Die Mexikaner vor den Schwedinnen und den Brasilianern, dahinter die Argentinier und schließlich die Norwegerinnen. Das war das Ergebnis im sogenannten B-Finale von Barcelona gestern Abend. Heute um 15 Uhr begann im noblen Poloclub der Olympiastadt von 1992 das eigentliche Nationscupfinal 2022. Acht Equipen traten an. Das aktuelle Ergebnis: Peter Weinberg führt sein belgisches Team zum Sieg und sichert ihm damit das Ticket zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Otto Beckers Equipe enttäuscht.   

Bei der WM in Herning vor wenigen Wochen war es für Peter Weinberg und seine Belgier nicht nach Wunsch gelaufen – am Ende nur Rang sieben. Platz fünf wäre notwendig gewesen, um sich für Paris zu qualifizieren. Diesen Rang fünf belegte in Herning – wir erinnern uns – das Quartett von Otto Becker mit 24.76 Punkten. Das war das Minimalziel, also die Fahrkarte nach Paris. Die Belgier konnten mit ihren 26.49 Punkten wahrlich nicht zufrieden sein. Die Eidgenossen kamen gar nur auf Rang acht mit 26.83 Punkten – alles nah beieinander.

Heute nun ging’s im Finale 2022 neben der ansehnlichen Dotierung von 1,25 Millionen Euro um die eine, in Barcelona zu erreitende Fahrkarte nach Paris 2024. Der Triumphator, anders kann man es nicht sagen, heißt Peter Weinberg: Seine Equipe siegte im Finale mit null Strafpunkten und kassierte dafür 417 000 Euro. Dickes Kompliment!

Rang zwei geht an die Franzosen, die am Donnerstag in der ersten Runde ohne jeglichen Abwurf geblieben waren und heute mit vier Punkten durchs Ziel gingen. 251 000 Euro Preisgeld für sie. Die Eidgenossen ritten stark, belegten mit wenigen Sekunden Rückstand ebenfalls vier Punkten Rang drei, bekommen 167 000 Euro, müssen sich aber mit aller Konzentration auf die EM 2023 in Mailand vorbereiten – dort gibt’s die nächsten drei Tickets nach Paris. Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn Michel Sorg und seine Reiter das nicht schaffen sollten.

Rang vier im Finale für die Niederländer mit acht Punkten, Preisgeld 113 000 Euro, Rang fünf für die Briten, denen es nicht gut lief: 16 Punkte und 91 000 Euro. Die gastgebenden Spanier kamen ebenfalls mit 16 Strafpunkten nach Hause, belegten Rang sechs, erhielten immerhin noch 75 000 Euro. Auf Platz sieben finden wir Otto Beckers Team mit 16 Punkten, 70 000 Euro sind wohl kaum ein Trostpflaster für sie. Andre Thieme startete mit zwei Abwürfen, Jana Wargers kam ebenfalls mit zwei Abwürfen ins Ziel, Christian Kukuk und Janne Friederike Meyer-Zimmermann hatten je einen Abwurf – ein enttäuschendes Ergebnis. Die Rote Laterne mussten die Iren übernehmen mit 20 Punkten – 66 000 Euro für sie.

Eine kleine Überraschung war der gestrige Sieg der Mexikaner im B-Finale: Mit zwei Nullrunden und einem Zeitfehler – das Streichresultat war ein Sechs-Strafpunkteritt – zeigten Nicolas Pizarro, Andres Azcarraga, Martinez Sommer und Manuel Gonzales eine geschlossene Leistung. Der verdiente Lohn war die Siegprämie von 70 000 Euro. Insgesamt war dieses kleine Finale mit 300 000 Euro dotiert. Platz zwei und 65 000 Euro gingen an die vier jungen Schwedinnen Wilma Hellström, Stephanie Holmen, Evelina Tovek und Linda Heed. Die WM-Sieger-Equipe der Schweden hatte sich bekanntlich für die Global-Tour-Station in New York entschieden.

Für die Brasilianer auf Rang drei gab’s 60 000 Euro, die Argentinier auf Rang vier bekamen 55 000 Euro, die Norwegerinnen dürfen sich immerhin noch 50 000 Euro teilen. Heute im großen Finale am Nachmittag liegt die Dotierung bei üppigen 1,25 Millionen Euro. Nicht zu vergessen: Weitere 100 000 Euro werden unter denjenigen Reitern verteilt, die es schaffen, in beiden Umläufen fehlerfrei zu bleiben – beide Umläufe meint den Auftakt vom vergangenen Donnerstag sowie das heutige Finale. Dabei geht es um einen Parcours, quasi die zweite Runde des Nationenpreises, dazu eventuell ein Stechen bei gleicher geringster Fehlerzahl. Und wichtig: Heute geht es für alle acht Finalisten wieder bei null los.

Besonders in der Schweiz und in Belgien blickten die Fans mit besonderer Spannung nach Barcelona: Zwischen diesen beiden Teams gab es, wie erwähnt, den Zweikampf um ein Ticket zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Dabei hatten die Schweizer unter ihrem Equipenchef Michel Sorg einen geplanten Wechsel vorgenommen: Niklaus Rutschi, der am Donnerstag das Streichresultat lieferte, musste seinen Platz räumen für den erfahrenen Steve Guerdat. Auch die von Peter Weinberg geführten Belgier wechselten auf einer Position: Gregory Wathelet für Oliver Philippaerts, der das Streichresultat lieferte.

Otto Becker, unser Bundestrainer, sah keinerlei Anlass, sein Quartett zu ändern: Er setzte auf sein  Quartett, das beim CHIO in Aachen den Preis der Nationen gewonnen hatte. Jetzt heißt es erst einmal durchschnaufen, den Frust abschütteln – in wenigen Wochen beginnt die Hallensaison mit den ersten Qualifikationen zum Weltcupfinale im Frühjahr in Omaha/Nebraska. Otto Beckers erster Kommentar: „Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Uns fehlten die Nullrunden, die braucht man eben. Alle Reiter und Pferde waren gut drauf, jeder hat sein Bestes gegeben, aber wir müssen noch besser werden. Unsere Saison mit den Nationenpreisen war gut, entsprechend groß ist jetzt die Enttäuschung.“