Der FN-Generalsekretär Sönke Lauterbach und sein Kollege Dennis Peiler, Geschäftsführer des DOKR, haben nach dem dramatisch verlaufenen Verbandstag mittels Interview der FN-Pressestelle ihre Sicht nach den Rücktritten von Präsident Erbel und Finanzkurator Ziegler dargelegt. Sie sprechen von einem „schwarzen Tag“. Lauterbach, dem die Delegierten – wie Erbel und Ziegler – die Entlastung mehrheitlich verweigert und damit das Misstrauen ausgesprochen haben, möchte erst in absehbarer Zeit darüber entscheiden, ob er sein Amt zur Verfügung stellt.

Auf die Frage, wie Lauterbach und Peiler die Ergebnisse des gestrigen Verbandsrates einordnen, antwortet Dennis Peiler: „Das war heute ein rabenschwarzer Tag für die FN und den deutschen Pferdesport. Das ist eine Zäsur für den Gesamtverband. Ich glaube, es wurde heute deutlich, dass wir alle verstanden haben, was die Stunde geschlagen hat. Wir nehmen die Kritik bezüglich der Finanzsituation sehr ernst.

Wir haben einen Plan, wie wir die Empfehlungen des unabhängigen Gutachtens umsetzen werden. Das geht aber alles nicht von heute auf morgen. Wir haben zwar die ersten Schritte gemacht, aber wir haben noch einen großen Berg vor uns, den wir erklimmen müssen.“

Sönke Lauterbach sagte auf dieselbe Frage: „Der Präsident und der Finanzkurator haben sich über Jahre für den Verband eingesetzt und riesiges Engagement gezeigt. Gerhard Ziegler über Jahrzehnte, vom Reiterverein über den Landesverband Baden-Württemberg bis zur FN. Hans-Joachim Erbel über drei Jahre als unser Präsident. Und gerade jetzt in der Krise haben beide ihr letztes Hemd gegeben für diesen Verband.

Insofern bin ich betroffen darüber, was ihnen heute widerfahren ist. Natürlich ist es zu akzeptieren und zu respektieren, dieses Votum der Mitglieder. Aber es macht mich betroffen. Und mein ganz persönlicher Dank gilt den beiden.“

Nächste Frage: „Herr Lauterbach, was bedeutet Ihre Nicht-Entlastung für Sie persönlich?“ Antwort: „Das Ergebnis gibt mir natürlich zu denken. Ich werde mich damit in den nächsten Tagen und Wochen sehr beschäftigen. Aber ich werde jetzt aus der Emotion heraus keine kurzfristige Entscheidung treffen. Denn dazu liegt mir die FN, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Menschen, mit denen ich zu tun habe, und der Pferdesport zu  sehr am Herzen.

Auch wenn das andere anders sehen werden, habe ich eine Vorstellung davon, was passiert, wenn ich hier jetzt kurzfristig die Konsequenzen ziehe. Das ist, davon bin ich der festen Überzeugung, nicht im Interesse der FN, sondern dann wird die Situation für uns noch schwieriger. Deswegen werde ich in Ruhe überlegen, wie ich damit umgehe.“

Wie geht es jetzt weiter? Lauterbach antwortet: „Im Moment steht der Verband ohne Präsident und ohne Finanzkurator da. Wir müssen einen Weg finden, wie wir mit dieser Personallücke umgehen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, wir warten bis zur turnusmäßigen Versammlung im Mai 2025, bei der sowieso Neuwahlen in allen Bereichen anstehen. Oder der Verband entscheidet sich dafür, kurzfristiger nach neuen Kandidaten zu suchen und eine Nachwahl schon früher stattfinden zu lassen.

