Der Weltcup macht gerade Station in Amsterdam. Dort hat Shutterfly unter Meredith Michaels-Beerbaum 2004 den Großen Preis gewonnen. Gestern hat Meredith der internationalen Reiterwelt mitgeteilt, dass ihr legendärer Wallach aus der Hannoverschen Zucht im Alter von 30 Jahren eingegangen ist. Sie schreibt: „Für mich war Shutterfly das perfekteste Springpferd der Welt.“ Meredith hat Recht. 

Beginnen wir mit den wichtigsten Fakten: Geboren am 14. Januar 1993 auf dem Hof des Züchters Uwe Dreesmann in Hessel, ein Hannoveraner von Silvio I, Mutter von Forrest xx. Größte Erfolge: Einzel-Europameister und Vize-Team-Europameister 2007 in Mannheim. WM-Bronze im Team und im Einzel 2006 in der Aachener Soers, Sieger im Weltcupfinale 2005, 2008 und 2009, Sieger im Großen Preis von Aachen 2005, Sieger im Top-Ten-Finale von Genf 2004 und 2006, vierter Platz bei den olympischen Reiterspielen 2008 in Hongkong. Lebensgewinnsumme 3,520 Millionen Euro. Siege in ungezählten Großen Preisen im In- und Ausland.

Ursprünglich hieß dieser elegante hochbeinige Halbblüter Struwwelpeter wegen seiner struwweligen Mähne. Sein Spitzname war „Petey“. Als Sechsjähriger wurde er an eine Amerikanerin verkauft, kam ein Jahr später in den Stall von Meredith – sein Talent war ihr beim Turnier in Rastede aufgefallen. 2011 siegte Meredith mit ihrem Shutterfly in der Soers beim Preis von Europa. Spontan entschied sie, dass der 18-Jährige am Schlusstag vor 45 000 Zuschauern verabschiedet werden sollte. Seither lebte Shutterfly als Rentner auf dem Hof der Beerbaums in Thedinghausen bei Bremen, der übrigens zuvor Gerd Wiltfang gehört hatte.

Meredith schreibt jetzt auf Social Media: „In unendlicher Trauer muss ich leider mitteilen, dass wir Shutterfly verloren haben. Er war das Pferd meines Lebens. Wir werden den immer freundlichen und herzensguten Petey vermissen.“

Kein Zweifel, wer dieses Pferd unter Meredith viele Male live gesehen und erlebt hat, der weiß, dass es das perfekte Springpferd war – schnell und wendig, immer die Ohren nach vorne gerichtet, mit enormem Galoppiervermögen, stets fein und geschmeidig an der Hand seiner Reiterin, immer nach vorne ausgleichend, nie zögernd oder gar verweigernd.

Die ungezählten Springen, an denen Shutterfly teilnahm, waren erst entschieden, wenn die beiden über die Ziellinie galoppiert waren. Sein Springvermögen nahezu unbegrenzt, dabei präzises Taxieren selbst im Renngalopp. Nur ein einziges Mal der Panik nahe: Beim WM-Finale von 2006 in der Soers: das Umsatteln zum Reiterwechsel, mitten in dem riesigen Stadion, ängstigte den Wallach – danach sagte  Meredith: „Ich hab‘ ihm versprochen, dass er das nie wieder ertragen muss.“

Meredith Michaels-Beerbaum, deren Checkmate über die Jahre mit Shutterfly auf einer Weide stand, hat ihre Karriere ohne große Ankündigung oder gar Zeremonie beendet. Sie war sich sicher, nie wieder ein solches Pferd unter den Sattel zu bekommen. Eine weise Entscheidung.