Hallo Leute, geht’s noch? Echt jetzt! Holger Wulschner, Springreiter aus dem Osten und Aktivensprecher im FN-Präsidium, hat sein Ehrenamt dieser Tage Knall auf Fall niedergelegt: Holger hatte seinen Freund Stefan Unterlandstättner, EX-Bankmanager, Pferdezüchter und Amateur-Springreiter, als Kandidaten für die FN-Präsidentschaft vorgeschlagen. Plötzlich stellte ein Anonymus ein unschönes Foto des Amateur-Springreiterts ins Internet – Unterlandstättner zog sein Interesse zurück, wittert eine „Schlammschlacht“. Im FN-Präsidium bedauert man Wulschners Rücktritt jetzt „außerordentlich“.

Um ehrlich zu sein: Das hat uns gerade noch gefehlt! Die Deutsche Reiterliche Vereinigung steckt in der tiefsten Krise ihres Bestehens sein dem Ende des Zweiten Weltkriegs, aber in der allgewaltigen Verbandsversammlung gibt’s offensichtlich Kräfte, denen die finanzielle wie atmosphärische Krise noch nicht tief genug geht. Stimmt: Es geht immer noch tiefer, es kann der letzte Rest an Anstand und demokratischer Haltung vollends über Bord geworfen werden – nach dem Motto: Nach uns die Sintflut!

Holger Wulschner schreibt: „Ich gehe, weil es gerade eine Kampagne gegen einen von mir vorgeschlagenen Kandidaten für das Amt des Präsidenten gibt. Ich hätte ihn wirklich für sehr geeignet gehalten. Wie hier vorgegangen wurde, das hat mich sehr betroffen gemacht. Ich bedaure sehr, ihn da hineingezogen zu haben.

Das hat nichts mit der FN zu tun. Ich habe immer gerne im Präsidium mitgearbeitet und meine Erfahrung und meine Meinung dort eingebracht. Ich war sicherlich nicht immer mit allem einverstanden, habe das auch deutlich zum Ausdruck gebracht und gelegentlich mein Veto eingelegt. Ich habe aber auch viele positive Leute kennengerlernt, die im Präsidium für die Sache brennen. Auch wenn ihnen die Verbandsstrukturen das Leben nicht immer leicht machen.“

Im Reiterjournal Baden-Württemberg werden die Details so dargestellt: Als die mögliche Kandidatur von Stefan Unterlandstättner intern bekannt wurde, tauchte im Internet ein Standfoto auf, das ihn zu Pferd in einer kritischen Situation zeigt. Zur Erklärung hatte Unterlandstättner gesagt, es habe sich um ein junges Pferd gehandelt, mit dem er im Laufe eines Parcours in eine schwierige Situation geraten sei: Bis dahin und auch danach bis ins Ziel habe er das Pferd gut unter Kontrolle gehabt. Deshalb sei es unfair und unseriös, ihm jetzt dieses Foto als unkorrekten Umgang mit einem Pferd anzulasten.

Meine erstaunte Frage an diesem Samstagnachmittag: Was geht eigentlich vor hinter den Kulissen? Wer schießt, wer intrigiert da gegen wen? Wer scheut sich nicht vor schäbigen Mitteln, um einen möglichen Kandidaten um das Präsidentenamt in Misskredit zu bringen?

Reichen die Rücktritte des Präsidenten Erbel, des Finanzkurators Ziegler sowie die Kündigung von FN-Generalsekretär Lauterbach nicht aus, um zu erkennen, was an der Freiherr von Langen-Straße auf dem Spiel steht? Image und Glaubwürdigkeit eines Sportverbandes, dessen Topstars erst vor wenigen Tagen mit viermal Gold und einmal Silber von Olympia heimgekehrt sind! Eine groteske Schmierenkomödie deutet sich da an…

Ob Holger Wulschner gut beraten war, einen Freund zur Kandidatur zu bewegen, sei dahingestellt. Ich meine, angesichts der dramatischen Situation in Warendorf täten sämtliche Mitglieder des FN-Präsidiums gut daran, sich fürs erste zurückzuhalten und nicht hinter den Kulissen zu mauscheln und zu intrigieren. Das macht die ganze Sache nur noch schwieriger – womöglich sogar unmöglich!

Es ist doch eines klar: Der künftige FN-Präsident bzw. Präsidentin braucht bei der Wahl eine breite Zustimmung – so viel Vertrauen und so viele Vorschusslorbeeren wie nur immer möglich! Nur mit einem deutlichen Rückhalt im politisch führenden Verbandsrat können der Präsident sowie der künftige Generalsekretär überhaupt ihre Ämter antreten und in dieser schwierigen Zeit einigermaßen erfolgreich ausüben. Haben das alle „Landesfürsten“, von denen man jetzt hinter vorgehaltener Hand ein ziemlich buntes Meinungsbild erfährt – haben sie alle kapiert, worum es jetzt geht? Ich fürchte nein.

Irgendwie hab‘ ich das dumme Gefühl, dass es einigen in der Verbandsversammlung gar nicht in erster Linie um die Sanierung der FN-Finanzen geht, um einen Neustart, der enormen Mut zu Veränderungen fordert – es geht einigen deutlich sichtbar um ihr eigenes Ego! Wenn eine solche Gesinnung die Oberhand gewinnt, dann gute Nacht!

Ach, da fällt mir gerade noch etwas ein: Wenn ich heute lese, dass man in Warendorf ernsthaft erwägt, die gesetzte Frist für die Kandidatensuche zu verlängern – hilfreich wäre das nicht! Möchte man bei der FN die Suchläufe so lange offenhalten, bis der ihnen genehme Kandidat seinen Hut in den Ring wirft? Geht es gar darum, einen Martin Richenhagen zu verhindern?

Ich sage hier und heute voraus: Wenn im Vorfeld der Wahl eines neuen FN-Präsidenten, Frau oder Mann, weiterhin intrigiert wird, anstatt mit offenem Visier einen vernünftigen Weg einzuschlagen, dann wird man am Ende, also in einigen Monaten, ohne jeden Kandidaten dastehen. Denn wer besitzt wirklich soviel Leidensfähigkeit und/oder Naivität, sich um ein derart vergiftetes Ehrenamt zu bewerben, wo die Heckenschützen ständig ihr Unwesen treiben und hinter jeder Ecke lauern.