Über dem weltberühmten Parcours von Spruce Meadows liegt jetzt ein Hauch von Versailles. Martin Fuchs und sein zwölfjähriger Däne Leone Jei gewinnen im Stechen den Großen Preis und wiederholen ihren Sieg aus dem Vorjahr. Siegprämie umgerechnet rund 600 000 Euro. Für die Eidgenossen einmal mehr ein großer Tag nach der Enttäuschung von Paris, wenn man an den Nationenpreis denkt. Der Ire Darragh Kenny und sein 17-jähriger Holsteiner Schimmel Cartello belegen Platz drei vor Daniel Deusser und seiner 14-jährigen Killer Queen, den Siegern von 2022. Martin brillierte als erster im Stechen mit 4/40,22 Sekunden, Darragh hatte 6/43,84 Sekunden und Daniel 8/39,58 Sekunden.
Platz vier und damit ein Teil des Erfolges der Schweizer: Steve Guerdat mit Venard, die ein winziger Zeitfehler aus der ersten Runde am Weiterkommen hinderte. Rang fünf für den Briten Tim Gredley auf Medoc, Rang sechs geht an Richard Vogel und seinen United Touch nach einem Abwurf in der zweiten Runde. Auf den weiteren Plätzen: Max Kühner, Ben Maher, Yuri Mansur und Juan Galleo (aus Kolumbien). Jana Wargers und ihre Dorette landen auf Rang 18, Jörne Sprehe und Hot Easy auf Rang 21. Auch Andre Thieme, der Aachen-Sieger dieser Saison, kann mit seiner Chakaria dem Rolex-Grand-Prix nicht näherkommen.
Dieses Turnier von Calgary war 2024 die 49. Auflage in der besonderen Atmosphäre an den Rocky Mountains. Den von Rolex gesponserten Grand Prix, Dotierung 2,15 Millionen Dollar, gibt es seit 2007. Damals siegte Eric Lamaze, der Kanadier, mit Hickstead. Nur fünf Siege stehen zu Buche für Reiter von außerhalb Europas. Jeweils zwei Siege haben Scott Brash und seit heute Martin Fuchs. Ebenso der erwähnte Eric Lamaze (2007 und 2011). Auch in diesem Jahr glänzen einmal mehr die Europäer. Beste US-Reiterin war Lillie Keenan auf Argan auf Platz 20.
Aus unserer deutschen Sicht war Calgary einmal mehr ein großer Erfolg für die deutschen Farben. Otto Becker, der Bundestrainer, zeigt, welch feines Gefühl, welch sicheres Händchen er besitzt. Nach dem Sieg im Preis der Nationen heute Platz drei im Großen Preis für Daniel Deusser, der im Stechen auf seiner Killer Queen ein wenig zu viel wollte und nach dem ersten Abwurf auf der Schlusslinie für Bruchteile die perfekte Kontrolle über sein Pferd verlor. Das ist der Sport.
Nach seinem Sieg sagte Martin Fuchs: „Ich bin, ehrlich gesagt, etwas schockiert und überrascht. Man rechnet doch nicht damit zu gewinnen, wenn einem noch zwei der besten Reiter folgen. Heute war wirklich mein Tag und ich bin überglücklich. Es war hart, als Erster ins Stechen einzuziehen. Die Wartezeit nach meinem Ritt hat mich viele Nerven gekostet!“
Und weiter: „Die Parcours, die wir hier in Calgary reiten, gehören zu den schwersten der Welt. Sie sind wirklich eine Herausforderung für Reiter und Pferde. Man muss zu hundert Prozent fokussiert und zuversichtlich sein und auch den Mut haben, diese riesigen Hindernisse zu springen. Calgary ist für mich ein ganz besonderer Ort!“
Zurück nach Europa, zurück zur „Baar“, der herben Landschaft zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Im Schlosspark zu Donaueschingen beginnt am Donnerstag der Neustart mit dem 64. Traditionsturnier zum Gedenken an Fürst Joachim zu Fürstenberg. Als einziger Calgary-Fahrer wird wohl Richard Vogel dort erwartet. Der Große Preis am Sonntag ist mit 75 000 Euro dotiert. Dazu sagte Matthias Rath, der neue Turnierchef, erst kürzlich: „Wir haben 49 Wettkämpfe, dotiert mit insgesamt 400 000 Euro. Wir haben uns dazu entschlossen, zunächst einmal eher bescheiden zu beginnen.“ Wie sagt man so schön: Jeder nach seiner Facon!