Mit achtzig hat er noch Polo gespielt, mit 86 freut er sich auf das morgen startende Derbywochenende in Klein Flottbek. Ohne ihn gäb’s in Hamburg womöglich weder die Galopprennen auf der Bahn in Horn, noch Dressur und Springen inmitten dieses gutbürgerlichen Wohngebietes unweit der Elbe. Albert Darboven, der einst die Kaffeemarke „Idee“ ersann, hieß bei seiner Geburt noch Albert Hopusch, wurde 1953 von seinem Großonkel Darboven adoptiert, zählte lange zu Deutschlands besten Polospielern. Im aktuellen Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt zeigt er sich bewundernswert frisch und tatendurstig.
Wer nicht so recht weiß, wie er sein Alter am besten gestaltet, der nehme sich einfach ein Beispiel an Albert Darboven: „Um fünf Uhr stehe ich auf, um 6.45 Uhr bespreche ich das Tagespensum mit meinen Mitarbeitern im Gestüt. Um 7.50 Uhr bin ich in der Firma. Jeden Werktag um 9.30 Uhr bin ich in der Probierstube, wo wir die Röstungen mit bis zu 30 Probiertassen prüfen – allerdings trinken wir nicht, wir schmecken nur.“
Sodann das Neueste aus Vollblutzucht und Rennen im Namen von Albert Darboven: „Gerade wurden zwei Fohlen geboren, da geht mir das Herz auf.“ In seinem Gestüt Falkenstein habe er „sechs Vollblut- und zwei Traberstuten. Im Rennbetrieb befinden sich außerdem fünf Traber und zehn Galopper. Sie werden von vier Trainern an unterschiedlichen Orten in Deutschland auf Rennen vorbereitet. Fahrer und Jockeys starten in den Kaffeefarben Braun-Orange.“ Der größte Rennerfolg des Stalles Darboven liegt allerdings schon 30 Jahre zurück: 1992 gewann sein Pik König das Deutsche Galopperderby auf der Bahn in Hamburg-Horn.
Das Deutsche Springderby am kommenden Sonntag auf dem legendären Derbyplatz firmiert unter dem Sponsornamen „Idee“. Albert Darboven sagt im Interview: „Dieser Sport muss in der Pferdehauptstadt Hamburg erhalten bleiben. Ich gebe zu, ein starkes Herz für die Pferde zu haben. Aber ganz vergesse ich das Interesse unseres Unternehmens natürlich nicht. Wir sind seit 2014 dabei. Der aktuelle Vertrag läuft jetzt aus, aber wir sind in guten Gesprächen.“ Wohl dem Veranstalter, dem ein Albert Darboven selbst in schwersten Zeiten die Stange hält.
Mehr noch. Frage vom Hamburger Abendblatt: „Die Trabrennbahn in Bahrenfeld soll abgewrackt werden und dem Wohnungsbau weichen. Wurde der Plan einer Doppelrennbahn für Traber und Galopper in Horn zu den Akten gelegt.“ Seine Antwort: „Nein, wir haben nicht aufgegeben, ganz im Gegenteil. Hinter den Kulissen wird gearbeitet. Der Gedanke eines Pferdesportzentrums lebt: ein Mekka für Traber, Galopper, Springsport und Dressur – ein hippologisches Zentrum eben. Fraglos hatte Hamburgs Senat zuletzt andere Sorgen, aber wir sind am Ball.“
Zugegeben, ich kenne die lokalen Befindlichkeiten in Hamburg nicht, weiß allerdings, dass die Anwohner des Derbyplatzes in Klein Flottbek nichts dagegen hätten, wenn es – etwa in Bahrenfeld oder anderswo – ein neues „hippologisches Zentrum“ gäbe, wie es Albert Darboven und seinen Mitstreitern vorschwebt. Denkt man etwa an die Bahn von Niederrad in Frankfurt, wo der Deutsche Fußball Bund (DFB) sein neues Hauptquartier bauen lässt, so zeigt sich leider, dass der deutsche Rennsport fast keine Lobby mehr besitzt.
Alte und traditionsreiche Rennbahnen sind nun mal begehrte Flächen für den Wohnungsbau. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Michael Vesper, der ehemalige Grünen-Politiker und DOSB-Geschäftsführer, jetzt an der Spitze des Galopperverbandes steht. Der Sport mit den Pferden, gleich welcher Disziplin, gelten leider immer noch als Spielwiese reicher Leute, die nix anderes zu tun haben. Wer wissen möchte, wie’s tatsächlich aussieht, dem empfehle ich ein Gespräch mit dem 86-jährigen Albert Darboven in Hamburg.