Liebe Fans von Borgmann’s Blog: Habt ihr gestern, beim Lesen meiner Notizen zum Wochenende, zwischen den Zeilen gespürt, dass ich im Blick auf das Finale im Nationscup der Buschreiter einen Sieg von Julia Krajewski auf ihrem Holsteiner Nickel für möglich gehalten – ja, mir gewünscht habe? Vor einer knappen Stunde ist meine Bewunderung für die Reit- und Ausbildungskünste der 35-jährigen Olympiasiegerin von Tokio 2021 auf überzeugende Weise wahr geworden: Die britischen Ladies Sarah Bullimore auf Corimiro und Laura Collett auf Dacapo schwächelten auf der Zielgerade, bekamen jeweils ein „Klötzchen“ ans Bein. Julia indessen lieferte unter hohem Erfolgsdruck einmal mehr einen makellosen Glanzritt ab. Grandiose Leistung! 

So kurz nach Ende eines solchen internationalen Championats, da bitte ich um Verständnis, ist eine vertiefende Analyse nicht möglich. Deshalb beschränke ich mich auf die wesentlichen Fakten auf dem Ergebniszettel: Die Iren holen sich etwas überraschend den Cup mit 102,6 Punkten, gefolgt von den ebenfalls überraschend starken USA mit 116,1 Punkten und Peter Thomsens Damenquartett mit 131,9 Punkten. Dahinter Neuseeland mit 133,3 Punkten und die Britinnen mit 135,9 Punkten. Erst klar und deutlich, dann recht nahe beieinander.

Jetzt zu den Eckdaten der Einzelwertung: Von den 97 am Dressurtag gestarteten Pferden kamen 69 in die Gesamtwertung. Mit ihrem hochverdienten Sieg (nach ihren Saisonerfolgen in Aachen und dem elften Rang bei Olympia in Paris) unterstrich die scheidende Bundestrainerin der Nachwuchsreiter ihre Ausnahmestellung mit nur 28,8 Punkten vor ihrer stärksten Konkurrentin, Laura Collett auf Dacapo mit 29,3 Punkten. Die US-Reiterin Hallie Coon ritt sich auf Cute Girl mit einer Nullrunde auf Platz drei mit 30,4 Punkten, dahinter Tim Price auf Global Quest (30,6) und Sarah Bullimore mit Corimiro (31,0).

Calvin Böckmann, als Einzelreiter gestartet, fiel mit Altair leider durch einen Abwurf im Parcours auf Rang acht zurück (34,6). Emma Brüssau mit Dark Desire beendet den Wettkampf mit 43,4 Punkten auf Platz 21. Ben Leuwer wird mit Citius und 58,2 Punkten 38. Auf Rang 40 Anna Siemer und Butts Avondale mit 59,7 Punkten. Auf Rang 43 sehen wir Pauline Knorr und Aevolet mit 63,5 Punkten. Platz 47 für Malin Hansen-Totopp mit ihrem Carlitos nach einem Wettkampf, mit dem sie nicht zufrieden sein kann. Platz 49 für Pia Leuwer und Jard (67,7). Platz 62 für Maj-Jonna Ziebell auf Chiquita mit 98,9 Punkten.

Zurück zum Anfang, zu Julia Krajewski: Noch habe ich ihren freudigen Kommentar nicht gehört, kann ihn mir aber gut vorstellen, erinnere dabei an gestern Abend: „Wenn man die Strecke nicht verkürzt und entschärft hätte nach den Regentagen und dem stellenweise tiefen Geläuf, wäre ich womöglich gar nicht angetreten.“ Letztlich hat sie sich für den Start entschieden, musste an einer glitschigen Stelle fast einen Sturz hinnehmen. Genau das zeichnet die Ausnahmekönner im internationale Spitzensport aus. Nochmal Hut ab!

Julia Krajewski erhält für ihren Sieg eine Prämie über 13 000 Euro, Laura Collett bekommt 8250 Euro und Hallie Coon 5750 Euro. Von Rang sieben bis Rang 24 gibt es übrigens jeweils 183 Euro. Einer der großen Zahltage für die Buschreiter war der Ausflug in die Niederlande also nicht.

Der Blick auf die nur wenige Tage alte neue Weltrangliste: An der Spitze die beiden Briten Tom McEwen und Rosalind Canter, die in Boekelo nicht am Start waren, danach Tim Price, heute sehr guter Vierter, gefolgt von Lara de Liedekerke-Meier, die gestern aufgab. Platz fünf für Oliver Townend, danach Boyd Martin und Felix Vogg, der seinen Colero vor dem Springen zurückzog. Laura Collett, die heute den Sieg vergab, liegt auf Rang zehn, einen Platz vor Yasmin Ingham, der Weltmeisterin. Julia Krajewski liegt als beste deutsche aktuell auf Platz zwölf, Michael Jung folgt auf Rang 14. Der hat übrigens in Polen auf Jim Knopf die Vier-Sterne-Prüfung gewonnen. Auch eine weitere Gruppe deutscher Buschreiter nutzte den Ausflug gen Osten, um ihre Pferde vor der langen Winterpause noch einmal im Wettkampf zu fordern.

Bekanntlich sind die Weltranglisten stets „nur“ monatliche Zwischenberichte. Ihr heutiger Sieg in den Niederlanden wird ihr viele Punkte bringen, sie auf der Weltrangliste weiter nach oben tragen.