Der erste hat die persönliche Konsequenz gezogen und ein deutliches Zeichen gesetzt: Der Schwabe Thomas Baur, seit drei Jahrzehnten Marketingprofi in Sachen Dressursport, hat der FEI nach ihrer Generalversammlung in Antwerpen einen Brief geschrieben und ihn öffentlich gemacht.

Der zentrale Satz darin lautet:

„Angesichts der jüngsten Ereignisse bei der Generalversammlung habe ich nach langer Überlegung eine persönliche Entscheidung getroffen. Ich werde sofort als Vizepräsident von EO sowie als Vorsitzender des Dressur-Organisators DO zurücktreten!“

Das eine ist der internationale Zusammenschluss von Turnierveranstaltern, das andere der internationale Verband der Ausrichter von Dressurturnieren.

Gegenüber dem Internetportal dressursport-deutschland sagte Thomas Baur dieser Tage: „Die Strukturen der FEI sind leider nur pseudodemokratisch. Nationale Verbände, die zum Teil nicht mal Pferde und Reiter haben, geschweige denn Dressursport betreiben, haben denselben Einfluss wie die Dressurnationen. Das ganze Dilemma zeigt sich auch in der Frage, ob es Mannschaften von drei oder vier Reitern bei Olympischen Spielen gibt. Der Einfluss derer, die den Sport betreiben oder die Plattform dafür bieten, geht gegen null.“ Thomas Baur ist offensichtlich auch enttäuscht darüber, dass der deutsche Bewerber Martin Richenhagen nicht zum neuen Vorsitzenden des FEI-Dressur-Komitees gewählt worden ist.

Die Vorgänge bei der FEI-Jahrestagung in Antwerpen habe ich bereits kommentiert – jetzt bewegen sich die Dinge weiter. Der Rücktritt von Thomas Baur ist ein Alarmzeichen. Offenkundig fühlen sich nicht nur viele Aktive, sondern zunehmend auch engagierte Veranstalter von ihrem Weltverband nicht mehr ernst genommen.

Dazu passt aus meiner Sicht auch dies: Auf der Generalversammlung der FEI in Antwerpen haben sich die Wege des Weltverbandes und der weltweit vernetzten Westernreiter getrennt. Das Reining geht von sofort an seine eigenen Wege, die Zeiten, als das Westernreiten fester Bestandteil der Weltreiterspiele (WEG) war, sind vorbei. Von Anfang an, auch das gehört zur Wahrheit, war das Verhältnis zwischen beiden Organisationen nicht frei von Spannung und Meinungsunterschieden. Ich erinnere mich gut an die WEG 2010 in Lexington/Kentucky.

Die Westernreiter, übrigens auch unsere deutschen, waren höchst erstaunt, als sie vor Ort erfuhren, dass es vor Beginn der Wettkämpfe einen öffentlichen Vet-Check aller Pferde geben werde. So etwas kannten die Westernreiter gar nicht.

Wer den internationalen Pferdesport aufmerksam verfolgt, der weiß auch, dass die Spannungen zwischen der FEI und den Distanzreitern noch weitaus schärfer sind. Internationale Forderungen, auch das Endurance aus der Obhut der FEI auszuschließen, gibt es seit Jahren immer wieder. Wann und ob es überhaupt auch in diesem Fall zu einer Trennung kommt, lässt sich schwer sagen.

Dabei fällt mir ein, was unser langjähriger FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau zuletzt bei den WEG 2018 in Tryon/USA gesagt hat:

„Wir sollten sie nicht ausschließen! Denn nur so haben wir die Chance, vernünftig auf sie einzuwirken im Sinne eines fairen Umgangs mit den Pferden. Schließen wir sie aus der FEI oder den nationalen Verbänden aus, haben wir keinerlei Einfluss mehr.“

Jetzt zeigt sich, dass Graf Rantzau mehr als Recht hatte. Er hat die aktuellen Probleme kommen sehen.