Jüngst fragte mich ein Leser, wie oft ich eigentlich schon beim Weltfest des Pferdesports in Aachen gewesen sei. Keine Ahnung! Ich bin zwar für interessante Statistiken zu haben, aber nicht in eigener Sache. Nur so viel: 1967 war ich, damals noch „Bereiterstift“ bei Reitmeister Robert Schmidtke am Ohligser Weg in Hilden, als „Groom“, wie man heute sagt, mit seinen Pferden beim landesweit ausgerichteten Turnier in Würselen. Damals standen die Pferde in der Soers, man ritt morgens bergauf zum Platz, am Nachmittag wieder zurück. Das fällt mir ein, wenn ich an den Aachener Stallungen vorbei gehe.

Heute regnet’s mal wieder in der Soers. Das kommt hier oft vor. Aachen ist ein Regenloch! Macht aber nix: Die ersten aktuellen Neuigkeiten gehen so: Im Preis der Nationen am Donnerstag Abend musste Otto Becker sein Quartett gleich zweimal umbauen: Erst musste Hansi Dreher passen, weil sein Schimmel namens Elysium sich einen Infekt eingehandelt hat. Der Ausfall mitten in der Saison tut weh. Hansi hatte sich einige Chancen für Paris ausgerechnet. Aber auch Jörne Sprehe, die ihn übermorgen ersetzen sollte, kann nicht antreten: Ihr Pferd hat leider ein Hufgeschwür.

Erfreulicher Effekt für den Bundestrainer: Weil er wirklich ein breites und starkes Feld an Reiterinnen und Reitern in seinen Kadern hat, rückt jetzt  Kendra Brinkop ins Team nach. Sie war dabei, als unsere Teams die Nationenpreise in Rom und La Baule gewonnen haben. Über das frühe „Aus!“ beim Nationenpreis in Rotterdam decken wir hier und heute den Mantel der Nächstenliebe. Übermorgen jedenfalls treten zehn Mannschaften an zum letzten Preis der Nationen vor den Olympischen Spielen in Paris.

Sponsor in Aachen ist bekanntlich der Schweizer Uhrenkonzern Rolex, der sich nach eigenem Bekunden seit 25 Jahren im Reitsport engagiert. Im Rahmen des Rolex Grand Slam gehört der Große Preis am Sonntag zu den attraktivsten Springen auf der ganz großen Bühne. Den Nationenpreis am Donnerstag sponsert seit 70(!) Jahren Mercedes-Benz. So etwas nenne ich Tradition im besten Sinne! (Schade allerdings, dass die Autobauer aus Untertürkheim, einem Stadtbezirk meiner Heimatstadt Stuttgart, das Turnier in der Schleyerhalle vor zwei Jahren so schmählich im Stich gelassen haben.)

Wenden wir uns neugierig den nächsten Tagen zu: Aus meiner Sicht gibt es einen besonders spannenden und besonders wichtigen Zweikampf auf dem Dressurviereck: Isabell Werth möchte sich mit Wendy du Fontaine für Paris qualifizieren, dasselbe möchte aber auch Ingrid Klimke mit ihrem Franziskus. Morgen schon gehen die Wettbewerbe los mit der Vier-Sterne-Tour, am Donnerstag folgt die Fünf-Sterne-Tour. Hoffen wir mal, dass alle Dressurpferde fit und gesund bleiben. Noch einen Wechsel könnten wir überhaupt nicht gebrauchen.