Hier und heute meine Fachfrage für die Fortgeschrittenen: Was haben Jeroen Dubbeldam, 51, und HG Winkler (1926 bis 2018) gemeinsam? Die Antwort: Die deutsche Reiterlegende und der sympathische Niederländer sind die einzigen beiden Springreiter der Sportgeschichte, die Olympiasieger, Weltmeister und Europameister waren. Genau das kommt mir in den Sinn, wenn ich dieser Tage eine Pressenachricht zum Dutch Masters Mitte März 2025 lese. Wo ist da der Kniff? Ganz einfach: Jeroen Dubbeldam, der Turnierdirektor, kreiert ein Springen mit Pferdewechsel – gerade so wie noch bis 2014 die WM-Titelkämpfe der Springreiter entschieden wurden.
Kurz zu den historischen Fakten: HG Winkler wurde 1954 und 1955 Weltmeister, 1956 Olympiasieger und 1957 Europameister. Jeroen Dubbeldam gewann 2000 in Sydney olympisches Einzelgold, siegte 2014 in Caen bei der letzten WM mit Pferdewechsel – danach wurde der abgeschafft auf Drängen vieler Topreiter. Ein Jahr später, 2015, gewann Jeroen in der Soers den EM-Titel.
Aus seiner abweichenden Meinung in Sachen Pferdewechsel hat Jeroen nie ein Hehl gemacht. Jetzt sagte er: „Für die Zuschauer ist es interessant zu sehen, wie die Pferde mit verschiedenen Reitern interagieren und wie die Reiter darauf reagieren. Auch außerhalb der Szene gab es immer viele positive Reaktionen, weshalb ich denke, dass der Pferdewechsel in unserem Sport bleiben sollte. Wir alle wissen, dass der Pferdewechsel aus dem WM-Format herausgenommen wurde. Ich habe ihn immer für eine interessante Prüfung gehalten.“
Jetzt, da Jeroen Dubbeldam der Turnierchef in Herzogenbosch ist, dem wichtigsten niederländischen Hallenturnier, gesponsert von Rolex, lässt er den Pferdewechsel wieder aufleben: „Europameister Steve Guerdat, Weltmeister Henrik von Eckermann, Olympiasieger Christian Kukuk und der niederländische Meister Willem Greve treten an einem der Turnierabende gegeneinander an.
Jeroen erklärt die Vorgeschichte: „Ich begann mit Steve Guerdat, dem Testimonee von Rolex. Er ist jemand mit einer Vision – er war sofort begeistert. Ebenso wie andere Champions. Wir besprechen noch, mit welchen Pferden die vier an den Start gehen. Während des Wettkampfes werde ich den Zuschauern alles erklären und den Reitern Fragen zu ihren Pferden stellen. Es wird eine ernsthafte Prüfung auf dem Niveau von 1,45-1,50 Meter-Niveau. Wir glauben, dass wir diesen Wettbewerb in Zukunft weiter ausbauen können.“ Zur Dotierung äußerte sich Jeroen noch nicht.
Meine Meinung: Jeroen Dubbeldam steht in Sachen Pferdewechsel seit Jahren zu seiner Meinung. Jetzt, als Turnierchef auf internationaler Ebene, kann er seine Idee verwirklichen und für einen Abend den Pferdewechsel mit vier Topstars in den Mittelpunkt rücken. Vor einem Jahrzehnt, bei den Weltreiterspielen in Caen, hat Jeroen triumphiert. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mit erhobenen Armen einritt zur Siegerehrung – das ganze Stadion lag ihm zu Füßen! Später drängten die Gegner dieser besonderen Variante des WM-Finales darauf, sie abzuschaffen: Man vertrat die Ansicht, die Pferde würden viel zu stark beansprucht. Man bedenke: Alle vier Jahre vier Pferde!
Schaut man sich heute aktuell im Lande um, wo es noch Pferdewechsel gibt: Bei mancherlei Gelegenheit in der Dressur, etwa beim Derby in Hamburg, aber auch bei den Championaten der Berufsreiter und im Bereich der Nachwuchsreiter.
Damit wir uns recht verstehen: Ich plädiere nicht dafür, den Pferdewechsel im WM-Finale wieder einzuführen, etwa 2026 bei der WM in Aachen. Der Zug ist abgefahren. Wobei, wenn wir ehrlich sind, die Wahrheit doch eher so aussieht: Die Gefahr, dass unsere Topspringpferde zu stark beansprucht werden, ist ein ständiges Problem – eine Herausforderung für alle, die tagtäglich mit ihrem Einsatz zu tun haben. Das Springen, das Jeroen Dubbeldam im März 2025 ausrichten wird, ist dabei ja nur ein interessanter Farbtupfer.