oktober geht’s nicht zuletzt um eine Qualifikation zum Weltcup der Wagenlenker. Als einziger deutscher Fahrer ist Michael Brauchle aus Aalen qualifiziert. 2007 hat er zum ersten Male hier am Start. 2022 kommt er nach der bis dato für ihn wohl besten Saison zum Cannstatter Wasen: Deutscher Meister in Rastede, Dritter der WM von Pratoni sowie Mitglied im deutschen Team, das dort WM-Silber holte.
Die weiteren Konkurrenten: Weltmeister […]
Money! Money! Money!
Bevor es Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser, schwummrig oder gar schwindelig wird – setzen Sie sich mit Ihrem Handy, Smartphone oder dergleichen erst mal gemütlich aufs Sofa und/oder gießen Sie sich, bevor Sie genauer in Ihren Computer schauen, ein würziges Glas Bier oder ein feines Glas Wein ein. Denn was jetzt kommt, gibt’s wirklich nicht alle Tage.
Am gestrigen Samstag ist in Riyadh, dem Zentrum des Königreichs von Saudi Arabien (KSA), die 15. Station der Global Champions League 2022 zu Ende gegangen. In Prag, der „Goldenen Stadt“, folgen am 18. November die Semi-Finals, am 20. November das Finale. Dabei geht es, wie wir seit einigen Jahren wissen, tatsächlich um Millionen. Leider sind die Regeln dieser von Jan Tops erdachten Serie recht verwirrend, aber das ist letztendlich gar nicht so entscheidend – es geht schlicht und einfach um Money, Money und Money!
„Final overall standings 2022 – After Leg 15 in Riyadh“ so […]
Neues von Jessica und von Ludger
Die eine, nämlich Jessica von Bredow-Werndl, kehrt nach einigen „Anlaufschwierigkeiten“ jetzt endlich zurück in den großen Dressursport. Der andere, nämlich Ludger Beerbaum, kokettiert einmal mehr mit seinem Abschied aus dem Springsport, der nach eigener Aussage „immer näher rückt“.
Aus der südfranzösischen Gourmet- und Reitermetropole Lyon kommt heute die offizielle Pressemeldung über das traditionelle „Equita Lyon“ vom 26. bis zum 30. Oktober. Im Springen und in der Dressur geht’s in den dortigen Messehallen um Punkte für das Weltcupfinale in Omaha/Nebraska im April 2023. Erwartungsgemäß vermelden die Franzosen voller Stolz: Jessica von Bredow-Werndl, aktuell die führende Dressurreiterin der Welt, kehrt bei uns zurück auf die internationale Bühne, sie kommt mit ihrer Siegerstute Dalera, um in den Weltcup 2022/23 einzusteigen.
Na endlich, kann man da nur sagen! In Ludwigsburg, vor den Toren von Stuttgart, wäre man verständlicherweise froh und glücklich gewesen, das Comeback von Jessica vor dem charmanten Seeschloss Monrepos im September feiern zu können […]
Weltcup 2022/23: Startschuss in Oslo
Die Grüne Saison 2022 ist Geschichte – die Hallensaison 2022/23 hat begonnen. Der Schweizer Brian Balsiger und sein 13-jähriger Dubai de Bois Pinchet haben an diesem Sonntag das Weltcupspringen von Oslo gewonnen und rund 48 000 Euro Siegprämie kassiert. Geht es nach dem Willen der Aktiven, der Veranstalter und ihrer Sponsoren, so soll diese erste von 14 Stationen der Auftakt zu einer kompletten Weltcupsaison sein – der ersten nach bzw. mit Corona.
Der Weltcup für die Springreiter, 1978/79 erstmals ausgetragen und vom schwedischen Autokonzern Volvo über viele Jahre üppig finanziert, nimmt quasi einen neuen Anlauf: In der norwegischen Hauptstadt hat diese älteste Serie im internationalen Springsport begonnen, kommendes Wochenende geht es in Helsinki weiter. Danach folgen die Stationen in Lyon, Verona, Stuttgart, Madrid, La Coruna, London und Mechelen – im neuen Jahr folgen Basel, Leipzig, Amsterdam, Bordeaux und Göteborg. Das Finale läuft Anfang April zum zweiten Male nach 2017 in Omaha/Nebraska.
Das […]
Reutlinger Geschichte(n)
Wie der Zufall so spielt. Ein uraltes Heft des „Sankt Georg“ habe ich in meinem Archiv gefunden – datiert vom 1. Juni 1964. Damals hatte diese großformatige Fachzeitschrift bereits ihren 65. Jahrgang. Auf dem Titelfoto sieht man den schwäbischen Kutscher Christoph Lörcher mit seinen Holsteiner Schimmeln Alex und First. Und auf Seite 18 – was an diesem Wochenende ganz prima passt – einen Bericht über das Hallenturnier beim Reiterverein Reutlingen. Lang ist’s her.
1913 ist er gegründet worden, der Reiterverein in dieser stets wohlhabenden und selbstbewussten Stadt am Fuß der Schwäbischen Alb. Seine Aktiven haben Sportgeschichte geschrieben, nicht nur im deutschen Südwesten. Wer erinnert sich noch daran, dass Achaz von Buchwaldt in den sechziger Jahren Kaufmannslehrling bei Paul Fallscheer war, dessen Springpferde erfolgreich ritt und von Reutlingen aus seine internationale Karriere begann? Die Gebrüder Dietmar und Herbert Näher haben erfolgreich Military, Springen und Dressur geritten; Meinrad von Lauchert und seine Tochter […]
Die schwierige Welt der Buschreiter
Wenn ich mich nicht täusche, dann hat es das noch nie gegeben: Ein Ehepaar steht an der Spitze der Weltrangliste in der Vielseitigkeit – Tim und Jonelle Price, die für Neuseeland starten. Kompliment! Die aktuelle Rangliste birgt am Ende dieser WM-Saison 2022 aber noch mehr Fakten, die nachdenklich stimmen. Dabei sind alle sportlichen Pläne der weltbesten Buschreiter schon jetzt auf ein einziges Ziel ausgerichtet: Auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Die Weltrangliste der Buschreiter für diesen Herbst markiert so etwas wie die Saisonbilanz. Dabei sticht ein kleines Kuriosum ins Auge: Hinter dem Ehepaar Price – Tim siegte zuletzt in der Einzelwertung im niederländischen Boekelo – folgen Oliver Townend und Ex-Weltmeisterin Rosalind Canter, also zwei aus Großbritannien, wiederum dahinter zwei starke Profis aus den USA: William Coleman und Martin Boyd.
Auf Platz sieben finden wir den knapp gescheiterten WM-Favoriten Michael Jung, der am letzten Steilsprung von Pratoni del Vivaro den Titel vergab. […]
Zwei neue Weltranglisten für die Dressur
Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Die FEI, unser aller Weltverband, hat nach einer langen Zeit des Nachdenkens eingesehen, dass die alten Weltranglisten für die Dressurreiter dem veränderten Spitzensport nicht mehr gerecht werden. Das neue Konzept tritt nun erstmals zutage: Eine Rangliste für die Aktiven, eine für die Pferde. Warten wir mal ab, ob und wie sich die Neuerung bewährt.
Das Erfreuliche zuerst: Am 18. Oktober endet der Mutterschutz für Jessica von Bredow-Werndl. Ob der Fall unserer Olympiasiegerin damit ausgestanden ist, wird sich zeigen. Sie hatte, wie vielfach berichtet, Mitte März ihren Mutterschutz bei der FEI beantragt – nicht ahnend, dass man dort die geltende Sechs-Monate-Frist strikt eintragen und einfordern würde. Es müsste doch, so Jessicas Argument, möglich sein, den Mutterschutz dann zu beenden, wenn man sich nach der Geburt des eigenen Kindes wieder in der Lage sehe, an Turnieren teilzunehmen. Sie habe diese Sechs-Monats-Regel für eine Kann-Bestimmung und nicht für […]
Stühlerücken an der „Spanischen“
In der Wiener Hofburg brechen neue Zeiten an! Zum 1. Dezember übernimmt der 63-jährige Manager Alfred Hudler die Leitung der legendären Spanischen Hofreitschule. Just zur gleichen Zeit starten acht Bereiter mit 26 Weißen Hengsten in der Holstenhalle von Neumünster zu ihrer großen Europatour. Die „Spanische“ geht neue Wege. Man darf wirklich gespannt sein.
456 Jahre Geschichte hat die weltberühmte Reitschule mit ihren schneeweißen Lipizzanern hinter sich – ein zeitweise dramatisches Auf und Ab. Denken wir nur an das Ende des Zweiten Weltkriegs, als die geretteten Hengste und ihre Bereiter vor den Offizieren der US-Besatzungsmacht buchstäblich vorreiten mussten, um ihre vage Zukunft zu retten. Was ihnen auch gelang.
Zuletzt setzte dem vermeintlichen Heiligtum der Republik Österreich der hauseigene Rechnungshof mächtig zu: Geldverschwendung, Inkompetenz, Eigensinn und mancherlei mehr warfen 2020/21 die staatlichen Prüfer der Führungsriege um Sonja Klima und Erwin Klissenbauer vor. Ehemalige Oberbereiter ließen an der Ex-Frau des früheren Bundeskanzlers Viktor Klima kein […]
An der Schwelle zur Hallensaison
Die spannende grüne Saison 2022 neigt sich dem Ende entgegen – ohne Pause geht’s in die Hallen. Bald startet der Springreiter-Weltcup 2022/23 mit den Turnieren in Oslo und Helsinki. Da lohnt sich der Blick auf die aktuelle Weltrangliste. Standesgemäß steht Henrik von Eckermann, der neue Weltmeister, mit deutlichem Abstand weiterhin ganz oben.
Der sympathische Schwede, der als Topfavorit nach Herning gereist war und dort mega cool, wie man heute sagt, sich den WM-Titel schnappte, hat 3504 Weltcuppunkte auf seinem Konto. Der Eidgenosse Martin Fuchs folgt mit 3184 Punkten auf Platz zwei. Neu auf Rang drei steht jetzt der Franzose Julien Eppaillard mit 2828 Punkten – dieser Profi durch und durch rangierte bisher auf Platz fünf. Auf den aktuellen Plätzen vier und fünf finden wir den Niederländer Harrie Smolders und den Iren Conor Swail.
Blicken wir am Ende dieser WM-Saison auf unsere deutschen Spitzenkräfte, so finden wir als Besten auf Rang 13 den […]
Barcelona: Belgien siegt vor Frankreich – Deutschland nur Siebter
Die Mexikaner vor den Schwedinnen und den Brasilianern, dahinter die Argentinier und schließlich die Norwegerinnen. Das war das Ergebnis im sogenannten B-Finale von Barcelona gestern Abend. Heute um 15 Uhr begann im noblen Poloclub der Olympiastadt von 1992 das eigentliche Nationscupfinal 2022. Acht Equipen traten an. Das aktuelle Ergebnis: Peter Weinberg führt sein belgisches Team zum Sieg und sichert ihm damit das Ticket zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Otto Beckers Equipe enttäuscht.
Bei der WM in Herning vor wenigen Wochen war es für Peter Weinberg und seine Belgier nicht nach Wunsch gelaufen – am Ende nur Rang sieben. Platz fünf wäre notwendig gewesen, um sich für Paris zu qualifizieren. Diesen Rang fünf belegte in Herning – wir erinnern uns – das Quartett von Otto Becker mit 24.76 Punkten. Das war das Minimalziel, also die Fahrkarte nach Paris. Die Belgier konnten mit ihren 26.49 Punkten wahrlich nicht zufrieden sein. […]
Oktoberfest ist coming to Tryon Resort!
An einem Tag wie heute, so sollte man denken, haben die Amerikaner in South Carolina ganz andere Sorgen, denn der Hurrikan Ian tobt heftig übers Land – Hunderttausende sind aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Doch der clevere und unverzagte Mark Belissimo hat mir heute Nacht ein Mail zukommen lassen, das ich meinen geschätzten Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten darf. Schauen Sie selbst!
Die Schlagzeile ist typisch amerikanisch: „Oktoberfest is coming to Tryon Resort!“ Tryon Resort, wir erinnern uns, ist der Austragungsort der letzten Weltreiterspiele im Jahr 2018. Damals noch recht unfertig, ist das „Tryon International Equestrien Center & Resort“ mittlerweile eine Superdestination. Also schreibt mir Mark Belissimo dies:
„Break out your lederhosen and join us for Tryon Resort’s inaugural Oktoberfest! Pre-order your commemorative stein and celebrate with us! Enjoy delicious food, shop from market vendors, and dance ti live music from ‚the Holzhackern Tyrolean Band‘ in the Gazebo Stage! Free kid’s […]
Barcelona: Das Finale der letzten acht
Im vornehmen Poloclub von Barcelona, der Olympiastadt von 1992, geht’s an diesem Wochenende um den Höhepunkt und zugleich den Abschluss der Longines-Nationscup-Saison 2022. Mal abgesehen vom Geld und vom Prestige wird im Finale am Sonntag auch noch ein begehrtes Ticket zur Teilnahme an den Olympischen Spielen vergeben. Es kämpfen die Schweizer gegen die Belgier.
Wie so oft in unserem Sport geht’s leider ziemlich kompliziert daher. Wer hat schon die vielen verschiedenen Regeln jederzeit präsent?! Deshalb fange ich mal mit dem Aktuellen an: Heute, von 14 Uhr an, stand in Barcelona die erste Finalrunde aller 14 teilnehmenden Equipen auf dem Programm. Wichtig zu wissen: Nur die besten acht Mannschaften dieser ersten Parcoursrunde ziehen ins eigentliche Finale am Sonntag ein. Die unterlegenen sechs Teams dürfen am Samstag ins B-Finale gehen. Auch wichtig: Die Spanier dürfen als Gastgeber am Finale teilnehmen, kommen aber für das Olympia-Ticket nicht in Betracht. Und: Am Sonntag geht’s für […]
Wo bleibt Jessica? Gesperrt bis 18. Oktober
Die Älteren unter uns werden sich erinnern: „Wo bleibt Behle?“ So fragte einst der TV-Sportreporter Bruno Morawetz, denn der Skilangläufer Jochen Behle kam und kam nicht – die Nation bangte damals vor den Bildschirmen heftig mit. Die Frage, wo bleibt Behle? – sie ist Kult bis in unsere Tage. Ich wage hier und heute den philosophischen Rückgriff darauf und frage ganz aktuell: Wo bleibt Jessica? Antwort: Ab 18. Oktober darf sie wieder starten.
Eigentlich, wir alle wissen das, wollte Jessica von Bredow-Werndl am vergangenen Wochenende beim Turnier vor dem Seeschloss Monrepos in Ludwigsburg wieder in den Turniersport einsteigen – Babypause vorbei. Pustekuchen! Die FEI, unser famoser Weltverband, erteilte ihr keine Starterlaubnis. Begründung: Mutterschutz. Jessica hatte am 18. August der kleinen Ella das Leben geschenkt. Wie schön. Doch für unsere Olympiasiegerin von Tokio und Europameisterin fühlen sich die rein sportlichen Folgen an wie eine Strafe.
Auf ihrer Internetseite lesen wir folgendes: „Ich hatte […]
Gotthilf Riexinger is back!
Frage aus der internationalen Reiterszene: Wie steht’s eigentlich um das Stuttgarter Hallenturnier? Klare Antwort von heute: Das 36. German Masters findet statt – vom 9. bis zum 13. November 2022. Die Corona-Zwangspause geht nach drei Jahren endlich zu Ende. Das Prüfungsprogramm ist nahezu unverändert. Es gibt wieder die Weltcups in Dressur, Springen und im Wagenrennen. Die Dotierung im Springen sinkt (nur) ein wenig. Und was es auf sich hat mit Gotthilf Riexinger – mehr darüber am Schluss meines aktuellen Blogs.
Heute, am späten Vormittag, hat Andreas Kroll, der Geschäftsführer der in.Stuttgart, nach drei langen Jahren mal wieder zur Auftakt-Pressekonferenz seines Reitturniers geladen. Er sagt: „Wir hatten es nicht leicht in den letzten zwei bis drei Jahren. Mir persönlich hat das ganze Flair des Turniers gefehlt – das Publikum, die Reiter, die Pferde, die leuchtenden Kinderaugen.“ Jetzt setze man alles daran, an die Tradition anzuknüpfen. Zitat: „Der Vorverkauf der Tickets läuft seit […]
Isabell Werth am Schloss Monrepos
„Diese Historie und dieser Park – eine traumhafte Anlage. Das macht Spaß – im nächsten Jahr werden wir wieder dabei sein!“ Mit diesen Worten zitiert die Pressestelle des Dressurfestivals in Ludwigsburg bei Stuttgart die „Dressur-Königin“. Dabei erlebte sie dort Höhen und Tiefen: Am Donnerstag wurde sie disqualifiziert, weil ihr Hengst Zeffirelli leicht aus dem Maul blutete, am Freitag siegte sie mit dem 16-jährigen Emilio im Grand Prix.
Für Isabell Werth und alle anderen außerhalb von Baden-Württemberg, die nicht wissen, was es mit dem idyllisch gelegenen Seeschloss Monrepos auf sich hat, erkläre ich hier und heute, welche Bedeutung es besitzt, historisch betrachtet. Die interessierten Leserinnen und Leser werden staunen, da bin ich mir ganz sicher. Übrigens: Wer neugierig ist, wer es ganz genau wissen möchte, der kann das einstige Jagdschloss im Besitz der Adelsfamilie derer zu Württemberg, jederzeit besuchen. Näheres gibt’s – wie immer – im Internet.
Nun weit zurück in die Vergangenheit: […]
Lieber New York statt Barcelona?
Der internationale Springsport steht vor zwei attraktiven Wochenenden: Die Global Champions Tour macht am kommenden Wochenende, 23. bis 25. September, Station gegenüber der Südspitze von Manhattan, am nächsten Wochenende gibt’s im noblen Poloclub von Barcelona das Finale im Nationscup 2022. Die Teilnehmerlisten verraten, wer wo seine Priorität setzt.
Zunächst blicken wir nach New York: Dass Edwina Tops-Alexander dort startet, ist ja wohl sonnenklar. Jan Tops, ihr Mann und Gründer der Global Tour, arbeitet nach dem Wahlspruch: „Für die Besten nur das Beste!“ Für die Briten sattelt Olympiasieger Ben Maher, für die Franzosen Kevin Staut, für die Iren Dennis Lynch, für die Niederländer Maikel van der Vleuten, für die Schweden das Topteam der Saison mit dem neuen Weltmeister Henrik von Eckermann, mit Peder Fredricson, Angelica Augustsson-Zanotelli und Malin Baryard-Johnsson. Edouard Schmitz und Jane Richard vertreten die Schweiz.
Die deutschen Fahnen vertreten in New York Marcus Ehning, der WM-Fünfte, dazu Daniel Deusser, jüngst der […]
Ludger Beerbaum fühlt sich bestätigt
Die Staatsanwaltschaft im westfälischen Münster hat heute das Ermittlungsverfahren gegen Ludger Beerbaum wegen des Verdachts einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt. Ludger Beerbaum hofft nun, dass die FN-Disziplinarkommission „ebenso zu einer zeitnahen Entscheidung kommt“.
Wir erinnern uns: Am 11. Januar hatte der TV-Sender RTL, groß aufgemacht, versteckt gedrehte Filmaufnahmen gezeigt, die binnen weniger Sekunden zeigen sollten, wie auf der Anlage von Ludger Beerbaum in Riesenbeck ein Pferd unter dem Sattel beim Training über Hindernisse verbotenerweise gebarrt wird. Die unscharfen Bilder hat die Tierschutzorganisation PETA zum Anlass genommen, Anzeige gegen Beerbaum zu erstatten wegen Tierquälerei. Beerbaum selbst hat die Vorwürfe von Anfang an vehement bestritten und seinerseits Anzeige gegen RTL erstattet.
Heute erklärt die Staatsanwaltschaft wörtlich: „Der Beschuldigte hat sich, anwaltlich vertreten, dahingehend geäußert, dass auf den Filmaufnahmen ein strafrechtlich relevantes Verhalten nicht zu erkennen sei, insbesondere würden die ‚touchierten‘ Tiere keine Schmerzerscheinungen oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Im Übrigen hat er […]
Der unverschämte Herr Dörr
Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, mich noch groß über den sogenannten Modernen Fünfkampf zu verbreiten, geschweige denn, mich über seine Aktiven und/oder Funktionäre zu ärgern. Nun drängt es mich aber doch, erneut kritisch Stellung zu beziehen: Michael Dörr, der Präsident des Deutschen Verbandes, fordert allen Ernstes die Streichung der Vielseitigkeit aus dem olympischen Programm. Für mich ist das eine Unverschämtheit!
Die in Hamburg erscheinende Tageszeitung „Welt“ hat den Informationsbesuch des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach bei der Vielseitigkeits-WM am Wochenende in Pratoni del Vivaro zum Anlass genommen, sich unter der Überschrift „Im Reitsport geht die Angst um“ der Frage nachzugehen, wie es um die olympische Zukunft der klassischen Reiterei steht. Ich zitiere die ersten drei Sätze: „Der Sport mit Pferden steht unter Beobachtung – vorrangig nach dem Fünfkampf-Fiasko bei den olympischen Spielen in Tokio. Besonders bedroht ist die riskante Vielseitigkeit. Verschwindet der Pferdesport komplett aus dem olympischen Programm?“
Da wird vermischt, was […]
WM in Pratoni: Blick zurück mit Fragezeichen
Der kluge Volksmund rät dazu, nach kritischen Ereignissen einfach eine Nacht darüber zu schlafen, sich mit einigem Abstand erst dann zu äußern, die eigenen Worte wohl zu wägen. Ich hab‘ die vergangene Nacht sehr gut geschlafen – gleichwohl bin ich jetzt, so gegen 11.30 Uhr am Vormittag, enttäuscht darüber, dass Michael Jung, für mich nach wie vor der beste Buschreiter der Welt, den greifbar nahen WM-Titel am letzten Sprung hergeschenkt hat. Ja, auch Fans dürfen enttäuscht sein – sonst wären sie ja keine.
Als die lange Siegerehrung vorüber war, sagte Michael Jung in die Mikrofone: Mein Pferd war super drauf. Ich weiß im Moment nicht, woran es lag. Es ist lief unglücklich und ist ärgerlich. Es ist super, dass unser Team den Titel geholt hat. Es war spannend bis zum Schluss. Mein Pferd war frisch und kernig. Am Schluss ist es blöd gelaufen. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl. Es war […]
WM in Pratoni: Julia im Glück, Michael im Pech, WM-Titel für das Team
Von dem legendären Fernsehreporter Hans Heinrich Isenbart stammt der geflügelte Satz: „Das erste und das letzte Hindernis eines Parcours sollten abgeschafft werden!“ Durch seinen Abwurf mit FischerChipmunk am letzten Sprung vergab der Weltmeister von 2010 die Riesenchance, aus eigener Kraft seinen zweiten WM-Titel zu gewinnen. Drei Damen profitierten davon: Die britische Einzelreiterin Jasmin Ingham holte auf Banzai den Titel, Julia Krajewski und ihre Mandy holten WM-Silber, Bronze geht an den Neuseeländer Tim Price auf Falco. Das deutsche Team gewinnt zum Trost den WM-Titel – zum zweiten Male nach 2006 in Aachen und 2014 in Caen.
Es war das erwartet spannende, ja dramatische Finale dieser 15. Weltmeisterschaft im gut besuchten Naturstadion von Pratoni del Vivaro. Den selektiven Parcours des Italieners Uliano Vezzani meisterten von den 68 Pferden nur zwölf ohne Fehler! Darunter Christoph Wahler und sein Carjatan, die am Ende den für sie guten Rang 22 belegten – einen Platz vor Sandra […]
WM in Pratoni: Auf der Zielgeraden
Am heutigen Sonntag um 14.30 Uhr schlägt die Stunde der Wahrheit. Die punktbesten 25 Reiterinnen und Reiter dieser 15. WM in der Vielseitigkeit treten zum Finalspringen an. Michael Jung, der Weltmeister von 2010, startet als letzter – er kann sich einen Abwurf erlauben, um seinen zweiten Titel zu holen. Wir drücken die Daumen! Der WM-Titel ist auch für das führende deutsche Team möglich, allerdings sind die Abstände zu den Briten und den USA denkbar knapp. Dieses Finale wird mal wieder nix für schwache Nerven.
Nach dem Abgehen der 5600 Meter langen Geländestrecke, Richtzeit 9.50 Minuten, profilierte sich Michael Jung mal wieder als erfahrener Prophet: „Ich denke, es werden zehn bis fünfzehn Pferde innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel kommen.“ Die um ihn stehenden Medienleute blickten ungläubig drein, sie meinten Wohl, der einzige, der das Zeitlimit schaffen werde, stehe gerade vor ihnen.
Am Ende des langen Geländetages, der von 10.30 bis 17 Uhr […]
WM in Pratoni: Sandra, Julia und Michael schaffen drei Nullrunden
Michael Jung hat sich gestern, kurz nach seinem Sieg auf dem Dressurviereck, mit seiner Bestnote von 18,8 Punkten als Prophet betätigt: „Ich denke, morgen werden zehn bis fünfzehn Pferde das Zeitlimit des Geländekurses von 9.50 Minuten schaffen.“ Im Augenblick, da die meisten Pferde über die Strecke gegangen sind, zeichnet sich ab, dass der Topfavorit dieser 15. WM am Ende recht behalten könnte. Christoph Wahler hat 42,4 Punkte, Michael Jung 18,8 Punkte, Jasmin Ingham 23,2 Punkte und Tamara Smith Maibaum 24 Punke. Und Deutschland vor den USA und Neuseeland.
Das Wichtigste aus meiner und gewiss unser aller Sicht: Christoph hat sehr konzentriert geritten, war ganz darauf aus, das Ziel auf jeden Fall zu erreichen. 24 Sekunden über der Zeit erscheint auf den ersten Blick etwas viel – vergessen wir aber nicht, dass Cristoph bei seiner ersten WM gleich der „Pfadfinder“ für das gesamte Feld war. Diese Aufgabe hat er im Interesse […]
WM in Pratoni: Michael Jung setzt sich mit 18,8 Punkten an die Spitze!
