Sportjournalisten lieben geradezu den Begriff der „Revanche“. Das klingt so klar und so knackig, da geht’s mal richtig hoch her. Da wird beinhart gekämpft – gerne auch ums ganz große Geld. Der Poloclub von Barcelona erlebt am Wochenende einmal mehr ein Finale in der von Longines gesponserten Nations League. Otto Becker und sein Quartett aus Richard Vogel, Hansi Dreher, Jana Wargers und Christian Kukuk sind, wir erinnern uns gerne, die Titelverteidiger aus 2023. Diesmal hat der Bundestrainer Olympiasieger Christian Kukuk, Jörne Sprehe, Andre Thieme, Richard Vogel und Jana Wargers nominiert. Insgesamt geht es um nicht weniger als 2,137 Millionen Euro. 

Aktive aus 14 Nationen finden sich auf der Meldeliste bei Hippobase. Darunter die Amerikaner mit Laura Kraut, Spencer Smith und Aaron Vale. Dazu die Niederländer mit der aufstrebenden Kim Emmen, Harrie Smolders und Maikel van der Vleuten. Die Eidgenossen haben erwartungsgemäß ihr Traum-Duo Martin Fuchs und Steve Guerdat am Start, dazu Pius Schwizer und Alain Jufer. Bei den Schweden setzt man ebenfalls auf die Erfahrenen: Henrik von Eckermann, Peder Fredricson, Malin Baryard und Rolf-Göran Bengtsson.

Bei den Iren steht ebenfalls ein bekanntes und starkes Quintett im Blickpunkt: Pender, Coyle, Lynch, McAuley und O’Connor. Gleiches gilt für die Franzosen, die in Versailles Bronze holten: Delestre, Epaillard, Perreau, Robert und Staut. (Übers Jahr sehen wir ja vielleicht Janne Meyer-Zimmermann in diesem Finale, unter ihrem Sattel das Toppferd von Julien Epaillard, Dubau du Cedre, das sie jetzt im Stall hat. Zugegeben, nur so eine spontane Idee von mir.)

Parcourschef ist übrigens der für seine Kurse bei Olympia zurecht so hochgelobte Santiago Varela. Neun Teams werden wohl zum Finale antreten. Das Geläuf misst 70 mal 120 Meter auf Sand. Im Großen Preis am Freitag liegen 300 000 Euro bereit, für das Finale am Sonntag sind es 1,6 Millionen Euro – wenn ich mich nicht irre, das höchste Preisgeld bisher in diesem Finale. Und es gibt noch mehr Geld: 40 000 Euro für den besten Einzelreiter, 20 000 Euro für den besten „Rookie“, 25 000 Euro für die besten Grooms, also 5000 Euro pro Kopf. Schließlich 15 000 Euro für den besten Teamchef.

Ich würde unserem Freund Otto diese 15 000 Euro von Herzen gönnen. Dann könnte er damit einmal mehr Gutes tun für einen sozialen Zweck. Projekte dafür gibt es, salopp gesagt, ja wie Sand am Meer. Interessiert sich da wirklich noch jemand für das Stichwort „Revanche“. Ich jedenfalls nicht.

Für die Freunde der historischen Statistik: 1902 fand in Barcelona das allererste Reitturnier statt – jetzt feiert man die 112. Auflage. Das bedeutsame Areal des Poloclubs misst 23 Hektar, der Club zählt 10 500 Mitglieder, die man gewiss, ohne ihnen zu nahe zu treten, als stolze Spanier bezeichnen darf. Ganz ernst  gemeint von mir. Ludger Beerbaum gehört zu den Springreitern, die auf dem so geschichtsträchtigen Geläuf Sportgeschichte geschrieben haben. Die Älteren erinnern sich: Bei den Spielen von 1992 gewann er auf Classic Touch die Goldmedaille in der Einzelwertung. Unvergesslich.

Grüße aus dem neblig-verregneten Süden!

P.S. Nur wenige Tage vor dem letzten großen Event der internationalen Grünen Saison ist die aktuelle Weltrangliste der FEI erschienen – nur eine Momentaufnahme, wenn man bedenkt, dass beim Finale der neu formierten Nations-League schon wieder neue Punkte verteilt werden. Deshalb nur wenige Anmerkungen: Henrik von Eckermann verteidigt seine Spitzenposition, dahinter, wie gehabt, Steve Guerdat und Ben Maher. Kent Farrington rückt von Platz zehn vor auf vier. Christian Kukuk bleibt Fünfter. Dann Julien Epaillard, Max Kühner, McLain Ward, Simon Delestre und Richard Vogel auf zehn. Einen Sprung von 47 auf 24 glückt Daniel Deusser, für den es in den vergangenen Monaten eine gewisse Durststrecke gegeben hat.