Bevor heute die ersten Pferde das neue Dressurstadion, den Springplatz oder den Fahrplatz betreten haben, ehe also die 64. Auflage des Traditionsturniers im Schlosspark an der Donauquelle beginnt, haben Organisator Matthias Rath und sein Team bereits die ersten Vorschusslorbeeren eingeheimst. Die FN hat ihnen nämlich für die Saison 2026, wenn die Aachener die Weltmeisterschaften ausrichten, den Zuschlag erteilt für die deutschen Nationenpreise in Dressur und Viererzugfahren. Ein bemerkenswerter Vertrauensbeweis! Matthias Rath sagte es so: „Wir haben uns darum beworben und für beide Prüfungen den Zuschlag erhalten. Das ist schon toll!“
Viele unter uns Älteren erinnern sich durchaus: 1986 lief in der Soers die Weltmeisterschaft der Springreiter. Deshalb vergab die FN schon damals den klassischen Preis der Nationen von der Soers in den Schlosspark. Die deutsche Equipe siegte prompt. Mit im Team, wenn ich mich nicht sehr täusche, war Paul Schockemöhle. Den Aachenern, übrigens, gefiel diese Vergabe nach Süddeutschland nicht so sonderlich.
Heute aber, an diesem durchaus historischen Donnerstag, geht unser Blick natürlich nach vorn. Der Neustart, wichtig und lange erhofft, beginnt mit knapp 50 Prüfungen, mit speziellen Serien für die Nachwuchspferde und die Nachwuchsreiter. 400 000 Euro Preisgelder liegen bereit, der Turnieretat beträgt rund 2,5 Millionen Euro. Matthias Rath sagt: „Wir erwarten rund 40 000 Zuschauer!“ Das ist ein ehrgeiziges Ziel, zumal da in diesem Jahr das Fahren nur für die Ponyfahrer stattfindet. Die WM in Ungarn liegt erst wenige Tage hinter uns: Silber für Michael Brauchle, Georg von Stein und Mareike Harm. Chapeau!
Heute früh entfaltet die raue „Baar“, der Landstrich zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alt, gewiss seinen ganzen herben Charme. Es ist „a…“kalt, Frühnebel hängen über dem alten Park an der Brigach. Der Wind pfeift fast so, als wäre man an der See. Da liegen die sonnigen Tage von Olympia in Versailles weltenweit entfernt. Diese Atmosphäre muss man mögen. Vergessen wir nicht: Der Schlosspark liegt genau 686 Meter über Meereshöhe! Es ist der am höchsten gelegene Turnierplatz Deutschlands! Kein Witz! Manche, die zum ersten Male „in Donau“ antreten, wie es kurz und knapp heißt, andere nennen den Ort auch nur kurz „Eschingen“ – die Debütanten also unterliegen durchaus der Gefahr, nicht genügend warme Klamotten für ihre Pferde und für sich selbst mitzuhaben. Das allerdings passiert einem nur ein einziges Mal!
Mein kurzer Blick auf die Meldelisten – ohne Gewähr, versteht sich: Marcus Ehning und Hansi Dreher, Michael Jung mit seinen Springpferden und Janne Meyer-Zimmermann, Richard Vogel und Sophie Hinners, Laura Klaphake und Penelope Leprevost. Auf dem Viereck, dort, wo bisher die Wagenlenker ihren Platz hatten, erwartet man Dorothee Schneider, Lisa Müller und Helen Langehanenberg. Als Olympiateilnehmer kommt nur die Schweizerin Andrina Suter.
„Wir wollen bescheiden anfangen“, das sagt Matthias Rath in diesen Tagen immer wieder. Also bleibt das Turnier im Park der Adelsfamilie zu Fürstenberg eher auf die Breite ausgerichtet, bis in die Region hinein. Rath hat auf fünf Jahre Vertrag. Im Großen Preis am Sonntag gibt es „nur“ 75 000 Euro. Für mich genau die richtige Größenordnung. Bleibt zu hoffen, dass sich das Turnier auf der Baar seinen alten, historischen Platz auf dem europäischen Kalender zurückerobern kann. Die Chancen stehen jedenfalls gut.