Die ersten Pflöcke sind eingeschlagen – der Aufgalopp lief (fast) wie erwartet. Beim Weltcupfinale in Omaha haben Jessica von Bredow-Werndl  und ihre Dalera die Favoritenrolle bekräftigt. Im ersten Parcours dominierte Weltmeister Henrik von Eckermann mit seinem King Edward. Nur Gerrit hatte wirklich Pech. Die Bundestrainer sind fürs erste zufrieden. Otto Becker hofft, dass sich seine Reiter*innen an den kommenden Ostertagen weiter verbessern.

Jessica bleibt stets bei ihrer Linie: Selbstbewusst auftreten, aber ja kein Überschwang! Den Grand Prix zum Auftakt absolvierte sie mit „kontrollierter Offensive“, wie der Fußballtrainer Otto Rehagel einst formulierte: „Wir geben immer unser Bestes!“ sagte sie hernach vor den Journalisten in der Mixed-Zone. 79,922 Prozent von den sieben Kampfrichtern brachte ihr den erwarteten Sieg – knapp unter der 80-Prozent-Marke. Dabei muss man gleich mal ganz genau hinschauen: Der niederländische Richter Maarten van der Heijden ab ihr 82,174 Prozentpunkte, Jean-Michel Roudier aus Frankreich hingegen lediglich 76,739. Obwohl Jessica bei der gesamten Jury die Platzziffer eins erhielt, darf man doch fragen, wie derlei Unterschiede in der Betrachtung möglich sind?

Isabell Werth ritt ihren 13-jährigen Quantaz „ohne große Fehler“, wie sie selbst sagte. Tags zuvor im Training mochte sich ihr Quantaz mit den letzten Bauarbeiten vor dem Cupfinale nicht so recht anfreunden. Alles in allem: „Ich konnte ihm heute Sicherheit geben und bin mit dem Ergebnis total happy“. Es ist ihr 24. Cupfinal. Das sagt alles (77,485). Platz drei mit 76,165 Punkten ging an Nanna Merrald aus Dänemark und ihren Blue Hors Zepter: Das Richten schwankte bei ihr zwischen Platz zwei und Platz acht, also zwischen 79,022 und 71,957. Da kann ich nur den Kopf schütteln! Ingrid Klimke und ihr Franziskus kamen nach einer soliden Runde, die noch Luft lässt nach oben, mit 75,543 auf Rang vier. Damit durfte sie fürs erste zufrieden sein: Doch kurz nach 10 Uhr Ortszeit kam die Nachricht: Franziskus ist nicht ok. – der Start beim Kürfinale ist abgesagt! Schade.

Ich frage mich schon lange, weshalb es in den großen Championaten unbedingt sieben Richter sein müssen? Katrina Wüst, die ich lange gut kenne und die in Omaha mit am Richtertisch sitzt, sagte mir einmal: „Bei sieben Richtern ist die Qualität der Resultate um zwanzig Prozent korrekter!“ Mathematisch mag das stimmen, aber optisch bleibt ein „G’schmäckle“ wie wir Schwaben sagen. Nur vier Pferde liefen in der vergangenen Nacht unserer Zeit über der Marke von 75 Prozent, weitere fünf über 70 Prozent. Die stark eingeschätzte Dinja van Liere und ihr Hermes, die WM-Dritten von Herning,  starteten nicht, das Pferd war wohl nicht in  Ordnung, scheiterte am Vet-Check. Schade, der ganze Aufwand umsonst. So schrumpft das Feld auf nur noch 15 Pferde.

Beim Zeitspringen zum Aufgalopp werden die ersten Weichen gestellt. Der Einlauf zeigt, wohin die Reise erst einmal geht: Henrik von Eckermann und sein King Edward mit 59,09 zu 59,23 Sekunden vor Scott Brash auf Hello Jefferson, gleich dahinter „unser“ Daniel Deusser auf seinem flinken Tobago Z. McLain Ward, mein Favorit, mit Calles auf Platz elf, gleich dahinter Richard Vogel und United Touch auf Platz 13. Alles ist noch möglich! Janne Friederike Meyer-Zimmermann und ihr Messi halten den Anschluss auf Platz 16. Leider liegt Marcus Ehning bei seinem 20. Finale nur auf Platz 27, Geritt Nieberg und sein Blues d’Aveline nach fünf Abwürfen nur auf Platz 37 von 40 Startern. Das ist sehr schade.

Man sieht daran, dass für die jüngeren Pferde so ein erstes Cupfinale richtig schwer wird. Otto Becker gibt die Richtung vor: „Wir müssen uns in den kommenden Tagen deutlich steigern. denn die Kurse werden noch schwerer. Für uns bleibt’s spannend, denn wir können jeden Tag sehen, wie sich die Reiter und ihre Pferde in solch einem Championat über mehrere Tage steigern.“ Übersetzt heißt das: Otto schaut, welches Quartett er in Aachen aufbieten kann. Und wer für Mailand infrage kommt, wenn’s im September dort um die Europameisterschaft geht.