Mit unseren Träumen ist es ja so eine Sache. Die meisten bleiben unerfüllt. Oder sie werden Wirklichkeit, wenn auch etwas anders als erhofft. Genau so ergeht es jetzt Lisa Müller. Ihr Traum, einmal in der Soers zu reiten, im Deutsche Bank Stadion, wird erfüllt. Mit ihrem achtjährigen Westfalen Chuck Bass debütiert sie beim „Tschio“ in der Small Tour. 

Ich erinnere mich noch gut. Im Sommer 2014, als unsere Elitekicker gerade Weltmeister geworden waren, kam das Ehepaar Thomas und Lisa Müller zum traditionsreichen CHIO ans Aachener Tivoli. Während sich Thomas Müller zurecht feiern ließ als einer der besten Spieler dieser Fußball-WM in Brasilien, offenbarte sich seine Frau gegenüber der Bundestrainerin Monica Theodoresu. Sie träume davon, einmal hier in der Soers antreten zu dürfen – vor dem ganz großen Publikum.

Monica Theodorescu war wohl zunächst etwas überrascht über dieses mutige Ansinnen – Lisa Müller besaß seinerzeit kein Pferd, das die Voraussetzungen für den ganz großem Sport erfüllt hätte. Auch in den Jahren danach gelang es der ebenso sympathischen wie ehrgeizigen jungen Frau aus Bayern nicht, in die Weltelite vorzustoßen. Es dauerte bis in den November 2019, als Lisa Müller und ihr „Stedi“ aufhorchen ließen: In der Stuttgarter Schleyerhalle siegten beide am Turniersamstag im Grand Prix, dem Aufgalopp zum German Master, also in der klassischen Tour. Tags darauf belegten beide den Dritten Rang im Mastersfinale. So weit, so gut.

Monica Thedorescu, bei derlei Events stets vor Ort, freute sich mit und für Lisa Müller, steckte das Saisonziel aber klar und deutlich ab: Erstens, die Aufnahme in den bundesdeutschen Perspektivkader, zweitens, ein Start bei der Deutschen Meisterschaft 2020 in Balve. Bei guter Leistung läge die Starterlaubnis für Aachen im Bereich des Möglichen.

Wir alle wissen, dass es dazu nicht kam – die Corona-Pandemie machte 2020 nicht nur Lisa Müllers Träume zunichte. Aber fest steht in der Rückschau von heute: Lisa Müller war besonders hart getroffen von der Pandemie. Zwar konnte ihr „Stedi“ wegen einer langwierigen Verletzung nicht eingesetzt werden, aber Pech war’s natürlich doch. Sie selbst sagte damals tapfer: „Es hat mir nicht so viel ausgemacht, denn ich konnte mich unseren jungen Pferden widmen.“ Nun, 2021 kam der jetzt achtjährige Westfale Chuck Bass in ihren Stall auf Gut Wettlkam, ein eleganter Rappe mit großen Bewegungen. Kürzlich siegte er im St. Georg von Gössendorf in Österreich. Nächste Woche soll er mit Lisa Müller in der Soers debütieren. Wir sind gespannt und halten schon mal die Daumen.