Man lernt eben nie aus: Von den Dressagedays des Aachener Ehepaares Dahmen gibt es (bis jetzt) leider keinerlei bewegte Bilder. Womöglich wollte man heuer in der Soers bewusst ganz bescheiden bleiben: Nur insgesamt 5000 Euro betrug die Dotierung für den Grand Prix gestern und den Spezial heute. Wie viele Zuschauer kamen, weiß man nicht. Von aktiver Presse und -Medienarbeit hab‘ ich nichts gehört. Dass Littie Fry und ihr Glamourdale das Maß der Dinge waren – geschenkt.

Für die 28-jährige Doppelweltmeisterin von Herning 2022 war dieser überraschende Auftritt bei den Dressagedays in der Soers nicht mehr als ein besseres Training unter Wettkampfbedingungen. Allerdings weisen die Details auf der Notenskala darauf hin, dass Fry und ihre Chefin Anne van Olst den Ausflug nach Aachen durchaus ernst genommen und mit klarem Kalkül absolviert haben. Ihr 15-jährige Rapphengst präsentierte sich topfit – jedenfalls honorierten die fünf Richter*innen seine beiden Auftritte mit Höchstnoten, wie man sie selten zu sehen und zu hören bekommt.

Im Grand am gestrigen Dienstag gab’s allein schon beim Einreiten zweimal die Neun. Später fünfmal die Zehn und insgesamt 14mal die Neun. In der Schlussnote, die doppelt zählt, sehen wir im Protokoll dreimal die Neun unter dem Stichwort „General Impression“. Katrina Wüst gab insgesamt 80,109 Prozent, Christoph Umbach aus Luxemburg sogar 80,217 Prozent. Gesamtnote 78,925 Prozent. Die Siegprämie lag bei 625 Euro. (Leider weisen die Resultate dieses etwas merkwürdigen Dressurturniers keinerlei Preisgelder aus.)

Platz zwei im Grand Prix für Matthias Rath und seinen Destacado. Er holte sich beim Einreiten auch gleich dreimal die Neun. Und ebenso bei der Schlussaufstellung. Alles in allem 75,543 Prozent, was auf eine insgesamt gute Vorstellung hindeutet. Platz drei für Isabel Freese auf dem Totilas-Sohn Total Hope (74,500). Insgesamt 26 Pferde am Start, der Australier William Matthew auf Freischütz wurde eliminiert. Nähere Angaben: Fehlanzeige.

Heute im Spezial setzte Littie Fry noch einen drauf, erhielt insgesamt 33 mal die Neun und sechsmal die Zehn. Unter „General Impression“ zogen alle fünf Juror*innen die Neun. Unterm Strich ergab das 80,447 Prozent. Drei der fünf Richter lagen über der „magischen Marke“ von 80 Prozent. Kurz und knapp gesagt: Der Ausflug aus den Niederlanden nach Aachen hat sich gelohnt für Littie Frey und Anne van Olst – nein, pekuniär natürlich nicht, aber was die Imagepflege anbelangt. Und genau das war das Ziel. Ein starkes Zeichen an die Konkurrenz.

Platz zwei an den für Finnland reitenden Henri Rouste auf Tiffanys Diamond mit 74,149 Prozent. Matthias Rath konnte die Ruhe und Sicherheit des Vortages offenkundig nicht wiederholen: 74,012 Prozent und damit „nur“ Rang drei. Isabell Freese und ihr Total Hope traten nicht an, ich weiß nicht weshalb.

Mein Fazit: Dass sich der Dressursport so versteckt wie bei den Dressagedays des Ehepaars Dahmen sollte keine Schule machen. Nicht das Verstecken ist angesagt, um das Image der Dressur aufzubessern und neues Vertrauen zu schaffen, sondern das genaue Gegenteil!