Erinnern Sie sich noch an Rex Gildo? 1972 sang der Frauenschwarm den Schlager „Fiesta, Fiesta Mexicana“, dazu ein schneidiges „Hossa!“ Das kommt mir heute in den Sinn, alldieweil Jan Tops und sein Golbal Zircus Maximus am Paseo de la Reforma der gigantischen Hauptstadt Mexiko City Station machen. Die erste dickere Siegprämie, nämlich exakt 32 618,02 Euro, schnappten sich im Teamspringen unsere beiden Jungstars Philipp Schulze Topphoff auf Clemens und Christian Kukuk auf Mumbai. Morgen folgt auf der Station Nummer drei der Große Preis, dotiert mit 330 000 Euro.

In den späten Siebzigern und frühen Achtzigern habe ich mehrmals Mexiko bereist – damals sagten uns die Leute: „Wir sind weit von Gott aber nah an Amerika!“ Das war politisch gemeint und hieß: „Unser Land gehört den Amerikanern, vor allem unsere Hauptstadt.“ Schon damals stöhnte Mexiko unter der Korruption, unter den Bandenkriegen und der Armut von Millionen Menschen, namentlich der indianischen Minderheit.

Schaut man heute auf dieses wunderschöne Land und seine Menschen, so sieht man, dass alles leider nur noch schlimmer geworden ist. Weite Teile Mexikos sind rechtsfreie Räume, das Land, das im Süden an Guatemala grenzt und im Norden an die USA, ist quasi Durchgangsland für Zehntausende, die aus Mittel- und Südamerika in die USA drängen. Ein dramatisches Problem.

Die mexikanische Hauptstadt war und ist eine faszinierende Megametropole: Damals schrieb man ihr 20 Millionen Einwohner zu und gab ihr das Prädikat „Größe Stadt der Welt“. Wie viele Menschen heute dort leben – wer mag das mit einiger Gewissheit sagen? Sicher ist jedenfalls dieses: der Paseo de la Reforma zieht sich – 15 Kilometer lang und bis zu 60 Meter breit – quer durch diese Megacity.

Just an dieser Straße, auf dem „Campo Marte“, einem alten Militärgelände von 1928, macht die Global Champions Tour an diesem Wochenende Station. Nicht allzu weit entfernt liegt die Plaza Garibaldi, auf der die Mariachi-Kapellen ihre wunderbare Folkloremusik spielen: ebenso unvergesslich wie der Park Chapultepec, das bunte Kneipenviertel Zona Rose, das legendäre Völkerkundemuseum oder das Opernhaus „Palacio de Bellas Artes“, also der schönen Künste. Diese Stadt muss man einmal im Leben gesehen haben.

Apropos schöne Künste. Vergangenes Wochenende noch an der Beach von Miami, nun bereits einige Flugstunden entfernt und mehr als 2000 Meter über dem Meer im Hochland von Mexiko, wo seine Hauptstadt liegt. 51 Reiter aus 18 Nationen mit knapp hundert Pferden waren gemeldet. Wieder mit dabei die absolute Nummer eins, Henrik von Eckermann, dazu Scott Brash, Denis Lynch, der Finalsieger von Omaha. Dazu die Deutschen, das größte Team: Ahlmann, Baackmann, Deusser, Dreher, Katrin Eckermann, Kukuk, Schulze Tophoff und Will.

Schaut man auf den Ergebniszettel des Teamspringens, so sieht man, dass Daniel Deusser offenkundig auf einer Pechsträhne reitet: Im Teamspringen wird er als „eliminated“ geführt. Vorausgegangen war ein Sturz mit Bingo, der zunächst schlimmer aussah als er war. Ganz anders Philip Schulze Topphoff und Christian Kukuk: Viermal null stand für sie am Ende – kein anderes Duo brachte solch ein Idealresultat zustande. Kompliment! Ein schöner Erfolg für „Riesenbeck international“; Ludger Beerbaum, noch immer angeschlagen nach seinem Beinbruch in Doha, dürfte zufrieden sein, zumal sein Team nach drei Runden mit 70 Pluspunkten an der Spitze liegt.

Platz zwei und 27 253,22 Euro für Jur Vrieling und Greory Wathelet vom Team Paris Panthers mit acht Strafpunkten. Dahinter Madrid in Motion mit Eduardo Aznar, Maikel van der Vleuten und Laura Kraut. Prämie über 22 061,37 Euro. Insgesamt 16 Mannschaften am Start, Dotierung über alles 153 000 Euro. Morgen gibt’s in der mexikanischen Hauptstadt den Großen Preis, den Ludger Beerbaum auf Mila vor einem Jahr gewinnen konnte. Diesmal scheint mir alles offen. Alsbald zieht der Zircus Maximus weiter nach Madrid und an die Cote d’Azur.