Während landauf landab „unsere“ Olympiasieger von Paris gebührend gefeiert werden und Jessica von Bredow-Werndl das Karriereende ihre „Wunderstute“ Dalera bekannt gegeben hat, rauchten in der FN-Zentrale in Warendorf die Köpfe, die Telefone undf die Handys glühten. Das Ergebnis ist eine knappe Meldung – die aktuelle Antwort auf die vielfach gestellte Frage: Wie geht es denn nun weiter auf dem Weg aus der Finanzkrise, die ja durchaus genügend Sprengstoff enthält, um eine Existenzkrise zu werden?
Da ist zunächst einmal der ganz offizielle Text, den ich hier in voller Länge wiedergebe: „Nach einer Reihe von Einzelgesprächen konnte die Findungskommission drei Personen identifizieren, die bereit sind, für das Amt des Präsidenten der FN zu kandidieren. Es sind in alphabetischer Reihenfolge: Dr. Heinrich Bottermann (68) aus Hamminkeln, Hans-Jürgen Meyer (71) aus Nottuln sowie Prof. Martin Richenhagen (72) aus Ostbevern.
In einem nächsten Schritt werden sich alle drei am 10. September in zwei internen Sitzungen (Spoert und Zucht/Persönliche Mitglieder) den Delegierten der Mitgliederversammlung vorstellen und für Fragen zur Verfügung stehen.
Anschließend ist es die satzungsgemäße Aufgabe des Beirats Sport, der im November (12. November) stattfindenden Mitgliederversammlung einen Kandidaten zur Wahl vorzuschlagen. Dies wird in einer separaten Beiratssitzung im Oktober erfolgen.
Ebenfalls gefunden wurde ein Kandidat für das Amt des FN-Finanzkurators. Das FN-Präsidium wird Peter Krause, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin-Brandenburg, im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung im November zur Nachwahl vorschlagen.“
Ein paar wenige Stichworte noch zu den drei Bewerbern um die FN-Präsidentschaft. Martin Richenhagen, der nach einem ersten Rückzug seinen Hut erneut in den Ring geworfen hat, war zunächst als Lehrer tätig, machte später als CEO des US-Landmaschinenkonzerns AGCO international Karriere, ritt erfolgreich bis zur schweren Klasse, wurde internationaler Richter und 2008 Equipechef der Deutschen bei den Reiterspielen in Hongkong. Richenhagen führe lange Jahre auch die Landmaschinenmarke Fendt – seinerzeit Hauptsponsor der FN.
Auch Hans-Jürgen Meyer kommt aus der aktiven Reiterei, war Europameister der Jungen Reiter in der Dressur. Auch unternehmerisch aktiv und erfolgreich war er von 2014 bis 2016 Präsident des Deutschen Reiter- und Fahrerverbandes.
Dr. Heinrich Bottermann aus Hamminkeln ist von Beruf Tierarzt, war lange Jahre als Amtstierarzt tätig. Von 1990 an war er in verschiedenen Ämtern und politischen Positionen tätig: in mehreren Bundesländern und Regierungen beschäftigt. Zuletzt als Staatsekretär der Landesregierung von NRW. Für Schlagzeilen sorgte Bottermann, als er vor Jahren das in die Krise geratene Landgestüt Warendorf übergangsweise leitete und einen neuen Leiter installierte.
Meine aktuelle Sicht auf den ersten Blick: Es geht also voran mit dem Versuch, die Finanzkrise und die Vertrauenskrise an der Freiherr-von-Langen-Straße zu überwinden. Der Weg dorthin erscheint mit jedoch ziemlich kompliziert. Es findet nämlich, wie in der Demokratie üblich, kein Wahlkampf statt mit anschließender Wahl, etwa in öffentlicher Sitzung. Die Bemühung um Transparenz ist leider nur schwer erkennbar. Erst stellen sich die drei Kontrahenten den Delegierten persönlich vor, stehen Rede und Antwort. Sodann muss der FN-Beirat Sport im Oktober einen Bewerber ausgucken, um ihn der außerordentlichen Mitgliederversammlung im November vorzuschlagen. Ob der auserwählte vor diesem Gremium eine Mehrheit erhält – abwarten.
Heute ist bekanntlich der 31. August. Bis Mitte November, also bis zur Wahl und Gewissheit, wer denn nun neuer FN-Präsident wird, sind es noch wenigstens zweieinhalb Monate. Ziemlich viel Zeit, finde ich: Hoffentlich wird aus der ganzen Angelegenheit keine Hängepartie! Ich denke, es müsste eigentlich auch schneller gehen. Denn bei der FN ist Feuer unterm Dach – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Und wer die vergangenen Wochen miterlebt hat, das plötzliche Auftauchen negativer Fotos eine möglichen Mitbewerbers – so tät’s mich nicht wundern, wenn binnen der kommenden zweieinhalb Monate plötzlich weitere Scharmützel gefahren werden. Ich hab‘ jedenfalls, ehrlich gesagt, das dumme Gefühl, dass es im Kreis der Mitgliederversammlung durchaus einige gibt, welche die Dramatik der Lage noch nicht erkannt haben. Die ganze Angelegenheit ist jedenfalls für einige Überraschungen gut.