Um 16.55 Uhr warf Patrik Stühlmeyer seinen Reithelm im hohen Bogen in die Arena. Der „Stalljockey“ von Paul Schockemöhle hatte soeben mit dem elfjährigen Deckhengst Drako de Maugre aus der französischen Zucht seinen ersten deutschen Meistertitel gewonnen. Dickes Kompliment! So aufgewühlt hat man den sonst eher ruhigen Patrick noch nie gesehen. Und im Hintergrund der stolze Paul Schockemöhle, dessen Angestellter in die Kameras sagt: „Mein Chef war das ganze Wochenende hier in Balve und hat mich toll unterstützt.“ Na klar, Paul Schockemöhle weiß wie kein anderer, wie man Reiter motiviert und zu Topleistungen führt.
Silber und Bronze im deutschen Titelkampf dieser olympischen Saison 2024 gehen an Cedric Wolf aus Meckenheim auf DSP Chicitito und Mario Stevens auf seinem Starissa. Stühlmeyer beendet die Meisterschaft mit der Idealnote „null Punkte“, für Wolf geht’s am Ende um einen Zeitfehler. Und Mario galoppiert mit vier Punkten in schnellster Zeit über die Ziellinie.
Hinter den drei auf dem Treppchen belegt der abgeklärte und versierte Marco Kutscher auf Karajan den etwas undankbaren Platz vier – seine Ritte aber zählten zum feinsten, was man heuer in Balve zu sehen bekam. Platz fünf für Christoph Brüse aus Königswinter auf Elalisa. Platz sechs für Rene Dittmer auf Corsica, die man im Winter vor allem auf der Weltcuptour in den USA gesehen hat. Der von mir – und vielen anderen – favorisierte Richard Vogel musste mit Rang 21 vorlieb nehmen. Das hatte er sich gewiss anders vorgestellt. Aber so ist nun mal der Sport.
Nicht zu vergessen: Das mit 60 000 Euro dotierte Finalspringen mit zwei Umläufen sicherte sich Mario Stevens auf Starissa, Siegprämie 15 000 Euro. Rang zwei für Marco Kutscher auf Karajan, Prämie 12 000 Euro. Rang drei für Patrick Stühlmeyer, den neuen Deutschen Meister, Prämie 9000 Euro. Heute waren 29 Pferde am Start, 26 in der Wertung.
Kritisches von mir zum Schluss: Die Regeln dieser Deutschen Meisterschaft im Springreiten sind viel zu kompliziert! Selbst der erfahrene Carsten Sostmeier schaffte es nicht wirklich, den Laien daheim auf dem Sofa die Details klar zu machen. Das war leider keine Werbung für den Sport. Die Regeln müssen dringend vereinfacht werden.
Wenn der Sport den Eindruck erweckt, er halte das Komplizierte für eine Qualität an sich – damit ist er eindeutig auf dem Holzweg. Ich würde einfach mal bei Paul Schockemöhle anrufen und ihn fragen, ob er eine Idee hat, wie man’s besser macht. Vergessen wir nicht: Viele internationale Regeln stammen tatsächlich von Paul – nur weiß das die junge Generation leider nicht.