Vom 13. Bis 16. Januar hätte es in der berühmten St. Jakobshalle von Basel das erste Weltcupturnier des neuen Jahres 2022 geben sollen, zum ersten Mal mit internationaler Dressur: Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider hatten sich angesagt. Doch am 30. Dezember kam für viele unterwartet das Aus!

So kurzfristig ist meiner Erinnerung nach noch kein wichtiges internationales Turnier abgesagt worden.

Zur Begründung für diese krasse Entscheidung heißt es in der offiziellen Pressemeldung des Veranstalters:

„Am Mittwochnachmittag (29.12.2021) wurde das Organisationskomitee des Basler Reitturniers darüber informiert, dass der Regierungsrat des Kantons Basel die am 15. November 2021 erteilte Bewilligung für den Anlass widerrufen hat. Für eine Durchführung des Turniers, allenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit, hätte eine Bewilligung erteilt werden können. Weil sich die epidemiologische Lage jedoch weiter verschlechtern könnte, haben sich die Veranstalter schweren Herzens entschieden, das Turnier abzusagen.“

Dr. h.c. Thomas Straumann, der Präsident des Verwaltungsrates der Trägergesellschaft „Longines CHI Classics Basel“ zeigt sich enttäuscht und wird mit diesem bemerkenswerten Satz zitiert:

„Nach der nun bereits zweiten Absage in Folge und der dadurch leider unmöglich gewordenen Neuausrichtung unseres Turniers kommen wir nicht umhin, uns auch grundsätzliche Gedanken zu machen.“

Konkreter wird Thomas Straumann (noch) nicht – der wohlhabende Basler Unternehmer steht seit den Anfängen des Turniers in der St. Jakobshalle mit persönlichem Herzblut und großzügiger finanzieller Hilfe hinter diesem Event. Ohne Thomas Straumann gäb’s die Turniertage in Basel wohl nicht.

Seinen deutlichen Hinweis, man müsse sich „auch grundsätzliche Gedanken machen“, kann ich nur so interpretieren: Für Thomas Straumann geht es um die Frage, ob das CHI von Basel überhaupt noch eine Zukunft hat?

Kein Zweifel, wer die internationale Turnierlandschaft kennt, wer selbst Turniere ausgerichtet hat, der weiß, wie hart eine Absage ist, die zwei Wochen vor dem Ereignis ausgesprochen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt ist unendlich viel Vorarbeit geleistet worden und es sind bereits jede Menge Kosten angefallen, die vom Ausrichter zu tragen sind.

Eine Chance, von den Behörden entschädigt zu werden, gibt es meines Wissens nicht, weder in der Schweiz, noch bei uns in Deutschland. Aus dem zitierten Satz von Thomas Straumann kann man unschwer auch seine Kritik an den Baseler Behörden herauslesen:

Die Verantwortlichen des Turniers fühlen sich im Stich gelassen. Hypothetische Frage: Weshalb wurde das Baseler Turnier von den Behörden nicht früher abgesagt, sondern erst so spät. Schaut man auf die Absagen der internationalen Turniere beispielsweise von Stuttgart, Offenburg und Mechelen, so kamen diese bereits mehrere Wochen oder gar Monate vor den ins Auge gefassten Terminen.

Der Agravis Cup in Münster, zum gleichen Termin wie Basel geplant, wurde immerhin am 13. Dezember abgesagt. Meine Frage: Wollten die Baseler Behörden Thomas Straumann und seinem Team so weit wie möglich entgegen kommen? Wurden die Schweizer vom enormen Anstieg der Corona-Fälle im Land binnen weniger Tage völlig überrascht? Womöglich von beidem etwas.

Mein aktuelles Fazit: Die erzwungene Absage des Baseler Turniers ist ein harter Schlag für alle Beteiligten. Bleibt nur zu hoffen, dass Thomas Straumann und seine Mitstreiter nicht resignieren und übers Jahr einen neuen Anlauf zu ihrem so wichtigen und stimmungsvollen Turnier in der St. Jakobshalle wagen.

Ganz allgemein bleibt zu hoffen, dass das neue Jahr 2022 als dasjenige in die Geschichte eingeht, in welchem die Pandemie ihre schlimmsten Schrecken verloren hat. Aber noch ist es nicht so weit.