In Omaha/Nebraska ist es jetzt 22.45 Uhr, bei uns hierzulande Viertel vor sechs. Das 36. Weltcupfinale der Dressurreiter ist entschieden – wie erwartet hat Jessica von Bredow-Werndl auf ihrer Trakehnerin Dalera den Titel verteidigt: Mit 90,482 Prozentpunkten lagen sechs der sieben Juroren über der magischen 90-Prozent-Marke – nur Katrina Wüst blieb mit 89,225 Prozent darunter. Und sonst? Statt der 18 Pferde, die am Finale 2023 hätten teilnehmen dürfen, waren’s in dieser Nacht von Omaha nur 13.
Noch gibt es zu dieser frühen Stunde keine Stimmen aus Nebraska, aber der Ergebniszettel spricht für sich. Der Favoritensieg war zu keiner Sekunde gefährdet. Die Olympiasiegerin von Tokio zeigte ihre 16-jährige Stute in Topform, fehlerfrei und glanzvoll – ihr Sieg und die 62 500 Euro Prämie sind hochverdient. Chapeau! Platz zwei – ebenfalls nicht unerwartet – geht an die Dänin Nanna Merrald auf Blue Hors Zepter mit 87,146 Prozent. Prämie 52 200 Euro. Rang drei für Isabell Werth und ihren Wallach Quantaz mit 85 761 Prozent und . Die sieben Richter’innen schwankten zwischen den Plätzen zwei und vier (von Katrina Wüst). 41 950 Preisgeld.
Rang vier mit 83,921 Prozent und 26 700 Euro ging an den US-Profi Steffen Peters auf dem 15-jährigen Suppenkasper, einst ausgebildet von Helen Langehanenberg. Ansonsten kam keines der 13 Finalpferde über die 80-Prozent-Marke. Weshalb nur 13 Pferde? Zuletzt musste die Niederländerin Marieke van der Putten ihren elfjährigen Totilas-Sohn Titanium streichen lassen – Kolik, so berichtet der St. Georg auf seiner Internetseite. Ihre Landsfrau Thamar Zweistra wurde Fünfte mit 78,204 Prozent (21 550 Euro).
Alles in allem: Dieses Finale von Omaha stand leider von Anfang an unter keinem guten Stern. Von den drei Niederländerinnen sah man nur eine im Finale, nachdem Dinja van Liere, die WM-Dritte, ihren Hermes nach Problemen beim Vet-Check zurückzog, obwohl die Jury nach den obligaten zwanzig Minuten in der Holding Box grünes Licht gegeben hatte. Ingrid Klimkes Franziskus hatte sich beim Abreiten vertreten – das Aus auch für das Siegerpaar von Stuttgart. Schade.
Bei Alina Glinka aus Moldavien, die gar nicht nach Omaha anreisen konnte, gab es – so berichten verschiedene Quellen – Visaprobleme, die mit dem Krieg der Russen gegen die Ukraine zu tun haben: Alina Glinka stammt aus Moldavien, besitzt aber auch die russische Staatsangehörigkeit. Deshalb bekam sie kein Visum für die USA. Dass dieser furchtbare, völlig sinnlose Krieg vielerlei Auswirkung hat auf den internationalen Sport, ist ja keine Neuigkeit. Im Einzelfall mag da manches als ungerecht und schwer nachvollziehbar erscheinen. Aber in Zeiten von Krieg sind wir in allen Lebensbereichen weit entfernt von der Normalität.
Mein Fazit zu früher Morgenstunde: Dieses Weltcupfinale 2023 ist, rein sportlich betrachtet, leider ein Muster ohne Wert. Das soll den Erfolg von Jessica von Bredow-Werndl nicht schmälern. Soeben um 5.42 Uhr kommt ihr erster Kommentar via What’s-App: „Dalera ist mega-gut gegangen! Sie hat es toll gemacht, sie ist wundervoll!“
Soviel für den Moment – später mehr! Grüße aus Stuttgart!