Nach den alles in allem doch enttäuschenden Ritten von Sandra Auffarth mit Viamant du Matz und Christoph Wahler mit seinem Carjatan hat der zweite Dressurtag bei der 15. WM der Buschreiter mit der erwartet guten Vorstellung von Olympiasiegerin Julia Krajewski begonnen: Sehr gute 26,0 Punkte. Alina Dibowski, die Jüngste bei dieser WM, bekam gute 30,6 Punkte. Michael Jung und FischerChipmunk glänzten – liegen mit 18,8 Punkten an der Spitze. Bravo!
Zur Überraschung ihrer vielen Fans startete Julia Krajewski heute in einer Uniform der Bundeswehr. Ihre Erklärung: „Ich absolviere gerade eine Reserveübung, trage die Uniform einer Hauptgefreiten. Ich habe bei der Bundeswehr in Warendorf angefragt, ob ich in diese Uniform antreten darf – dem wurde zugestimmt. Bei Olympia in Tokio durfte ich das nicht, weil bei Olympischen Spielen – anders als früher – das Tragen einer Uniform nicht zulässig ist.“
Zu ihrem Ritt, den die drei Richter mit 71,67 Punkten, 73,89 Punkten und […]
WM in Pratoni: Fehlstart für Carjatan und Viamant du Matz
Es ist wie verhext. Das italienische Pratoni del Vivaro, Zentrum der Vielseitigkeit des Landes, ist offenkundig kein gutes Geläuf für unsere deutschen Buschreiter. Mit für ihn nur mäßigen 32,8 Punkten ist Christoph Wahler mit seinem 13-jährigen Holsteiner Carjatan in diese 15. WM gestartet. Auch Sandra Auffarth, die zweite Reiterin im Team, hatte einige Mühe: 31,3 Punkte. Peter Thomsen sagt:“Wir schauen nach vorn!“
„Es ist schon enttäuschend, denn mein Pferd kann Mitte der zwanziger Punkte gehen“, sagte Wahler in seiner ersten Stellungnahme. Sein Carjatan habe im Trab plötzlich gescheut – dann aber zur Konzentration zurückgefunden und die Aufgabe gut zu Ende gebracht. Bundestrainer Peter Thomsen machte Wahler ein großes Kompliment: „Hätte, hätte Fahrradkette! Ich finde es toll, wie Christoph diese kritische Situation gemeistert hat. Am Ende der beiden Dressurtage werden wir sehen, was sein Ritt wert war und wo wir dann stehen. Diese WM, da bin ich mir sicher, wird am Samstag […]
WM in Pratoni: Triumpf 2014 in Caen – Klimkes Pech 2018 in Tryon
Während ganz aktuell aus Pratoni del Vivaro die Nachricht kommt, alle deutschen VS-Pferde hätten die Verfassung anstandslos absolviert, will ich meine Blogs zur Geschichte der Weltmeisterschaften abschließen mit dem Doppelgold für Sandra Auffarth und Michael Jung sowie dem Team in Caen 2014. Sodann der letzte kurze Blick auf die WM von 2018 in Tryon und/oder Mill Spring im US-Bundesstaat North Carolina, wo Ingrid Klimke auf Hale Bob im Springen den WM-Titel verpasste.
Zunächst in die Normandie, dem Hochzuchtgebiet der französischen Pferdezucht, namentlich der Vollblüter – ein Zentrum des Galoppsports. Leider zeigten sich die Franzosen mit der Organisation überfordert, die angebotene Hilfe, etwa aus Deutschland, hatten sie eitel abgelehnt. Mit dem Andrang der Zuschauer aus dem Ausland waren sie überfordert. Ein Beispiel: Zur Marathonfahrt der Viererzüge mussten sie das Areal sperren, Besucher sogar abweisen – das hat es in der Geschichte der Weltreiterspiele so nur in Caen gegeben.
Die deutschen Buschreiter focht das […]
WM in Pratoni: 2006 Teamgold in Aachen – 2010 der Titel für Michael Jung
Die Weltreiterspiele von Aachen im Jahr 2006 gelten als die einzigen, deren ökonomische Bilanz mit schwarzen Zahlen endete. Glanzvolle Tage, an denen die deutschen Buschreiter über sich hinauswuchsen: der erste WM-Titel für ein deutsches Quartett! Vier Jahre später bei der zweiten WM nach 1978 in Lexington glänzte der Schwabe Michael Jung auf dem Württemberger Wallach Sam – der Beginn seiner Weltkarriere.
Wo anfangen und wo aufhören? Die Reiterspiele in der Soers waren das Nonplusultra. Mehr als 350 000 Besucher kamen, das Fernsehen berichtete quasi rund um die Uhr. Die Medien hatten fast zwei Wochen lang den Sport mit den Pferden im Fokus. Es war, historisch betrachtet, gewiss der Höhepunkt aller Weltreiterspiele. Unter dem Jubel ihrer Fans, getragen von einer Woge des Wohlwollens und der hohen Erartungen, holten Frank Ostholt auf Air Jordan, Hinrich Romeike auf Marius, Bettina Hoy auf Ringwood Cocatoo und Ingrid Klimke auf Sleep Late den ersten WM-Titel für […]
WM in Pratoni: 2002 in Jerez kein deutscher Reiter im Ziel
Finstere Jahre für die deutschen Militaryreiter: 1998 in Pratoni ein Debakel, 2002 im spanischen Jerez de la Frontera eine Katastrophe: Kein deutscher Reiter erreicht das Ziel! Sogleich der Trost vorweg: 2006 in der Aachener Soers holt die Equipe der Gastgeber WM-Gold! Die Krise unserer Buschreiter war überwunden.
Im glutheißen Adalusien organisierten die passionierten Spanier eine wunderschöne WM. Auf dem Dressurviereck glänzte Nadine Capellmann mit ihrem Fuchs Farbenfroh als neue Titelträgerin nach Grand Prix, Special und Kür. Ulla Salzgeber auf Rusty holte den Titel in der Kür. Die Springreiter brachten nicht viel zuwege, die Militaryreiter rein gar nichts. Traurig aber wahr. Die Daten des Geländetages: Erste Wegestrecke 4400 Meter, Rennbahn über 3105 Meter, Bestzeit 4.30 Minuten. Wegestrecke zwei 6000 Meter, Querfeldeinstrecke über 6480 Meter mit 30 Hindernissen und 45 Sprüngen, Richtzeit 11.30 Minuten.
Im FN-Buch „Weltreiterspiele Jerez 2002“ lesen wir: „Die Hoffnungen des Parcourschefs Michael Tucker gingen am Geländetag nicht in Erfüllung, und […]
WM in Pratoni: Bronze in Den Haag 1994 – Desaster in Pratoni 1998
Der Stadtpark der niederländischen Hauptstadt erlebte 1994 die achte WM in der Military. Das deutsche Team – übrigens mit Peter Thomsen, dem neuen Bundestrainer – holte Bronze. Vier Jahre später, 1998, traf sich die Weltelite in Rom, die Military fand in Pratoni del Vivaro statt: „Unsere“ Equipe schied sang- und klanglos aus – ein Debakel.
Die zweiten Weltreiterspiele, ausgerichtet in Den Haag, sahen viele deutsche Sieger: Franke Sloothaak wurde Titelräger im Springreiten, ebenso das Team mit Sloothaak, von Rönne, Hafemeister und Ludger Beerbaum. Auf dem Dressurveireck glänzten Nicole Uphoff mit Grand Gilbert in der Kür, Isabell Werth mit Gigolo im Grand Prix Spezial. Dazu gab’s auch Gold im Team für Werth, Uphoff, Balkenhol und Rehbein. Michael Freund gewann den Gespanntitel. Um nur dies anzusprechen.
In der Military siegte der Brite Vaughan Jefferis auf Bounce vor Dorothy Trapp aus den USA auf Molokai und der Britin Karen Dixon auf Get Smart. Bettina Overesch […]
WM in Pratoni: 1990 beginnt in Stockholm eine neue Ära
Im Olympiastadion von Stockholm, wo HG Winkler auf Halla 1956 mit seinem legendären Ritt die Goldmedaille für sich und für sein Team gerettet hatte, fanden im Sommer 1990 die ersten Weltreiterspiele statt – alle olympischen Disziplinen trugen binnen zwei Wochen ihre Weltmeisterschaften aus, dazu das Fahren und das Distanzreiten. Zum Geländeritt in der Military strömten 100 000 Zuschauer in den Stadtpark der schwedischen Hauptstadt.
Von der selbstkritischen Debatte ein Jahrzehnt zuvor war so gut wie nichts übrig geblieben. Die rein technischen Daten des Geländeritts bei dieser siebten WM zeigen uns dies: Erste Wegestrecke über 6600 Meter, Bestzeit 30 Minuten. Sodann die Rennbahn über 3105 Meter, Bestzeit 4.30 Minuten. Zweite Wegestrecke über 11 000 Meter, Bestzeit 50 Minuten. Schließlich die Querfeldeinstrecke über 7580 Meter mit 32 Hindernissen, Bestzeit 13.10 Minuten. Alles in allem: mehr als 27 Kilometer!
Im offiziellen Olympiabuch des DOKR von 1992 hieß es in der Rückschau auf Stockholm: „Besonders auffallend […]
WM in Pratoni: Kritische Töne und die Premiere in der Heide
Ende der siebziger Jahre schlägt der US-Trainer Jack Le Goff selbstkritische Töne an: Angesichts schlechter Bilder und toter Pferde auf den Geländestrecken müsse sich die Military endlich wandeln, die Anforderungen reduzieren. Sein Ruf geht leider ins Leere. 1982 gibt’s in Luhmühlen, mitten in der Lüneburger Heide, die erste WM auf deutschem Geläuf – und wieder Medaillen für die Gastgeber.
Wer dieses Buch besitzt, der kann sich glücklich schätzen, wer es im Antiquariatshandel ergattert, ebenfalls. Ich meine das 1980 in der Edition Haberbeck erschienene „Das Militarypferd“ von Horst Karsten. Dort lesen wir auf Seite 61: „Jack Le Goff plädiert für den Wegfall der Wegestrecken, eine mehrstündige Pause zwischen Rennbahn und Querfeldeinstrecke und eine Aufwertung des Springens. Der Charakter der Military würde damit völlig verändert. Der Test der Ausdauer, der ja ein wesentliches Kriterium einer Military ist und mit dem dieser Sport überhaupt erst begonnen hat, würde weitgehend entfallen. Die Geländeprüfung wäre im […]
WM in Pratoni: 1974 erste Medaille für deutsches Quartett
1966 in Burghley, 1970 in Punchestown und 1974 schon wieder in Burghley. Briten und Iren war es nur recht, dass es folgende Regel gab: Der aktuelle Teamweltmeister musste stets die folgende WM ausrichten. 1974 wendete sich das Blatt. Die US-Reiter siegten auf ganzer Linie, die Deutschen, erstmals bei einer WM am Start, holten immerhin Bronze. Nie wieder gab’s eine WM in Punchestown oder in Burghley.
Unser historischer Gewährsmann Max Ammann schreibt über 1974 kurz und knapp: Die Militaryreiter trugen ihre WM erneut in Burghley aus. Zum ersten Mal triumphierten die Amerikaner, die 1964, 1968 und 1972 jeweils olympisches Silber geholt hatten. Der 24-jährige Bruce Davidson wurde Weltmeister vor seinem Landsmann Michael Plumb.“ Bruce Davidson ritt einen irischen Wallach namens Irish Cap, Michael Plumb ritt Good Mixture, Bronze ging an den Briten Hugh Thomas auf Playmar.
58 Aktive aus zwölf Nationen nahmen teil, zehn Equipen ritten um den Titel, vier blieben auf der […]
WM in Pratoni: Die harten Tage von Punchestown
Auf den Spuren der weltbesten Militaryreiter, wir schreiben das Jahr 1970, erreichen wir die weitläufige Galopprennbahn von Punchestown, südwestlich der irischen Hauptstadt Dublin. Briten und Iren beherrschen die wichtigsten Wettkämpfe jener Jahre. Die Iren, erste Weltmeister von 1966, veranstalten vier Jahre später das Championat.
Einmal mehr orientieren wir uns am Schweizer Chronisten Max Ammann, eine bessere Quelle gibt es schlichtweg nicht. Was er uns über diese zweite WM berichtet, lässt uns noch heute erschaudern: „Punchestown, bereits 1967 Austragungsort einer umstrittenen Europameisterschaft, richtete 1970 das zweite Weltchampionat der Militaryreiter aus, wiederum über einen vielkritisierten Geländekurs. Vor allem die Hindernisse 20 und 29 erregten Anstoß. Das erstere war eine Wall-Wall-Oxer-Kombination, wobei der Oxer von der spitzen Kuppe des zweiten Walls aus zu springen war.
Hindernis Nummer 29 war einer der für Punchestown typischen und gefürchteten Tiefsprünge. Er musste aus dunklem Wald ins helle Licht auf einen glatten Landeboden gesprungen werden. Zu den Opfern von […]
WM der Buschreiter: Weltpremiere im Fieber
Bevor am nächsten Donnerstag in Pratoni del Vivaro bei Rom die 15. WM in der Vielseitigkeit beginnt, schaue ich für die interessierten Fans der Buschreiterei zurück auf die vergangenen 14 Weltmeisterschaften. Eine tolle Geschichte mit Höhen und Tiefen – ein dramatischer Wandel von der alten, martialischen Military zur vernünftigen modernen Vielseitigkeit. Vor dem legendären Burghley House in England hat 1966 alles angefangen. Ein mehr als holpriger Start.
Wer die kompetente Antwort sucht auf die Frage, wie hat eigentlich alles angefangen, der ist bei dem von mir hochgeschätzten Schweizer Journalisten Max Ammann in besten Händen. In seinem Standardwerk über die „Geschichte desPferdesports“ von 1976 lesen wir dies: „Das Sumpffieber, verursacht durch einen im Blut der Pferde lebenden Virus, der durch stechende Insekten von Tier zu Tier übertragen wird, überschattete das internationale Turnierjahr 1966.
Nachdem das britische Landwirtschaftsministerium eine Aus- und Einreisesperre für Pferde gegenüber dem Kontinent verhängt hatte, ritten an der Springreiter-EM in […]
Die Queen, die Pferde und wir
Millionen Menschen in aller Welt trauern um Königin Elisabeth II. Darunter sind unzählige Pferdefreunde – aktive Reiterinnen und Reiter aller Sparten, ebenso Züchter aus der bunten Palette der Rassen. Für sie alle, für uns alle, war die Queen ein geschätztes, von vielen auch geliebtes Vorbild: Ihre lebenslange Passion zu den Pferden war nicht aufgesetzt, gar gespielt – es war tief in ihrer Persönlichkeit verankert von Kindesbeinen an. Diese Königin warb allein durch ihre Hinwendung zu den Pferden, durch ihren souveränen Sachverstand, für die Reiterei in aller Welt. Der Sport mit den Pferden hat eine Fürsprecherin verloren – das werden wir bald zu spüren bekommen.
Als Elisabeth II. und Prinz Phillip in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ihre deutsche Verwandtschaft auf Schloss Langenburg in Hohenlohe besuchten, führte sie das Protokoll auch nach Marbach am Neckar, dem Geburtsort des Dichters Friedrich Schiller. Dort soll die Queen jene legendäre Frage gestellt haben, die […]
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Frank Rothenberger ist mächtig stolz. Nein, nicht nur darauf, dass er seit 40 Jahren Parcours baut und zum kleinen Kreis der weltweit führenden „Fallensteller“ (wie man früher frotzelnd sagte) zählt. In diesen Septembertagen ist er mächtig stolz auf seine Tochter Isabel, die soeben in Warendorf ihre Parcoursbauer*innen-Prüfung zum „Level 2“ bestanden hat – es ist ihr Einstieg in eine internationale Karriere.
Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Frank Rothenberger, seit zwei Jahrzehnten der Parcoursdesigner in der Aachener Soers, aber auch auf vielen anderen großen Turnierplätzen rund um den Globus, plaudert aus seinem Nähkästchen: „Die Ausbildung und Prüfung der Parcoursgestalter auf dem internationalen Niveau gliedert sich auf einer Skala von Level 1 bis Level 4. Die eins ist der Einstieg, die vier bedeutet die höchsten Weihen für Weltcupfinale, Welt- und Europameisterschaften sowie Olympische Spiele.“ Seine Tochter Isabel, 34 Jahre alt, selbst erfolgreich im Springsattel bis zur Klasse S, trete nun […]
Totilas und kein Ende…
Vor dem niederländischen Bezirksgericht in Arnheim stehen sich seit einigen Wochen zwei international renommierte Pferdezüchter gegenüber. Einerseits Kees Visser, Entdecker und Besitzer des legendären Rapphengstes Totilas, andererseits Paul Schockemöhle, Besitzer seit 2010, Förderer und cleverer Vermarkter des sogenannten Wunderhengstes. Erwartungsgemäß geht’s um sehr viel Geld – um 3,5 Millionen Euro, es könnten aber auch bis zu 18 Millionen werden. Wie’s ausgeht, ist gegenwärtig völlig offen. Gelingt ein Vergleich, könnte bald Ruhe einkehren – wenn nicht, geht die unendliche Geschichte weiter und weiter…
Das in Hamburg erscheinende Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ widmet in seiner aktuellen Ausgabe vom 3. September der Causa Totilas vier Seiten – extrem viel für Spiegel-Verhältnisse. Der Redakteur Thilo Neumann hat sich extrem fleißig und tief in die selbst für erfahrene Pferdeleute extrem komplizierte Materie hineingekniet, hat sogar, wie das Magazin anerkennend mitteilt, zehn Stunden lang den Prozess vor Ort verfolgt. (Ich empfehle die Lektüre der Printausgabe und/oder der Webseite […]
WM in Pratoni: Aufgalopp am Rodderberg
Für Michael Jung, den Weltmeister von 2010, beginnt heute um diese Mittagszeit das Projekt „WM in Pratoni del Vivaro“. Der Olympiasieger von London und Rio hat seinen FischerChipmunk aufgeladen – es geht für die beiden zunächst gen Norden: zum Rodderberg bei Bonn. Dort trifft sich die deutsche Equipe zum Trainingslager. Am Sonntag rollt die Karawane der Transporter in Richtung Italien. Am 14. September beginnt die 15. WM der Buschreiter.
Vater Joachim Jung sagte mir soeben am Telefon: „Alle Pferde und Reiter sind fit. Wir freuen uns, dass es jetzt losgeht. Das Trainingslager am Rodderberg geht bis zum Wochenende. Michael hat seinen Chipmunk am letzten Wochenende mit zum Turnier nach Ising genommen, um dort noch zwei Springen mit ihm zu reiten als Vorbereitung.“ In Bonn werde Christoph Hess erwartet, der letzte Tipps und Hinweise in Sachen Dressur geben solle.
Am Sonntag werde man sich von Bonn aus auf die 1400 Kilometer lange Tour […]
Hände weg vom Nationenpreis!
Irgendjemand zündelt immer. Es kehrt einfach keine Ruhe ein. Jetzt sind es einige internationale Veranstalter, die die fatale Idee äußern, den traditionsreichen Preis der Nationen um die Hälfte zu stutzen. Ein Umlauf müsse reichen. Auf diese Weise spare man doch Zeit und Geld. Ich sage: Wehret den Anfängen! Der Internationale Club der Springreiter (IJRC) sieht das genauso.
Erst vor wenigen Tagen hat sich der lange Jahre von Rodrigo Pessoa und Kevin Staut geführte Club der Springreiter mit einer kritischen und warnenden Stellungnahme zu Wort gemeldet. Gerade erst, so heißt es da, habe man akzeptieren müssen, dass die Teams bei den Olympischen Spielen nur noch aus drei Reitern bestehen und der vierte Reiter sowie das bewährte Streichresultat wegfallen – den neuerlichen Versuch, die Preise der Nationen weiter zu beschneiden, lehne man rundheraus ab! Die sportliche und die historische Bedeutung der Nationenpreise dürfe nicht aufgegeben werden.
In ihrer ablehnenden Begründung verweisen die Aktiven auf […]
Marbachs Gestütschefin weist Kritik des Rechnungshofes zurück
Am 19. und 20. Juli habe ich als einer der ersten über die kritische Denkschrift des Rechnungshofes von Baden-Württemberg an die Adresse des Haupt- und Landgestüts in Marbach auf der Alb berichtet. Während der WM in Herning hat Astrid von Velsen-Zerweck, die Landoberstallmeisterin, im Gespräch mit dem in Tübingen erscheinenden „Schwäbischen Tagblatt“ zu den Vorhaltungen und Forderungen der Rechungsprüfer ausführlich Stellung genommen. Ich fasse hier und heute die wesentlichen Aussagen der Gestütschefin zusammen.
Vorwurf 1: Beim Gestüt fehlen betriebswirtschaftliche Steuerungselemente. Antwort: „Das stimmt so einfach nicht!“ Sie habe 2007 die Leitung in Marbach übernommen und ein maßgeschneidertes System vorgefunden. Dann habe man die gesamte Buchhaltung der Landesverwaltung auf SAP umgestellt. „Für unseren Betrieb ist dieses kamerale System aber nicht passend. Die Kostenleistungsrechnung ist derzeit im Testlauf, ab 2023 dann regulär.“ Bis dahin arbeite man auf den weit außerhalb liegenden Stationen „weiterhin händisch“ – das bedeute aber nicht, „dass wir keinen Überblick […]
München ’72: Die martialische Military über 30,4 Kilometer
Heute vor 50 Jahren gab’s bei den Olympischen Spielen von München den Geländeritt. Er führte, man glaubt es kaum, über 30,4 Kilometer, unterteilt in vier Abschnitte. Kein Witz! Austragungsort war das Dorf Poing im Münchner Umland. Ein halbes Jahrhundert danach lohnt es sich, an diesen Wettkampf zu erinnern – nicht zuletzt, weil in der Zwischenzeit aus der martialischen Military die sportliche Vielseitigkeit geworden ist.
Dem trefflichen Schweizer Journalisten Max Ammann verdanken wir Zeitgenossen von heute das Protokoll dieser olympischen Military von 1972. In seinem Standartwerk „Geschichte des Pferdesports“ von 1976 findet sich alles, was man wissen muss, um diese historische Military einigermaßen verstehen und nachvollziehen zu können.
Fangen wir mit den rein technischen Daten an: Es begann mit einer sogenannten Wegestrecke über 3600 Meter, zu reiten in einem Tempo von 240 Metern/Minute. Also im Trab. Danach folgte – nach kurzer Pause – die Rennbahn: 3600 Meter mit zwölf Hindernissen, zu reiten im […]
Heute vor fünfzig Jahren: Olympia 1972 in München
Heute ist ein historischer Tag – nein, ein historischer Gedenktag, um genau zu sein. Denn am 29. August 1972 begannen in München die Olympischen Spiele. Sie verliefen erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt. Erst das neue, das heitere und gastfreundliche Deutschland, dann das schäbige Attentat der palästinensischen Terroristen auf die israelische Mannschaft. Die kritische Debatte über die Folgen des Anschlags ist neu aufgeflammt. Hier und heute halte ich für die Nachgeborenen eine kleine Rückschau auf die olympischen Reitwettbewerbe vor einem halben Jahrhundert.
Vor dem Schloss Nymphenburg fanden damals die Dressurwettkämpfe statt: 33 Reiter aus 13 Nationen, zehn Mannschaften. Zunächst ging’s in der Qualifikation für die Einzelwertung auch um die Medaillen im Teamwettbewerb. Damals wie seit Tokio 2021 bildeten nur drei Aktive ein Team, das Streichresultat gab’s seinerzeit noch nicht. Das deutsche Trio Liselott Linsenhoff auf Piaff, Josef Neckermann auf Venetia und Karin Schlüter auf Liostro musste vor heimischem Publikum eine […]
Ingrid Klimke kämpft und kämpft
Von einer geschätzten, älteren Kollegen, deren Name hier nichts zur Sache tut, stammt das Prädikat „Die Heilige Ingrid“. Dahinter steckt viel Respekt, viel Anerkennung für den schwierigen Versuch, dem berühmten Reiternamen Klimke gerecht zu werden. Es klingt aber auch ein Hauch von Kritik dabei mit und der leise Vorhalt, sich selbst immer wieder zu überhöhen, eigene Fehler nicht klar zu benennen und einzuräumen, sondern lieber wortreich zu erläutern, scheinbar logisch zu begründen. In diesem Spätsommer durchlebt die Reitmeisterin Ingrid Klimke die wohl schwierigsten Tage ihrer Karriere im Sattel.
Vor ihrer Haustür, beim Turnier der Sieger im Herzen von Münster, hat Ingrid Klimke gestern den Grand Prix gewonnen: Mit ihrem WM-Pferd Franziskus, dem 14-jährigen Hannoverschen Hengst, gab die fünfköpfige Jury 77,560 Prozent – ein gutes Ergebnis, ein verdienter Sieg. Gleichwohl fragt man sich, kaum mehr als eine Woche nach der WM in Herning: Ingrid Klimke schon wieder im Wettkampfmodus? Gibt’s für Franziskus […]
Rückblick auf Herning: Die Sache mit Janne
Die Weltmeisterschaften von Herning liegen hinter uns. Ich hab‘ mir nach den spannenden und auch anstrengenden Tagen eine kleine Auszeit auf Sylt genehmigt. Das tat gut: Man kommt herunter auf Normaltempo, gewinnt Zeit und Muße, um die Ereignisse nochmal zu überdenken. Am 16. August widmet sich zum Beispiel die „Sylter Rundschau“ einem Instagram-Text von Janne Friederike Meyer-Zimmermann, die mit ihrer Rolle als Reservistin hadert. Nun hat ihr Bundestrainer Otto Becker einen Startplatz beim Nationscup-Finale in Barcelona zugesagt – falls sie möchte.
