Vergangene Woche habe ich hier über Julien Epaillard berichtet, den 45-jährigen Franzosen aus der Normandie, der seine Pferde seit Jahren ohne Hufeisen reitet und damit ein Pionier dieser Entwicklung ist, die immer mehr Nachahmer findet. Vor gut einer Stunde hat Julien mit seinem zehnjährigen Donatello d’Auge das Weltcupspringen von Amsterdam gewonnen. Jetzt führt er mit 92 Punkten die Rangliste auf dem Weg zum Cupfinale in Omaha/Nebraska an – vor Henrik von Eckermann (88) und Daniel Deusser (70). 

Das 1958 begründete „Jumping Amsterdam“ hat zwei Jahre Zwangspause hinter sich wegen der Pandemie. Vor der ständig ausverkauften Messehalle war dort die Stimmung in den vergangenen Tagen prächtig. Also hab‘ ich gleich geschaut, wie die Franzosen eigentlich abschneiden auf der „ewigen“ Siegerliste des Großen Preises. Und siehe da: 2017 hat Patrice Delaveau gewonnen auf Lacrimoso.

Danach aber müssen wir ziemlich weit zurück: 1991 siegte Eric Navet auf Quito de Baussy, der Weltmeister von Stockholm 1990. 1989, dem Jahr der Wende, stand Herve Gaudignon mit La Belletiere ganz vorne; mittlerweile ist er internationaler Parcoursbauer renommiert. 1987 finden wir den legendären Rappen Jappeloup de Luze unter Pierre Durand ganz vorne, den Olympiasieger von Seoul 1988. Vater Alain Navet gewann 1962 auf Luma. Der Blick in die Annalen ist doch immer wieder spannend und aufschlussreich.

Schauen wir auf heute: 36 Pferde am Start, sieben davon im Stechen. Julien Epaillard verweist fehlerfrei in 42,04 Sekunden den aufstrebenden Schweizer Edouard Schmitz mit Quno mit 43,44 Sekunden auf Rang zwei. Dritter ist der Brasilianer Yuri Mansur auf Vitiki in 44,42 Sekunden. 52 800 Euro siegprämie für Julien, 32 000 Euro für Edouard und 24 000 Euro für Yuri. Alain Jufer aus der Schweiz wird Vierter mit Dante MM, erhält 16 000 Euro, Victoria Gulliksen mit ihrem Papa Roach wird Fünfte, kassiert noch 9 600 Euro. Weltmeister Eckermann und seine Iljana leisten sich 16 Punkte im Umlauf, was nur den Schlussrang 32 bedeutet. So kann’s auch mal gehen.

Der Blick auf die Punkte nach der zwölften von 14 Stationen – nur Bordeaux und Göteborg bleiben noch: Julien Epaillard also mit 92 Zählern ganz oben, gefolgt von Henrik von Eckermann (88), Daniel Deusser, der heute Siebter war (70), und Kevin Staut (63). Geritt Nieberg ist mit 53 Zählern jetzt auf Platz fünf, dahinter Harry Charles (53), Victoria Gulliksen aus Norwegen (47). Janne Friederike Meyer-Zimmermann (43) liegt hauchdünn vor Marcus Ehning (42). Richard Vogel, wieder in Wellington am Start, folgt mit 37 auf Platz 13. Hansi Dreher mit 34 Zählern auf dem 19. Rang. Die besten zwanzig dürfen zum Finale in den USA.

Zum Schluss nochmal ein dickes Kompliment für Julien Epaillard: Er hat in Lyon, Madrid und heute in Amsterdam gewonnen, Henrik von Eckermann in Verona und Basel. Deutsche Siege gab’s in Leipzig für Geritt Nieberg, für Janne Meyer-Zimmermann in La Coruna und für Richard Vogel in Stuttgart. Otto Becker wünscht sich fünf seiner Leute im Finale – vielleicht werden’s ja am Ende sogar sechs.

Einen schönen Abend noch aus Stuttgart!