Ob’s ganz spontan entschieden wurde oder schon länger von ihr geplant war: Mit der gestrigen Kür vor dem Schloss von Wiesbaden-Biebrich ist die internationale Sportkarriere des 18-jährigen Westfalen Emilio von Ehrenpreis zu Ende gegangen. 83,300 Prozentpunkte gab ihm die Jury bei seinem letzten Auftritt: Sieg und 8528 Euro Erfolgsprämie. Laut Statistik war das Emilios 58. Grand-Prix-Sieg. Als Nummer drei hinter Bella Rose und Weihegold gab’s für Emilio, ein klassisches Verlasspferd, keine Lorbeeren bei wichtigen Titelkämpfen.

Bereits im vergangenen November, nach seinem Sieg in der Weltcupkür von Stuttgart, hatte Isabell Werth das nahende Ende von Emilios Sportkarriere angekündigt: „Im olympischen Jahr, ich weiß noch nicht genau wo und wann, werden wir Emilio aus dem Sport verabschieden.“ Die Schleyerhalle war übrigens ein besonders gutes Geläuf für den braunen Wallach aus dem Besitz von Madeleine Winter-Schulze. Viermal hat er am Cannstatter Wasen den Mastertitel in der klassischen Tour gewonnen: 2015 und 2016, 2018 und 2019.

Seine Ausbilderin sprach gestern vor den Medien in Wiesbaden von einem „Charakterpferd“. Ihr letzter Sieg war der neunte Kür-Erfolg in der hessischen Landeshauptstadt. Er habe sich dabei „frisch und kernig“ gezeigt. Die 8000 Besucher feierten die beiden mit stehenden Ovationen.  Tags zuvor hatte Isabell Werth mit Emilio auch den Grand Prix gewonnen: 75,065 Prozent, Siegprämie bescheidene 2400 Euro.

Bei nüchterner Betrachtung lässt sich sagen: Deutschland hat seit heute ein konkurrenzfähiges Toppferd weniger. Isabell Werth hat einmal mehr bewiesen, dass man ein 18-jähriges Pferd auf Weltklasseniveau frisch, fit und gesund erhalten und präsentieren kann. Hut ab! (Der amerikanische Olympiaaspirant Benjamin Ebeling ritt gestern in Wiesbaden den 16-jährigen Dänen Indeed auf Platz neun.)

Kurzer Blick auf die Ergebnistafel: Platz zwei in der Kür ging an die Schweizerin Andrina Suter auf Fibonacci, ein 14-jähriger Westfale, 77,390 Prozentpunkte, Prämie 5228 Euro. Rang drei für Ingrid Klimke mit First Class, ein zwölfjähriger Hannoveraner von Fürstenball, Note 77,235 Punkte, Prämie 3928 Euro.

Heute Nachmittag gibt’s im Schlosspark noch einen Spezial. Das Ergebnis später an dieser Stelle: Diese Prüfung, dotiert mit 26 000 Euro, gewinnt Katharina Hemmer auf ihrem Oldenburger Denoix mit 75,638 Prozent, Siegprämie 8500 Euro. Dahinter Dorothee Schneider mit Dayman, 74 Prozent, Prämie 5200 Euro und Rita Duarte aus Portugal auf Irao, 73,213 Prozent, Prämie 3900 Euro. Isabell Werth war in dieser Tour nicht am Start.