Frank Rothenberger, weltweit renommierter Parcoursaufbauer, fasst die Premiere des neuen alten Turniers im Schlosspark an der Donauquelle mit einem Wort zusammen: „Aufbruchstimmung! Und ein wenig zu viel Regen!“ Gerade eben, unter der herbstlichen Abendsonne, hat sich der 65. Große Preis entschieden: Maximilian Weishaupt auf dem in Bayern gezogenen Schimmel Omerta Incipit gewinnt mit dem schnellsten Ritt im Stechen: Siegprämie 18 750 Euro. Hut ab! Der Bruder von Philipp Weishaupt sagt: „Ich hab’s noch gar nicht realisiert!“ Mit Kampfgeist hat Maximilian einen ausländischen Doppelsieg gerade noch verhindert: Rang zwei für den Niederländer Hendrik-Jan Schuttert auf Kailon, Prämie 15 000 Euro vor Penelope Leprevost auf Flamingo, Prämie 11 250 Euro.
42 Pferde auf der Starterliste, ein versöhnlicher, sonniger Nachmittag im Fürstlich Fürstenbergischen Altpark: Leider patzen die Favoriten wie Michael Jung, Richard Vogel und David Will. Laura Klaphake kommt mir ihrem Quin einen ärgerlichen Zeitfehler zu spät über die Ziellinie. Die Fehler häufen sich auf der Schlussgerade in einer Zweifachen, deren Aussprung durch eine dünne schwarze Bretterplanke die ganze Geschicklichkeit und Routine der Pferde erfordert. (Den großen Donaueschinger Wassergraben von einst gibt es nicht mehr. Wahrscheinlich spart man sich damit den Einsatz eines Grabenrichters alter Prägung.)
Richard Vogel, erfolgreichster Springreiter diese Tage an der Brigach, sagt: „Als Kind war ich schon zum Zuschauen hier, saß mit meiner Familie auf einem der grünen Wälle. Damals hab‘ ich davon geträumt, einmal auf diesem riesigen Platz reiten zu dürfen. Diesjahr hat es zum ersten mal geklappt. Das war ein tolles Gefühl. Die Premiere ist vollauf gelungen!“
Fast fünfzig Wettbewerbe an vier Tagen, dazu der Festumzug durch die Stadt, die Gala zum 70-jährigen Bestehen des Turniers, ein nobler Abendempfang im Schloss neben der Donauquelle. Wieder Gespannfahren, das sich in den kommenden Jahren für die Vierspänner steigern soll. Im neuen Dressurstadion, wo es heute volle Tribünen gab, boten Matthias Rath und sein Team viele Chancen, junge Pferde vorzustellen und junge Reiter*innen in den gehobenen Sport einzuführen.
Erfolgreichste Reiterin war erwartungsgemäß Dorothee Schneider, die den zwölfjährigen Dayman vorstellte, gezüchtet von Hermann Gerland, dem einstigen Kult-Co-Trainer des FC Bayern; der übrigens mit Lisa und Thomas Müller beim Züchten gemeinsame Sache macht. Schade übrigens, dass man in der sonntäglichen Kür nur sechs Pferde am Start sah. Das muss übers Jahr noch etwas besser werden. Statt der erhofften 40 000 Besucher kamen zur Premiere „nur“ 25 000 – so die Angaben von Matthias Rath. Tja, aller Anfang ist schwer! Vielleicht haben etwa die Deutschen Jugendmeisterschaften in Riesenbeck einige Teilnehmer gekostet. Und wenn’s 2025 keine Olympischen Spiele gibt, kein anderes dickes Event, bei dem die Dollars und die Euros nur so fliegen – dann finden die Eschinger Tage langsam aber sicher dorthin zurück, wo sie einmal waren: Auf das europäische Niveau!