Aber zunächst mal dies: Andre Thieme hat in Herning den Tiefpunkt seiner bisherigen Karriere verkraften müssen. Seine Stute Chakaria katapultierte ihn an einem mächtigen Oxer aus dem Sattel – keine Chance, auf dem Pferd zu bleiben. Dabei fällt mir ein, dass dem Franzosen Kevin Staut im Zeitspringen zum WM-Auftakt genau dasselbe passiert ist: Die Fotos zeigen, wie Staut über dem Sattel „schwebt“ – sein Pech: Die Sicherungspins seiner Bügelriemen lösten […]
WM in Herning: Versöhnliches Ende
Christian Ahlmann hat es vorhergesagt: „Henrik und sein King Edward werden Weltmeister!“ Das sagte Christian, ehe die WM vergangenen Mittwoch begann. Vor einer halben Stunde ist es passiert im Fußballstadion von Herning. Dickes Kompliment für den einstigen Schüler und „Stalljockey“ von Ludger Beerbaum in Riesenbeck: „Ich begreife es noch gar nicht, mein Pferd, das ich von Janina übernommen habe, ist für mich heute das beste der Welt!“ Stimmt. Silber und Bronze ging an zwei versierte Profis: den Belgier Jerome Guery und den Niederländer Maikel van der Vleuten.
Blicken wir sogleich auf unsere deutschen Reiter. Nach dem Verzicht von Christian Ahlmann, der seinen Dominator schonen wollte, zogen Jana Wargers mit ihrem Limbridge und Marcus Ehning mit seinem Stargold ins Finale ein, schafften durch Nullrunden sogar den Einzug unter die letzten zwölf. Ehning erwischte bei seiner sechsten WM-Teilnahme einen tollen Schlussspurt, steht am Ende mit 10.40 Punkten auf Platz fünf. Chapeau! Jana und […]
WM in Herning: Auf der Zielgeraden
Jetzt ist es 12.45 Uhr an diesem letzten Tag der Springreiter-WM. Um 14 Uhr startet das Finale, an dem die 25 punktbesten Pferd/Reiter-Paare teilnehmen könnten – es stehen aber nur 21 Pferde auf der Startliste. Christian Ahlmann hat seinen Dominator zurückgezogen, um den Hengst zu schonen. Einige andere sind seinem Beispiel gefolgt. Das erleben wir bei jeder WM: Wer aussichtslos zurückliegt, keine Chance mehr hat auf eine Medaille, der tendiert zum Ausstieg. Andere sehen durchaus das Preisgeld, gehen davon aus, dass ihre Pferde noch „genügend im Tank“ haben, wie man so sagt.
Fangen wir an mit dem, was mir beim Blick auf die Startliste sofort ins Auge sticht: Kein US-Reiter hat dieses Finale erreicht. Das gab’s noch nie bei den vorangegangenen 19 Weltmeisterschaften. Vor vier Jahren in Tryon stand die US-Equipe auf dem obersten Treppchen, unsere Mannschaft mit der späteren Weltmeisterin Simone Blum holte Bronze. Ihr elfter Rang im WM-Finale am […]
WM in Herning: Die Rückschau nach einer kurzen Nacht
Sagen wir mal so: Otto Beckers Equipe verlässt morgen diese 20. WM der Springreiter mit dem, was man „ein blaues Auge“ nennt. Ihr Minimalziel, nämlich die Qualifikation für Paris 2024, hat sie erreicht – allerhand Fehler der Konkurrenz auf der Zielgeraden kurz vor Mitternacht zum Samstag haben ihr dabei geholfen. Die Beste aus dem Team ist Jana Wargers mit dem von Ralf Pawlowski in Heidenheim gezogenen Holsteiner Limbridge, sie liegt vor dem Finale auf Rang 17. Der Triumpf von Olympiasieger Schweden, ein Sieg mit nur 7,69 Punkten, ist mehr als nur ein Fingerzeig für die EM 2023 in Mailand und auch für Paris 2024.
Der Katapult aus dem Sattel von Andre Thieme wirkte auf das gesamte deutsche Lager wie ein Schock. Er selbst sagte unter anderem dies: „Die Stute ist so in die Luft gesprungen und hat einen so abnormalen Sprung gemacht, das ich bei der Landung einen unter den Arsch […]
WM in Herning: Dramatische Nachtnotiz
Es ist jetzt zehn Minuten nach Mitternacht – der Samstag ist angebrochen. Im Stadion von Herning läuft die Siegerehrung der 20. Weltmeisterschaft der Springreiter: Die Schweden siegen vor den Niederländern, den Briten, den Iren und den Deutschen. Otto Becker, der Bundestrainer, sagt nach einem dramatischen Wettkampf mit einem spektakulären Flug aus dem Sattel von Andre Thieme: „So etwas habe ich in 14 Jahren noch nicht erlebt. Nur gut, dass wir unser Minimalziel erreicht haben: die Qualifikation für die Spiele von Paris im Jahr 2024.“
Dieser Abend, der aus unerfindlichen Gründen von den Dänen erst um 21 Uhr begonnen wurde und bis nach Mitternacht dauerte – er war nichts für schwache Nerven. Vor fast ausverkauftem Haus mit 10 000 Zuschauern ergab sich ein hoch spannendes Auf und Ab, ein ständiger Wechsel im Kampf um die Medaillen. Nur eines stand von vornherein fest: Die Schweden, Olympiasieger vor einem Jahr in Tokio, waren in […]
WM in Herning: Wer holt sich heute Abend den Titel?
Dieser Freitag wird bei der Springreiter-WM in Herning ein langer Tag. Erst um 21 Uhr beginnt die zweite, alles entscheidende Runde im Preis der Nationen – das Ende gegen 23 Uhr plus X. Zehn Teams sind noch im Wettbewerb, an der Spitze die Schweden mit nur 3,69 Strafpunkten, gefolgt von den Franzosen mit 5,44. Otto Beckers Truppe liegt auf Rang drei, allerdings mit 11,76 Punkten. Ihr Hauptziel muss es also sein, die mögliche Bronzemedaille zu verteidigen. Vor allem aber geht’s darum, die Qualifikation für Paris 2024 zu sichern.
An dieser Stelle muss ich ein kompliziertes Detail der Regeln nachtragen und kurz erläutern: Die Franzosen um den führenden Julien Epaillard gelten als Gastgeber der Olympischen Spiele als gesetzt, brauchen sich nicht zu qualifizieren, zählen deshalb im Rennen um die Qualifikation nicht mit. So kommt es, dass die fünf besten Equipen dieser Team-WM das begehrte Ticket für Olympia bekommen. Das kann also auch […]
WM in Herning: Erste Runde im Preis der Nationen
So langsam wird es ernst bei der Springreiter-WM. Um 13 Uhr begann der erste Umlauf im Preis der Nationen, die zweite WM-Runde nach dem gestrigen Zeitspringen. 22 Equipen gehen an den Start – nur die besten zehn dürfen morgen die zweite und entscheidende Runde in Angriff nehmen. Die deutsche Equipe, bis dato auf Rang sechs, muss sich unbedingt steigern: Marcus Ehning und Stargold lieferten eine Nullrunde. Wenn morgen die WM abgerechnet wird, muss Otto Beckers Team unter den besten fünf sein, sonst ist die Qualifikation für Paris 2024 fürs erste verpasst.
Wer diese Zeilen liest an diesem strahlenden Donnerstag, der sollte wachsam sein: Marcus Ehning steht auf der Startliste der 103 Pferde mit seinem Stargold bereits an dritter Stelle. Das heißt, dass er keine Chance hat, erst einmal einige Konkurrenten zu beobachten, um daraus seine Schlüsse für den Parcours zu ziehen. Jana Wargers und ihr Limbrigde starten als 29. Andre Thieme […]
WM in Herning: Zeitenwende auf dem Dressurviereck
Diese 15. WM der Dressurreiter im dänischen Herning hat – jedenfalls aus meiner subjektiven Sicht – eine große Siegerin und einen bemerkenswerten Gewinner: Charlotte Fry, die neue zweifache Weltmeisterin, mit ihrem strahlenden Hengst Glamordale und Benjamin Werndl, der mit seinem Famoso im Spezial Fünfter, in der Kür sogar Vierter wurde. Er hat sich in der Weltspitze etabliert. Dickes Kompliment! Herning 2022 wird sich, was die Dressur angeht, als eine WM der Zeitenwende in die Analen einschreiben. Und das nicht nur aus deutscher Sicht.
Vor nahezu ausverkauftem Haus war das Kürfinale am späten Mittwochabend der Höhepunkt und der Schlusspunkt dieser WM. Ein glanzvoller Abend ohne Frage, eine Werbung für die Dressur weit über Dänemark hinaus. Gleichwohl ein Wettkampf des Übergangs und des Neuaufbaus. Charlotte Fry, in England geboren, nach dem Krebstod ihrer Mutter vor zehn Jahren von ihrem Entdecker Carl Hester zu Anna van Olst in den Niederlanden vermittelt – so hat […]
WM in Herning: Aufgalopp mit zweimal null und zweimal vier
Über dem Fußballstadion von Herning geht die Sonne so langsam unter, die 20. Weltmeisterschaft der Springreiter hat begonnen. 103 Pferde aus 34 Nationen stehen auf der Startliste, 22 Teams reiten um den Titel. Marcus Ehning und sein Stargold mussten einen Abwurf hinnehmen. Jana Wargers und ihr Limbridge blieben fehlerfrei. Andre Thieme riskierte auf seiner Chakaria einen Tick zuviel – ein Abwurf. Christian Ahlmann lenkte seinen Dominator routiniert zu einer Nullrunde. Otto Becker sagte soeben (16.55 Uhr): „Alle vier haben gut geritten. Ein Fehler weniger wäre mir lieber gewesen.“
Zur allgemeinen Einstimmung hier die wichtigsten Regeln: Beim Zeitspringen zum Auftakt werden Springfehler in Strafsekunden umgerechnet und der gebrauchten Zeit zugeschlagen. Der oder die Beste von heute startet morgen mit null Strafpunkten in den ersten Umlauf des Nationenpreises. Von da an werden alle gemachten Fehler dem Resultat von heute hinzuaddiert. Wichtig zu wissen: Bei einer WM laufen Einzel- und Teamwertung nebeneinander – jeder […]
WM in Herning: Ottos Ziele
Auf die ewige Journalistenfrage, wer ist ihr persönlicher Favorit, denkt Christian Ahlmann nur wenige Sekunden nach, dann sagt er mit höchstem Respekt in der Stimme: „Henrik von Eckermann! Der hat einen Lauf, das ist unglaublich!“ Ahlmann muss es ja wissen – auf der Gobal Champions Tour treffen die beiden gefühlt einmal im Monat aufeinander. Henrik Eckermann ist, wie berichtet, die neue Nummer eins der Weltrangliste. Bundestrainer Otto Becker denkt lieber an seine eigene Truppe: „Unser Ziel ist eine Medaille, auf jeden Fall aber die Qualifikation für die Spiele 2024 in Paris.“
Als Freund der hippologischen Geschichte weise ich hier und heute zunächst einmal auf die Ausgangslage hin: Die Springreiter-WM wurde 1953 begründet, hier im dänischen Herning erleben wir die 20. Weltmeisterschaft. Drei Teamsiege haben deutsche Springreiter erkämpft: 1994 in Den Haag, 1998 in Rom sowie 2010 in Lexington/Kentucky. Otto sagt: „Diesmal war die Nominierung für uns besonders schwer, denn wir haben […]
WM in Herning: Unverhofft kommt oft
Die pferdenärrischen Dänen strömten gestern in Scharen herbei, um im Stadtion von Herning ihren neuen Superstar zum zweiten Male siegen zu sehen: Cathrine Dufour und ihren Vamos Amigos. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Den WM-Titel in der klassischen Tour, dem Grand Prix Spezial, sicherte sich hochverdient die glänzend reitende junge Britin Charlotte Fry auf ihrem elfjährigen Niederländer Glamourdale. 81,508 Punkte für die neue Weltmeisterin und Nachfolgerin von Isabell Werth, 81,322 Punkte für die als Favoritin gehandelte Dänin. Isabell Werth mit Quantaz wurde Vierte mit 79,073 Punkten. Noch ein Gewinner dieses Tages war Benjamin Werndl mit seinem Oldenburger Famoso.
Bereits am Sonntagabend, seien wir ehrlich, gab’s rund um das Viereck allerlei sachkundige Leute, die der Ansicht waren, Carlotte Fry habe auch im Grand Prix die beste Leistung gezeigt. Nach ihrem WM-Sieg sagte sie: „Mir fehlen die Worte. Das war der beste Ritt meines Lebens. Oh mein Gott, […]
WM in Herning: Kein Protest gegen den infizierten Gareth Hughes
Der deutsche Equipechef Klaus Roeser wird beim Weltverband FEI keinen Protest gegen den britischen Dressurreiter Gareth Hughes einlegen, der gestern trotz seiner Covid-Erkrankung am Grand Prix teilgenommen hat und mit seinem Team die Silbermedaille gewann. Roeser sagte der dpa: „Das machen wir nicht, das ist nicht unser Stil!“ Der Weltverband FEI erklärte – ebenfalls gegenüber dpa – es gebe in Dänemark keinerlei Restriktionen gegenüber Corona-Erkrankten. Gleichwohl fordere man einmal mehr alle Nationen und alle WM-Teilnehmer dazu auf, die Risiken im Auge zu behalten und für die eigene Sicherheit zu sorgen.
Eigentlich hatte alles ganz harmlos angefangen. Als die Equipen der Briten und der Deutschen zuerst zur obligaten Pressekonferenz nach dem Wettkampf erschienen, stellte eine irische Journalistin an die Briten folgende Frage: „Ihr seid ja nur zu dritt, wo ist denn Gareth Hughes, euer vierter Mann?“ Da griff der 66-jährige Richard Davison zum Mikrofon und sagte: „Gareth kommt nicht, er hat Covid!“ […]
WM in Herning: Spannender Wettkampf um den ersten Titel
Monica Theodorescu, die Bundestrainerin, sieht die Dinge pragmatisch: „Hauptsache, wir haben die Qualifikation für die Olympischen Spiele – das ist das Wichtigste!“ Und Isabell Werth sagte zum Auftakt ihrer siebten WM-Teilnahme: „Wir sind heute nicht enttäuscht, wir sind zufrieden!“ Das bestens besuchte Fußballstadion von Herning tobte, als die Gastgeber ihr erstes WM-Gold im Pferdesport enthusiastisch feierten. Ein historischer Tag für sie. Nach unerwartet starkem Auftritt holten die Briten um Charlotte Dujardin die Silbermedaille. Bronze ging an das deutsche Team – ihre erste Niederlage seit den Weltspielen von 2010 in Lexington/Kentucky.
Nochmal die Bundestrainerin: „Ich bin total glücklich über unsere Leistungen. Alle vier haben top abgeliefert. Wir wussten, dass das hier ein enges Rennen wird.“ Und nochmal Isabell Werth, die mit ihrem Hengst Quantaz gute 77,127 Punkte erritt, was Platz fünf bedeutete im großen WM-Feld der 93 Pferde – das beste deutsche Resultat: „Ich wollte heute nicht zuviel riskieren.“ Schade, dass Frederic […]
WM in Herning: Brite Gareth Hughes startet trotz Covid-Infektion
Zu vorgerückter Stunde, nach dem Ende der Dressur-WM für die Mannschaften, gab’s vor der internationalen Presse im Messezentrum von Herning einen ebenso überraschenden wie denkwürdigen Augenblick: Auf die Frage eines Journalisten an das britische Team, weshalb sie nur zu dritt erschienen seien, und wo denn Gareht Huges sei, ihr vierter Mann, da gab’s zum allgemeinen Erstaunen folgende Antwort: Gareth kommt nicht hieher zur Pressekonferenz – Garet ist an Covid erkrankt! Und Gareth Huges habe heute mit Covid geritten und auch an der Siegerehrung teilgenommen.
Monica Theodorescu, die Bunddestrainerin, und ihr Co-Trainer Johnny Hilberath lassen es sich grundsätzlich nicht nehmen, nach internationalen Championaten zu den obligaten Pressekonferenzen zu kommen. Sie stehen dabei für Fragen der Journalisten zur Verfügung. Gestern Abend allerdings, so gegen 21.15 Uhr, verschlug es den beiden völlig die Sprache. Eine Sprecherin des britischen Teams hatte vor der internationalen Presse soeben erklärt, man habe die Covid-Erkrankung des eigenen Reiters intern […]
WM in Herning: Jetzt ein Dreikampf – Holland, Deutschland, Dänemark
Bei steifer Brise von See her, bei Sonnenschein, bei kräftigem Regen, bei zunächst nur schwach besetzten Rängen hatte am Morgen in Herning die Dressur-WM begonnen. Die 29-jährige Dänin Nanna Rasmussen und ihr 18-jähriger Blue Hors Zack legten im Grand Prix 76,724 Prozentpunkte vor. Ingrid Klimke und ihr 14-jähriger Hengst Franziskus lagen mit 75,683 Punkten deutlich dahinter. Überraschend auf Rang drei im Zwischenklassement die Niederländerin Thamar Zweistra auf dem kapitalen Schimmel „Ich weiss“ mit 72,376 Punkten. Jetzt am Abend war’s ein Dreikampf.
Mehr als ein erster Eindruck ist es noch nicht – aber doch mit einigem Fingerzeig. Die dänischen Gastgeber zeigen vom Start weg, was sie sich für heute und morgen vorgenommen haben. Die Chance, einen großen Titel zu gewinnen und das zwei Jahre vor den nächsten olympischen Spielen – das wollen sie sich nicht entgehen lassen. Der 18-jährige Hengst Blue Horse Zack aus der niederländischen Zucht, im Eigentum der „Blue Hors […]
WM in Herning: Heute geht’s endlich los – 93 Pferde in der Dressur
Die Spannung steigt. Um 11 Uhr Sommerzeit an diesem Samstag eröffnet der junge Schweizer Gilles Ngovan mit Zigzag (von Blue Hors Zack/Blue Hors Don Schufro die 15. Weltmeisterschaft der Dressurreiter. Auf der Startliste stehen rekordverdächtige 93 Aktive aus 34 Nationen; 19 Teams treten an, dazu zwanzig Einzelreiter. Zehnmal haben deutsche Damen und Herren die 1966 begründete Team-WM gewonnen, dazu zehn Einzeltitel. Diesmal ist die Ausgangslage bekanntlich etwas anders: die Dänen sind favorisiert – besser gesagt, sie werden favorisiert. Womöglich geht’s dabei darum, die Gastgeber vor heimischem Publikum so stark unter Druck zu setzen, wie’s nur möglich.
Kleine Preisfrage: Wer glaubt wirklich, dass es Fans des großen Dressursports gibt, die sich heute und morgen das volle Programm geben? Kurz dazu die Fakten: Heute wird von 11 Uhr an bis 20 Uhr geritten. Und morgen nochmal von 11 Uhr an bis 20 Uhr! Noch Fragen? Naturgemäß starten die Favoriten auf Titel und Medaillen […]
WM in Herning: Henrik von Eckermann verdrängt Martin Fuchs
Eine kurze Woche noch, dann beginnt die Springreiter-WM 2002 im dänischen Herning. Pünktlich und prima passend dazu hat die FEI heute ihre neue Weltrangliste veröffentlicht – Stand 30. Juli. Eines sticht sofort ins Auge: der sympathische Eidgenosse Martin Fuchs hat seine Führung nach Monaten verloren – neue Nummer eins der Weltrangliste ist der Schwede Henrik von Eckermann, der Mannschafts-Olympiasieger von Tokio.
Die einen sagen so, die anderen sagen so. Ich erinnere mich gut daran, wie Franke Sloothaak eines Tages sagte: „Die Weltrangliste ist für mich ganz besonders wichtig, denn daran sieht man genau, wo man mit seinen Pferden sportlich steht.“ Mal ganz abgesehen davon, dass die führenden zehn „Jockeys“ auf der Liste bei ihren Planungen für die internationalen Auftritte von ihrem Listenplatz profitieren, sofern sie mit ganz vorne liegen. Andere ärgern sich schon seit Jahren, dass es so schwer ist, auf der Weltrangliste nach oben zu klettern – die internationalen, finanzstarken […]
WM in Herning: Erinnerungen an Hans Günter Winkler
Sein Leben war wie eine Parabel auf die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Aus kleinen Verhältnissen stammend, im Zweiten Weltkrieg Soldat und Kriegsgefangener, in den fünfziger Jahren der sportliche Aufstieg zum Volkshelden unter dem Motto „Wir sind wieder wer“. 1954 und 1955 Weltmeister der Springreiter, später Sportler des Jahrzehnt. Sechs olympische Spiele, jeweils mit Medaillen heimgekehrt. Als „HGW“ am 9. Juli 2018 in Warendorf starb, war er längst eine Legende des Sports, gleich hinter Uwe Seeler oder Fritz Walter.
1953 gab’s in Paris die allererste Weltmeisterschaft der Springreiter. Noch ohne HGW. Der Spanier Francisco Goyoaga siegte – ein Mann, von dem man sagte, er kenne nur zwei Gangarten: Schritt und Galopp! Das Leichttraben auf dem richtigen Hinterbein schaffe er nicht. Der populäre Fritz Thiedemann, ein holsteiner Urgestein, wurde auf Diamant Zweiter, dahinter der französische Landedelmann Pierre d’Oriola auf Ali Baba und der Italienische Offizier Piero d’Inzeo auf Uruguay. Den später eingeführten Rhythmus, […]
WM in Herning: Erinnerungen an Gerd Wiltfang
Warum ihn seine Freunde „Wilde“ nannten, weiß ich nicht mehr. Denn ein Wilder war er keineswegs, eher etwas schüchtern und zurückhaltend, kein Freund großer Worte. 1978 gewann er auf dem erst siebenjährigen Westfalen Roman die Weltmeisterschaft der Springreiter. Wer ihn kannte, wer ihn je reiten gesehen hat über die schwersten Kurse, der weiß: Gerd Wiltfang war ein Instinktreiter, ein Genie im Sattel – für mich jedenfalls der beste Springreiter des modernen Springsports. Sein Entdecker Alwin Schockemöhle nannte ihn „virtuos“.
Ich erinnere mich noch gut: Als ich Bereiterstift war bei Robert Schmidtke in Hilden fuhren wir 1967 zum Turnier in der Westfalenhalle. Samstagabend gab’s das obligate Mächtigkeitsspringen. Wir saßen auf der Teilnehmertribüne, nicht weit entfernt von Alwin Schockemöhle. Der schickte seinen „Stift“ Gerd Wiltfang mit seinem Ferdl in den Parcours. Das war ein Klassepferd. Beide blieben fehlerfrei bis die Mauer zwei Meter hoch war oder sogar etwas mehr.
Gerd, der damals noch nicht […]
WM in Herning: Erinnerungen an Hartwig Steenken
Heute würde man ihn wohl einen „verrückten Hund“ nennen, damals nannte sie ihn „Cassius“ nach Cassius Clay, der Boxlegende Muhamad Ali. Ja klar, dieser Hartwig Steenken, an den ich hier und heute erinnern möchte, liebte die deutlichen Worte, erklärte ohne Umschweife, dass er der beste Springreiter der Welt sein wollte – seiner Zeit voraus: 1974 gewann er in Hickstead auf Simona den Titel. 1972 hatte er zum Gold-Team bei Olympia in München gezählt. 1977 endete sein Leben auf tragische Weise nach einem Autounfall mit nur 36 Jahren.
Hartwig Steenken, Jahrgang 1941, Sohn eines Landwirts, stammte aus der Nähe von Bremen. 1962 ging er zur Reitausbildung nach Hoya, wo der legendäre Otto Meyer tätig war. Im Sattel wie im Leben war „Cassius“ ein Kämpfer. Im Skatspielen war er ein Genie – Paul Schockemöhle und manch anderer können ein Lied davon singen. Frühzeit ließ sich Steenken vom Amateur zum Berufsreiter umschreiben, wollte für […]
WM in Herning: Spannende Geschichte(n)
Fünf Tage noch, dann geht’s los. Im dänischen Herning beginnen am kommenden Samstag die Weltmeisterschaften in Dressur und Springen, Voltigieren und der Para-Dressur. Zur Einstimmung und zur Orientierung starte ich hier und heute mit einer Serie von Blogs, in denen ich die spannende Vorgeschichte der Weltmeisterschaften schildern werde, meine persönlichen Eindrücke sowie die aktuelle Ausgangslage – salopp gesagt geht’s um die Papierform. Jede und jeder weiß, dass die Vorfreude die schönste Freude ist. Fachsimpeln und etwas Reiterlatein im Reiterstübchen – was gibt es schöneres!
Rückblende in das Jahr 1966. In der Schweizer Bundeshauptstadt Bern veranstaltet die FEI, also der Weltverband, die erste WM der Dressurreiter. Josef Neckermann (1912 – 1992), der bundesweit bekannte „Kaufhauskönig“ („Neckermann macht’s möglich!“) gewinnt auf seinem stattlichen und ausdrucksstarken Schimmel Mariano den ersten Einzeltitel. Auch das deutsche Team mit Neckermann, Klimke und Bold holt WM-Gold. Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Zehnmal Einzel- und zwölfmal Teamgold haben […]
Aufgepasst: Ludger is back!
Im fortgeschrittenen Alter – ich weiß, wovon ich rede – tut es einem ziemlich gut, nicht ständig zum alten Eisen verdrängt, sondern hie und da auch mal gebraucht zu werden. Ludger Beerbaum, immerhin schon 58 Jahre alt, erlebt in diesen Tagen diese besondere Wertschätzung. Sein alter Freund und Kontrahent Otto Becker, der Bundestrainer, hat Ludger freundlich gebeten, ihm aus einer sportiven Notlage zu verhelfen. Beim Preis der Nationen in Hickstead werde es personell etwas eng, wie man so sagt – gar kein Problem für unseren Ludger: „Ich helf‘ da gerne. Allerdings ist es kein Rücktritt vom Rücktritt!“
Fünf Jahre ist es nun schon her, da erklärte Ludger Beerbaum seinen Rückzug aus dem Nationalkader. 2016 war’s in Rio, wo Ludger soeben mit einem fulminanten Ritt im Stechen gegen die Kanadier unserer Equipe die Bronzemedaille gerettet hatte. Seine Schwägerin Meredith, dazu Daniel Deusser und Christian Ahlmann – alle vier freuten sich, auf dem […]
Nie wieder WEG – wie schade!
