Dieser Mann weiß so gut wie immer, was er tut. Über Wochen auf der Turniertour in Wellington/Florida aktiv, reiste der 41-Jährige mit seinen Pferden Azur und Contagius ganz gezielt ins niederländische Herzogenbosch, um heute seine Chance beim ersten Rolex-Grand-Slam-Springen des Jahres zu nutzen. Die Rechnung ging vor einer guten halben Stunde auf: Der abgezockte Profi aus New York gewinnt auf der 17-jährigen Stute Azur im Stechen gegen 15 Konkurrenten den Großen Preis. Siegprämie 330 000 Euro. Dazu streicht er einen Sonderbonus von 500 000 Euro ein.

Wozu dieser Bonus? Ganz einfach: McLain Ward hat im Dezember in Genf den Rolex-Grand-Prix gewonnen. Und die Regeln des Grand-Slam sind schlicht und einfach: Wer zwei Große Preise hintereinander gewinnt, für den gibt’s diesen Bonus: 500 000 Euro extra. Sollte es McLain Ward schaffen, im Frühsommer in Aachen auch diesen wohl wichtigsten Großen Preis der Welt zu gewinnen, würde der neuerliche Sonderbonus für ihn eine Million Euro betragen – für drei Siege hintereinander. Bei vier Siegen in Folge liegt der Bonus übrigens bei zwei Millionen Euro. Das nennt man dann „Grand Slam“, abgeschaut beim Tennis.

An diesem Sonntag Nachmittag vor ausverkauftem Haus in den Brabant Hallen standen 35 Pferde auf der Startliste, 16 von ihnen – reichlich viel – kamen fehlerfrei ins Stechen. Leider musste Daniel Deusser mit seinem kleinen Fuchshengst Tobago Z als erster Reiter in den Kurs, gab nach zwei Abwürfen sichtlich enttäuscht auf. Tja, man reitet halt nicht jeden Tag auf Weltniveau nach vorne. Gut indessen aus deutscher Sicht: Gerrit Nieberg, Janne Friederike Meyer-Zimmermann und auch Marcus Ehning stießen mit ins Stechen vor – doch gegen McLain Ward war heute kein Kraut gewachsen.

Der US-Amerikaner brauchte für das mit zwei Spitzkehren knifflige Finale 37,86 Sekunden, dahinter folgten vier Konkurrenten mit 38 Sekunden und allerlei Zehnteln: Julien Epaillard auf Donatello kassierte für Platz zwei 200 000 Euro, Weltmeister von Eckermann auf seinem King Edward 150 000 Euro für Platz drei. Steve Guerdat auf Dynamix wurde Vierter, bekam 100 000 Euro. Platz fünf für seinen Freund Martin Fuchs auf Leone Dei, dafür 60 000. Gerrit und Janne bekamen für die Plätze elf und zwölf jeweils 10 000 Euro. Marcus Ehning, für dessen Priam du Roset dieses Stechen einfach zu schwer war, gab’s kein Geld mehr. 14. Rang.

Schade eigentlich: Nur die besten zwölf Pferde liefen ins Geld – die übrigen vier gingen leer aus. Wenn man bedenkt, wieviel „Kohle“ es beim Rolex-Grand-Slam auf den vorderen Plätzen gibt, dann bleibt für mich unterm Strich ein gelinder Zweifel. Ich meine, wer ins Stechen kommt bei solch einem schweren Wettkampf, der sollte nicht mit leeren Händen heimfahren müssen.

Blicken wir zum Schluss nochmal kurz auf die aktuelle Weltrangliste, so sehen wir: Das führende Quartett mischt in Herzogenbosch dick mit: Henrik von Eckermann, Martin Fuchs, Julien Epaillard und McLain Ward. Meinen Hut ziehe ich übrigens vor Janne Friederike Meyer-Zimmermann, die mit ihrem Messi auch im „normalen“ Großen Preis am Freitag platziert war als Sechste, Prämie 5373 Euro. Damit kämpft sie sich Schritt für Schritt auf der Weltrangliste wieder nach oben. Und das ist gut so.

Schönen Abend aus Stuttgart!