Zwischen Marbach auf der Schwäbischen Alb und dem polnischen Reiterdorf Baborowko, unweit von Posen, liegen exakt 922 Kilometer – und dazu, rein zeitlich gesehen, nur eine halbe Woche. Auf der Alb stand eine Vier-Sterne-Prüfung im Mittelpunkt, gewonnen von Michael Jung und FischerChipmunk. In Baborowko gibt es an diesem Wochenende sieben Wettkämpfe, dotiert mit rund 100 000 Euro. Der großzügige Mäzen und Sponsor heißt Roman Roszkiewicz – ein Mann, der international mit neuen und gebrauchten Trucks handelt. Kein Wunder, dass auf der Meldeliste 260 Aktive aus 18 Ländern standen.
Zur aktuellen Stunde, so gegen 15 Uhr, sind Dressur und Geländeritt der kurzen CCI4-Sterneprüfung gelaufen, desgleichen bei der kurzen Drei-Sterne-Prüfung. Alles in allem: Bei der Vier-Sterne liefen 26 Pferde, davon 13 unter deutschen Reitern. 23 erreichten das Ziel, stehen in der Zwischenwertung.
An der Spitze liegt Mannschafts-Weltmeister Christoph Wahler auf Carjatan Z mit seiner Dressurnote 27,9 Punkte. Dahinter der versierte Schweizer Robin Godel auf Grandeur de Lully mit 30,2 Punkten, gefolgt von Michael Jung, ebenfalls neuer Mannschaftsweltmeister, mit seinem Kilcandra Ocean Power und 31,8 Zählern.
Damit ist die deutsche Phalanx keineswegs vollständig aufgezählt: Vierter Rang für Jerome Robine auf Black Ice (32,1), fünfter Rang für Christoph Wahler mit D’Accord (33,2), sechster Rang für Rebecca Gerken auf TSF Solara (40,0) und siebter Rang für Emma Brüssau auf Dark Desire (41,3). Dahinter im Mittelfeld Heike Jahncke mit Mighty Spring (47,2) und Beeke Jankowski mit Tiberius (49,8).
Ingrid Klimke und ihre Siena, mit 30,1 aus der Dressur gekommen, musste im Busch am Hindernis 20b einen Fehler und 20 Strafpunkte hinnehmen, hat jetzt 60,1 auf ihrem Konto, was Platz 14 bedeutet. Weitere 20iger Strafpunkte für Johannes Hayessen auf By my Side (79,4), Libussa Lübbeke auf Darcy (90,1), Juliana Steinhagen auf Prinzess Pancake (122,2).
Mein Blick auf die kurze Drei-Sterne-Prüfung und deren aktuellen Zwischenstand. Von 47 Pferden kamen 23 aus Deutschland, 42 Pferde sind noch in der Wertung. An der Spitze liegt Felix Etzel mit TSF Polartanz (23,7) vor Sophie Leube auf Sweetwaters Ziehten TSF (27,7) und Michael Jung mit FischerWildWave (30,1). Rang vier für Vanessa Bölting auf Ready to go (30,2). Neunter ist jetzt Jan Matthias auf Wilbur Larch (36,4).
Weitere Ränge: 11. Libussa Lübbecke und Foxon, 13. Dirk Schrade auf Cinderella, 14. Alina Dibowski auf Little Princess, 16. Anika Möritz auf Jamira, undsoweiterundsofort. 39. ist Andreas Dibowski mit Creed auf Rang 39. Vier deutsche Damen sind ausgeschieden. Auf die übrigen Prüfungen schaue ich morgen, wenn in Polen abgerechnet wird.
Klar und verständlich, dass man in Kreisen der IGV, der veranstaltenden Reitergruppe von Marbach, mit Aufmerksamkeit und auch allerlei Unverständnis nach Baborowko schaut. Auf der Gesamtmeldeliste für Baborowko standen immerhin 94 Pferde unter deutscher Flagge! In Worten vierundneunzig! Dass nicht alle angetreten sind, weiß ich auch. Aber es ist schon bezeichnend, dass viele deutsche Buschreiter offenkundig mit Begeisterung in Polen satteln, etwa in Strzgom und Baborowko – lassen dafür einen Veranstalter in Marbach mit leichter Hand im Stich. Ausländische Reiter wiederum schätzen offensichtlich die Mühen, die man sich im Schwäbischen macht. Andrew Hoy beispielsweise schätzt Marbach sehr, kaufte heuer sogar auf der abendlichen Auktion von Buschpferden ein „Produkt“ des Haupt- und Landgestüts.
Nochmal sei’s gesagt: Wenn man die Marbacher und ihr Eventing nicht mag, dann sollte man es offen sagen. Denn so gäbe es keine Gefahr, dass die IGV in finanzielle Schieflage gerät.