Gleich im ersten Satz sag‘ ich es frank und frei: Ich war, ich bin und ich bleibe ein Fan der „World Equestrian Games“, also der Weltreiterspiele, kurz WEG genannt. In der Ägide von Prinzessin Anne als Präsidentin der FEI, also gegen Ende der 80er Jahre, wurde diese zündende Idee kreiert und 1990 in Stockholm erstmals verwirklicht: Alle vier Jahre, genau zwischen den Olympischen Spielen, sollte ein Ort alle Weltmeisterschaften im Pferdesport ausrichten, die olympischen und die nicht olympischen. Schade, dass es demnächst im dänischen Herning keine (r)echten WEG mehr gibt.
Mehr als 30 Jahre ist es nun her – trotzdem werden sich gewiss viele meiner Leser*innen, besonders die älteren, noch recht gut erinnern. Im alten Olympiastadion von Stockholm, wo anno 1956 Hans Günter Winkler auf Halla Sportgeschichte geschrieben hatte, organisierten die Schweden unter dem Volvo-Chef Peer Gyllenhammer die allerersten Weltreiterspiele. Für mich sind sie bis heute die schönsten, weil alles für […]
WM in Herning: „Pawlo“ und sein Limbrigde
Man spürt es förmlich durchs Telefon: „Wenn ich an Aachen denke, krieg‘ ich sofort Gänsehaut!“ Ralf Pawlowski aus Heidenheim auf der Ostalb, Vorsitzender des dortigen Pferdezuchtvereins, war mit vierzig Mitgliedern und Freunden per Bus in die Soers gefahren. „Als Jana Wargers und ,mein‘ Limbrigde zu den Siegern im Preis der Nationen gehörten – das werd‘ ich nie vergessen.“ Ach, übrigens: Ralf Pawlowski, den seine Freunde „Pawlo“ nennen, ist der Züchter des heute 13-jährigen Holsteiners.
Dieser Ralf Pawlowski ist ein Pferdezüchter aus Leidenschaft. Zugleich ist er bereit, sich in den Dienst der gemeinsamen Sache zu stellen: seit langen Jahren Vorsitzender des Pferdezuchtvereins Heidenheim, seit dem Herbst 2021 Regionalsprecher der württembergischen Züchter, also auch Mitglied im Verbandsvorstand. 2009 ließ er seine Holsteiner Stute Ulla (2004) von Cambridge von dem Hengst Limbus aus dem Gestüt Dobel von Horst Karcher decken. „Ich erinnere mich noch ganz genau: Es war ein Sonntag und ich sollte eigentlich […]
Schwaiganger: Michael Jung gestürzt – aber nichts schlimmes passiert
Michael Jung ist bei der Drei-Sterne-Vielseitigkeit im bayerischen Schwaiganger am frühen Nachmittag gestürzt. Am neunten Hindernis des Geländeritts kamen er und sein elfjähriger Ire Hightlighter, der Deutsche Meister von Luhmühlen, zu Fall. Vater Joachim Jung sagte mir gegen 16.50 Uhr: „Der Sturz sah zunächst schlimm aus, wir fürchteten, das Pferd sei auf ihn gefallen. Das war aber nicht der Fall. Michael war bei sich und ansprechbar. Er wird jetzt im Krankenhaus untersucht, um ganz sicher zu gehen. Wir warten vor dem Krankenhaus, dürfen wegen Corona nicht hinein. Das Pferd ist in Ordnung.“ Wenn klar ist, wie es Michael Jung geht, werde ich diese Kurze Meldung ergänzen. Vater Joachim Jung hat sich jetzt (20.15 Uhr) gemeldet: „Natürlich tun Michael alle Knochen weh. Aber es ist zum Glück nichts schlimmes passiert. Hightlighter ist ok.“ Alle Jung-Fans können aufatmen! Schönen Abend aus Stuttgart!
Kritik an Marbach: die Zweite
Peter Hauk, der Minister für Landwirtschaft und Umwelt, hält sich bedeckt. Auch das Haupt- und Landgestüt Marbach schweigt. Auf die scharfe Kritik des Landesrechnungshofes von Baden-Württemberg gibt es bis zur Stunde (Mittwoch 15.30 Uhr) keinerlei Stellungnahme. Wie gestern berichtet, beklagt der Rechnungshof die mangelnde Wirtschaftlichkeit des Gestüts im Lautertal auf der Schwäbischen Alb.
Um den Hintergrund auszuleuchten, vor dem man diese Kritik sehen muss, möchte ich heute einige Aspekte ergänzen, die man kennen sollte, um die Lage des landeseigenen Betriebes einigermaßen einschätzen und beurteilen zu können. Punkt eins: Die vergangenen beiden Jahre der weltweiten Pandemie haben auch diesem Betrieb schwer zugesetzt. Die traditionsreichen Auktionen konnten nicht vor Ort in Marbach, sondern nur per online übers Internet stattfinden.
Dass die Umsätze geringer ausfielen und die Verkäufe der Pferde direkt ab Stall ebenfalls, darf man wohl unterstellen. Früher kamen Kunden, die bei der Auktion nicht zum Zuge kamen, eben später ins Gestüt, um Reit- […]
Rechnungshof kritisiert das Haupt- und Landgestüt in Marbach
Der Rechnungshof des Landes Baden-Württemberg hat das traditionsreiche Haupt- und Landgestüt in Marbach auf der Schwäbischen Alb aufs Korn genommen. In seiner jetzt veröffentlichten Denkschrift 2022 fordert er, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, den Pferdebestand zu verringern und die Ausbaupläne zu reduzieren. Die Stellungnahme von Landwirtschaftsminister Peter Hauk steht noch aus. Gestütschefin Astrid von Velsen-Zerweck wird sich wohl öffentlich nicht äußern.
Die Denkschrift zum Stichwort Haupt- und Landgestüt veröffentliche ich hier im Wortlaut: „Das Land wendet zur Deckung des Fehlbedarfs des Haupt- und Landgestüts Marbach jährlich fast sechs Millionen Euro auf. Der jährliche Zuschussbedarf droht stark anzusteigen. Die Wirtschaftlichkeit muss durch weitere Maßnahmen verbessert werden.
Der Rechnungshof stellte bei seiner Prüfung des Landesbetriebs Haupt- und Landgestüt Marbach fest, dass betriebswirtschaftliche Steuerungselemente fehlten. Vorgesehene Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit wurden nicht konsequent umgesetzt. Insbesondere wurde der eigene Tierbestand nicht wie geplant reduziert. Obwohl für die Sport- und Reitpferdezucht ein ausreichendes privates Angebot an Zuchthengsten […]
WM in Herning: Monicas Shortlist
Eine Überraschung ist das nicht mehr: Klimke, Wandres, Werndl und Werth vertreten die deutschen Farben bei der Dressur-WM. Dorothee Schneider bildet die Reserve. Nach dem Aus für Schneiders Showtime und der Schwangerschaft von Jessica von Bredow-Werndl liegt die Favoritenrolle bei Einzel- und Mannschafts-WM anno 2022 mal nicht bei „unseren“ Goldreiter*innen, sondern bei den dänischen Gastgebern. Wir werden es verschmerzen.
Was steht vom 6. bis 10. August in Herning eigentlich auf dem Programm? Es geht dreimal um die Titel und Medaillen. Der klassische Grand Prix am 6. und 7. August, also dem ersten WM-Wochenende, entscheidet zunächst einmal über die Team-WM. Titelverteidiger Deutschland. Zugleich ziehen die 30 besten Pferde in den Grand Prix Spezial ein, wo es um die Einzelmedaillen in der Klassischen Tour geht. Wiederum die 15 besten Pferde gehen am Ende in die Kür, wo es ebenfalls Einzelmedaillen gibt. Wir erinnern uns: Vor vier Jahren bei der WM in Tryon drohte […]
Moderner Fünfkampf – da kann man nur staunen
Wundern Sie sich auch manchmal über das unerschütterliche Selbstvertrauen mancher Leute? Sie machen den größten Bockmist, behaupten aber steif und fest, sie hätten immer recht und seien die Klügsten weit und breit. Eigentlich wollte ich mich dem Modernen Fünfkampf nicht mehr widmen – hier und heute tue ich es dennoch. Die Lage erfordert es.
Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) wird von Einzelpersonen und/oder Verbänden angerufen, wenn es ums Ganze geht. Meist geht es um Dopingsünder, die sich zu unrecht verfolgt fühlen. Im aktuellen Fall, entschieden am 7. Juli, ging es um den Modernen Fünfkampf. Wir erinnern uns: Bei den Spielen vor einem Jahr in Tokio sorgte die Deutsche Annika Schleu mit ihrem hysterischen Auftritt im Parcours der Fünfkämpfer für einen weltweiten Skandal – die Einzelheiten wiederhole ich hier nicht. Am Ende stand der Beschluss, das Reiten 2024 in Paris noch einmal olympisch auszutragen – danach müssen die Fünfkämpfer eine Ersatzdisziplin einführen.
Dem Verband […]
Buschreiters Weltrangliste
In zwei Monaten blickt alle Reiterwelt nach Rom, genauer gesagt nach Pratoni del Vivaro. Das liegt einige Kilometer außerhalb der ewigen Stadt. Dort gab’s bei den Olympischen Spiele 1960 den berühmt-berüchtigten Geländeritt. 1998 war der nächste Geländeritt fällig bei den Weltreiterspielen. Pratoni ist also das, was man einen Traditionsort nennen könnte. Demnächst werde ich näher darauf eingehen – heute blicken wir auf die aktuelle Weltrangliste der Buschreiter.
Zum Stichtag 30. Juni bleibt der Brite Oliver Townend mit klarem Vorsprung an der Spitze. Das neuseeländische Ehepaar Jonelle und Tim Price hat sich auf die Plätze zwei und drei verbessert. Michael Jung, nach wie vor bester deutscher Reiter, ist von zwei auf vier abgerutscht. Rosalind Canter, die noch amtierende Weltmeisterin, liegt auf Platz fünf; noch immer ist uns, die wir in Aachen vor Ort waren, das Ende ihres WM-Siegers Allstar vor Augen. Keine schöne Erinnerung. Der 17-jährige Hengst sollte in der Soers seinen […]
WM in Herning: Otto Becker überrascht mit seiner Shortlist
Wer das hier liest, der wird sich erst einmal die Augen reiben: Gut vier Wochen vor den Weltmeisterschaften der Springreiter haben Otto Becker und „sein“ Springausschuss ihre Nominierung bekannt gegeben – sie überrascht. Daniel Deusser fehlt! Ebenso Gerrit Nieberg!
Der Bundestrainer wird in er offiziellen Mitteilung des DOKR mit folgendem Satz zitiert: „In diesem Jahr war die Entscheidung besonders schwer, denn wir haben viele sehr leistungsstarke Paare. Nach intensiven Beratungen haben wir uns für diese fünf Paare entschieden:
Christian Ahlmann mit Dominator Z, Marcus Ehning mit Stargold, Andre Thieme mit Chakaria und Jana Wargers mit Limbridge, Reservereiterin ist Janne Friederike Meyer-Zimmermann mit Messi.“
Das wird man in der Szene erst einmal sacken lassen. Der Tolle Sieg im Großen Preis von Aachen hat Gerrit Nieberg nicht zur WM gebracht. Daniel Deusser, der Platz vier belegte, zählt ebenso wenig zum WM-Team. Otto Becker hat drei Aktive aus der Equipe nominiert, die in Aachen den Preis […]
Die Tücken einer Weltrangliste
Zu gerne hätte ich gewusst, wie weit der Sprung nach vorne ist, den Gerrit Nieberg, der glanzvolle Sieger von Aachen, auf der aktuellen Weltrangliste gemacht hat. Aber so einfach ist es leider nicht.Die aktuelle Statistik über die Damen und Herren Springreiter aus allen Kontinenten datiert vom Stichtag 30. Juni – da gab’s die großen Tage in der Soers noch gar nicht. Soviel ist sicher: Gerrit Nieberg hat im Juni einen Satz von Platz 106 auf Platz 69 geschafft. Immerhin. Der Trend zeigt für ihn nach oben.
Martin Fuchs verteidigt seinen Spitzenplatz vor Henrik von Eckermann und Peder Fredricson – die beiden Schweden hat man in der Soers leider nicht gesehen. Connor Swail und Ben Maher haben die Plätze vier und fünf getauscht – Daniel Deusser kommt von neu auf sechs nach vorne. Max Kühner gelingt der Sprung von 14 auf sieben; der stärkste Sprung unter den Besten. McLain Ward, stark in […]
Aachen: Viele Grüße an Holger Hetzel!
Holger Hetzel, der erfahrene und rührige Springreiter vom Niederrhein hat mich am Sattelplatz angesprochen: „Du berichtest gar nicht über unsere Youth Equestrian Games!“ Das war nett gesagt, aber kritisch gemeint. Und Holger Hetzel hatte recht: Der ganz große Sport im Blick auf die Weltmeisterschaften in Herning und Pratoni hat die jungen Leute aus aller Welt leider in den Hintergrund gedrängt. Deshalb widme ich ihnen und Holger Hetzel diese kleine Nachlese.
Ganz kurz die offizielle Lesart: „Diese ersten Youth Equestrian Games, die als Ersatz für die auf 2026 verschobenen Youth Olympic Games ausgetragen worden sind, waren ein großer Erfolg. Geritten wurde auf zugelosten Leihpferden, die zuvor mit aller Sorgfalt von Holter Hetzel und seinem Team für diesen Zweck ausgewählt worden waren. Den dreißig zwischen 15 und 18 Jahre alten Jugendlichen aus aller Welt gelang es weitgehend bestens, sich auf die ihnen bis dato unbekannten Pferde einzustellen. Die drei Medaillenträger berichteten, dass sie […]
WM in Herning: Otto Beckers Longlist
Ob Gerrit Nieberg und seine Freundin Johanna mittlerweile heiter und vergnügt auf der griechischen Insel Kos angekommen sind, um dort Ferien zu machen – ich nehme es an und wünsche den beiden einen „Happy summer!“ Hier zuhause dreht sich die sportive Personalpolitik weiter in Richtung Weltmeisterschaft. Vom 4. bis 14. August trifft sich die ganze hippologische Welt in Herning. Otto Beckers Longlist besteht aus neun Namen – fünf werden nur benötigt.
Noch kurz vor seinem Abflug von Düsseldorf aus hat Gerrit Nieberg, der strahlende Sieger des Großen Preises von Aachen, sein neues Saisonziel klar formuliert: „Die WM in Herning!“ Dem Springausschuss unter dem Vorsitz des Mannheimers Peter Hofmann war gar nichts anderes übrig geblieben, als den 29-Jährigen mit auf die Longlist zu setzen. Hofmanns Begründung wiederhole ich hier gerne: „Gerrit hat die ganze Woche über gezeigt, dass er einen Plan hat. Auch im Großen Preis. Für die WM brauchen wir Leute, […]
WM in Pratoni: Ingrid Klimke steht nur in Block 3
Zwei Monate vor der WM der Buschreiter in Pratoni del Vivaro bei Rom hat der DOKR-Ausschuss für die Vielseitigkeit eine sogenannte Longlist veröffentlicht. Überraschend daran ist die Tatsache, dass diese Longlist zum ersten Male in vier Blöcke aufgeteilt wurde. Bei der Durchsicht zeigt sich sofort, dass es dabei um Prioritäten geht. Nach ihrem schwachen Abschneiden mit Siena just do it in der Soers findet sich Ingrid Klimke lediglich im Block drei wieder.
Wer warum, weshalb und wieso auf die Idee gekommen ist, die uralte Linie der Longlist im aktuellen Fall der Buschreiter aufzugeben und eine völlig neue Lesart einzuführen – wir werden es womöglich nie erfahren. Fest steht immerhin: Im Anschluss an den „Tschio“ hat der Ausschuss in Aachen getagt und am Sonntag um 17.40 Uhr via FN-Pressestelle die neue Einstufung der besten deutschen Reiter und Reiterinnen in der Vielseitigkeit veröffentlicht.
Block eins: Sandra Auffahrt mit Viamant du Matz, Michael Jung mit […]
Aachen: Gerrit Nieberg siegt sensationell und wird WM-Aspirant
„Ich hatte mir vor dem Stechen überlegt, einen kürzeren Weg einzuschlagen – mit dem Risiko, enger auf das nächste Hindernis zu kommen. Das ist mir geglückt. Mein Pferd ist die ganze Woche hier sehr gut gesprungen. Jetzt bin ich einfach überwältigt.“ Der 28-jährige Gerrit Nieberg vom Gut Berl in Münster, wo er mit seinem Vater Lars auf der Anlage von Hendrik Snoek lebt und arbeitet, lässt mit dem elfjährigen Westfalen Ben die gesamte Prominenz hinter sich – 40 000 in der ausverkauften Soers bieten im stehende Ovationen. Es ist die herausragende reiterliche Leistung des „Tschio“ 2022.
Ehrlich gesagt, der mit allen Wassern gewaschene Brite Scott Brash und sein Hello Jefferson sahen nach einem Ritt im Renngalopp für viele wie der sichere Sieger aus. Viele im weiten Rund hatten Daniel Deusser die Daumen gedrückt, mit seiner Killer Queen heute eine Million zu gewinnen: 500 000 für den Sieg, weitere 500 000 als […]
Aachen: Der WM-Favorit heißt Vamos Amigos
Nicht weniger als 14-mal hat Isabell Werth den Großen Dressurpreis von Aachen gewonnen. Heute hätte es eigentlich ihr 15. Triumpf werden sollen. Aber die 52-Jährige saß nicht im Sattel, sondern auf der Tribüne. Verkehrte Welt? Am Freitag kamen 6000 ins ausverkaufte Dressurstadion, um den letzten großen Auftritt von Isabell Werth und Bella Rose zu sehen. Heute gab’s fürs Eintrittsgeld keine Isabell Werth zu sehen. Offen gesagt: Früh war die Luft raus aus diesem Kürwettkampf. Zu klar die Ausgangslage für die Aktiven.
Wenige Wochen vor der WM in Herning steht für mich soviel fest: Catherine Dufour und ihr zehnjähriger Westfalenhengst Vamos Amigos können vor heimischem Publikum den ganz großen Erfolg schaffen – wie Edward Gal mit Totilas anno 2010 in Lexington: Dreimal Gold und drei Titel – in der Kür und der klassischen Tour sowie mit dem Team. Ihr heutiger Sieg in der Kür von Aachen war eine Demonstration der Stärke. Sie […]
Aachen: Allstar war leider nicht zu retten
Die heiteren Tage in der Soers werden überschattet von einer traurigen Nachricht: Rosalind Canter, die amtierende Weltmeisterin in der Vielseitigkeit, war beim Geländeritt an Sprung 16 aus dem Sattel geraten – sie selbst blieb unverletzt, aber ihr 17-jähriger Hengst Allstar aus der niederländischen Zucht verletzte sich nach offiziellen Angaben so schwer, dass er am Nachmittag eingeschläfert werden musste. Dies sei im Einvernehmen zwischen den Besitzern und den Veterinären geschehen. Exakte Angaben über Art und Schwere der Verletzung gibt es bisher offiziell nicht. Augenzeugen berichten, das Pferd sei an diesem Sprung zur Seite ausgewichen, Rosalind Canter abgestiegen. Zu seinem Sturz sei es nicht gekommen.
Aachen: Blut im Maul von Quantaz bringt das Aus für Isabell Werth
Monica Theodorescu fasste die Lage kurz und knapp zusammen: „Das war nicht der Plan. Das war Pech. Quantaz hat sich auf die Zunge gebissen – das ist zwar keine Verletzung, aber das bedeutet das Aus. Die Regel finde ich in Ordnung.“ Was war geschehen? Als letzte Reiterin des Feldes im Grand Prix Spezial wurde es nach zwei Dritteln der Aufgabe plötzlich ganz still im Stadion: Der Richter bei „C“ klingelte – das war das Aus für Isabell Werth. Die sogenannte Blood Roule verlangt es.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es danach ausgesehen, als könnte das Quartett der Gastgeber die Herausforderung der Dänen doch noch abwehren. Mit der Disqualifikation von Isabell Werth war dies nur noch Makulatur. Die Dänen mit Cathrine Dufour an der Spitze – Tageshöchstnote 80,666 Punkte – gewinnen zum ersten mal den Preis der Nationen in der Soers, gefolgt von Deutschland (454,903), den Schweden (440,499), den Niederländern (437,161) und […]
Aachen: Doch kein Triumpf für Michael Jung
2011 mit Sam, 2016 mit Takonou und heute mit FischerChipmunk! Zum dritten Male hat Michael Jung, der beste Buschereiter der Welt, den Vier-Sterne-Event in der Soers gewonnen. Chapeau! „Mein Pferd war heute im Gelände etwas übermotiviert. Nach einer längeren Pause ging er hier in Aachen eine starke Dressur, ein fehlerloses Springen und heute nur wenig über der Richtzeit.“ Für ihn, so betont Michael Jung, trage „Aachen durchaus den Charakter eines Championats“. Kurz darauf wurde das Resultat korrigiert: Jung bekam 15 Strafpunkte, weil er eine Begrenzungsfahne umgeritten hatte.
„Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, im Team meinen Iren Kilcandra Ocean Power zu reiten. Er sollte hier weitere Erfahrung sammeln. Früh auf dem Kurs hat er leider ein Eisen verloren – das hat ihn verunsichert. So kam auch ein Vorbeiläufer am Wasser zustande. Aber danach war er wieder voll konzentriert. Ich bin dennoch sehr zufrieden. Sein 25. Platz geht für mich […]
Aachen: Michael Jung vor dem Sieg in der Soers?
Morgen kann er’s mal wieder richten: Den Sieg aus eigener Kraft in der Soers, dotiert mit 37 000 Euro. Das ist jedenfalls der Stand in der internationalen Vielseitigkeit nach Dressur und Springen. Jung führt auf FischerChipmunk mit 22,2 Punkten vor den beiden Briten Tom McEwen auf Toledo mit 26,4 Punkten und William Fox-Pitt auf Little Fire mit 27,20 Punkten.
Der Zwischenstand in der Teamwertung von Aachen deutet auf einen Sieg des von Chris Bartle geführten britischen Teams hin. Sie führen mit 83,7 Punkten vor Deutschland mit 94,6 Punkten und den USA mit 95,2 Punkten. Alle liegen recht eng beisammen, allerdings gibt es wichtige Fakten, die die Ausgangslage etwas verwischen: Michael Jung sattelt seinen Chipmunk ganz bewusst nur als Einzelreiter, hat seinen Iren Kilcandra Ocean Power für Team gemeldet. Also fehlt Bundestrainer Peter Thomsen das bessere Ergebnis des Toppferdes. Michael Jung sagte vor seinem Start: „Ich möchte Chipmunk nicht unter Druck setzen, […]
Aachen: Das Fohlen heißt „Golden Spring“
Jetzt wissen wir es endlich. Joachim Jung hat mir gegenüber am Rand der Soers das Geheimnis gelüftet. Das Fohlen von Michael Jungs Erfolgsstute FischerRocana hat einen Namen – es heißt „Golden Spring“ also Goldener Frühling. Das wird sicher eines Tages auch ein Siegerpferd.
Seit dem vergangenen Jahr hat die jetzt 17-jährige Rocana ihr Fohlen. Auf der heimischen Anlage der Familie Jung in Horb am Neckar gab es zunächst eine „Menage a trois“ wie der Franzose sagt. Drei Pferde auf ihrer besonderen Koppel: Da ist Sam, das weltweit erfolgreichste Buschpferd der Jahre seit seiner Bronzemedaille bei der EM in Fontainebleau 2009. Dann war da seit ihrem Ausscheiden aus dem großen Sport vor wenigen Jahren auch Rocana. Und einige Zeit waren sie mit dem ersten Fohlen von Rocana zu dritt.
Nun allerdings, so betont Vater Jung, seien sie zu viert: „Michael hat ein zweites Fohlen gekauft. Und das läuft nun ebenfalls auf der Koppel […]
Aachen: Otto Becker und sein Team
Den Preis der Nationen beim CHIO in Aachen gibt es seit 1929. Und gestern Abend hat eine deutsche Equipe den 29. Sieg eingefahren. Dabei herrschte über der berühmten Soers mal wieder das typische Aachen-Wetter: Regen, Regen, Regen! Das hielt die 40 000 Zuschauer aber nicht davon ab, ins Stadion zu kommen. Ausverkauftes Haus. Otto Becker, der Bundestrainer, lobte am Ende sein Quartett mit drei Debütanten: „Dieses Team hat es verdient, heute hier anzutreten!“
Die Faustregel für den Erfolg im Nationenpreis ist ganz einfach: Nullrunden! So viele wie nur möglich! Janne Friederike Meyer-Zimmermann und ihr Messi lieferten zwei, Andre Thieme mit Chakaria und Christian Kukuk mit Mumbai jeweils einen. Jana Wargers und ihr Holsteiner Hengst Lambridge – übrigens gezüchtet von Ralf Pawlowski in Heidenheim auf der Ostalb – debütierte mit nur einem Zeitfehler. Als man am Ende gemeinsam vor den Fernsehkameras des WDR stand, war tatsächlich so etwas zu spüren wie ein […]
Aachen: Der erste Schlagabtausch
Zwei Monate vor den Weltmeisterschaften in Herning haben sich die Dressurstars aus Dänemark und Deutschland ihren ersten Schlagabtausch geliefert. Dänemark führt zur Halbzeit im Preis der Nationen mit 229,74 Punkten knapp vor Deutschland mit 228,499, dahinter die Niederlande mit 219,608, die Schweden mit 218,370 und die USA mit 218,282. Alle liegen nah beieinander – am Samstag fällt im Spezial die Entscheidung.
Erwartungsgemäß zeigte Cathrine Dufour mit ihrem Vamos Amigos einen starken Ritt, bekam mit 81,544 die Tagesbestnote. Frederic Wandres aus dem Stall Kachelmann in Hagen und sein Duke of Britain demonstrierten sofort, was er sich vorgenommen hat: Rang zwei mit 77,217 Punkten. Benjamin Werndl und sein Famoso steuerten mit einem ebenfalls starken Auftritt 74,869 Prozentpunkte bei. Isabell Werth und ihr Qantaz wurden mit 76,4 bewertet. Leider fiel Ingrid Klimke bei ihrem Debüt stark ab: Sie ritt zu spät aufs Viereck und verritt sich auch noch einmal: Nur 72,17 Punkte. Zu wenig, […]
Aachen: Traum und Wirklichkeit
Heute beginnt in der Soers die „Mission WM in Herning“. Das für Aachen nominierte Quartett startet im Fünf-Sterne-Grand-Prix mit Einzel- und Teamwertung: 10.33 Uhr Benjamin Werndl, 12.03 Uhr Ingrid Klimke, 14.42 Uhr Frederic Wandres und 16.12 Uhr Isabell Werth. Lisa Müller musste heute bei ihrem Debüt in der Soers im St. Georg eine herbe Enttäuschung hinnehmen.
