Frage aus der internationalen Reiterszene: Wie steht’s eigentlich um das Stuttgarter Hallenturnier? Klare Antwort von heute: Das 36. German Masters findet statt – vom 9. bis zum 13. November 2022. Die Corona-Zwangspause geht nach drei Jahren endlich zu Ende. Das Prüfungsprogramm ist nahezu unverändert. Es gibt wieder die Weltcups in Dressur, Springen und im Wagenrennen. Die Dotierung im Springen sinkt (nur) ein wenig. Und was es auf sich hat mit Gotthilf Riexinger – mehr darüber am Schluss meines aktuellen Blogs.

Heute, am späten Vormittag, hat Andreas Kroll, der Geschäftsführer der in.Stuttgart, nach drei langen Jahren mal wieder zur Auftakt-Pressekonferenz seines Reitturniers geladen. Er sagt: „Wir hatten es nicht leicht in den letzten zwei bis drei Jahren. Mir persönlich hat das ganze Flair des Turniers gefehlt – das Publikum, die Reiter, die Pferde, die leuchtenden Kinderaugen.“ Jetzt setze man alles daran, an die  Tradition anzuknüpfen. Zitat: „Der Vorverkauf der Tickets läuft seit Mai, er hat, Stand heute, den gleichen Umfang wie im Herbst 2019.“

Wie verkraftet der Veranstalter den Ausstieg des langjährigen Hauptsponsors Mercedes-Benz? Antwort Andreas Kroll: „Ersatz ist nicht so leicht zu finden. Deshalb sind wir dankbar, dass uns unsere Sponsoren die Treue halten und dazu beitragen, dass das 36. German Masters stattfinden kann.“ Als neue Automarke komme Jeep hinzu, allerdings nicht im Umfang wie Mercedes-Benz. Den vom schwäbischen Weltkonzern bis 2019 getragenen „German Masters“ am Turnierfreitag Abend werde seine in.Stuttgart tragen. Kroll wörtlich: „Wir müssen ins Risiko gehen!“

Michael Jung, soeben als neuer Mannschafts-Weltmeister in der Vielseitigkeit aus Italien heimgekehrt, sagt: „Für mich ist Stuttgart das beste Hallenturnier der Welt! Es hat uns gefehlt auf unserem Turnierkalender. Wenn man in die Arena einreitet, bekommt man Gänsehaut!“ Er selbst hoffe, zum neunten Male den Indoor-Geländeritt gewinnen zu können, überdies habe er einen Startplatz beim Hallenchampionat der baden-württembergischen Springreiter. Zusagt hat, nebenbei bemerkt, auch Isabell Werth. Über die weitere Besetzung lässt sich zwei Monate vor dem Turnier nicht viel mehr sagen.

Klar sagen aber lässt sich, was am dem zuletzt viel gehörten Gerücht dran ist, die Schleyerhalle werde alsbald abgerissen. Das ist kein Gerücht – das stimmt! Wichtig zu wissen: Der Stuttgarter Gemeinderat hat Andreas Kroll aufgefordert, ihm bis Weihnachten 2022 eine sogenannte Machbarkeitsstudie vorzulegen. Darin geht es um Vorschläge und Ideen für den Abriss der alten Halle und einen Neubau an gleicher Stelle. Ist so ein Projekt technisch überhaupt machbar? Was könnte das kosten? Wie könnte ein Neubau aussehen? Architektenwettbewerb und/oder Generalunternehmer? Wie lange würde das alles dauern?

Antwort auf die letzte Frage von Andreas Kroll: „Ich hoffe sehr, dass mir unser Gemeinderat noch vor Weihnachten grünes Licht dafür gibt, dieses so wichtige Projekt voranzutreiben. Denn die 1985 gebaute Schleyerhalle ist nicht mehr zeitgemäß. Für die großen Musikshows ist sie nicht hoch genug, verglichen mit den modernen neuen Hallen anderswo ist sie veraltet, bietet den Besuchern zu wenig Komfort. Die Halle besitzt keine Klimaanlage – wir blasen lediglich Frischluft von draußen in die Arena.“

Dass die Energiebilanz nicht berauschend ist, versteht sich von selbst. An manchen Stellen sind die Umgänge viel zu eng – die Mängelliste ist lang. Das Interesse der internationalen Veranstalter von Unterhaltung aller Art geht längst am Cannstatter Wasen vorbei. Kroll zum Zeitplan: „Stand heute hoffe ich, dass wir 2024/25 abreißen und 2026 mit dem Neubau beginnen können.“

Summa summarum geht’s wohl um 250 Millionen Euro; die neue Arena soll 20 000 Zuschauer fassen. Alles Stand heute. Andreas Kroll – und auch wir alle – wissen genau, dass die aktuellen Zeiten nicht einfach sind, die ökonomischen Probleme sind riesig. Ob vor diesem Hintergrund die Kommunalpolitik den Mut und das Geld aufbringt für eine derartige Investition – wir werden es sehen.

Am Ende kommt, wie versprochen, an dieser Stelle Gotthilf Riexinger ins Spiel. Seit dem 13. August ist der nimmermüde Gotthilf (letztes Wochenende zum Richten in Madrid) 75 Jahre alt. Glückwunsch nochmal! Aber aufs Altenteil mag er noch lange nicht. Deshalb gehört unser Freund Gotthilf heuer zum ersten Male seit seinem Abschied im Herbst 2016 wieder zu den Aktivposten „seines“ German Masters: als Mitglied der internationalen Jury bei den Dressurwettkämpfen! Ich hab’s ja gleich gesagt: Auf unseren Gotthilf können wir nicht verzichten.