„Zineday ist das beste Pferd, auf dem ich je gesessen habe. Auch wenn ich nicht Olympia-Sieger geworden bin, ist wohl kaum ein Pferd so gut gesprungen wie er. Das konnten alle sehen. Dann gab es die Angebote – da muss man seinen Kopf einschalten und nicht ausschalten. Das haben wir gemacht und uns gemeinschaftlich für den Verkauf entschieden. Natürlich ist es für mich hart. Aber das gehört bei unserem Job dazu.“ Mit diesen Worten hat Philipp Weishaupt die sensationelle Nachricht dieser nacholympischen Tage und Wochen bestätigt: Sein zehnjähriger Westfale hat die Beerbaum Stables in Riesenbeck bereits verlassen – steht jetzt im Stall der US-Amerikanerin Eve Jobs, Tochter des Apple-Gründers Steve Jobs.
Vor der Presse in der Stuttgarter Schleyerhalle, nach einem Sieg im German Master, hat Philipp Weishaupt einmal einen Satz geprägt, der mir noch gut in Erinnerung ist: „Bei uns im Stall ist grundsätzlich jedes Pferd verkäuflich.“ Das hat sich im Fall Zineday nun einmal mehr bewahrheitet. Eine zweistellige Millionensumme soll dafür geflossen sein. Liebe Freudinnen und Freunde von Borgmann’s Blog: Denken Sie, es ist übertrieben, vom teuersten Pferd der modernen Turniergeschichte zu sprechen?
Aus den Beerbaum Stables in Riesenbeck steht auch noch dieser Satz im Internet nachzulesen: „Wir wünschen dem Paar alles Gute für die Zukunft!“ Mit Paar sind wohl Eve Jobs und Zineday gemeint – manche Beobachter mutmaßen allerdings, es sei noch offen, ob die 26-Jährige Eve, die auch als Model arbeitet, in den Sattel steigen wird oder eher ihr Freund, der Brite Harry Charles (25), Team-Olympiasieger von Paris.
Während Philipp Weishaupt heute einräumt, er müsse „jetzt erst einmal wieder kleine Brötchen backen, junge Pferde kaufen und ausbilden“ erinnern wir als seine Fans gerne an seine Ritte in Versailles, nur knapp an den Medaillenrängen vorbei. Natürlich auch an Mailand 2023, wo beide Einzelsilber holten hinter Steve Guerdat. Nur zwei von so vielen Erfolgen, die ich hier nicht einfach auflisten mag.
Was bedeutet der Verkauf von Zineday aus Deutschland nach Amerika? Nun, knapp zwei Jahre vor den Weltmeisterschaften in Aachen ist es ganz ohne Zweifel eine Schwächung des deutschen Olympiakaders. Von Otto Becker gibt’s bis dato noch keine Stimme. Aber die wird rasch folgen und sich an den Worten von Philipp Weishaupt orientieren – sinngemäß: Der Markt regelt Angebot und Nachfrage! Wer, wie etwa Philipp Weishaupt, über Jahre hinweg Spitzenleistungen zeigt, wer junge Talente an die Weltspitze führen kann, der weiß genau, was kommen kann. Wir aber bleiben im Spitzensport auf unserem guten Weg in die Zukunft.
Erinnern wir uns nur wenige Tage zurück: Dubai du Cedre, das Olympiapferd des Franzosen Julien Epaillard, steht jetzt im Stall von Janne Meyer-Zimmermann in Holstein. Ein Gewinn für den Olympiakader. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese beiden Verkäufe, so spektakulär sie auch sind, nicht die letzten waren in diesen ziemlich hektischen Zeiten zwischen Olympia 2024 in Paris und der Weltmeisterschaft 2026 in der Soers.