Die Ausgangslage für die deutsche Dressurequipe hat sich heute, zwei Monate vor den Titelkämpfen in Herning, deutlich verschlechtert. Dorothee Schneider musste ihre Showtime zurückziehen, weil er nicht fit ist. Im Vier-Sterne-Grand-Prix für die Zweitpferde gab’s schon das erste „Hallo wach!“ aus Dänemark: Catherine Dufour, deren Nummer eins, siegte mit der Tageshöchstnote von 80,413 Punkten. Dritter Rang für den versierten Frederic Wandres auf Bluetooth mit 75,217 Punkten. Isabell Werth und ihre neue Hoffnung Superb 2 taten sich vor allem in den Piaffen noch schwer, mussten mit 74,544 und dem Rang sechs zufrieden sein.
Benjamin Werndl, der in […]
Aachen: Showtime nicht zur WM!
Zwei Monate vor der Dressur-WM im dänischen Herning muss Monica Theodorescu, die Bundestrainerin, einen weiteren Ausfall verkraften: Nach der Absage von Jessica von Bredow-Werndl, die ihr zweites Kind erwartet, hat Dorothee Schneider vor wenigen Stunden ihren Showtime zurückgezogen. Der 16-jährige Hannoversche Wallach sei nicht fit, fühle sich nicht wohl.
Im Gespräch erklärte Monica Theodorescu mir gegenüber: „Das ist sehr bitter für uns. Wenn Showtime fit ist, kann er über die 80-Prozent-Marke gehen. Ich hoffe sehr, dass das Pferd wieder in den Sport zurückkehrt.“ Für Helen Langehanenberg und ihre Annabelle, bisher als „Reserve“ eingestuft, steht nun der WM-Start an – in der Soers werden ab sofort alle Augen auf dieses Paar gerichtet sein. Die Chance, dass das deutsche Quartett seinen WM-Titel von Tryon 2018 erfolgreich verteidigt, ist an diesem Aachener Mittwoch erneut gesunken.
Wie noch gut erinnerlich, hat Dorothee Schneider mit ihrem Showtime vor wenigen Wochen in Balve den deutschen Meistertitel in der […]
Aachen: Aufgalopp mit Allerlei
Welch ein Privileg – mitten in der Woche auf einer Bank am Sattelplatz in der Soers zu sitzen, in die Sonne zu blinzeln und die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Für mich ist der „Tschio“ kein Turnier, für mich ist Aachen ein Zustand! Eine fliegende Untertasse, fernab der Krisen und der Unbilden unserer Zeit. Für ein paar Tage die bitteren Realitäten außen vor lassen. Gehört sich das nicht? Vielleicht.
Unser französischer Freund „Bosty“ Bost hat gerade das Eröffnungsspringen gewonnen mit Bluemuch. Das bringt ihm tausend Euro – nicht viel, aber immerhin ein Anfang. Pius Schwizer und seine Bakatiana auf Platz zwei, dahinter Mario Stevens, der neue Deutsche Meister, mit Botakara. Rodrigo Pessoa belegt mit Lord Lucio den fünften Rang. Bei strahlendem Sonnenschein strömen die Menschen hierher in die Soers. Der Eröffnungsabend lockt, die Promis (oder solche, die sich dafür halten) drängen zur Medianight. Viel Promis, wenig Medien!
Die schöne Meldung dieses […]
Aachen: Mal wieder mit Rodrigo Pessoa
In Europa macht er sich rar, besonders hier in Deutschland. Jetzt kommt er wieder einmal zum „Tschio“ nach Aachen: Rodrigo Pessoa, der übrigens am 29. November 2022 seinen 50. Geburtstag feiert. Rodrigo und sein Vater Nelson Pessoa, mittlerweile 86 Jahre alt, haben an der Geschichte des modernen Springsports kräftig mitgeschrieben.
Mal kurz geschaut auf die „ewige“ Bestenliste: Nelson Pessoa, 1935 in Rio de Janeiro geboren, seit den frühen sechziger Jahren in der Nähe von Brüssel ansässig, hat 1964 auf der berühmten Schimmelstute Grand Geste und 1972 auf Nagir den Großen Preis von Aachen gewonnen. Sein Sohn Rodrigo schaffte das 1994 mit dem Fuchs Special Envoy. Siebenmal siegte Nelson Pessoa beim Springderby in Hamburg, 1966, lang ist’s her, wurde er in Luzern am Vierwaldstädter See Europameister der Springreiter. Sie fragen, weshalb, der war doch ein Brasilianer – kein Problem: In den frühen Sechzigern war die EM offen ausgeschrieben, also weltweit.
1998, bei den […]
Aachen: Harte Woche für Ingrid Klimke
In der Aachener Soers läuft der „Tschio“. Kommende Woche wird dort einmal mehr Geschichte geschrieben. Ein Kapitel kenne ich bereits – man könnte es „Klimke & Klimke“ nennen. Weshalb? Ganz einfach: Ingrid Klimke bestreitet zum ersten Male Dressur und Vielseitigkeit. Ihr Vater Reiner Klimke dominierte viele Jahre die Dressuren am Aachener Tivoli.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich sehr viel davon halte, die Entwicklung unseres Sports mit den Pferden als eine historische Entwicklung zu betrachten, die man möglichst genau im Auge behalten muss. Es kommt nicht auf den einzelnen Erfolg oder die einzelne Niederlage an, also nicht auf das Tagesgeschäft, sondern auf die Kontinuität. An Reiner Klimke und seinen Erfolgen in der Soers lässt sich das sehr gut darstellen. 1966 und 1967 siegte er auf seinem Dux zum ersten Mal in der Aachener Einzelwertung. Wohlgemerkt, die Nationenwertung wurde dort erst 1977 eingeführt. 1972 siegte Vater Klimke mit York, 1973 auf […]
Aachen: Von Geld spricht man nicht…
man hat es! So jedenfalls heißt es im Volksmund. Aber so einfach liegen die Dinge ja nicht. Das Aachener CHIO, 1924 von mutigen Menschen aus der Taufe gehoben, war lange Zeit das am höchsten dotierte Turnier der Welt. Das ist die Soers längst nicht mehr. Wohl aber das am höchsten dotierte Turnier der Welt, wenn man bedenkt, dass es in Aachen nicht nur die drei olympischen Disziplinen gibt, sondern dazu auch das Gespannfahren und das Voltigieren. Heute schaue ich mal genau nach, was es so alles zu verdienen gibt.
Fangen wir mal mit den Buschreitern an, die uns in den vergangenen Wochen gut unterhalten, unter Spannung gesetzt und am Ende erfreut haben. Etwa in Luhmühlen, wo Michael Jung und sein Hightlighter die Deutsche Meisterschaft gewonnen haben, Siegprämie 6000 Euro. Felix Vogg gewann mit seinem Colero den ersten Fünf-Sterne-Event, Siegprämie: stolze 33 000 Euro.
Nicht schlecht, könnte man da sagen. In der Soers […]
Aachen: Eine hat die Ruhe weg
Für Monica Theodorescu gibt’s in diesem Jahr noch etwas zu feiern: Am 1. Oktober 2012 hat sie ihr Amt als Bundestrainerin der Dressurreiter angetreten – also vor einem Jahrzehnt. Die 59-Jährige ist heute die mit Abstand erfolgreichste Nationaltrainerin der Welt. Chapeau! Ob sie bereits Mitte August einen Grund hat, kräftig zu feiern, werden wir sehen: Bei der WM in Herning könnte es eine Niederlage gegen die Gastgeber geben. Die Bundestrainerin sagt jetzt ganz cool: „Es ist gut, dass auch mal andere eine Chance haben!“
Für die Spätgeborenen sei hier daran erinnert: Monica Theodorescu, Jahrgang 1963, hat 1988, 1992 und 1996 Teamgold bei Olympia gewonnen. Hinzu kommen Titel und Medaillen bei Welt-, Europa- und Deutschen Meisterschaften. 1993 und 1994 siegte sie im Weltcupfinale. Ob im Sattel oder als Trainerin – sie hat stets die Ruhe weg. Im Gespräch mit dem CHIO-Pressechef Niels Knippertz sagte sie jetzt im Vorfeld des Traditionsturniers in der […]
Aachen: Premiere für Lisa Müller
Mit unseren Träumen ist es ja so eine Sache. Die meisten bleiben unerfüllt. Oder sie werden Wirklichkeit, wenn auch etwas anders als erhofft. Genau so ergeht es jetzt Lisa Müller. Ihr Traum, einmal in der Soers zu reiten, im Deutsche Bank Stadion, wird erfüllt. Mit ihrem achtjährigen Westfalen Chuck Bass debütiert sie beim „Tschio“ in der Small Tour.
Ich erinnere mich noch gut. Im Sommer 2014, als unsere Elitekicker gerade Weltmeister geworden waren, kam das Ehepaar Thomas und Lisa Müller zum traditionsreichen CHIO ans Aachener Tivoli. Während sich Thomas Müller zurecht feiern ließ als einer der besten Spieler dieser Fußball-WM in Brasilien, offenbarte sich seine Frau gegenüber der Bundestrainerin Monica Theodoresu. Sie träume davon, einmal hier in der Soers antreten zu dürfen – vor dem ganz großen Publikum.
Monica Theodorescu war wohl zunächst etwas überrascht über dieses mutige Ansinnen – Lisa Müller besaß seinerzeit kein Pferd, das die Voraussetzungen für den ganz […]
Luhmühlen: Gold und Silber für die Schwaben
Michael Jung ist zum dritten Male Deutscher Meister der Buschreiter. Auf dem elfjährigen Iren Highlighter holt er den Titel nach 2012 und 2021 mit 25,6 Punkten – seinem Dressurergebnis. Chapeau! Silber geht an seinen schwäbischen Landsmann Dirk Schrade mit dem Holsteiner Casino (29,6 Punkte). Bronze sichert sich Sandra Auffarth mit dem polnische Wallach Rosveel (29,8 Punkte). Für Michael Jung ist es der zweite große Titel dieser Saison: In Marbach gewann der Reitmeister seine achte Meisterschärpe bei den Berufsreitern.
Erster Kommentar des alten und neuen Deutschen Meisters: „Es ist immer etwas ganz Besonderes, hier in Luhmühlen zu gewinnen – auf diesem Traditionsturnier. Mein Pferd geht in diesem Jahr eine sensationelle Saison, hat in diesen Tagen in der Heide gezeigt, was er kann. Er hat sich enorm verbessert. Ich bin überglücklich.“ Hut ab vor dieser Leistung! Einmal mehr hat Michael Jung mit seiner überragenden Reitkunst ein Pferd in die internationale Spitze geführt. Das […]
Luhmühlen: Zweimal Glückwunsch für Felix Vogg!
„So ein Tag, so wunderschön wie heute!“ Ich weiß nicht, ob Felix Vogg, der Schweizer, der in Radolfzell am Bodensee lebt, dieses rauschende Volkslied kennt. Jedenfalls ist es so: Felix feiert heute in der Lüneburger Heide seinen 32. Geburtstag – Glückwunsch dazu! Vor wenigen Minuten (11.11 Uhr) holte er sich mit seinem Westfalen Colero den Sieg im Fünf-Sterne-Event – Herzlichen Glückwunsch auch dazu!
Dieser von Longines gesponserte Fünf-Sterne-Wettkampf von Luhmühlen 2022 geht ganz gewiss in die Annalen ein. Erstens, weil es wohl zum ersten Male seit mehr als sechzig Jahren keinen deutschen Reiter oder Reitern in der Platzierung gegeben hat. Zweitens, weil – jedenfalls aus meiner Sicht – der oft gehörte Satz „Wir sind hier doch nicht auf einem Dressurturnier“ mal wieder glänzend widerlegt ist. Und drittens, weil der neue Bundestrainer Peter Thomsen schon vor Beginn des Events in der Heide die richtige Analyse getroffen hat: „Wir haben zu wenige Pferde […]
Luhmühlen: Michael Jung vor seinem dritten Titel
Der Vier-Sterne-Geländeritt von Luhmühlen war eine Werbung für die Vielseitigkeit. Trotz tropischer Temperaturen sind alle 46 Starter und ihre Pferde heil ins Ziel gekommen. Michael Jung und sein Highlighter führen mit 25,6 Punkten, können morgen aus eigener Kraft zum dritten Male Deutscher Meister werden nach 2012 und 2021. Hinter ihm der Hesse Jerome Robine mit Black Ice (29,0) und Dirk Schrade mit Casino (29,6). Bundestrainer Peter Thomsen: „Spannender Wettkampf, alles noch offen!“
Ich fang‘ an dieser Stelle mal mit dem Negativen an. Als Michael Jung mit seinem Iren wieder mal einen Ritt wie aus dem Bilderbuch zeigte, den man ungeschnitten als Lehrfilm hätte verbreiten können, hatte die TV-Regie des NDR plötzlich eine ganz andere Idee: Sandra Maahn interviewte lieber die mit ihrem Nachwuchspferd Naughty Girl kurz zuvor gescheiterte Anna Siemer. Mehr noch. Als nach Michael Jung der US-Profi William Coleman auf Chin Tonic, führender Reiter nach der Dressur, die Chance bekam, […]
Luhmühlen: Sophie Leube gibt auf
Beim Fünf-Sterne-Event in Luhmühlen ist aus deutscher Sicht ein trauriger Rekord zu vermelden: Noch nie in mehr als sechzig Jahren gab’s im schwersten Wettkampf keinen deutschen Teilnehmer in der Platzierung. Leider musste Sophie Leube mit Jadore Moi am Hindernis sechs aufgeben. Der Schweizer Felix Vogg steht vor seinem bisher größten Erfolg, er führt nach dem Gelände hauchdünn vor Tim Price und Oliver Townend.
Die knappe Statistik am Ende des Geländritts über 6.400 Meter mit 30 Hindernissen und 45 Sprüngen: Felix Vogg und sein Spitzenpferd Colero mit seinem Dressurresultat von 29,0 Punkten ganz vorne, gefolgt von Tim Price mit Vitali und 29,1 Punkten, dahinter Oliver Townend, die Nummer eins der Weltrangliste, mit Dreamliner und 29,6 Punkten.
Von den 36 Pferden auf der Startliste dieser Fünf-Sterne-Prüfung sind nach dem Geländeritt noch 24 in der Wertung, ehe morgen früh die Verfassungsprüfung ansteht. Drei Aktive haben aufgegeben, darunter Sophie Leube, die nach der Dressur folgendes erklärt […]
Peter Thomsen benennt die Probleme
Der weltberühmte Künstler Anselm Kiefer aus Donaueschingen sagt: „Sogenannte Erfolge sind psychologisch der sicherste Weg zu Stagnation und Routine!“ Am Ende der beiden Dressurtage in der Lüneburger Heide fällt mir diese Lebensweisheit ein. Bundestrainer Peter Thomsen geht es ein wenig wie Anselm Kiefer: Er verweist auf die Probleme, die die deutsche Buschreiterei belasten – zwei Jahre vor den olympischen Spielen in Paris.
Als alle Pferde der Vier-Sterne-Prüfung, die als Deutsche Meisterschaft ausgeschrieben ist, und auch der Fünf-Sterne-Prüfung wieder im Stall waren, zog der erfahrene Holsteiner Thomsen gegenüber dem FN-Pressedienst ein unerwartet selbstkritisches Zwischenfazit: „Wir haben so wenig deutsche Pferde in der Fünf-Sterne-Prüfung, weil wir am Ende zu wenig Pferde auf diesem Niveau haben. Wir müssen diese Pferde dosiert einsetzen. Das ist natürlich sehr schade. Geplant waren eigentlich vier Pferde, aber eine Reiterin hat sich verletzt, zwei Pferde hatten eine kleine Auszeit. Und so ist nur ein Paar übrig geblieben. Wir müssen […]
Luhmühlen: Zwischenstopp zur WM nach Pratoni del Vivaro
Seit mehr als sechzig Jahren steht das Reiterdorf Luhmühlen in der Lüneburger Heide für die „Krone der Reiterei“, den Dreikampf aus Dressur, Geländeritt und Springparcours. Anno 2022 geht’s in einer Vier-Sterne-Prüfung um die Deutsche Meisterschaft, im Fünf-Sterne-Wettkampf geht’s auch um die Qualifikation der Pferde für die WM im September in Pratoni del Vivaro bei Rom. Am Donnerstag beginnt das Event in der Heide – leider fehlen Ingrid Klimke und Julia Krajewski.
Zunächst der interessante Blick in die Annalen: Seit mehr als sechzig Jahren finden in der Heide rund um Luhmühlen Wettkämpfe statt für die „Buschreiter“, wie man heute so salopp sagen darf. Von 1958 bis 1973 wurden sie nur national ausgeschrieben, firmierten unter dem Begriff „Military“, seit 1975 sind sie international ausgerichtet. 1979 sah Luhmühlen die erste EM, ebenso 1987, 1999, 2011 und 2019; im Jahr 1982 erlebte die Heide sogar eine WM.
Der allererste Sieger in Luhmühlen war 1958 […]
Deutliche Worte aus Paris
Zwei Jahre vor den olympischen Spielen in der französischen Hauptstadt kommen von dort deutliche Worte an die Adresse des Weltverbandes der Reiter (FEI), aber auch an die Adresse aller, die in der internationalen Reiterei aktiv sind – an welcher Stelle auch immer. FAZ und St. Georg haben jetzt als erste darüber berichtet. Eine Arbeitsgruppe der französischen Nationalversammlung hat sich intensiv mit den Problemen der Reitwettbewerbe in Tokio befasst – sie spricht fast fünfzig Empfehlungen aus. Es geht dabei um die Dreier-Regeln in den Teamwettbewerben, um die Zäumung der Spring- und Dressurpferde, um den Einsatz der Gerten, nicht zuletzt um den Modernen Fünfkampf.
Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, hat die parlamentarische Arbeitsgruppe in Paris die teilweise schlechten Bilder bei den Reitwettkämpfen in Tokio unter die kritische Lupe genommen, dazu namhafte Fachleute aller Ebenen befragt und angehört. Ihr politisches Ziel: Die Wettbewerbe der Reiter in Paris 2024 sollen, so wörtlich: „Spiele des Pferdewohls“ […]
Otto Becker setzt die Prioritäten
Wenn mich nicht alle täuscht, dann hat unser Bundestrainer Otto Becker einen Plan: Zur Springreiter-WM im August in Herning möchte er mit einem Topquartett antreten – der Verlust des Spitzenpferdes „C-Vier“ von David Will möchte er nach Möglichkeit ausgleichen. So leicht, heißt die Parole, lassen wir uns nicht bange machen! Heute im polnischen Sopot gewann das von Otto Becker zusammengestellte Quartett den Preis der Nationen – der erste Sieg seit langer Zeit. Eine deutliche Ansage an die internationale Konkurrenz. Dass seine vier Topreiter bei der DM in Balve fehlten – für den Bundestrainer ist die Priorität so klar wie Kloßbrühe.
Welchen Stellenwert dieser Preis der Nationen heute Nachmittag in Sopot besitzt, lässt sich leicht erkennen am Tableau der Teilnehmer: Deutschland siegte klar mit nur vier Strafpunkten – nach fünf Nullrunden von Christian Kukuk auf Mumbai, Andre Thieme auf Chakaria und Janne Friederike Meyer-Zimmermann auf Messi; nur Philip Weishaupt und sein Coby […]
Werth, Werndl, Wandres und Klimke
Isabell Werth hat es im Gespräch mit Sabine Hartl vom WDR verraten – das deutsche Team für den Nationenpreis in Aachen: Isabell Werth mit Quantaz, Benjamin Werndl mit Famoso, Frederic Wandres mit Duke of Britain und Ingrid Klimke mit Franziskus. Dorothee Schneider sattelt ihren Showtime dort nur in der kleineren Tour, schont den 16-jährigen Hannoveraner für die WM in Herning. Für Werndl, Wandres und Klimke ist es das Debüt auf der ganz großen Bühne in der Soers.
Im Gegensatz zum Samstag zeigte sich Isabell Werth gestern vor den Medien deutlich entspannter. Im Grand Prix Spezial um den Deutschen Meistertitel in der klassischen Tour hatte sich die „Dressurkönigin“ ziemlich vermanagt, um es salopp zu sagen: „Es war mein Fehler, zu Hause keinen Spezial trainiert zu haben, Quantaz wusste phasenweise gar nicht, was ich von ihm will. Das passiert mir nicht mehr. Man lernt eben immer wieder dazu, an jedem Turnier, an jedem […]
Licht und Schatten auf den aktuellen Weltranglisten
Der internationale Turniersport läuft „volle Fahrt voraus!“ wie es in der Seemannssprache so knackig heißt. Alle drei olympischen Disziplinen steuern auf den „Tschio“ in Aachen zu, wo es traditionell auch die Nationenwertungen gibt in Dressur, Springen und Vielseitigkeit – ein Fingerzeig, nicht nur aus deutscher Sicht, wer bei den Weltmeisterschaften in Herning Mitte August (Springen und Dressur) sowie in Pratoni del Vivaro bei Rom Mitte September (Vielseitigkeit) die Farben seines Landes vertreten darf. Die aktuellen Weltranglisten spiegeln die Lage wieder: Es zeigen sich Licht und Schatten.
Beginnen wir diesmal mit dem Springreiten: Der Eidgenosse Martin Fuchs steht an Nummer eins, hat den Schweden Peder Fredricson von der Spitze verdrängt; sein Landsmann Henrik von Eckermann ist neu auf Platz zwei. Seit ihrem Olympiasieg in Tokio haben sich die Schweden an der Spitze der Weltrangliste festgesetzt. Bester deutscher Reiter ist Daniel Deusser auf Rang neun – der einzige aus dem Spitzenkader unter den […]
Neuer Schwung im Schlosspark
10 000 Zuschauer auf der Strecke und 7000 Zuschauer im Springstadion – nach zwei Jahren Pause durch die Pandemie ist das traditionsreiche Pfingstturnier im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich zurück auf der internationalen Bühne. Gut so! Allen voran unsere Buschreiter suchten die Chance, nach dem verpatzten Saisonstart in Pratoni del Vivaro bei Rom nun auf heimischem Geläuf wieder „bella figura“ zu machen. Ein Glück, dass wir Julia Krajewski und ihre „Mandy“ haben. Die Olympiasiegerinnen von Tokio glänzten – die WM-Hoffnungen sind zurück!
Im Pressedienst der FN wird Julia Krajewski, die ihre Stute am Weiherhof in Radolfzell nur zu Trainingszwecken eingesetzt hatte, mit diesen Worten zitiert: „Es war unsere erste richtige Geländerunde seit Tokio. Ich will nicht sagen, man sei angespannt – aber man fragt sich schon, wie geht das jetzt los?“ Ein bisschen mehr geradeaus hätte sie sich gewünscht, gestand Krajewski, denn ihr Pferd sei „schon überrascht gewesen, als es merkte, das geht […]
Ludwigsburg – Wiesbaden – Hamburg
Eine alte Jubiläumsschrift ist mir in die Hände gefallen: „40 Jahre Reit- und Fahrverein Ludwigsburg. 17. Internationales Reit- und Fahrturnier vom 19. bis 22. Mai 1966“. Eine sporthistorische Fundgrube ersten Ranges. Wer zumindest die „Siebzig“ überschritten hat, der mag sich erinnern: 1950 gab’s das erste Nachkriegsturnier – 1971 endete leider die Tradition im Ludwig-Jahn-Stadion. Damals traf sich die Weltelite in Springen und Dressur auf einer regelrechten Tournee, die Pferde und das Equipment wurden mit einem Sonderzug der Bundesbahn transportiert: von Ludwigsburg über Wiesbaden (zu Pfingsten) zum Derby nach Hamburg. Das waren noch Zeiten.
Heute geht’s mal wieder los im Schlosspark zu Wiesbaden-Biebrich, vergangenen Sonntag strömten mehr als 20 000 Besucher in den Derby-Park von Klein Flottbek. Die Tradition der großen Ludwigsburger Turniere lässt Uli Kasselmann mit seinem Team wieder aufleben vor dem Seeschloss Monrepos; 2021 wurde dort der Anfang gemacht mit einem attraktiven Dressurprogramm, kommenden Herbst soll’s dort die Fortsetzung geben. […]
Das 91. Deutsche Springderby: Nix für schwache Nerven
„Danke Hamburg! Das Glück war heute auf meiner Seite!“ Die ersten Worte von Cassandra Orschel, der 29-jährigen „Hamburger Deern“, nach ihrem sensationellen Sieg im 91. Deutschen Springderby – kurz und bündig auf den Punkt gebracht. Das typische Hamburger Schietwetter hat dem Grasboden auf dem historischen Derbyplatz in Klein Flottbek mächtig zugesetzt, besonders dem Großen Wall, wo es gut drei Meter in die Tiefe geht und nur ein Galoppsprung bleibt auf die verdammte Palisade. Also gab’s den voller Sehnsucht erhofften 160. Null-Fehler-Ritt seit der Premiere von 1920 heute nicht. Viel wichtiger noch: Alle Reiter und Pferde kamen heil den Stall zurück.
Reden wir hier nicht lange um den heißen Brei herum: Das so traditionsreiche Springderby unweit der Elbe hat die großen Zeiten von Fritz Thiedemann, von Nelson Pessoa, Alwin Schockemöhle, Kurt Jarasinski, David Broome, Hugo Simon und Achaz von Buchwaldt – und nur diese wenigen zu nennen – schon lange hinter sich. […]
Alwin Schockemöhle wird heute 85 – Herzlichen Glückwunsch!
Die NDR-Fernsehkollegin Maren Höfle hat ein dickes Kompliment verdient: Ihr Rückblick auf die Reiterkarriere von Alwin Schockemöhle und ihr einfühlsames Portrait des Menschen Alwin Schockemöhle erinnern an die ganz großen Zeiten der deutschen Springreiterei, zugleich machen einen die uralten Schwarz-Weiß-Streifen enthusiastisch, ja sie rühren uns zugleich an – welch eine Lebensleistung mit Höhen und Tiefen! Morgen wird Alwin Schockemöhle auf seinem Anwesen in Mühlen 85 Jahre alt. Viele, viele Glückwünsche erreichen ihn in diesen Tagen. Den Film von Maren Höfle gibt’s in der Mediathek vom NDR-Sport. Anschauen ist eine Ehrenpflicht!
