Europa ist und bleibt der Mittelpunkt des internationalen Sports mit den Pferden. Die wichtigen Schauplätze an diesem Wochenende: Madrid mit zwei Weltcupstationen in Dressur und Springen, dazu Stockholm mit starker Besetzung, allerdings ohne Weltcup. In der spanischen Hauptstadt gab’s am frühen Abend einen deutschen Doppelsieg in der Kür.

Im dänischen Aarhus-Vilhelmsburg hat die Saison 2022/23 begonnen, dort ein Heimspiel von Carina Krüth. Danach folgte das südfranzösische Lyon mit einem Erfolg von Isabell Werth, kurz darauf in Stuttgart siegte etwas überraschend Ingrid Klimke, die zuvor schon im polnischen Zakrzow erfolgreich gewesen war. Und heute in Madrid überzeugte Frederic Wandres auf Stall Kasselmanns 15-jährigem Duke of Britain, der nach einer längeren Pause mit starken 84,830 Prozentpunkten auf die große Bühne zurückgekehrt ist. Kompliment! Siegprämie 14 000 Euro.

Auf Rang zwei setzte die fünfköpfige Jury Helen Langehanenberg und ihre 14-jährige Annabelle mit guten 80,035 Prozent. Dabei fällt mir auf, dass diese so spannende und ereignisreiche WM-Saison 2022 fast völlig an Helen Langehanenberg vorbeigegangen ist. Geldpreis 10 200 Euro. Rang drei für die Niederländerin Thamar Zweistra auf dem neunjährigen Hengst Hexagon’s Ich weiss mit 79,660 Prozent. Preisgeld 7700 Euro.

Schauen wir auf den aktuellen Punktestand nach vier von elf Stationen auf dem Weg ins Finale in Omaha/Nebraska, das im April 2023 stattfindet: Benjamin Werndl bleibt an der Spitze mit 50 Punkten, gefolgt von der für Frankreich startenden Spanierin Morgan Barbacon (45) und der Niederländerin Thamar Zweistra (41). Ingrid Klimke mit ihren 40 Punkten jetzt auf Rang vier zurückgerutscht, gleich dahinter mit 37 Zählern Isabell Werth. Der in Deutschland lebende Schwede Patrick Kittel liegt mit 34 Punkten auf Rang sechs, mit 33 Zählern folgt ihm Frederic Wandres quasi auf den Fersen. Helen Langehanenberg belegt aktuell Platz neun.

Wichtig zu wissen: Der Kampf um die Startplätze für das Weltcupfinale in den USA wird in dieser Hallensaison besonders spannend und besonders eng. Wieso? Ganz einfach: Wir haben nur drei Startplätze, von denen einer bereits fest vergeben ist an die Titelverteidigerin Jessica von Bredow-Werndl. Morgen um 10.40 Uhr beginnt in der schwedischen Hauptstadt die Kür außerhalb des Weltcups. Am Start sind Jessica mit ihrer Dalera, ihr Bruder mit seinem Famoso, dazu Isabell Werth mit Quantaz, Patrick Kittel mit Touchdown, Carina Krüth mit Danciera, Dinja van Liere mit Hartsuiker, der zuletzt in Stuttgart ging. Alles in allem nur neun Pferde!

Manchmal fällt es einem schwer, die Gedankengänge unserer Dressurstars zu verstehen. Etwa dies: Jessica von Bredow-Werndl und ihr Bruder satteln ihre guten Pferde in Lyon und Stockholm, treten in Stuttgart, unweit von zu Hause, nur mit Zweitpferden an – ihre Fans sind zurecht enttäuscht. Danach unternehmen sie die lange Tour nach Stockholm, wo es keine Weltcuppunkte gibt, während andere in Madrid punkten. Zugegeben, die Saison in Richtung Cupfinale ist noch lang; Mitte Februar kann man Punkte holen in Neumünster. Mal schauen, wer am Ende die beiden vakanten Startplätze einnimmt.

In Madrid läuft zur Stunde 14.45 Uhr) das sechste Weltcupspringen der Saison. Bevor es entschieden ist, der kurze Blick hinauf in den Norden nach Stockholm. Dort hat, wie zu erwarten war, Jessica von Bredow-Werndl mit ihre Dalera die Kür gewonnen mit üppigen 88,760 Prozentpunkten, die Siegprämie 70 500 Euro. Isabell Werth und ihr Quantaz belegten mit 85,360 Punkten Rang zwei, Preisgeld 48 200 Euro. Rang drei für Patrick Kittel und Touchdown mit 83,660 Punkten, Preisgeld 34 300 Euro. Platz vier für Carina Krüth und ihre Danciera mit 82,825 Punkten, Prämie 23 600 Euro. Und Rang fünf für Benjamin Werndl und seinen Famoso mit 81,095 Punkten, Prämie 16 700 Euro. In Stockholm waren nur acht Pferde am start, Weltcuppunkte gab’s nicht.

Beim Weltcupspringen in Madrid, der sechsten von 14 Stationen, gab’s den zweiten Saisonsieg nach Lyon für den Franzosen Julien Epaillard auf Caracole, Siegprämie 53 800 Euro. Daniel Deusser auf Bingo Ste Hermeile belegte Rang zwei, Prämie 32 600 Euro. Rang drei für den Franzosen Simon Delestre auf Cayman Jolly Jumper, Prämie 24 450 Euro. 40 Pferde waren am Start, 14 davon im Stechen. Dotierung insgesamt: 163 000 Euro, ähnlich wie in Stuttgart.

Auf der Punkteliste, die in Richtung Finale in den USA führt, hat es einen Wechsel an der Spitze gegeben: Kevin Staut hat mit 42 Zählern Henrik von Eckermann (34) auf Platz drei verdrängt, Zweiter ist jetzt Julien Epaillard (40). Daniel Deusser hat sich von Rang 31 auf fünf verbessert (28), Richard Vogel, der Sieger von Stuttgart, belegt Platz 13 mit 20 Punkten. Gerrit Nieberg ist 14. mit ebenfalls 20 Punkten. Bis dato haben 112 Reiter im Weltcup 2022/23 gesattelt, sechzig von ihnen haben gepunktet.

Einen schönen Abend noch. Nachher verfolgen wir in Katar, wo unsere Bundeskicker sportlich stehen. Womöglich dürfe sie bald heimfliegen und die besinnliche Adventszeit genießen. Das wär‘ ihnen zu gönnen.