Im vornehmen Poloclub von Barcelona, der Olympiastadt von 1992, geht’s an diesem Wochenende um den Höhepunkt und zugleich den Abschluss der Longines-Nationscup-Saison 2022. Mal abgesehen vom Geld und vom Prestige wird im Finale am Sonntag auch noch ein begehrtes Ticket zur Teilnahme an den Olympischen Spielen vergeben. Es kämpfen die Schweizer gegen die Belgier.

Wie so oft in unserem Sport geht’s leider ziemlich kompliziert daher. Wer hat schon die vielen verschiedenen Regeln jederzeit präsent?! Deshalb fange ich mal mit dem Aktuellen an: Heute, von 14 Uhr an, stand in Barcelona die erste Finalrunde aller 14 teilnehmenden Equipen auf dem Programm. Wichtig zu wissen: Nur die besten acht Mannschaften dieser ersten Parcoursrunde ziehen ins eigentliche Finale am Sonntag ein. Die unterlegenen sechs Teams dürfen am Samstag ins B-Finale gehen. Auch wichtig: Die Spanier dürfen als Gastgeber am Finale teilnehmen, kommen aber für das Olympia-Ticket nicht in Betracht. Und: Am Sonntag geht’s für alle acht wieder bei null los!

Die acht Finalisten am Sonntag sind: Frankreich, Irland, Spanien, Belgien, Schweiz, Deutschland, Niederlande und Großbritannien. Die beste Ausgangslage haben zweifellos die Franzosen, denen vier Nullrunden geglückt sind: Simon Delestre, Gregory Cottard, Julien Epaillard und Kevin Staut. Mit vier Fehlern folgen die Iren: Andrew Bourns, Trevor Breen, Jack Ryan und Mark McAuley.

Dahinter liegen mit jeweils fünf Strafpunkten die Belgier und die Spanier, dann mit jeweils acht Punkten die Schweizer, die Deutschen und die Niederländer, schließlich mit bereits 12 Punkten die Briten. Wichtiger Tipp: Das Ticket für Paris 2024 bekommt im Zweikampf zwischen der Schweiz und Belgien diejenige Equipe, die am besten abschneidet. Denn die Franzosen als Gastgeber, dazu die Briten, Deutschen, Iren, Niederländer und Schweden haben ihre Fahrkarten für Paris bereits in der Tasche. Nochmal sei’s betont: diese Fahrkarten gelten für die Nationen, nicht für die einzelnen Reiter, die sie jetzt erritten haben.

Im Trostfinale am Samstag starten Brasilien, Norwegen, Argentinien, Mexiko, Schweden und Kanada. Übrigens, bei der Europameisterschaft 2023 in Mailand werden weitere drei Olympiatickets vergeben, das allerletzte in einem Jahr beim Nationscupfinale 2023 wiederum in Barcelona.

Zum Schluss ein kleiner historischer Schlenker: Der erste Nationenpreis der hippologischen Sportgeschichte fand 1909 bei der London International Horse Show in der dortigen Olympiahalle statt. Sechs Equipen waren am Start – die Franzosen siegten vor Italien und Großbritannien. Titelverteidiger in diesem Jahr sind übrigens die Niederländer. Und noch etwas, was selbst erfahrene Chronisten oft vergessen: Der deutsche Preis der Nationen in der Aachener Soers, seit den fünfziger Jahren gesponsert von Mercedes-Benz, gehört nicht mehr zum Longines-Nationscup. Warum? Ganz einfach: die Aachener haben sich entschieden, sich vertraglich an den Uhrenkonzern Rolex zu binden. Seither ist der Große Preis von Aachen ein Teil des finanziell so attraktiven Rolex-Grand-Slam.