In einem meiner letzten Blogs über das „hippologische Momentum“ habe ich versucht, diesem besonderen Jubilar gerecht zu werden. Günter Büsing aus der Wesermarsch hat mir dazu ein Mail geschickt mit einem alten Zitat von Alwin: „Der Schlaufzügel ist das Rasiermesser in der Hand des Affen!“ Schockemöhle wusste also von Anfang an sehr wohl, was seine Erfindung des Schlaufzügels in der Praxis […]
Hut ab vor Albert Darboven!
Mit achtzig hat er noch Polo gespielt, mit 86 freut er sich auf das morgen startende Derbywochenende in Klein Flottbek. Ohne ihn gäb’s in Hamburg womöglich weder die Galopprennen auf der Bahn in Horn, noch Dressur und Springen inmitten dieses gutbürgerlichen Wohngebietes unweit der Elbe. Albert Darboven, der einst die Kaffeemarke „Idee“ ersann, hieß bei seiner Geburt noch Albert Hopusch, wurde 1953 von seinem Großonkel Darboven adoptiert, zählte lange zu Deutschlands besten Polospielern. Im aktuellen Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt zeigt er sich bewundernswert frisch und tatendurstig.
Wer nicht so recht weiß, wie er sein Alter am besten gestaltet, der nehme sich einfach ein Beispiel an Albert Darboven: „Um fünf Uhr stehe ich auf, um 6.45 Uhr bespreche ich das Tagespensum mit meinen Mitarbeitern im Gestüt. Um 7.50 Uhr bin ich in der Firma. Jeden Werktag um 9.30 Uhr bin ich in der Probierstube, wo wir die Röstungen mit bis zu […]
Wie steht’s um unser hippologisches Momentum?
Ein alter Begriff kommt wieder zum Vorschein, er beherrscht aktuell den modernen Fußball – die Reiterei ist drauf und dran, ihn in ihren Sprachgebrauch zu übernehmen: das Momentum! Wer wie ich das kleine Latinum frühzeitig außer acht gelassen hat, um im Sattel die Welt zu erobern, der weiß immerhin: Das Momentum stammt aus der Welt der Börse und der Aktien, es gibt, so die offizielle Erklärung, „Aufschluss über Tempo und Kraft von Kursbewegungen sowie über die Trendumkehr“. Es geht also, kurz und knapp, „um die Dauer einer Bewegung“. Dabei lautet die einfache Frage: Geht’s mit uns aufwärts? Oder geht’s mit uns abwärts?
Während ich gerade Ferien mache mit der Meinigen auf der wunderbaren Insel Sylt, hat mich eine Nachricht per Mail erreicht, die mich stutzen lässt – zugleich aber spüre ich, dass dahinter ein ganz starkes Momentum steckt. Zitat: „Die klassische Reitlehre ist zum immateriellen Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen ernannt worden. Außerdem […]
Deutsche Buschreiter mit 2041,4 Strafpunkten auf dem letzten Platz
Da gibt es nichts zu beschönigen. Der Start unserer Buschreiter beim WM-Test in Pratoni del Vivaro bei Rom war ein Debakel – möglichst schnell abhaken und nach vorne schauen! Ingrid Klimke mit Hale Bob, Anna Siemer mit Butts Avedon und auch Andreas Dibowski mit Corrida kamen nicht in die Endwertung, nur Sofie Leube mit ihren 41,4 Strafpunkten. Der Sieg ging an die Eidgenossen, ihr Robin Godel auf Grandeur siegte auch in der Einzelwertung dieser Vier-Sterne-Prüfung (26,4), gefolgt von Ingrid Klimke auf Just do it, ihrem Zweitpferd (27,9).
Noch fehlt es zu dieser Stunde (16.40 Uhr) an aktuellen Stimmen aus Italien. Aber die braucht’s auch nicht unbedingt, um das schlechteste Resultat deutscher Vielseitigkeitsreiter seit vielen Jahren zu erklären. Die Premiere von Peter Thomsen, dem neuen Bundestrainer, ist auf ganzer Linie missglückt. Welche Lehren und Konsequenzen sich daraus ableiten, wird man in den kommenden Wochen sehen. Die nächste Teamwertung steht Ende Juni in […]
Deutschland nur Letzter: Lange Gesichter in Pratoni
Wie heißt es doch so schön: Eine verpatzte Generalprobe garantiert für eine geglückte Premiere! Auf dem Theater mag das so sein – für die deutschen Buschreiter allerdings bietet der aktuelle Stand der Dinge nach Dressur und Gelände beim WM-Test in Pratoni del Vivaro bei Rom keinen Grund zum hoffnungsfrohen Blick in den September. Die Equipe des neuen Bundestrainers Peter Thomsen liegt auf dem neunten und damit letzten Platz: 1071,1 Strafpunkte. Das hat es seit vielen, vielen Jahren nicht mehr gegeben. Die Franzosen mit 87,1 und die Schweizer mit 87,2 führen das Feld an.
Pratoni del Vivaro – bei den Weltreiterspielen von 1998 erlebten die deutschen Eventer, damals mit Peter Thomsen im Team, ein Desaster, verfehlten die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney bei weitem. Stünde an diesem Wochenende erneut eine Qualifikation an – der Flop wäre perfekt. Denn die beiden Teammitglieder Ingrid Klimke und die mittlerweile 18-jähriger Hale Bob […]
Marbacher Nachlese: Viel Lob aus berufenem Munde
Die Zeit rast. Soeben hat Europameister Andre Thieme mit seiner Chakaria die „Badenia“ auf dem Mannheimer Maimarkt gewonnen – der Platz auf der ewigen Siegerliste ist dem Profi aus Plau am See sicher, ein Jahr, nachdem Michael Jung auf FischerChelsea diesen Frühjahrsklassiker gewinnen konnte. Apropos Michael Jung. Während der Reitmeister in Marbach wieder einmal brillierte, rüsten sich andere aus dem deutschen Spitzenkader zum WM-Test in Pratoni del Vivaro bei Rom. Man darf gespannt sein, welche Erfahrungen sie dort machen (müssen). Wie auch immer, Dieter Aldinger, der Vorsitzende der IGV, die die Marbacher Vielseitigkeit seit langen Jahren trägt, darf mit dem Marbacher Wochenende mehr als zufrieden sein.
Nach Turnierschluss gab Dieter Aldinger dies zu Protokoll: „Wir haben einen unfallfreien Geländetag hinter uns, das hat für uns alle die oberste Priorität. Wir sahen hervorragenden Sport, zufriedene Teilnehmer, dazu hat auch das Wetter gepasst. Und wir hatten endlich wieder eine große Zuschauerkulisse. Die Resonanz […]
Michael Jung: Der Achte Meistertitel bei den Berufsreitern
Der neue Deutsche Meister der Berufsreiter in der Vielseitigkeit heißt Michael Jung. Im Sattel seines elfjährigen Iren Highlighter gewann der Doppelolympiasieger von London und Rio soeben auf den Wiesen des Haupt- und Landgestüts Marbach die Vier-Sterne-Prüfung, zugleich ausgeschrieben als Deutsches Championat der Berufsreiter. Reitmeister Jung verwies in der „Vier-Sterne“ die australische Reiterlegende Andrew Hoy mit seinem Olympiapferd Vassily de Lassos auf Rang zwei. Die Plätze drei und vier gingen an Sandra Auffarth mit Reseveel und Dirk Schrade auf Casino – die beiden holten sich Silber und Bronze in der Meisterschaft.
Vor einer Woche glänzte Michael Jung mit seinem FischerChipmunk auf den Greenlands von Lexington in Kentucky, siegte dort souverän in der mit 375 000 US-Dollar dotierten Fünf-Sterne-Vielseitigkeit. Gestern sagte er mir: „Das Turnier in Kentucky war einfach großartig, und das nicht nur, weil ich dort wieder einmal gewonnen habe. Die Amerikaner organisieren dieses Event wirklich perfekt und das Publikum ist großartig: […]
„C-Vier“ springt jetzt ausgerechnet unter Cian O’Connor
Die geschätzten Kollegen von „spring-reiter.de“ und „St. Georg“ haben es herausbekommen und als erste darüber berichtet: Der braune Holsteiner „C-Vier“ steht seit wenigen Tagen im Stall des Iren Cian O’Connor, die Züchter- und Händlerfamilie Rijkens aus Elmshorn hat den Wallach, aktuell eines der besten Springpferde der Welt, an das schwerreiche irische Ehepaar Magnier verkauft. David Will ist seinen „Kracher“ los. So weit, so gut? Zurück zur Tagesordnung? Nun, ich hab‘ da doch ein paar kritische Fragen und Anmerkungen.
Michael Jung, der Superstar der weltweiten Buschreiterszene, hat am späten Abend des 1. Mai im fernen Lexington den Fünf-Sterne-Klassiker gewonnen. Vor der Weltpresse des Pferdesports vergaß er nicht, diesen Satz zu sagen: „Ich bin dem Fischer-Team außerordentlich dankbar dafür, dass es geholfen hat, dieses tolle Pferd, FischerChipmunk, in Deutschland zu halten!“ Wir erinnern uns: Nach den Weltreiterspielen 2918 in Tryon/South Carolina wollte Julia Krajewski, die dieses Pferd ausgebildet und in den Topsport gebracht […]
Kleine Nachlese aus Lexington
Die Begeisterung über Michael Jungs fulminanten Sieg auf FischerChipmunk beim Fünf-Sterne-Event in Kentucky hält immer noch an. Auf „Michis“ Facebook-Seite finden sich vielerlei Glückwünsche in vielerlei Sprachen. Ein Fan schreibt: „Chipmunk ist der neue Sam!“ Ich vermute, dass Michael Jung diese Einordnung (noch) nicht so ganz teilt. Einen Rekord hat der 14-jährige Hannoveraner immerhin aufgestellt: 123 000 US-Dollar Siegprämie sind, wenn ich es recht sehe, die höchste Summe, die Michael Jung bisher in einer Prüfung gewonnen hat.
Drei Tage und einige Mails hin und her hat es gedauert, ehe ich jetzt schwarz auf weiß in Händen halte, wie sich die wirklich üppige Dotierung von 375 000 Dollar auf den Gewinner und die Platzierten genau verteilt. Denn das Problem ist: In den USA gibt es offenkundig keine „Final Results“, also offizielle Endergebnisse, auf denen nicht nur die Schlusspunkte aufgeführt sind, sondern auch die Verteilung der Preisgelder. Eine Zeitlang sah es so aus, […]
Michael Jung: „Es ist ein sehr spezieller Moment für mich!“
Von Statistik und von Rekorden hält Michael Jung nicht allzu viel. Doch sein fünfter Sieg beim Five-Star-Event in Lexington geht in die Geschichte der Vielseitigkeit ein: Seine 20,1 Punkte sind das beste Resultat, das bis dato je in einer Fünf-Sterne-Prüfung erzielt wurde. Hut ab! Es war, so die Statistik, sein elfter Sieg auf diesem Niveau. Nach seinem Triumpf sagte Michael Jung vor der Presse in Kentucky: „Es ist ein sehr spezieller Moment für mich!“
Was Michael Jung damit meinte, das lässt sich – finde ich – leicht erahnen: Das vergangene Jahr 2021 war keine leichte Saison für den Ehrenbürger von Horb: Bei Olympia in Tokio waren alle Medaillenchancen futsch, als FischerChipmunk an einem eigentlich harmlosen Holzstoß etwas zu nahe kam, das Sicherungssystem löste aus, die oberen Hölzer rutschten nach unten – 20 Strafpunkte, aus der Traum! Der Protest brachte nichts – für Michael Jung und sein Team sah es so aus, […]
Michael Jung gewinnt mit Chipmunk souverän den Klassiker in Kentucky
Im Kentucky Horse Park hat Michael Jung soeben seinen fünften Sieg im Fünf-Sterne-Klassiker von Lexington geschafft. Chapeau! Nach der Dressur und einer souveränen Runde im Gelände standen für ihn und FischerChipmunk nur 20,1 Minuspunkte zu Buche. Nach einer Nullrunde im Parcours ist es für Michael Jung ein glänzender Start-Ziel-Sieg. Rang zwei geht an die Britin Yasmin Ingham auf dem Franzosen Banzai du Liore mit 31,7 Zählern, dahinter der US-Profi Doug Payne auf Quantum (38,4).
Der Geländekurs in dem rund tausend Hektar großen Horse Park vor den Toren von Lexington brachte die erwartete Selektion zwischen Spreu und Weizen. Von den gestarteten 44 Pferden sind noch 30 in der Wertung, exakt gesagt: Vor der Verfassungsprüfung! Die 6300 Meter lange Strecke mit ihren 28 Hindernissen war in der Mindestzeit von 11,04 Minuten zu durchreiten. Sieben Pferde schieden aus, vier Reiter gaben auf. Zwei Pferde mussten verletzt in die Tierklinik gebracht werden. Nur drei Reitern […]
Kentucky: Michael Jung reitet mit Chipmunk auf der Siegerstraße
Mit einem nahezu perfekten Ritt auf dem Dressurviereck hat Michael Jung auf FischerChipmunk seine Favoritenrolle beim Fünf-Sterne-Event im Kentucky Horse Park eindrucksvoll unterstrichen. Eine „Zehn“ vom österreichischen Richter Christian Steiner sowie ein Dutzend „Neuner“ brachten ihn mit nur 20,1 Punkten an die Spitze des 45-er-Feldes. Heute Abend im Gelände (20.34 Uhr) und morgen Abend unserer Zeit im Parcours kann Michael Jung aus eigener Kraft seinen fünften Sieg in Lexington erringen.
Wer’s nicht mehr so genau weiß, dem sei’s hiermit nochmal gesagt: 2010 holte sich Michael Jung auf Sam in Lexington seinen ersten Weltmeistertitel. 2016, 2017 und 2018 siegte er mit FischerRocana dreimal im Folge in der Fünf-Sterne-Prüfung; 2016 gab’s am Ende den mit 350 000 Schweizer Franken dotierten „Rolex Grand Slam“. Sein fünfter Triumph auf dem mehr als 600 Hektar großen Areal vor den Toren von Lexington liegt in greifbarer Nähe.
Nach seiner Dressur sagte Michael Jung vor der Presse: „Ich bin […]
CHIO Aachen verweist auf geltenden Vertrag mit Mercedes-Benz
Die Macher des German Masters in Stuttgart können – wie gestern berichtet – nicht mehr auf die finanzielle Hilfe des langjährigen Sponsors Mercedes-Benz zählen. Anders ist die Lage beim Weltfest des Pferdesports in der Aachener Soers. Dort verweist man auf den geltenden Vertrag mit dem Autokonzern Mercedes. Zu weiteren Details möchte man in der Soers keine Stellung nehmen.
Niels Knippertz, der Pressesprecher des CHIO, sagte mir vor kurzem nur so viel: „Wir haben mit Mercedes einen geltenden Vertrag. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Zu den Inhalten des Vertrages nehmen wir keine Stellung.“ Auch über die Laufzeit könne er keinerlei Angaben machen. Wer die Internetseite des „Tschio“, wie die Aachener im Volksmund ihr Turnier nennen, heute aufruft, der findet im Zeitplan für 2022 (25. Juni bis 3. Juli) das alte, seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bestehende Markenzeichen „Mercedes-Benz Preis der Nationen“.
Schaut man auf die Berichterstattung der letzten Tage über […]
Mercedes ist kein Sponsor mehr beim German Masters
Die Gerüchte der letzten Tage und Wochen stimmen: Mercedes ist nach mehr als dreißig Jahren kein Sponsor mehr für das internationale Stuttgarter Reitturnier in der Schleyerhalle. Die veranstaltende in.Stuttgart hat soeben meine Mitteilung von gestern bestätigt. Pressesprecher Jörg Klopfer teilte mit, dass das Sponsoring von Mercedes praktisch bereits mit dem Turnier 2019 zu Ende gegangen sei.
Wie von mir gestern berichtet, muss das seit 1985 veranstaltete German Masters am Cannstatter Wasen in Stuttgart ab sofort ohne das finanzielle Engagement von Daimler und Mercedes auskommen. Nach Auskunft von Presseprecher Jörg Klopfer sei der Fortbestand des renommierten Turniers jedoch nicht gefährdet. Klopfer sagte mir soeben: „Die Vorbereitungen für das Turnier im November laufen auf Hochtouren, in der kommenden Woche beginnen wir mit dem Vorverkauf der Eintrittskarten.“ Im vergangenen November 2021 habe Mercedes der in.Stuttgart offiziell mitgeteilt, dass man die Unterstützung des Reitturniers nicht fortführen werde. Die in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft ist ein Beteiligungsunternehmen der Stadt […]
Mercedes steigt als Sponsor aus dem Turniersport aus
Seit Tagen verdichten sich die Gerüchte – offizielle Bestätigungen gibt es (noch) nicht. Der Stuttgarter Weltkonzern Mercedes ändert grundlegend seine Politik im Sportsponsoring – auch der Reitsport ist davon betroffen. Das German Master in Stuttgart muss künftig ohne die Gelder von Mercedes auskommen. Auch in der Aachener Soers, so heißt es, müsse man mit dem Ende des Daimler-Sponsorings rechnen.
Zur Erinnerung: Seit den fünfziger Jahren pflegt man beim traditionsreichen „Tschio“ die Zusammenarbeit mit Daimler-Benz. Der Preis der Nationen trägt traditionell die Farben des schwäbischen Autokonzerns. Damit soll alsbald Schluss sein: 2022 und 2023, so sagen die Gerüchte, werde man die geltenden Verträge wohl noch einhalten und einen sechsstelligen Betrag nach Aachen überweisen sowie im Ausstellungsbereich die eigenen Produkte präsentieren. Danach solle Schluss sein.
Seit 1985, dem Gründungsjahr des German Masters vor den Werkstoren von Mercedes in Stuttgart-Bad-Cannstatt, ist Daimler einer der Hauptsponsoren des Fünf-Sterne-Hallenturniers. Doch bereits im kommenden Herbst, wenn die 36. […]
Alles neu macht der Mai…
Die Turniersaison 2022 nimmt in diesen Tagen so richtig Fahrt auf. Im Galopp geht’s aus den Hallen (endlich) ins Freie. Am ersten Mai-Wochenende gibt’s die traditionelle Vielseitigkeit in Marbach auf der Schwäbischen Alb sowie den 1613 erstmals veranstalteten Maimarkt auf dem Mühlfeld in Mannheim. Und Otto Becker, der Bundestrainer, lässt sich ein wenig in die Karten schauen.
Blicken wir zunächst nach Mannheim, die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg. Seit Menschengedenken hat dort der patriotische Peter Hofmann das Sagen, wenn’s um den Sport mit den Pferden geht. Vom 30. April bis zum 10. Mai wird unter seiner Ägide geritten – von früh morgens bis spätabends. 2022 fügt der rührige „Mannemmer Bub“ seinem Turnier eine attraktive Neuerung hinzu: Die Premiere des Preises der Nationen im Rahmen der „Longines EEF Nation Cups Series“. Bundestrainer Otto Becker sagte dieser Tage: „Ich möchte in dieser neuen Serie besonders nachrückende, junge Reiter*innen fördern. Weil es jetzt aber der […]
Isabell Werth denkt konsequent nach vorne
Schaut man auf die WM-Bilanz von Isabell Werth zwischen ihrer Premiere 1994 im Stadtpark von Den Haag und dem Tryon Horse Park von 2018 so finden sich neun Goldmedaillen, darunter vier Einzeltitel. Mitte August im dänischen Herning möchte Isabell Werth mit Quantaz gerne wieder auf dem Treppchen stehen – eine echte Herausforderung.
Während des traditionsreichen Hausturniers von Ulli Kasselmann auf seinem Hof im Teutoburger Wald gab’s diese Schlagzeile: „Vier Siege für Isabell Werth“. Nur wenige Tage nach dem tränenreichen Abschied von Weihegold in Leipzig aus dem Sport war es in Hagen nicht zu übersehen: Die erfolgreichste Reiterin des modernen Turniersports macht klare Ansagen und lässt sogleich Taten und Fakten folgen. Ihr altes Kredo bleibt aktuell: „Wer mich kennt, der weiß, ich gebe niemals auf!“ Das heißt auf deutsch: Nach dem Abschied von Weihegold folgt im Juni in der Soers der mit einem Jahr Verspätung nachgeholte Abschied von Bella Rose – aber […]
Alles schaut auf Peter Thomsen
Die Ära Hans Melzer ist Geschichte, Peter Thomsen, der neue Bundestrainer der Buschreiter, hat seine Arbeit aufgenommen. Die Zeit drängt. Mitte September gibt’s in Pratoni del Vivaro, unweit von Rom, die Weltmeisterschaft, den Höhepunkt der Saison 2022. Und die gilt zugleich als Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Im Gespräch mit der FN-Presse hat Peter Thomsen, 2008 in Hongkong und 2012 in London Mitglied des deutschen Gold-Teams, dieser Tage die Marschroute für die kommenden Wochen und Monate skizziert: „Nach den Frühjahrsturnieren haben unsere Reiter die Wahl zwischen Marbach, Pratoni del Vivaro oder Baborowko in Polen. Marbach ist für uns eine wichtige nationale Prüfung, immer gut für den Saisoneinstieg. Außerdem findet dort das Berufsreiter-Championat statt. Pratoni ist insofern wichtig, weil es ein Nationenpreisturnier ist und eine Art von Generalprobe für die WM.“ Wichtig zu wissen an dieser Stelle: Als „Schnupperkurs“ im Vorfeld der WM veranstalten die Italiener bereits im Mai […]
Die schlechte Nachricht der Woche
Es kommt wie aus heiterem Himmel: David Will sitzt nicht länger im Sattel des 14-jährigen Holsteiners mit Namen „C Vier“. Die Familie Rijkens, Besitzer dieses Toppferdes, hat kurzfristig verkauft – an wen, dass weiß die neugierige hippologische Öffentlichkeit noch nicht. Wie auch immer – ein herber Verlust für Bundestrainer Otto Becker und seinen Olympiakader.
Die schlechte Nachricht der Woche erschien zuerst bei „spring-reiter.de“, wenig später kam die Bestätigung aus der Warendorfer FN-Zentrale. Auf Instagram schreibt David Will: „Ich bin der Familie Rijkens extrem dankbar dafür, dass sie mir die Chance gegeben hat, dieses fantastische Pferd zu reiten und so viele gemeinsame Siege zu feiern. Mein Dank geht auch an das gesamte Team, das so große Anstrengungen und viele Extra-Stunden geleistet hat, um „C Vier“ so gut zu versorgen. Wir wünschen ihm und seinem neuen Reiter alles Gute für die Zukunft.“
Not amused war Otto Becker, der Bundestrainer: „Das ist ein großer Verlust […]
Fünf Sterne über Kentucky
Seit 1978 gibt’s im US-Bundesstaat Kentucky den mittlerweile legendären Horse Park. Damals startete man mit der Vielseitigkeits-WM – kommende Woche, vom 27. April bis zum 1. Mai, läuft dort wieder einmal die weltweit offene Fünf-Sterne-Prüfung. Einziger Starter aus Deutschland ist Michael Jung, diesmal mit FischerChipmunk. In Kentucky hat der Olympiasieger von London und Rio fast ein Heimspiel, denn das faire US-Publikum hat ihn und seine Pferde ins Herz geschlossen.
Michael Jung sagt: „Wenn es irgendwie geht, starte ich in Kentucky, denn dort hab‘ ich meinen ersten großen Titel gewonnen. Das bleibt mir unvergesslich.“ Stimmt. Das war 2010 bei den World Equestrian Games (WEG). Den Namen Michael Jung kannten bis dahin nur die Insider in Europa, denn 2009, bei der EM in Paris, hatte er mit La Biosthetique Sam, die Bronzemedaille gewonnen. In den USA jedoch war der Jungprofi mit dem schütteren Haar aus dem fernen Deutschland völlig unbekannt. Doch das sollte […]
Gut Weiherhof: Julia Krajewski verschenkt den Sieg
Bei strahlendem Sonnenschein und vor Hunderten von Zuschauern ist die internationale Vielseitigkeit in Radolfzell am Bodensee zu Ende gegangen. In der Zwei-Sterne-Prüfung verschenkte die Olympiasiegerin Julia Krajewski auf Chin Tonic den Sieg durch einen Flüchtigkeitsfehler im Parcours. In der Drei-Sterne-Prüfung nutzte Felix Vogg auf Colero seinen Heimvorteil und siegte verdient, nachdem er alle drei Teilprüfungen als Bester absolviert hatte.
Für die Besucher auf dem historischen Gut Weiherhof am Ortsrand von Radolfzell geriet gerade der Auftritt von Julia Krajewski zu einem interessanten Lehrstück: Ihre Tokio-Siegerin „Mandy“ startet erst im Mai in die WM-Saison 2022 – also setzte sie ihre beiden Nachwuchstalente ein, den erst siebenjährigen Chin Tonic, einen Vollbruder zu dem von ihr ausgebildeten Chipmunk, sowie den Franzosen Ero de Cantraie. Auf diese Weise konnte man gut beobachten, wie das sportliche Altagsgeschäft einer Olympiasiegerin aussieht.
