Es geht mal wieder Schlag auf Schlag: Lebhaft erinnern wir uns an die spektakulären Tage von Doha, wo sich Ludger Beerbaum den Oberschenkel brach und sich vom Krankenbett aus zufrieden zeigte, dass die leidigen Vorwürfe, er sei ein Tierquäler, nun juristisch aus der Welt geschaffen sind. Sein „Stalljockey“ Philipp Weishaupt tröstete den Chef mit seinem überraschenden Sieg im Großen Preis. Doch das alles ist schon wieder der Schnee von gestern, denn heute beginnt in den Brabant Hallen das Traditionsturnier von Herzogenbosch. Philipp Weishaupt und viele andere Doha-Fahrer satteln in den Niederlanden. Stichwort: Erster Rolex-Grand-Slam und letzter Dressur-Weltcup.

Fangen wir freundlicherweise mal mit der Dressur an. Die neue Weltrangliste erscheint, prima passend, wenige Tage vor Herzogenbosch. „Lotti“ Fry, die Doppel-Weltmeisterin von Herning, steht zurecht ganz oben, hat sogar ihr Superpferd Glamourdale genannt. Im Weltcupranking auf dem Weg zum Finale in Omaha liegt sie mit 41 Zählern auf Rang zwölf; ein Sieg in der elften und damit letzten Qualifikation der Saison 2022/23 würde ihr das Ticket endgültig sichern. Und wir könnten uns eventuell sogar freuen auf einen höchst spannenden Zweikampf zwischen „Lottie“ und der Titelverteidigerin Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera, die in Holland nicht antritt. Jessica hat Rang zwei inne auf der neuen Weltrangliste vor Isabell Werth, Dinja van Liere und Patrick Kittel.

Die Dänin Carina Krüth folgt auf Platz sechs der Rangliste, gleich danach Benjamin Werndl, der die Qualifikation für Omaha noch schaffen kann: Er hat Famoso gemeldet, kann Ingrid Klimke womöglich noch abfangen: Die vier besten Resultate der Tour zählen. Sein Saisonziel dürfte allerdings die EM im September in Riesenbeck sein. Helen Langehanenberg, die noch ihre Annabelle für Herzogenbosch gemeldet hatte, hat kürzlich das Ende der Sportkarriere ihrer Stute verkündet. Eine vernünftige Entscheidung – Hut ab!

Ingrid Klimke hat die Qualifikation in Neumünster ausgelassen, belegt auf der Weltrangliste den Platz neun und im Weltcup Platz zwei, startet nicht in Herzogenbosch und möchte mit Monica Theodorescu erst noch abklären, ob sie nach Omaha zum Finale reisen soll. (evtl. steckt da ja noch eine Chance für Benjamin Werndl drin.) Isabell Werth wird in Herzogenbosch wohl Emilio reiten. Ansonsten sind die niederländischen Gastgeberinnen vollzählig versammelt, sieht man von Emilie Scholtens ab, die sich verletzt hat. Dotierung der Kür am Samstag: 50 000 Euro.

Kurz und knapp die deutschen Plätze unter den ersten fünfzig der neuen Weltrangliste: Platz elf für Patric Wandres, der in Wellington so viel Erfolg hatte. Platz 16 für Dorothee Schneider, gleich dahinter Helen Langehanenberg. Matthias Rath belegt Platz 27, Evelyn Eger Platz 32, Juliane Brunkhorst Platz 33, Carina Scholz Platz 37 und Anna-Cristina Abelen auf Platz 39.

Die gleichfalls neue Weltrangliste der Springreiter führt und auf die erste Runde des Rolex-Grand-Slam in der Saison 2023. Henrik von Eckermann, der Weltmeister, ist und bleibt das Maß der Dinge vor Martin Fuchs und Julien Epaillard. Platz vier für McLain Ward, den Amerikaner, der als strahlender Sieger von Genf den Flug übers große Wasser gerne auf sich nimmt, um am Sonntag in den Brabant-Hallen neben dem Sieg auch noch einen dicken Bonus einzustreichen. Reine Dotierung: 1 Million Euro, die Boni obendrauf.

Bester Deutscher auf der Rangliste ist Daniel Deusser auf Platz acht, Marcus Ehning folgt auf 18. Seine Erfolge von Doha werden ihn nächstens noch weiter nach oben tragen. Christian Ahlmann ist etwas abgerutscht auf Rang 21. Gerrit Nieberg liegt jetzt auf 33, Hansi Dreher auf 39, Philipp Weishaupt auf 40, David Will folgt auf 41, Christian Kukuk auf 45 und Janne Friederike Meyer-Zimmermann auf 48.

In Herzogenbosch lautet das deutsche Aufgebot: Ahlmann, Deusser, Ehning, Meyer-Zimmermann, Nieberg und Weishaupt. Dazu die Eidgenossen Fuchs und Guerdat, die Schweden Eckermann und Fredericson, die Niederländer Smolders und Vrieling, nicht zu vergessen Jeroen Dubbeldam, die niederländische Ikone der Springreiter: Er war, für die Spätgeborenen sei’s hier mal wieder gesagt, Olympiasieger 2000 in Sydney, Weltmeister 2014 in Caen und Europameister 2015 in Aachen. Nur HG Winkler hatte lange zuvor diese drei Titel ebenfalls gewonnen.

Und noch ein paar historische Informationen: Das Turnier Indoor Brabant wurde 1966 begründet, trägt seither den Titel „The Dutch Masters“. Seit 1979, dem Gründungsjahr des Weltcups, war Herzogenbosch eine Station bis 2013, danach stiegen die Macher um Turnierchef Frank Kemperman um auf den Sponsor Rolex und sein Grand-Slam-Konzept, zu dem bekanntlich auch Genf, Aachen und Calgary gehören. Nun aber genug der klugen Vorreden – lasst uns Taten sehen!