Wenn ein Grand Prix beginnt mit einer Doppel-Weltmeisterin und ihrem spektakulären Rapphengst, dann strömen die Fachleute zusammen: Konkurrenten, Trainer, Besitzer und Fans. So war es gerade, als im Aachener Dressurstadion der Grand Prix als Auftakt zur Vier-Sterne-Tour losging. Punkt 16.30 Uhr ritt Littie Fry ihren Glamourdale: Schwungvoll nach vorne, wie man sie kennt. Der Hengst wiehert zwischendurch, als wollte er der Konkurrenz zurufen: Hallo Leute, hier bin ich! Vier Richter liegen über der Marke von 80 Prozent, einer knapp darunter. 

Das war wie erwartet der Siegesritt in dieser Prüfung. Aber darauf kommt es gar nicht an. Littie Fry und ihre Chefin Anne van Olst, das ist nicht schwer zu erraten, verfolgen konsequent ihren Plan für die Vorbereitung auf Paris: Vor wenigen Wochen siegte Glamourdale an gleicher Stelle schon einmal im Rahmen des Privatturniers der Familie Dahmen. Heute kehrten beide zurück nach Aachen, um ihr Training unter Wettkampfbedingungen fortzusetzen.

Mir gefällt an der Reiterei von Charlotte Fry das frische, durchaus auch riskante Vorwärtsreiten. Dynamik und immer Schwung nach vorne: Im Trab, in den Seitengängen, natürlich im Galopp. Wenn Piaffe gefordert ist, zeigt Littie Fry, ohne hektisch zu werden, die geforderten 12 bis 15 Tritte. Sie lässt dem Hengst die Zeit, drängt nicht, reitet im richtigen Moment nach vorne. Die harmonischen Übergänge bringen weitere Punkte. Ihr starker Galopp auf der Diagonalen ist ihr Markenzeichen.

Für mich – und gewiss für viele andere Beobachter – ist klar: Littie Fry und ihr 13-jähriger Niederländer werden bei Olympia ein Wort mitsprechen bei der Vergabe der Einzelmedaillen. Mit Charlotte Dujardin und Carl Hester sind sie die Favoriten auf das Mannschaftsgold. Selbst  wenn man das in anderen Lagern nicht so gerne hört. Den Dänen traut man das Silber zu, den Deutschen die Bronzene. Damit es kein Missverständnis gibt: Meine Favoritin auf das Einzelgold heißt Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera. Aber ihr Weg dorthin führt über Littie Fry.

Frederic Wandres stellt in dieser Vier-Sterne-Tour seinen 17-jährigen Duke of Britain vor: 73,913 Prozent gab’s für seine solide Runde. Der Schwedin Tine Vilhelmson-Silfven mit Hayatt gaben die Richter 70,239 Prozent. Das war der vorläufige Stand gegen 17 Uhr an diesem Nachmittag. 22 Pferde stehen auf der Startliste, als eine der letzten Isabell Werth mit Quantaz. Kurz nach 20 Uhr war Schluss. Jetzt wird dieser Blog selbstverständlich aktualisiert, Ortszeit 20.25 Uhr.

Also Sieg für Littie Fry mit Glamourdale, 80,978 Prozent, Platz zwei für Isabell Werth und Quantaz (75,543), Rang drei für Frederic Wandres und Duke of Britain (73,913), dahinter Sönke Rothenberger mit Fendi (73,891) und Rang fünf für Nanna Merrald und Znickers (72,804).

Wichtig zu wissen: Morgen, am Donnerstag, gibt’s den Grand Prix in der Fünf-Sterne-Tour. Damit beginnt der Zweikampf zwischen Ingrid Klimke und Isabell Werth um den dritten Teamplatz hinter Jessica von Bredow-Werndl und Frederic Wandres. Wohlgemerkt, das ist die Ausgangslage heute. Was morgen und in den kommenden Tagen in der Soers passiert, das werden wir sehen.