Irgendjemand zündelt immer. Es kehrt einfach keine Ruhe ein. Jetzt sind es einige internationale Veranstalter, die die fatale Idee äußern, den traditionsreichen Preis der Nationen um die Hälfte zu stutzen. Ein Umlauf müsse reichen. Auf diese Weise spare man doch Zeit und Geld. Ich sage: Wehret den Anfängen! Der Internationale Club der Springreiter (IJRC) sieht das genauso.

Erst vor wenigen Tagen hat sich der lange Jahre von Rodrigo Pessoa und Kevin Staut geführte Club der Springreiter mit einer kritischen und warnenden Stellungnahme zu Wort gemeldet. Gerade erst, so heißt es da, habe man akzeptieren müssen, dass die Teams bei den Olympischen Spielen nur noch aus drei Reitern bestehen und der vierte Reiter sowie das bewährte Streichresultat wegfallen – den neuerlichen Versuch, die Preise der Nationen weiter zu beschneiden, lehne man rundheraus ab! Die sportliche und die historische Bedeutung der Nationenpreise dürfe nicht aufgegeben werden.

In ihrer ablehnenden Begründung verweisen die Aktiven auf das Wesen des Nationenpreises: „Er ist der älteste Wettkampf im Pferdesport, Reiter aus der ganzen Welt kämpfen um eine der begehrtesten Trophäen in den olympischen Disziplinen. Die Aktiven repräsentieren dabei ihr Land, der Nationenpreis ist seit jeher der sportliche Höhepunkt der Internationalen Offiziellen Turniere. Diesem klassischen Wettbewerb einen Umlauf zu streichen, würde ihm auch seinen sportlichen Wert nehmen.“

Weiter heißt es in der Stellungnahme vom 31. August: „Die Idee des Nationenpreises besteht in der Konstanz von Reiter und Pferd, die ihr Zusammenwirken in einem Team über zwei Runden beweisen müssen. Gerade die zweite Runde bietet den Mannschaften die Möglichkeit, ihre Leistungen aus der ersten Runde zu bestätigen, sich weiter zu verbessern oder Schwächen auszubügeln. Man kann Fehler korrigieren, seine Strategie ändern.“ Der Gewinn eines Nationenpreises entstehe nicht durch Zufall oder Glück, er zeige die Stärke einer Nation. Man habe den Aktiven zugesichert, dass am Format des Nationenpreises nicht gerüttelt werde – vor diesem Hintergrund habe man die Rückführung des olympischen Nationenpreises auf nurmehr drei Reiter akzeptiert.

Immerhin, so betont der IJRC, habe der Weltverband (FEI) das traditionelle Zwei-Runden-Format für 2023 bestätigt. Man rechne jedoch fest mit neuerlichen Versuchen, die Streichung der zweiten Runde zu beantragen und durchzusetzen. Denn bei der FEI besitze bekanntlich jedes Mitgliedsland eine Stimme – ganz unabhängig davon, wie viele Reiter, Pferde und Turniere es in den einzelnen Ländern gebe.

Meine Ansicht kurz und knapp: Der Versuch, den Nationenpreis zu kastrieren, ist grober Unfug! Hände weg vom Nationenpreis! Schon die Änderung im olympischen Turnier ist Unsinn, wie wir vor einem Jahr in Tokio gesehen haben. Es wird höchste Zeit, dass sich der Club der Springreiter nicht nur laut und deutlich zu Wort meldet – er muss sich, wenn es hart auf hart geht, auch mal auf die Hinterbeine stellen!

Wenn’s gar nicht anders geht, müssen die Aktiven in den Streik treten! Nicht nur damit drohen, sondern es im Interesse ihres Sports auch tun. Denn es ist offenkundig, dass es im internationalen Springsport Kräfte gibt, die ihre eigenen Interessen über die der Aktiven stellen möchten. Diese Kräfte haben in den vergangenen Jahren schon genug Schaden angerichtet. Wenn sich die Aktiven jetzt nicht vehement wehren, setzen sie den Fortbestand ihres Sports aufs Spiel. Nicht zuletzt in den Medien. Dabei wird aus meiner Sicht immer deutlicher, dass sie in ihrem eigenen Weltverband, der FEI, keine verlässliche Hilfe und Interessenvertretung mehr haben. Das ist in meinen Augen der eigentliche Skandal!