Ein denkwürdiger Vormittag in der St. Jakobshalle zu Basel. Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf ihrer 16-jährigen Trakehnerstute Dalera die Weltcupkür mit tollen 90,7 Prozentpunkten. Ihr Bruder Benjamin beendet die lange Kariere seines 19-jährigen Daily Mirror mit 83,9 Prozent, was Rang vier bedeutet. Im Kampf um die Finalplätze führt Benjamin Werndl jetzt mit 65 Zählern vor Nanna Merrald und Isabell Werth.
Nur wer es früh schafft aus den Federn, der oder die kann an diesem verregneten Sonntagmorgen diese historische Kür miterleben – live oder per Internet. Zum ersten Male gibt’s unweit der deutsch-schweizerischen Grenze eine Qualifikation zum Weltcupfinale. Benjamin Werndl hat tags zuvor per Facebook bekanntgegeben, dass es der letzte Wettkampf für seinen Westfalen Daily Mirror sein soll, der von Damon Hill abstammt. Er hat das so entschieden, weil die Mitbesitzerin des Pferdes, Flora Keller, eine Schweizerin ist. Und Schwester Jessica reitet ihre Dalera zu hochverdienten 90,795 Prozentpunkten.
Wichtig zu wissen: diese Trakehnerin gehört der ehemaligen Schweizer Richterin Beatrice Buerchler-Keller. Was täten, so fragt man sich, die Geschwister Werndl, wenn sie die großzügigen und passionierten Besitzer aus der Eidgenossenschaft nicht hätten? Für die Besitzerin von Dalera gibt’s eine Siegprämie von 33,333 Schweizer Franken; am Samstag waren es 10 000 Franken für ihren Sieg im Grand Prix zum Aufgalopp.
Isabell Werth präsentiert ihren Quantaz deutlich verbessert gegenüber dem Samstag, belegt mit starken 85,650 Prozent den zweiten Rang und holt sich wie erwartet für sie 20 so wichtige Zähler im Kampf um das Ticket zum Finale im April in Omaha/Nebraska. Platzgeld 22 300 Franken. Nanna Merrald aus dem siegreichen WM-Team der Dänen bringt ihren Blue Hors Zepter mit 84,130 auf Rang drei, Platzgeld 14 900 Franken. Letztes Preisgeld für Daily Mirror übrigens 10 000 Franken. Basel war für diese Gruppe mehr als nur eine Reise wert.
Blicken wir auf den aktuellen Zwischenstand nach der siebten von elf Qualifikationen: Benjamin Werndl führt die Rangliste an mit 65 Zählern an, gefolgt von Nanna Merrald (59), Isabell Werth (57) sowie Ingrid Klimke und Thamar Zweistra (beide 55). Helen Langehanenberg auf neun mit 41 und Frederic Wandres auf zwölf mit 33. Wandres reitet dieser Tage im fernen Wellington. Ingrid Klimke bevorzugte ein regionales Turnier im Münsterland. Zählt man die für Frankreich startende Spanierin Morgan Barbacon mit ihren 52 Punkten hinzu, so liegt man von Rang eins bis sechs ziemlich nahe beieinander.
Dorothee Schneider zog ihren Showtime vor der Kür zurück: Für die Reitmeisterin aus der Pfalz war’s offenkundig kein so gutes Wochenende. Jetzt, gegen 14.30 Uhr, gibt’s aus Basel ein Zitat von ihr: „Showtime hat sich beim Abreiten vor der Kür nicht so gut angefühlt – in Absprache mit Monica Theodorescu habe ich ihn vom Start zurückgezogen.“ Bleibt abzuwarten, was das für die weitere Karriere des 17-jährigen Hannoveraners bedeutet. Die nächste Station im Weltcup ist Ende Januar Amsterdam. Mitte Februar geht’s dann nach Neumünster. Ende Februar kann man noch punkten in Göteborg, Mitte März in Herzogenbosch.