Wenige Wochen nach den fulminanten Olympischen Spielen, sind die neuen Weltranglisten der Buschreiter, der Spring- und der Dressurreiter von besonderem Interesse: Isabell Werth liegt auf Rang eins, gefolgt von Jessica von Bredow-Werndl und Littie Fry. Im Springen verteidigt Henrik von Eckermann seine Führungsrolle, trotz des Debakels in Versailles. Platz zwei jetzt für Steve Guerdat. Rang drei für Ben Maher. Im Busch ist Tom McEwen die Nummer eins, gefolgt von Lara de Liedekerke und Ex-Weltmeisterin Rose Canter. Michael Jung jetzt auf Platz acht.
Mein Blick auf die Listen durch die deutsche Brille: Christian Kukuk, „unser“ Olympiasieger, rangiert aktuell auf Platz fünf – die beste Position für einen Deutschen seit längerer Zeit. Vor ihm der Franzose Julien Epaillard. Rang sechs für Max Kühner, danach McLain Ward, Martin Fuchs, Richard Vogel und Kent Farrington. Die Plätze von elf bis 20: Delestre, Coyle, Sweetnam, Charles, Swail, Staut, van der Vleuten, Fredricson, O’Connor und Philippearts.
Kendra Brinkop ist auf Rang 27 die nächstbeste Deutsche. Hansi Dreher jetzt auf Platz 37, gleich dahinter Jörne Sprehe. Daniel Deusser von 55 auf 47 geklettert. David Will von 51 auf 48. Da ist noch viel Luft nach oben.
Auf dem Dressurviereck sagen die Punkte aktuell nur wenig über den Wandel, der sich dort vollzieht: Für Isabell Werth und ihre Wendy war die Saison 2024 wirklich ein Glücksgriff. Die Silbermedaille in der Einzelwertung von Paris sagt alles. Jessica von Bredow Werndl belegt am Ende ihrer Weltkarriere mit viermal Gold jetzt den zweiten Platz – Dalera sammelt bekanntlich keine Punkte mehr. Littie Fry hat mit ihren zwei Bronzemedaillen auf Glamourdale den dritten Rang gefestigt.
Auf Rang vier liegt Dinja van Liere, dahinter Catrine Laudrup-Dufour. Rang sechs für Nanna Marrald. Auf sieben Patrick Kittel vor Carl Hester, Emmelie Scholtens und Frederic Wandres auf Rang zehn. Hut ab! Drei Deutsche unter den ersten zehn: Das kann sich sehen lassen, wenngleich Jessica damit rechnen muss, im Laufe Saison 2025 weiter nach hinten zu rutschen. Das liegt in der Natur der Sache.
Mein Blick verdüstert sich beim Rang elf: Charlotte Dujardin wird dort geführt – die sich vor Paris völlig um Respekt und Anerkennung gebracht hat. Ich bin gespannt, wie oder ob überhaupt diese zwiespältige Karriere weitergeht – oder auch nicht.
Matthias Rath verteidigt seinen Platz 17. Kommende Woche wird Matthias im Schlosspark von Donaueschingen versuchen, auf einem neu hergerichteten Areal an die alten, längst vergangenen Dressurtage vor dem Schloss der Fürstenberger anzuknüpfen: Vergessen wir bitte nicht das Jahr 1991, als am Beginn des Jugoslawienkrieges die damals dorthin vergebene EM binnen weniger Tage nach Donaueschingen verlagert wurde, bestens organisiert von Gotthilf Riexinger.
Isabell Werth holte auf Gigolo ihren allerersten internationalen Einzeltitel. Heute, mehr als 30 Jahre später, muss die FEI nach einem neuen Austragungsort für die turnusgemäße EM suchen – im östlichen Samorin hat man – nicht zum ersten Male – den Mund zu voll genommen. Und die EM zurückgegeben. Vielleicht handelt man bei der FEI mal konsequent, wenn aus Samorin wieder Bewerbungspost eingeht.
Kurz zum Schluss: Ingrid Klimke liegt aktuell auf Rang 18. Sie kann mit der olympischen Saison nicht zufrieden sein. Sönke Rothenberger beendet den Sommer auf Rang 21. Er hatte heuer Pech, obwohl er mit seinen Pferden mancherlei Erfolge holte und nicht weit entfernt war von Versailles. Aber das ist nun wirklich das Blätterrauschen von gestern. 26. ist Bianca Nowag-Aulenbrock vor Felicitas Hendricks. Dorothee Schneider auf 32. Raphael Netz auf 35. Fabienne Lütkemeier auf 47 und Helen Langehanenberg auf 48.
Zum Schluss schauen wir auf die Buschreiter: Fünf Briten unter den ersten Zehn: Nach Oliver Townend und Yasmin Ingham, der Weltmeisterin, auf vier und fünf, hat sich Michael Jung verdientermaßen von elf auf acht nach oben gearbeitet. Chapeau! Seinen Fischer Wild Wave, der letztlich nicht hielt, was er versprach, geht von sofort an unter einem Chinesen, dessen Namen man noch nicht nennen mag: Vielleicht ist es ja die Nummer 49 der neuen Weltrangliste: „Alex Hua Tian“. (Ich garantiere für nix!)
Julia Krajweski, die mich und viele andere in Versailles begeistert und vollauf überzeugt hat, belegt Platz 13. Christoph Wahler ist auf 35 zurückgefallen. Er hatte bei Olympia leider keinen guten Geländetag.
Soviel ist jedenfalls klar: Der Übergang von der Grünen Saison in die Hallen ist fließend. Also bleiben die Weltranglisten in Bewegung. Deshalb macht es wirklich Spaß, immer wieder draufzuschauen.