Sönke Lauterbach, FN-Generalsekretär seit 2009, zieht die Konsequenzen: Er hat vergangenen Montag seinen laufenden Dienstvertrag zum 30. September 2025 gekündigt: „Ich habe das Gefühl, zur Belastung für die FN zu werden.“  Ein zehnköpfiges Gremium ist damit beauftragt, Nachfolger*innen zu suchen für das Amt des oder der FN-Präsidentin/en sowie des Finanzkurators. Einige Namen kursieren bereits.

Die Presseabteilung der FN in Warendorf verbreitete heute folgenden Text, den der Vorsitzende des Geschäftsführenden Vorstandes, Sönke Lauterbach, als persönliche Stellungnahme formuliert hat: „Das Vertrauen in meine Person hat massiv gelitten und die Kritik am Verband hat sich in den letzten Wochen immer mehr auf meine Person zugespitzt. Ich habe das Gefühl, dass ich zunehmend zur Belastung für die FN geworden bin. Ich sehe mich nicht mehr in der Position, den Verband auf Dauer zu führen.“

Wenngleich im Verbandsrat am 11. Juli über die nicht erteilte Entlastung hinaus keine Personaldebatte geführt worden ist, zieht Lauterbach jetzt persönliche Konsequenzen. Er sagt: „Ich übernehme die Verantwortung für die Fehler, die im Rahmen der Haushaltsplanung und Überwachung 2023/24 gemacht worden sind und dafür, dass unsere Kontrollmechanismen nicht gut genug funktioniert haben.“

Der FN-Vizepräsident Harald Hohmann bedauert die Entscheidung „zutiefst“. Er sagt im FN-Pressedienst: „Ich musste diese Nachricht erst einmal verdauen. Sönke Lauterbach ist aus Sicht des Präsidiums und aus meiner Sicht der richtige Mann an der richtigen Stelle. Er hat gemeinsam mit seinen Kollegen im Vorstand und mit den zuständigen Gremien der FN aus den Versäumnissen und Fehlern der Vergangenheit die richtigen Schlüsse gezogen und Maßnahmen vorgeschlagen bzw. bereits umgesetzt, die zur Bewältigung der aktuellen Situation erforderlich sind.

Er genoss stets das uneingeschränkte Vertrauen der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Führungsorgane. Umso bitterer ist es, dass er uns verlassen möchte. Die Entscheidung von Sönke Lauterbach verdient unseren größten Respekt.“

Sönke Lauterbach wird zum Schluss der heutigen Mitteilung mit folgendem Satz zitiert: „Ich werde meine ganze Kraft für die anstehenden Aufgaben einsetzen, um den Verband wieder in sicheres Fahrwasser zu führen.“

Weitere Fakten von heute: „Trotz der personellen Entscheidungen ist sowohl  der Geschäftsführende Vorstand mit seinen aktuell drei Mitgliedern als auch das FN-Präsidium dank seiner drei Vize-Präsidenten weiterhin handlungsfähig.

In seiner ersten Sitzung nach dem Verbandsrat hat sich das verbliebene Präsidium dafür ausgesprochen, noch in diesem Jahr 2024 – voraussichtlich im November – Nachwahlen auszurichten und nicht bis zu den nächsten turnusgemäßen Neuwahlen im Mai 2025 zu warten. Das Vorschlagsrecht für den neuen Präsidenten liegt beim Beirat Sport.“

Eine Findungskommission aus zehn Mitgliedern wird sich damit befassen, geeignete Kandidat*innen zu ermitteln. Ihre Mitglieder sind: Dieter Medow, Sprecher der Landesverbände, Theo Leuchten, Vize-Präsident Zucht, FN-Vizepräsident Harald Hohmann, Peter Hofmann, Heike Körner und Ingrid Klimke aus dem Bereich Sport, Norbert Camp und Carsten Grill aus dem Bereich Zucht sowie die FN-Vize-Präsidentin Annett Schellenberger und Rudolf Herzog von Croy aus dem Bereich Persönliche Mitglieder.

Meine aktuelle Sicht der Entwicklungen an der Freiherr-von-Langen-Straße in Warendorf: „Sönke Lauterbach macht das einzig richtige: Er übernimmt die Verantwortung für das Entstehen der Finanzkrise und zieht die persönlichen Konsequenzen. Eine andere Wahl bleibt ihm nicht, denn als hauptamtlicher Chef der gesamten Verwaltung trägt er nicht nur die faktische, sondern auch die verbandspolitische Verantwortung. Präsident und Finanzkurator sind zurückgetreten, Lauterbach macht – nach einigem Zögern – nun dasselbe. Gut so.

Der FN-Vizepräsident Harald Hohmann hat eben leider nicht recht, wenn er jetzt bedauernd erklärt, Lauterbach sei „der richtige Mann an der richtigen Stelle“ gewesen. Vor den Delegierten am Verbandstag hatte Sönke Lauterbach persönlich „Systemfehler“ eingeräumt. Er entschuldigte sich ausdrücklich dafür. Lauterbach erklärte ausführlich, was jetzt zu tun wäre, um die Dinge mittel- bis langfristig wieder ins rechte Lot zu bringen. Weshalb er nicht längst damit begonnen hatte, bleibt sein Geheimnis.

Vielleicht gab’s ja bei der FN viel zu enge Loyalitäten zwischen Ehrenamt und Hauptamt. Aus dem Verbandsrat war in diesen Tagen zu hören, dass es Sönke Lauterbach war, der dem jetzt zurückgetretenen Präsidenten Hans-Joachim Erbel den Steigbügel gehalten habe, um vor drei Jahren in diese Position zu gelangen.

Die geschätzte Kollegin Gabriele Pochhammer schreibt heute in der Süddeutschen Zeitung sinngemäß: Der Münsteraner Rechtsanwalt und erfolgreiche Dressurreiter Michael Klimke werde als ein aussichtsreicher Kandidat für das vakant gewordene Präsidentenamt gehandelt. Hört! Hört! kann ich da nur sagen! Klimke wäre jedenfalls das genaue Gegenteil zum zurückgetretenen Präsidenten Erbel – nämlich ein Vertreter des Leistungs- und des Spitzensports.

In einem meiner Blogs zur FN-Krise hatte ich genau das vor einigen Tagen für wichtig erachtet. Der Spitzensport, so sehe ich das nicht erst seit heute, gibt den Ton an, prägt das öffentliche Bild jeder Sportart. Dass es keinen Spitzensport gibt ohne Breitensport ist eine Binsenweisheit.

Da fällt mir gerade ein: Wie wär’s eigentlich, wenn Dennis Peiler, der Geschäftsführer des FN-Bereichs Sport sowie des DOKR, im kommenden Jahr das Amt des Generalsekretärs übernehmen würde? Peiler kennt den Laden in- und auswendig. Wenn Michael Klimke bereit wäre, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, natürlich mit Hilfe anderer, die sich nicht scheuen, harte Schnitte zu machen und den Schulterschluss zu üben – so könnte es gelingen, das vom Sinken bedrohte FN-Schiff binnen der kommenden drei Jahre wieder flott zu machen.