Mit Chin Tonic gab’s in der Dressur 24,2 Punkte, im Gelände die beste Nullrunde, also musste im Parcours […]
Julia Krajewski und Felix Vogg führen auf Gut Weiherhof
Sonnenschein und steife Brise – auf Gut Weiherhof, nur einen Steinwurf entfernt von den Ufern des Bodensees bei Radolfzell, gab’s an diesem Ostersamstag ein gemischtes Wetter. Und dazu gab’s einen lässigen Aufgalopp in die grüne Saison der Buschreiter. In der Zwei-Sterne-Prüfung führt die Olympiasiegerin Julia Krajewski mit ihrem Nachwuchskracher Chin Tonic, in der Drei-Sterne-Prüfung sieht alles nach einem Start-Ziel-Sieg für den Lokalmatador Felix Vogg auf Colero aus.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, geneigte Leserinnen und Leser: Es gibt hippologische Fachbegriffe, bei denen sträuben sich mir sämtliche Nackenhaare. Ein Beispiel gefällig? Gerne. Wer im Fachjargon der Buschreiter so richtig top sein möchte, der spricht – englisch versteht sich – vom „Overnight leader“. Das klingt einfach cool, um nicht zu sagen geil – für mich ein Schmarrn! Ich weiß, ich weiß: gemeint ist damit der- oder diejenige, die nach Dressur und Springen das Feld anführen in den Sonntag hinein, wo dann […]
„Mandy“ und Chipmunk starten nicht
Die Fans von Michael Jung und Julia Krajewski müssen sich gedulden. Meine Annahme, die beiden Olympiasieger würden zu Ostern auf dem Weiherhof in Radolfzell ihre Spitzenpferde satteln, hat sich leider als vorschnell erwiesen. Julias „Mandy“ ist leicht verletzt, „Michis“ FischerChipmunk braucht nach der anstrengenden Prüfung im bayerischen Kreuth nicht mehr anzutreten, geht nächste Woche in die USA.
Vater Joachim Jung sagte mir soeben: „Unser nächstes großes Ziel ist ja die Fünf-Sterne-Prüfung in Lexington. Zur Vorbereitung darauf waren wir vergangene Woche in Kreuth, wo er sehr gut gegangen ist. Deshalb haben wir die ursprünglich geplante Tour nach Radolfzell kurzfristig gestrichen. Michael reitet dort nur Kilcandra Ocean Power in der Drei-Sterne-Prüfung, außerdem betreut er am Bodensee eine Gruppe von Schülern. Kommende Woche am Dienstag wird Chipmunk in die USA gebracht – die Prüfung dort findet am letzten Aprilwochenende statt. Michael kommt danach rasch zurück, um in Marbach zu reiten.“
Etwas anders liegt der Fall […]
Julia Krajewski und Michael Jung satteln zu Ostern auf Gut Weiherhof
Nix wie raus! Der Frühling ist da! Na ja, wie das Wetter wird über Ostern im Südwesten, genauer gesagt in Radolfzell am Bodensee, das weiß man noch nicht so ganz genau, eines aber wissen wir: Auf dem Gut Weiherhof der Reiterfamilie Vogg geht’s über die Feiertage mal wieder hoch her. Die Internationale Vielseitigkeit lockt jede Menge Buschreiter auf diese kompakte und herrlich gelegene Anlage, darunter vor allem Schweizer und Italiener. Die Stargäste sind Julia Krajewski, die Olympiasiegerin von Tokio, und Michael Jung, der Olympiasieger von London und Rio.
Kurze Rückblende. Vor genau einem Jahr, wegen der Pandemie durften damals keine Zuschauer eingelassen werden, kam Julia Krajewski mit ihrer französischen Stute Amande de B’Neville, kurz „Mandy“ genannt, erstmals zum Weiherhof. In der Drei-Sterne-Prüfung mit an die hundert Teilnehmern siegte Michael Jung auf FischerChipmunk (18,8 Punkte), den bekanntlich Julia Krajewski ausgebildet und in den Spitzensport gebracht hat. Auch Platz zwei belegte Michael Jung […]
Leipziger Allerlei – Rückschau auf das große Finale
Volker Wulff, der Turniermacher, nahm mühelos eine Anleihe bei der Jugendsprache: „Wir sind mega zufrieden! 80 800 Besucher in den Messehallen, beim Turnier wie bei der Verkaufsschau mit ihren 250 Ausstellern. Das ist großartig. Im Januar 2023 gibt’s dieses Meeting wieder im Rahmen der Weltcupserien für Dressur und Springen.“ Kein Zweifel, Volker Wulff und sein Team, die zum dritten Male nach 2002 und 2011 ein Weltcupfinale ausgerichtet haben, bekamen am Ende das verdiente Kompliment für ihren Mut und ihren Fleiß. Hoffen wir, dass der Wegfall der Maskenpflicht dieses internationale Turnierwochenende nicht zu einem Hotspot gemacht hat.
Leipziger Allerlei – die Älteren unter uns wissen, was das ist: ein leckerer Gemüseeintopf, wie ihn die Großmütter und die Urgroßmütter gerne gekocht haben, heutzutage in Leipziger Restaurants gerne als Gemüsebeilage gegeben. Also stelle ich meinen Rückblick auf die Tage und langen Nächte in der Leipziger Messehalle gerne unter dieses Motto. Übrigens: Die Leipziger Buchmesse […]
Martin Fuchs holt sich den Pott
Hopp Schwitz! Was für ein großer Tag für die weltberühmte Reiterfamilie Fuchs. In der fast ausverkauften Messehalle von Leipzig zeigte der 29-jährige Martin Fuchs, dass er zu den besten Springreitern der Welt gehört. Heute hat er der eidgenössischen Reiterhistorie ein weiteres Kapital hinzugefügt. Dickes Kompliment! Harrie Smolders aus den Niederlanden fiel mit Monacao auf den zweiten Rang zurück, überraschend Dritter wurde der Schwede Jens Fredricson, der Bruder des Topreiters Peder Fredricson, auf Markan. David Will und sein C Vier erkämpften sich Rang sechs – ein versöhnlicher Abschluss das Quintett von Otto Becker.
Der Sport schreibt die schönsten Geschichten selbst: 2001 siegte der stets kämpferisch reitende Markus Fuchs aus der Schweiz auf Thinkas Boy im ausverkauften Scandinavium von Göteborg. Ein toller Erfolg. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, holte sein Neffe Martin, der Sohn von Markus‘ Bruder Thomas, den Pott in die Eidgenossenschaft. Dazwischen liegen für die Schweiz: 2007 der Erfolg von […]
Triumpf für Dalera – Abschied für Weihegold
Es ist fürwahr ein denkwürdiger Abend in der Messehalle von Leipzig vor vollem Haus. Jubel, stehende Ovationen und viele feuchte Augen. Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf ihrer Dalera hochverdient das Weltcupfinale 2022 mit 90,836 Prozentpunkten. Eine Demonstration der klassischen Reitkunst voller Leichtigkeit! Die aufstrebende Dänin Catherine Dufour und ihr Vamos präsentierten sich als Paar, dem die Zukunft gehört: 86,164 Punkte, Rang zwei. Isabell Werth, der die Herzen der Zuschauer zufielen, stellte ihre 17-jährige Weihegold zum letzten Mal gewohnt souverän vor: 85,921 Punkte – Platz drei.
Vor diesem mit einiger Spannung erwarteten Finale von Leipzig hatte Jessica von Bredow-Werndl ihre Schwangerschaft öffentlich gemacht und bekanntgegeben, „dass es ein Mädchen wird“. Überdies fand sie es „richtig schade, dass ich jetzt nur noch ein kleines Turnier in Österreich bestreiten kann, danach kommt die Babypause“. Die WM Mitte August im dänischen Herning wird sie verpassen, möchte jedoch „schon vier Wochen nach der Geburt meines Kindes […]
Der spannende Kampf um den begehrten Cup
Manche Medien sehen sich nur allzu gerne als Propheten. Hier das aktuelle Beispiel aus Leipzig: „McLain Ward vor dem Gewinn seines zweiten Weltcupfinals!“ Nur soviel stimmt daran: Der coole US-Profi liegt nach drei von fünf Parcours mit null Strafpunkten an der Spitze des Feldes. Harrie Smolders aus den Niederlanden liegt einen Abwurf zurück, Harry Charles aus Großbritannien und der Eidgenosse Martin Fuchs folgen mit jeweils nur fünf Strafpunkten.
Sollte McLain Ward am Ende den begehrten Pokal gewinnen, wäre es im 42. Finale seit 1979 der 12. Sieg eines US-Reiters. Deutsche Reiter haben übrigens zehnmal gewonnen – leider sind sie morgen chancenlos, es sei denn der Heilige St. Georg, Schutzpatron der Reiter, verhilft Gerrit Nieberg, der Fünfter ist mit 6 Punkten zu einem unvergesslichen Nachmittag. Nach seinem elften Rang in der zweiten Runde gab Gerrit dies zu Protokoll: „Mein Vater ist mit mir und meinem Pferd heute zufrieden. Das ist für […]
Leipzig: Deutsches Team reitet enttäuschend
Reden wir nicht lange drum herum: Das Abschneiden des deutschen Quintetts bei diesem 42. Weltcupfinale der Springreiter ist enttäuschend. In der so wichtigen zweiten Runde erreichte keiner das Stechen. Bester im Team war Gerrit Nieberg mit Ben auf Rang elf. Philipp Schulze Topphoff ritt mit Concordess nur auf Rang zwanzig, einen Platz vor David Will mit seinem C4. Marcus Ehning musste auf seiner Schimmelstute Calanda drei Abwürfe hinnehmen, liegt als 24. einen Rang vor Christian Kukuk mit Checker. US-Topstar McLain Ward triumphierte, kann am Sonntag im Finale seinen ersten Cupsieg aus eigener Kraft schaffen.
Bundstrainer Otto Becker sagte, was angesichts der Lage seiner Reiter vor heimischem Publikum zu sagen ist: „Gestern, am Donnerstag, sah es noch sehr zuversichtlich aus für unsere Reiter, wenn man bedenkt, dass vier meiner fünf Reiter zum ersten Mal in so einem Finale stehen. Heute sind wir natürlich nicht glücklich mit diesen Resultaten und erhoffen uns mehr […]
Dalera vor Vamos Amigos und Weihegold
Das 35. Weltcupfinale der Dressurreiter*innen begann an diesem Donnerstag wie erwartet: Jessica von Bredow-Werndl stellte ihre Trakehnerin Dalera konzentriert vor, aber doch verhalten. Mit 84,793 Prozentpunkten ging der Sieg vollauf in Ordnung. Catherine Dufour befeuerte mit ihrem Vamos Amigos mit 80,019 Punkten die Hoffnungen ihrer dänischen Landsleute auf einen WM-Erfolg in Herning im August. Und Isabell Werth leitete den Abschied ihrer „Weihe“ vom großen Sport mit 79,756 Punkten ein. Der dritte Rang war kein Wunschergebnis, aber ein Fingerzeig auf das Finale.
„Ich verspüre keinen Druck, ich bin einfach froh, dass ich reiten kann und fühle mich super fit. Genauso fit fühlt sich Dalera an. Es ist fast ein bisschen schade, dass das hier mein letztes großes Turnier sein soll vor der Schwangerschaftspause. Während der Prüfung bin sich sehr fokussiert, aber Dalera macht es so einfach für mich, es auch zu genießen. Es fühlt sich an, als würde sie sich immer weiter […]
Leipzig: Martin Fuchs setzt ein starkes Zeichen
Das Weltcupfinale der Springreiter, 1979 erstmals ausgetragen, ist seit jeher so etwas wie ein Zweikampf der Kontinente: Amerika gegen Europa! Zum Auftakt des 42. Finales in der Leipziger Messe setzt sich der Schweizer Vize-Europameister Martin Fuchs mit Chaplin an die Spitze des Feldes, knapp dahinter Max Kühner auf Elektric Blue, für Österreich am Start. Bester US-Reiter ist der kampfstarke McLain Ward auf dem Zweibrücker Contagious. Entschieden ist noch nix – alles ist noch offen!
In Leipzig wird mal wieder Geschichte geschrieben: John Whitaker, mittlerweile 67 Jahre jung, bestreitet sein 29. Weltcupfinale! Das kommentiert sich selbst. Marcus Ehning bestreitet sein 19. Finale. John siegte 1990 in Dortmund und 1991 in Göteborg jeweils mit Milton, Marcus Ehning siegte 2003 in Las Vegas mit Anka, 2006 in Kuala Lumpur mit Sandro Boy und 2010 in Genf mit Noltes Küchengirl. Vergessen wir nicht: Otto Becker, der Bundestrainer, gewann 2002 in Leipzig mit Dobels Cento, dem […]
Leipzig: Alle sind ja so begeistert und aufgeregt
Morgen um 18.30 Uhr läutet in der riesigen Leipziger Messehalle die Startglocke zum Weltcupfinale der Dressurreiter*innen. Ich setz‘ da mal ein modernes Gendersternchen, obwohl es sich ja um ein Finale handelt, an dem fast nur Damen teilnehmen. Die Spannung steigt, die Vorfreude ist riesig – jetzt, gut 24 Stunden zuvor, hört man rund um die Arena, in den Stallungen und auf den Abreiteplätzen vor allem einen englischen Sammelbegriff: „I am so exited!“ Das kann man verstehen als „aufgeregt“, aber ebenso als „begeistert“. Also jeder wie er mag.
Isabell Werth ist übrigens weder aufgeregt noch begeistert – für sie wird’s mal wieder heftig emotional. Sie sagt: „Wenn man weiß, dass es das letzte Mal ist – das ist schon ein komisches Gefühl.“ Wir alle wissen es schon seit einiger Zeit: Die dunkelbraune Stute Weihegold, mittlerweile 17 Jahre alt, beendet heute Abend sowie im Finale am späten Samstag Abend ihre großartige Karriere, wird […]
Michael Jung und seine Pläne
Michael Jung, der Olympiasieger von London und Rio, steigt in diesen Tagen mit seinen Buschpferden voll in die WM-Saison 2022 ein. Seine nächsten Stationen sind die Vielseitigkeitsturniere im bayerischen Kreuth, beim Ostermeeting auf dem Weiherhof, in Lexington/Kentucky sowie in Marbach auf der Schwäbischen Alb.
Im aktuellen Hintergrundgespräch mit Vater Joachim Jung erklärte er: „Michael fährt schon morgen ins bayerische Kreuth, wo er mit FischerChipmunk in der Drei-Sterne-Prüfung antritt, allerdings unter besonderen Kriterien: Er reitet dort die Dressur, die in Kentucky gefordert sein wird; im Gelände bekommt er am Schluss eine etwas längere Runde als offiziell verlangt. Ob Chipmunk im Schlusspringen eingesetzt wird, bleibt noch offen.“ Für Michael Jung, so sein Vater, gehe es „in erster Linie darum, sein Spitzenpferd in die für Kentucky notwendige Topform zu bringen.
Am Oster-Wochenende startet Michael Jung auf dem Weiherhof der Familie Vogg in Radolfzell womöglich mit drei Pferden: dem 14-jährigen Hannoveraner Fischerchipmunk sowie mit den beiden […]
Rückschlag für Donaueschingen
Seit 1965 gibt’s im Schlosspark an der Donauquelle das internationale Reitturnier in Erinnerung an die beiden Brüder Kari und Joachim zu Fürstenberg. Im August stünde eigentlich das 65. Turnier an – durchaus so eine Art Jubiläum. Doch ein rundes Fest wie früher mit Dressur, Springen und den Viererzügen wird’s leider nicht geben. Einzig die Dressurreiter bekommen ihre international ausgeschriebenen Prüfungen auf dem kompakten Dressurplatz an der Brigach.
Kaspar Funke, Chef von Escon Marketing und seit zwei Jahrzehnten der Veranstalter des Traditionsturniers auf der rauhen Baar zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb, wird in verschiedenen Medien mit dieser Nachricht zitiert: „2022 machen wir nur ein Dressurturnier, wofür das Stadion etwas umgebaut und umgestaltet wird.“ Die wirtschaftliche Entwicklung im Zeichen des Krieges in der Ukraine und die letztlich ungewisse Entwicklung der Pandemie zwinge ihn zu diesem Einschnitt. Gleichwohl hofft Kaspar Funke, dass er in Donaueschingen am Wochenende des 19. bis 21. August […]
Totilas und kein Ende…
Ich erinnere mich noch gut: Als der lackschwarze Hengst Totilas unter Edward Gal bei den Weltreiterspielen 2021 in Lexington/Kentucky glänzte und alle drei möglichen WM-Titel gewann, da sagte mir Isabell Werth im Vertrauen: „Der Hengst ist auf dem Markt, uns angeboten. Aber wir nehmen ihn nicht.“ Heute, knapp zwölf Jahre später, befeuert der im Dezember 2020 auf dem Schafhof eingegangene „Wunderhengst“ noch immer die Phantasie. Kees Visser, sein niederländischer Züchter und Verkäufer, und Paul Schockemöhle, der ihn damals nach Deutschland holte, streiten jetzt vor Gericht um noch vorhandene Samendosen. Für mich eine bizarre Szenerie.
Kein Zweifel, Aufstieg und Ende dieses charismatischen Rappen zeigt uns wie in einem Brennglas den Glanz und auch das Elend des modernen Turniersports. Isabell Werth erklärte damals öffentlich: „Ich reite nur Pferde, die ich selbst ausgebildet habe.“ Dabei wäre Madeleine Winter-Schulze wohl bereit und in der Lage gewesen, die Millionensumme zu bezahlen, die seit damals im Raum […]
Leipzig: Erster Blick aufs Starterfeld
In gut einer Woche trifft sich die Reiterwelt in den Leipziger Messehallen. Alle freuen sich, dass es nach den Ausfällen der letzten beiden Jahre wegen der Pandemie diesen weltweiten Klassiker in der Halle wieder gibt. Im Dressurfinale, das es seit 1985 gibt, stehen 18 Aktive aus 13 Nationen auf der Meldeliste, im Springen, das 1978/79 seine Premiere erlebte, sind es 36 Aktive aus 19 Ländern.
Der legendäre Reiner Klimke und sein Wallach Ahlerich, die Olympiasieger von Los Angeles 1984, inspirierten seinerzeit den Niederländer Joep Bartels zu der Idee, eine weltweite Hallenserie zu kreieren, in deren Mittelpunkt das Kürreiten stehen sollte. Bartels meinte – übrigens früher als viele andere – die Zukunft der Dressur liege nicht in den fest vorgegebenen Aufgaben, sondern in der Kür mit Musik, wo alle Reiterinnen und Reiter die Stärken ihrer Pferde und ihre eigene Kreativität in den Vordergrund rücken könnten. Heute wissen wir, dass diese anfänglich nicht […]
Michael Jung: Saisonstart mit Doppelsieg
Im niederländischen Kronenberg unweit von Venlo beherrschen die deutschen Buschreiter den Auftakt in die WM-Saison. Michael Jung schaffte leicht und locker einen Doppelsieg in der Drei-Sterne-Prüfung, die Zwei-Sterne-Prüfung gewann Linus Richter aus Wardenburg, den Ein-Stern-Wettkampf sicherte sich Kari Ingrid Gunzenhäuser aus Bruchsal.
Vom Blick zurück im Zorn auf die olympische Saison 2021 hält Michael Jung rein gar nichts. Sein Pech bei Olympia in Tokio ist abgehakt, ebenso das Fehlurteil des Schweizer Dressurrichters bei der EM in Avenches, das ihn die verdiente Medaille gekostet hat. Das Saisonziel für 2022 ist klar: „Ich möchte bei der WM im September in Pratoni del Vivaro dabei sein und möglichst eine Medaille gewinnen“, so sagte er schon vor Wochen. Um gut in diese Saison zu starten, fuhr der Ehrenbürger aus Horb am Neckar an diesem Wochenende ins niederländische Kronenberg, wo man auf mittelschweren Kursen seine Pferde „ans Laufen“ bringen kann, um es salopp zu sagen.
In der […]
Lichtblicke in der Pferdezucht
Seit Jahren schon hält sich dieses Vorurteil wie eine zähe Masse: Die Bedeckungszahlen sinken und sinken, die deutsche Pferdezucht schrumpft, die internationale Konkurrenz läuft ihr den Rang ab. Jetzt kommen von Klaus Miesner, dem Geschäftsführer Zucht der FN, aktuelle Zahlen für 2021. Und siehe da: „Betrachtet man die Gesamtzahlen über alle Rassen hinweg, so stellt man fest, dass sich die deutsche Pferdezucht im Jahr 2021 generell im positiven Bereich bewegt.“
Der führende deutsche Zuchtfunktionär aus Warendorf begründet seine These mit diesen Zahlen: „So stieg die Zahl der Stuten von 83 927 im Jahr 2020 auf 85 849 eingetragene Stuten im Jahr 2021. Die Zahl der registrierten Fohlen stieg von 38 224 auf 39 877 und die Zahl der Hengste wuchs von 8129 auf 8339. Auch die Zahl der Bedeckungen liegt für 2021 mit 45 041 deutlich über dem Niveau von 2020 mit damals 43 287.“ Für Klaus Miesner ist soviel klar: […]
Aufgalopp zu großen Taten
In diesen Märztagen nimmt die internationale Turniersaison 2022 so richtig Fahrt auf. Deshalb haben die drei Bundestrainer Monica Theodorescu, Otto Becker und Peter Thomsen mit ihren Disziplinausschüssen die neuen Olympiakader für Dressur, Springen und Vielseitigkeit nominiert. Bis Paris 2024 sind es nur noch zwei Jahre und ein paar Monate. Wichtig zu wissen: Bei den Weltmeisterschaften im August in Herning (Springen und Dressur) sowie im September in Pratoni del Vivaro bei Rom geht es bereits um die Fahrkarten nach Paris – nicht für einzelne Aktive, wohl aber für die Nationen.
Unser erster Blick gilt dem neu formierten Olympiakader für das Dressurviereck: Neun Aktive hat der DOKR-Ausschuss berufen, darunter vier, die bei Olympia allerlei Medaillen gewonnen haben – allen voran Isabell Werth. Sie steht mit Emilio, Quantaz und Weihegold auf der Liste; die Letztere soll in drei Wochen beim Weltcupfinale in Leipzig ihre letzten Wettkämpfe bestreiten. Favoritin auf den Gesamtsieg ist erwartungsgemäß Jessica […]
Daniel Deußer demonstriert perfektes Springreiten
Daniel Deußers Chef Stephan Conter wird am 23. Februar mit folgenden Sätzen zitiert: „Wenn man den Rolex Grand Slam gewinnt, geht das über den reinen Sport hinaus und man hat etwas erreicht, von dem Menschen noch viele Generationen erzählen werden. Im Moment glaube ich wirklich, dass Daniel kurz davorsteht, dass er also der Nächste sein wird, dem das gelingt.“ Stephan Conter ist ein Prophet: Im Sattel seines Hengstes Scuderia 1918 Tobago Z gewinnt Daniel Deußer den Rolex Grand Prix von Herzogenbosch. Das bringt ihm und seinem Team von den Stephex Stables die Siegprämie von 231 000 Euro sowie einen Extrabonus aus den Grand-Slam-Regeln über 250 000 Euro. Chapeau!
Als das Stechen geritten war und sich Daniel Deußer bei der durchaus anrührenden Siegerehrung im Namen aller Aktiven beim Veranstalter, bei den Sponsoren, bei allen Helfern und seinem eigenen Team mit Stephan Conter an der Spitze bedankt hatte, sagte er vor der Presse: […]
Hier irrt Isabell Werth
Die kritische Debatte um das Verbot des Touchierens geht intensiv weiter. Das finde ich gut. Anfang Mai, so der Stand heute, soll das vom FN-Präsidium beschlossene Verbot in Kraft treten. In einem großen Interview mit der FAZ-Sonntagszeitung hat Isabell Werth heute dieses Verbot kritisiert. Sie sagt: „Leider hat unser Verband nicht den Mut, ganz klar dazu zu stehen, dass wir auch als Reiter und Pferdehalter einen Erziehungsauftrag haben – wie Eltern bei einem Kind.“ Das klingt für mich wie der harte Merksatz: Der Zweck heiligt die Mittel!
Der nächste Satz aus dem Interview, den ich zitieren möchte, lautet: „Wir müssten den Leuten eigentlich erklären, dass wir auch mal ein Pferd touchieren dürfen sollten, damit es weiß, hier muss ich eine Reaktion zeigen. Es ist ja nicht das Ziel des Touchierens, Schmerzen zuzufügen, sondern die Reaktionsfähigkeit eines Pferdes zu verfeinern. – Ich halte es nicht für richtig, den Menschen nicht zu erklären, […]
Ziehe den Hut vor Sönke Sönksen!
Souverän, gelassen und stets heiter: Sönke Sönksen (84), dem Bauernsohn aus Meldorf in Dithmarschen, haben seine holsteinischen Freunde vor zwei Jahren den „Meteor-Preis 2020“ zugesprochen. Aber wegen der verdammten Pandemie hat es zwei Jahre gedauert, ehe ihm Breido Graf zu Rantzau und der Verleger Peter Rathmann die höchste Auszeichnung der holsteinischen Reiterei auf Schloss Breitenburg überreichen konnten: Eine Zeichnung zweier Legenden, nämlich Fritz Thiedemann auf Meteor.
Der frühere FN-Präsident Breido Graf Rantzau sagte in seiner Laudatio: „Sönke, Du bist der 13. Träger des Meteor-Preises und ich möchte behaupten, Du hast von Anfang an für unseren Sport gekämpft, eine Lebensleistung für unsere gemeinsame Sache, die ich sonst bei keinem anderen sehe. Deine Gradlinigkeit, Deine Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Komik zeichnen Dich aus. Deine Worte hatten immer Gewicht. Du warst der unbeugsame Leuchtturm in einem windiger werdenden Leben. Wenn wir doch mehr von solchen Menschen hätten.“
Diesen „Meteor-Preis“, dotiert mit 1500 Euro, die unser Freund […]
Der Blick auf die Statistik
Immer, wenn ein neuer Monat beginnt, spuckt der Computer unseren Weltverbandes FEI die aktuellen Weltranglisten im internationalen Profisport aus. In diesen ersten Märztagen lohnt sich allerdings nur der Blick auf die „Hitlisten“ in Springen und Dressur. Für die Buschreiter gibt’s logischerweise gar keine neue Weltrangliste – der Sport geht ja erst in den kommenden Wochen wieder ganz neu los.
Bei den Springreitern, die ja weitere Turnierabsagen wegen Corona hinnehmen mussten, bleibt der Schwede Peder Fredricson an der Spitze, gefolgt von seinem Landsmann Henrik von Eckermann. Die beiden Mannschafts-Olympiasieger von Tokio stehen als erste Schweden ganz oben auf der Weltrangliste – ich möchte fast wetten, dass dies in der jetzt anlaufenden Saison noch eine ganze Weile so bleibt. Die beiden leisten auf den internationalen Parcours phantastische Arbeit; ihre Teamkollegin von Tokio, Malin Baryard-Johnsson, liegt aktuell auf Rang 34.
