Dieser 7. Juli 2024, so kurz vor den Olympischen Spielen, wird als Tag der deutschen Reiter*innen in die Annalen eingehen: Isabell Werth gewinnt mit Wendy die Kür, bekommt 89 Prozentpunkte. Jetzt am späten Nachmittag, sichert sich Andre Thieme aus Plau am See mit Chakaria, der Europameister von Riesenbeck 2022, den Sieg im Großen Preis von Aachen vor 40 000 jubelnden Zuschauern in der Soers. Siegprämie 500 000 Euro. Ein Jahr nach dem Erfolg von Marcus Ehning mit Stargold trägt sich Thieme in die „ewige“ Bestenliste ein. Sein erster Kommentar: „Diese Woche ist für mich so schlecht gelaufen, zwei Abwürfe im Nationenpreis. Und jetzt das! Ich liebe mein Pferd.“

Der erste Blick auf die Starterliste zeigte bei genauem Hinsehen, dass es 2024 eine besondere Ausgangslage gibt: Viele Topreiter schonen ihre Spitzenpferde, einige sind heuer gar nicht in die Soers gekommen, setzen alle Arbeit und alle Hoffnungen auf die Spiele in Paris. So entsteht ein recht ausgeglichenes Feld. Aber vier Reiter schaffen zwei Nullrunden im ersten und zweiten Umlauf für die 18 besten Pferde.

Es sind McLain Ward mit Ilex, der uns gestern Abend bei Italiener in der Aachener Innenstadt seine Ambitionen für heute gestanden hat. Dann Martin Fuchs mit Leone Jei, dessen Onkel Markus Fuchs 2004 mit Thinkas Boy den  Aachener Klassiker gewonnen hat. (1973 war es übrigens der Schweizer Paul Weier auf Fink, der in der Soers siegte.)

Der Topfavorit für die Insider hieß heute Nachmittag allerdings Richard Vogel mit United Touch. Fünf Siege im Laufe der Woche, viele Siege auch auf anderen Plätzen in Europa und Übersee. Dazu die Gewissheit, dass er mit seinem Pferd für Paris nominiert ist. McLain Ward legt mit Ilex eine fehlerfreie Runde in 41,02 Sekunden vor, wird am Ende knapp Zweiter, bekommt 300 000 Euro.

Richard Vogel muss ein „Klötzchen“ am letzten Hindernis hinnehmen, wird Dritter, bekommt 220 000 Euro. Platz vier bleibt für Martin Fuchs, der früh einen Abwurf hat, bekommt 150 000 Euro. Thieme ist überwältigt, wird minutenlang gefeiert. Erklärt sogar, er liebe sein Pferd wie seine Frau!

Die nächsten auf dem Ergebniszettel: Fünfter Ben Maher mit Dallas, Prämie 90 000 Euro. Dahinter Jana Wargers mit Dorette, Christian Kukuk mit Just be Gentle und Kevin Staut mit Visconti.

Mein kurzes Fazit: Die deutschen Springreiter haben diese Woche in der Soers zunächst keine Bäume ausgerissen. Der sechste Platz im Nationenpreis war eine Enttäuschung, auch die zwei Abwürfe von Andre Thieme. Lichtblicke dagegen die doppelten Nullrunden von Jana Wargers und Kendra Brinkopp. Richard Vogel gewann den Preis von Europa – er zeigte einmal mehr, dass er ein Ausnahmereiter ist. Und heute erneut ein Sieg im schwersten Großen Preis der Welt. Mehr als nur ein versöhnlicher Abschluss.

In dieser positiven Atmosphäre sollte es gelingen, sich optimistisch auf die Spiele in Paris vorzubereiten und dort eine gute Rolle zu spielen.