Alte Erinnerungen werden wach, wenn ich an Stockholm denke: 1956 gab’s dort die Olympischen Reiterspiele, die eigentlichen Spiele fanden in Melbourne statt – aber dorthin konnte man die Pferde nicht bringen. 1990 erlebte die Reiterwelt eine mutige Premiere: Die ersten Welt-Reiterspiele. Und von morgen an macht die Longines Global Champions Tour Station im alten Olympiastadion von Stockholm.

Diese Junitage von 1956 sind längst Sportgeschichte. Hans Günter Winkler und seine Halla werden zur Legende. Im ersten Umlauf des olympischen Jagdspringens, wie man damals sagte, zog sich Winkler über einem Hindernis einen schmerzhaften Leistenbruch zu.

Damit wär’s das eigentlich gewesen. Doch weil die Teams nur aus drei Reitern bestanden (wie heute wieder), stieg Winkler zum entscheidenden Finalparcours in den Sattel, denn die drei Deutschen Winkler, Thiedemann und Westhues lagen in Führung. Winkler schaffte unter Schmerzensschreien eine Nullrunde, sicherte sich selbst und dem deutschen Trio die Goldmedaillen! Wenn ich heute die alten Filme dieses Rittes sehe, bekomme ich Gänsehaut.

Wie gesagt, das alles ist Geschichte, aber natürlich unvergessen. Der internationale Springsport von heute ist etwas völlig anderes als in den Jahren des Wiederaufbaus in den Fünfzigern. Auf der neunten Station der Global-Tour ist das Teamspringen der Champions League am Freitag wieder mit 56 800 Euro in der ersten Runde und 105 500 Euro in der zweiten Runde dotiert. Zum Großen Preis am Sonntag liegen 500 000 Euro bereit, zählt man das Rahmenprogramm dazu, sogar 790 000 Euro. Parcourschef ist der Italiener Uliano Vezzani.

Sechs Aktive vertreten die deutschen Farben: Daniel Deusser, Marcus Ehning, Christian Kukuk, Janne Meyer-Zimmermann und Philipp Weishaupt, dazu Leonie Böckmann. Bei den Franzosen stehen Kevin Staut, Simon Delestre und Julien Anquetin auf dem Zettel. Aus der Schweiz indessen nur Nadja Peter Steiner und Geraldine Straumann. Ben Maher und Jack Whitaker vertreten die Briten.

Die gastgebenden Schweden haben am Wochenende, ehe Aachen beginnt,  natürlich Henrik von Eckermann im Aufgebot, dazu Pederr Fredricson und Angelika Augutsson-Zanotelli. Kent Farrington und Spencer Smith starten für die USA, Kim Emmen und Sanne Thijssen für die Niederlande.

Nach den Tagen von Stockholm richtet sich das weltweite Augenmerk zunächst einmal auf die Aachener Soers. Nächste Stationen auf der Global Tour sind Monaco, Riesenbeck, London, Valkenswaard und Rom.