Möglich sind beide Wege. Das ist aber keine Entscheidung des Geschäftsführenden Vorstandes, sondern eine Entscheidung der Verbände, der Mitglieder und der Delegierten. Wir werden diesen Weg begleiten und moderieren.“

Dennis Peiler sagt: „Was die Personallücke im Bereich Personal und Finanzen betrifft: Hier werden wir ab Oktober wieder ein viertes Vorstandsmitglied haben. Wir werden aber auch externe Unterstützung hinzunehmen. Denn auch neue Kollegen müssen sich erst einfinden. Zum Glück haben wir ein sehr gutes Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die uns schon die letzten Wochen und Monaten sehr unterstützt haben und auf die wir weiterhin bauen können.“

Ich sehe die Lage in Warendorf an diesem Morgen nach dem verbandspolitischen Erdbeben so: Für meine Begriffe war das gestern kein schwarzer Tag für die FN und den deutschen Pferdesport, sondern im Gegenteil ein guter Tag. Weshalb? Auf der Grundlage demokratischer Abstimmungen hat die Mehrheit dieses außerordentlichen Verbandstages entschieden – also das getan, was die Pflicht ihrer Mitglieder ist, nämlich Farbe zu bekennen und Flagge zu zeigen, selbst wenn es unbequem wird und einem der Wind eiskalt ins Gesicht weht.

Dem Präsidenten Hans-Joachim Erbel wurde die Entlastung mit 113 Nein-Stimmen zu 72 Ja-Stimmen verweigert. Beim Finanzkurator Gerhard Ziegler waren es 121 Nein-Stimmen und 62 Ja-Stimmen. Für Sönke Lauterbach waren es 102 Nein- zu 83 Ja-Stimmen. Der gekündigte Rene Straten erhielt 154 Nein-Stimmen  bei 15 Ja-Stimmen und 16 Enthaltungen. Die Zahlen sprechen für sich.

Das klare Votum gegen Rene Straten lasse ich an dieser Stelle mal außen vor. Vieles spricht dafür, dass es zu einem Prozess vor dem Arbeitsgericht kommen wird. Betrachtet man die Höhe der Nein-Stimmen, so schaut es doch ein Stückweit so aus, als sehe man in ihm den Buhmann. Erbel und Ziegler indessen sehen sich zu unrecht abgestraft.

Dafür habe ich, persönlich gesehen, Verständnis. Aber es hilft ihnen nichts: Beide haben nicht nur  nach innen, sondern auch nach außen die verbandspolitische Verantwortung getragen, aber nicht klar und deutlich genug getragen. Sie berufen sich intern auf ihre Ehrenamtlichkeit und zugleich auf die Verantwortung der Hauptamtlichen.

Damit machen sie es sich zu einfach. Hans-Joachim Erbel, der FN-Präsident   war über drei Jahre, hat es in dieser Zeit nicht vermocht, ein Gesicht zu zeigen, also den Reiterverband nach außen zu verkörpern. Mit dem Spitzensport hat er gefremdelt, seine Basis gesucht im Bereich des Breitensports. Aber das war einfach zu wenig. Es reicht nicht, überall im Land Orden und Ehrenzeichen zu überreichen.

Ähnliches lässt sich sagen über den Finanzkurator Gerhard Ziegler, einen renommierten Wirtschaftsprüfer aus Stuttgart, Präsident der Wirtschaftsprüfer in Baden-Württemberg. Wenn man hört, dass es in der FN-Verwaltung kein modernes Controlling-System gibt, obschon diese FN, streng genommen, nichts anderes ist als ein mittelständischer Dienstleister – was soll man dazu sagen?

Schließlich noch dies: Martin Richenhagen, der sich vor Wochen anbot, als Präsident des Übergangs zu fungieren, hat gestern sofort abgewunken. Er weiß, dass er bei einer möglichen Nachwahl keine Mehrheit bekommen würde. Eigentlich schade. Wer sich so exponiert wie Richenhagen, den würde ich gerne in Amt und Würden sehen – so könnte er beweisen, was er kann und es nicht nur behaupten.

Grüße aus Stuttgart!