Martin Fuchs aus der Schweiz, der Vize-Europameister von Riesenbeck 2021, ist um einen Rang zurückgefallen, […]
Touchieren wird verboten! Richtig!
An diesem Vormittag werden in Warendorf wichtige Weichen gestellt: Die FN hat gegen 11.30 Uhr offiziell mitgeteilt, dass ihr Präsidium das Touchieren verbieten wird. Es folge damit der einstimmigen Empfehlung der 27-köpfigen „Kommission Ausbildungsmethoden“. In naher Zukunft soll der FN-Beirat Sport das Verbot des Touchierens in das Regelwerk der LPO (Leistungsprüfungsordnung) aufnehmen. Zugleich weist die FN ausdrücklich darauf hin, dass diese Entscheidung keine juristische Bewertung des RTL-Beitrags vom 11. Januar und der darin erhobenen Vorwürfe gegen Ludger Beerbaum darstelle. Für ein Ordnungsverfahren in dieser Sache wäre die FN-Disziplinarkommission zuständig. Die Prüfung des Falles dauere an – zu den laufenden Ermittlungen werde man sich nicht öffentlich äußern.
Zunächst zu den Gründen des Verbots und den von FN-Präsidium und FN-Kommission erörterten und gewichteten Fakten in sieben Punkten:
Erstens: Für alle Beteiligten steht das Wohl des Sportpartners Pferd an oberster Stelle. Es herrscht Einigkeit darüber, dass ein fairer Pferdewport nur in Partnerschaft und mit einer […]
Reiten in Zeiten des Krieges
Alle vernünftig denkenden Menschen sind tief erschüttert. Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Es gibt Tote und Verwundete auf beiden Seiten. Wie lange die Ukraine der russischen Übermacht standhalten kann, ist völlig ungewiß. Sicher ist hingegen, dass sich dieser Krieg auch auswirkt auf den internationalen Sport. Was den Sport mit den Pferden angeht, so sehen wir – Stand heute – erste deutliche Schritte gegen Russland und Weißrussland. Weitere müssen folgen.
Der Weltverband (FEI) ist der Aufforderung des IOC gefolgt und hat alle internationalen Turniere, die in Russland und in Weißrussland geplant waren, ab sofort verboten. Das Exekutivkomitee der FEI hat den FEI-Vorstand aufgefordert, „die Teilnahme aller russischen und weißrussischen Aktiven und Offiziellen zu verbieten“. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat diese Beschlüsse begrüßt und teilte gestern in Warendorf mit, man werde „selbst keine Gastlizenzen mehr für Reiter aus Russland und Belarus ausstellen. Die FN, so heißt es weiter, würde auch den […]
Christoph Hess spricht Klartext
„Wenn ich im Gremium der FN tätig wäre, würde ich wahrscheinlich dafür plädieren, das Touchieren ganz zu verbieten.“ Das ist für mich der Kernsatz, den Christoph Hess (71), international renommierter „Ausbildungsbotschafter“ der FN, in seinem Interview mit dem in Baden-Württemberg erscheinenden „Reiterjournal“ dieser Tage gemacht hat. Obwohl Hess, der „Gralshüter“ der klassischen Ausbildung von Reitern und Pferden, das Touchieren „für eine akzeptable Trainingsmethode in Ausnahmefällen“ hält, fordert er, die „Ethischen Grundsätze“ zu überarbeiten und neu herauszugeben.
Zu der TV-Reportage des Senders RTL, die vor Wochen den Fall Beerbaum ins Rollen gebracht hat, sagt Christoph Hess gegenüber dem „Reiterjournal“: „Das, was auf den Videos zu sehen ist, entsprach nicht den geltenden Regeln. Auch wenn ich es nicht für tierschutzwidrig gehalten habe. Die Stange wurde von unten, deutlich tiefer als sie normal in der Auflage liegt, angehoben. Das ging eher in Richtung des Barren als in Richtung des Touchierens.“ Und weiter: „Ich bin […]
Isabell Werth und die „PETA-Falle“
„Fakt ist, dass die Öffentlichkeitsarbeit unzulänglich ist.“ Mit diesem markanten Satz, im Gespräch mit der geschätzten Kollegin Gabriele Pochhammer vom St. Georg, adressiert an die FN-Spitze in Warendorf , hat Isabell Werth einmal mehr eine kritische Debatte angestoßen. Sie erwartet, ja sie fordert, dass sich FN und DOKR angesichts der Vorwürfe der selbsternannten Tierschützer von PETA weitaus stärker und mutiger vor ihre Topreiter stellen. Stattdessen, so ihr Vorwurf, wolle man „bloß nichts sagen, man könnte ja in ein Wespennest stechen“. Das sei jedoch „die völlig falsche Taktik“. Ich versuche, etwas genauer hinzuschauen.
Aus Warendorf gab es gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Mittwoch eine kurze Stellungnahme von der FN-Pressestelle. Eine Sprecherin wird so zitiert: „Es spricht für Isabell Werth, dass sie sich kritisch mit aktuellen Fragen auseinandersetzt. Dafür steht Isabell Werth und das zeichnet sie aus. Deshalb nehmen wir ihre Kritik ernst und werden den Austausch mit ihr suchen.“
Ganz klar, die […]
Leipzig lässt uns hoffen…
Die schlechte Nachricht zuerst: Unzählige Bücherfreunde und Leseratten sind tief traurig, denn die legendäre Leipziger Buchmesse findet zum dritten Mal hintereinander nicht statt. Drei große und starke Verlagskonzerne, so heißt es, haben sie zu Fall gebracht. Jetzt die gute Nachricht: Vom 6. bis 10. April gibt’s in den Leipziger Messehallen die „Partner Pferd“ mit den Weltcupfinals in Dressur und Springen, im Voltigieren und im Viererzugfahren. Der Turniermacher Volker Wulff und sein Team setzen in diesen Tagen alles daran, dass das traditionsreiche Hallenturnier stattfinden kann.
Wie es scheint in diesen Tagen, schwächt sich die Corona-Welle etwas ab – wenn auch nur leicht. Die Politik in den verschiedenen Bundesländern ist sich immerhin einigermaßen einig: am 20. März sollen die meisten Einschränkungen wegfallen – ein gutes Signal, wenngleich die Maskenpflicht wohl bleiben wird. Wichtig für Leipzig: bis Anfang/Mitte April wird es wohl so sein, dass die Leipziger um die 6000 Zuschauer auf ihre Tribünen […]
Ausgerechnet Mark Todd…
Ein Reiterdenkmal stößt sich selbst vom Sockel! Mark Todd, 2013 von Prinz Charles zum Ritter geschlagen und seither „Sir Mark“, entschuldigt sich jetzt „aus vollem Herzen“. Viel nützen wird es dem 65-Jährigen wohl nicht. Seine brutalen Schläge mit einem Ast auf die Hinterhand eines Schimmels, der nicht geschmeidig ins Wasser galoppieren mag, zerstören das bis dato weltweit so positive Image des einst von der FEI gekürten „Reiter des 20. Jahrhunderts“.
Wie aus dem Nichts taucht vor wenigen Tagen dieses wohl zwei Jahre alte Video von eineinhalb Minuten Länge im Internet auf. Zunächst sieht man eine Gruppe von jungen Mädchen an einer Baumgruppe. Ihr Trainer Mark Tod bricht sich an einem der Bäume einen Ast ab, entfernt einige Zweige – dann kommt ein Mädchen mit einem Schimmel ins Bild, der von links nach rechts flott durch den Teich galoppiert. Als die Reiterin wenden soll, um in der Gegenrichtung durchs Wasser zu galoppieren, […]
Von Pleiten, Pech und Pannen…
Die Müllers sorgen mal wieder für Schlagzeilen: Ihr Hengst D’Avie hat sich beim Decken verletzt. Das ist eine ärgerliche Panne! Simone Blum, die Weltmeisterin von 2018, fürchtet, dass die Sportkarriere ihrer Stute Alice leider beendet ist. Das ist großes Pech! Maurice Tebbel musste „seinen“ Tophengst Don Diarado an Harm Lahde abgeben. Das ist mehr als Pech! Hinter all dem erkennen wir die uralte hippologische Weisheit: Wo Pferde sind, bringt jeder Tag neue Überraschungen.
Kaum hatten Lisa und Thomas Müller das Malheur ihres zehnjährigen Tophengstes D’Avie via Instagram bekannt gemacht, traten auch schon die Tierschützer von PETA auf den Plan. Ihr Hengst, so hatten die Müllers gemeldet, sei „bei einem ersten Testversuch zur Vorbereitung auf die Decksaison in der Deckhalle unglücklich ausgerutscht und dramatisch auf die Seite gestürzt“. Nun habe er „eine Verletzung im Hufbereich, die eine längere Pause für ein vollständiges Ausheilen in den kommenden Wochen und Monaten notwendig macht“. Zugleich […]
Pechstein acht, Werth und Fischer sieben
Heute ist ein historischer Tag für den deutschen Sport. Claudia Pechstein hat bei Olympia in Peking den 20. und damit letzten Platz belegt im 3000 Meter-Eisschnelllauf der Frauen. Kein Problem für sie, es sind ihre achten Olympischen Spiele! Das ist Rekord bei den Frauen. Die Kanutin Birgit Fischer, nicht mehr aktiv, kann sieben Olympiateilnahmen vorweisen, Isabell Werth, die langjährige „Dressur-Königin“, ebenfalls sieben. 2024 in Paris möchte Isabell Werth zu Claudia Pechstein aufschließen. Schaun‘ mir mal.
Erinnern wir und nochmal kurz an den vergangenen Spätsommer 2021. Bei den Olympischen Spielen in Tokio, die eigentlich schon 2020 hätten stattfinden sollen, möchte Isabell Werth zur legendären Kanutin Birgit Fischer aufschließen: Es sind ihre siebten Spiele. Sollte sie zweimal Gold gewinnen, also in der Einzel- wie in der Mannschaftswertung, wäre sie mit Birgit Fischer gleichauf: Wert schafft, wie wir alle wissen, „nur“ ihr siebtes Gold bei ihren siebten Spielen; alles in allem besitzt sie jetzt […]
Moderner Fünfkampf – neue Details
In Peking laufen die umstrittenen 24. Olympischen Winterspiele. Doch bevor noch die magische olympische Flamme entzündet wurde, hat das IOC seine bei Olympia obligate Vollversammlung abgehalten. Dabei ging’s einmal mehr um den sogenannten Modernen Fünfkampf.
Drei Sportarten, so melden es die Agenturen dpa und sid, müssen sich grundlegend reformieren, wollen sie ihren olympischen Status behalten. Das Boxen und das Gewichtheben, weil dort Doping und Korruption in den Verbandsgremien seit Jahren quasi an der Tagesordnung sind. Auch der Fünfkampf steht seit dem Skandal um Annika Schleu und Kim Raisner in Tokio am Pranger und schwer unter Druck.
In der Vollversammlung des IOC in Peking wurden neue, konkrete Forderungen erhoben an die Adresse des Weltverbandes der Fünfkämpfer. Wörtlich heißt es dazu von den Agenturen: „Der Weltverband UIPM will künftig das Reiten durch eine neue Disziplin ersetzen, hat dazu aber noch keine Entscheidung getroffen. Zudem fordert das IOC von der UIPM, die Kosten zu reduzieren […]
Mein hippologisches Bücherregal
In Stuttgart, meiner Heimatstadt, gibt’s mal wieder etwas zu feiern in einem ungemein wichtigen Bereich – ökonomisch und kulturell gleichermaßen. Die 1822 hier gegründete Franckh’sche Verlagshandlung blickt zurück auf 200 Jahre ihres Bestehens – und voraus in ihre digitale Zukunft. Zeitweise hieß das Unternehmen Franckh-Kosmos heute nurmehr Kosmos-Verlag. Für uns Pferdefreunde hat dieser Name nach wie vor einen guten Klang.
Wenn ich auf mein hippologisches Bücherregal blicke und nach den ältesten Werken schaue, die zu meinen Lebzeiten erschienen sind, dann greife ich automatisch zu einem Buch, das 1961 bei Franckh erschienen ist: „So verdient man sich die Sporen“, seinerzeit geschrieben von dem legendären Journalisten und Hobbyreiter Horst Stern.
Locker und leicht formuliert, selbstironisch und zugleich informativ, passioniert und neugierig – Horst Stern, damals bereits weithin bekannt für seine Schulfunksendungen im Radio zu Themen rund um die Tiere, schrieb seinerzeit einen Bestseller, der bis heute eine der meistverkauften Reitlehren ist, die es auf […]
Ludger Beerbaum nimmt Stellung
In den Medien gibt’s dieser Tage wieder ein Raunen: Die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft im westfälischen Münster ihre Ermittlungen aufgenommen hat zum Vorwurf der Tierquälerei, wird in manchem Medium bereits als bald zu erwartende Anklage gewertet. Ludger Beerbaum hat dazu Stellung genommen: „PETA hat aufgrund des RTL-Beitrags Anzeige erstattet. Aus diesem Grund hat die Staatsanwaltschaft Münster ein Verfahren eröffnet. Dies ist ein normaler Vorgang und entspricht nicht der Einleitung von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.“
Weiter heißt es in seiner (wohl von seinen Anwälten formulierten) aktuellen Stellungnahme wörtlich: „Ludger Beerbaum hat nun – nach Ansicht der unverpixelten Videos – eine umfangreiche Stellungnahme an die FN geschickt und ist zuversichtlich, dass sich der Verband nach Überprüfung dieser Ausführungen seiner Meinung anschließt, es handelt sich bei den Aufnahmen um regelkonformes Touchieren, das eine zulässige Ausbildungsmethode darstellt.“
Heute gegen 13 Uhr veröffentlicht das ZDF auf seiner Internetseite einen Text zu den Vorwürfen gegen Ludger Beerbaum. Darin wird Otto […]
„Long live the Sport!“
Sabine Zaegel, die Direktorin des traditionsreichen „Jumping International de Bordeaux“, unterzeichnet ihre Absage des diesjährigen Weltcupturniers, geplant vom 3. bis 6. Februar, mit einer geradezu heroischen Durchhalteparole. Sie lautet: „Long live the Sport!“ also „Lang‘ lebe der Sport!“ Das klingt für manche Ohren ein wenig zu martialisch, gerade so, als ginge es um Leben und Tod. Das ist Gottseidank nicht der Fall!
Gleichwohl, mich erstaunt nicht, dass die international verantwortlichen Turniermanager zu derlei markigen Worten greifen – im dritten Jahr der Corona-Pandemie liegen vielerorts die Nerven blank. Das hat man erst vor Kurzem beispielsweise aus Basel gehört, wo der Motor des Topturniers in der St. Jakobshalle, Thomas Straumann, nach dem Turnierverbot durch die Regierung von Baselland sich einige Tage und wohl auch Nächte lang ernsthaft mit dem Gedanken trug, gar kein Turnier mehr zu veranstalten. Als Thomas Straumann und sein Team sich umbesannen und offiziell verlauten ließen, sie würden gerne weitermachen […]
Viele Grüße an Max Ammann
Der Schweizer Max Ammann ist eine lebende Legende. Als Ermatinger vom Jahrgang 1938 verkörpert er eine ganz ungewöhnliche Biographie: Weltläufiger Journalist der alten Schule! Erfinder und Direktor des Weltcups der Springreiter! Gründungspräsident der weltweiten Allianz der Pferdesportjournalisten! Kenntnisreicher Chronist des internationalen Pferdesports! Heute ein kritischer Mahner, der weltweit Gehör findet!
Weshalb erwähne ich das alles und sende an ihn herzliche und kollegiale Grüße? Ganz einfach. In seiner wöchentlichen Kolumne „Standpunkte“ in der Schweizer „Pferdewoche“ widmet sich Max Ammann unserem Weltverband FEI, den er in- und auswendig kennt, so gut wie kein anderer. Dabei geht es ihm um die verbandsinterne Demokratie, genauer gesagt, um die Frage, wie eigentlich Abstimmungen innerhalb der FEI zustande kommen und vor welchem Hintergrund. Max Ammann nennt spannende Fakten und Details.
Er schreibt: „136 Länder sind Mitglied der FEI. 28 von ihnen wurden es vor dem Zweiten Weltkrieg, darunter Frankreich, Belgien, Großbritannien, Italien, die Niederlande, USA, Österreich und […]
Nachdenkliche Töne aus Warendorf
Bei der Deutsche Reiterliche Vereinigung ist ein deutlicher Trend zu selbstkritischer Betrachtung im Zuge der neuerlichen Diskussion über die Grauzone zwischen dem verbotenen Barren und dem erlaubten Touchieren spürbar. Aus Warendorf kommen in diesen Tagen einerseits Informationen über die bis dato öffentlich unbekannte Fachkommission zum Thema Ausbildungsmethoden, andererseits wird die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz im Umgang mit den Pferden aufgeworfen.
In ihrer jüngsten Stellungnahme heißt es unter der Überschrift „Warum gibt es die Kommission?“ im FN-Pressedienst: „Vor 30 Jahren hat die FN infolge der sogenannten Barr-Affäre eine Definition der erlaubten Ausbildungsmethode des Touchierens in ihre Richtlinien aufgenommen. Trotz aller vorhandenen Formulierungen fällt es der FN schwer, zu veranschaulichen und zu vermitteln, wo die Grenze zwischen dem erlaubten Touchieren und dem verbotenen Barren verläuft.
Inzwischen gibt es auch neue Erkenntnisse zum Lernverhalten von Pferden und die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Unter anderem wächst die Skepsis gegenüber der Haltung und […]
„Eindeutig kein Touchieren!“
Am Vormittag hat die Pressestelle der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf die nachfolgende Nachricht verbreitet und Ludger Beerbaum hat wenig später dazu Stellung genommen:
„Im Nachgang zur Ausstrahlung eines Fernsehbeitrages über mutmaßliche Vorgänge auf der Reitanlage von Ludger Beerbaum hat der TV-Sender RTL der FN nun einen mehrminütigen Zusammenschnitt verschiedener Videosequenzen zur Verfügung gestellt. Bisher waren der FN nur bei einer Gelegenheit wenige Sekunden kurzer und verpixelter Szenen vorgeführt worden. Ort und beteiligte Personen waren nicht zu erkennen. Die FN hat diesen längeren, unverpixelten Zusammenschnitt nun dahingehend geprüft, ob die gezeigten Szenen der Beschreibung des Touchierens entsprechen, die in den Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 2, formuliert ist.
In einer ersten Bewertung der Szenen kommen wir zu dem Ergebnis, dass Teile der dokumentierten Vorgänge eindeutig nicht unserer Beschreibung des Touchierens entsprechen. Zum Beispiel ist eine Ausholbewegung zu sehen, bevor die Touchierstange die Pferdebeine berührt“, so Soenke Lauterbach, der […]
Ludger Beerbaum II
Die Wogen schlagen immer noch hoch, im Internet, in den sozialen Medien wird intensiv diskutiert, auch polemisiert, über die kritische RTL-Reportage vom vergangenen Dienstag. Die internationale Tierschutzorganisation PETA hat Anzeige erstattet gegen Ludger Beerbaum, was zu erwarten war. Übrigens nicht zum ersten Mal. Und erneut kommt die alte Idee der FN in die Debatte, nämlich eine Art von „Lehrfilm“ über das Touchieren drehen zu lassen. Dadurch, so hoffen manche, könnte das Thema versachlicht werden.
Kurze Rückblende: Anfang Dezember 2020 im Reitzentrum Riesenbeck International, an dem Ludger Beerbaum maßgeblich beteiligt ist. In einem der Springen stürzt die Belgierin Annelies Vorsselmans mit ihrem zehnjährigen Firkov Du Rouet schwer. Die Lebenspartnerin von Weltmeister und Olympiasieger Jerome Dubbeldam muss ins Krankenhaus, erleidet eine Schulterprellung, ihr Pferd erleidet nach offiziellem Statement eine „inoperable Fraktur des Oberarms“, muss leider eingeschläfert werden.
Gleich nach dem Unfall tritt die Tierschutzorganisation PETA auf den Plan, erstattet Anzeige gegen die […]
Basel bleibt an Bord
Die schlechte Nachricht zuerst. An diesem Wochenende wären viele von uns liebend gerne in Basel gewesen, beim „Longines CHI Classics“. Aber es hat nicht sollen sein. Der Kanton Basel-Land hat den rührigen Turniermachern um Thomas Straumann und Andy Kistler quasi im Handstreich einen Strich durch ihre Rechnung gemacht, das geplante internationale Turnier mit Weltcupspringen und Dressur verboten.
Die Corona-Lage in der Schweiz, so die Begründung der Behörden, sei viel zu hoch, steige rasant an. Tagelang sah es so aus, als würden Thomas Straumann und sein Team vor lauter Frust den Bettel hinwerfen und das Kapitel Reitturnier in der St. Jacobshalle ein für allemal schließen. Ich habe darüber berichtet.
Jetzt die gute Nachricht. Der verständliche Groll verflog binnen weniger Tage, der OK-Präsident Andy Kistler, lange Jahre Equipenchef der eidgenössischen Springreiter, nannte dafür gute Gründe: „Wir haben extrem viel Solidarität und Wertschätzung zu spüren bekommen. Das hat uns allen nach der […]
Ludger Beerbaum in der Klemme
RTL weigert sich seit zwei Jahren, sein gesamtes Filmmaterial der FN zu übergeben.
Fünfkampf: Alles paletti? Keineswegs!
Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat am 11. Januar die beiden Ermittlungsverfahren gegen Annika Schleu und ihre Bundestrainerin Kim Raisner eingestellt.
Kurzer Blick auf lange Listen
Einmal im Monat wird Bilanz gezogen, Zwischenbilanz, um ganz genau zu sein. Viele schauen dann mit Interesse auf die aktuellen Weltranglisten in Springen, Dressur und Vielseitigkeit.
„Captain Canada“ wird 75 und will 2024 in Paris antreten
Im Mai 2019 hat Ian Millar seine offizielle Abschiedsrede gehalten: „Ich danke allen, die mir über diese vielen Jahre geholfen haben – Pflegern, Sponsoren, Tierärzten, Kollegen, Angestellten, Equipechefs, Pferdebesitzern, meiner Familie. Vor allem meiner Frau Lynn.“
Die Absage von Basel und ihre Folgen
Vom 13. Bis 16. Januar hätte es in der berühmten St. Jakobshalle von Basel das erste Weltcupturnier des neuen Jahres 2022 geben sollen, zum ersten Mal mit internationaler Dressur: Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider hatten sich angesagt.
Nie mehr Fahrsport im Schlosspark?
Für die vielen Freunde des Reit- und Fahrsports im deutschen Südwesten endet das alte Jahr mit einer bittersüßen Nachricht.
Isabell was not amused…
Dieser Abend im noblen Kurhaus zu Baden-Baden war, wenn ich mich nicht sehr täusche, kaum im Sinne von Isabell Werth. Ihre Mimik sprach jedenfalls Bände – die TV-Kameras sind ja bekanntlich gnadenlos, wenn sie sich den Gesichtern zuwenden.
Meine Sportbilanz 2021
Was für ein Jahr! Was für ein Auf und Ab! Jedenfalls keine Saison für schwache Nerven! Viel Grund zur Freude, zum Jubel und zur Zuversicht, aber ebenso viel Grund zu hadern, sich nachdenklich und selbstkritisch zu fragen: Woran hat’s gelegen? Was muss verbessert, was verändert werden?
Die spannende Zukunft der Schleyerhalle
Stuttgart im Oktober 1985. Paul Schockemöhle sagt in die Kameras und die Mikrofone: „Das German Masters ist auf Anhieb das beste deutsche Hallenturnier!“ Dieser Satz fliegt mit Donnergetöse durch die Reiterszene der Republik, ja weiter noch durch Europa und bis nach Übersee.
Der Sport ist politisch
Dem deutschen Sport geht es nicht sonderlich gut. Das liegt zum Teil an der Pandemie – aber nicht nur! Seit Monaten ist beispielsweise der Deutsche Fußballbund (DFB) auf der Suche nach einem neuen Präsidenten. In der Frankfurter Verbandszentrale herrschen Hauen und Stechen, der Machtkampf zwischen den Funktionären nimmt kein Ende.
Reitet für Deutschland…
Den geschätzten Schweizer Kollegen Sascha Dubach und Florian Brauchli von der „Pferdewoche“, dem Chefredaktor und seinem Stellvertreter, verdankt sich seit allerhand Jahren eine löbliche Fleißarbeit: Sie untersuchen akribisch alle Ergebnisse der Nationenpreise aus der zurückliegenden Saison.
Schöne Bescherung!!!
In diesen tristen Zeiten tut es gut, endlich mal wieder ein paar positive Nachrichten vermelden und kommentieren zu dürfen. Was alle deutschen Reitsportfans seit Wochen und Monaten, seit den bittersüßen Tagen von Tokio, gehofft hatten, ist nun Wirklichkeit geworden.
Eleonora lässt nicht locker
„Let us return horses to be the subject and not the object of our sport.” Eleonora Ottaviani, seit langen Jahren die Geschäftsführerin des Internationalen Clubs der Springreiter (IJRC), hat im Nachgang zur FEI-Generalversammlung in Antwerpen im Namen der Aktiven kritisch Stellung bezogen zu den dort geführten Debatten und den dort gefassten Beschlüssen.
Michael Jung nimmt Kurs auf Kentucky
Ich erinnere mich noch gut an 2010: Im Kentucky Horse Park haben Michael Jung und sein damals zehnjähriger La Biosthetik Sam ihren ersten Coup gelandet – Weltmeister bei den Weltreiterspielen (WEG). Alle staunten, das amerikanische Publikum, aber auch die internationale Konkurrenz.
Die FEI auf dem Holzweg
Der erste hat die persönliche Konsequenz gezogen und ein deutliches Zeichen gesetzt: Der Schwabe Thomas Baur, seit drei Jahrzehnten Marketingprofi in Sachen Dressursport, hat der FEI nach ihrer Generalversammlung in Antwerpen einen Brief geschrieben und ihn öffentlich gemacht.
Allerhand Neues aus La Baule
Mitten in der vierten Corona-Welle, die uns alle in Atem hält, kommt aus La Baule, dem alten, mondänen Seebad an der französischen Atlantikküste, eine Nachricht, die aufhorchen läss