Mit 76,500 Prozentpunkten sind Isabell Werth und ihre dänische Stute Wendy de Fontaine in die Fünf-Sterne-Tour beim CHIO in Aachen gestartet. Nach ihrem Ritt als erste Reiterin des deutschen Quartetts sagte sie: „Ich bin sehr zufrieden. Wendy ging heute im Grand Prix so gut wie noch nie – sicherer als zuletzt in Rotterdam. Seit Januar ist die Stute bei mir im Stall. Sie entwickelt sich stetig weiter. Sie hat das Potential, einmal über 80 Prozent zu gehen. Nur das Rückwärtsrichten müssen wir noch üben.“ Ingrid Klimke zeigte mit ihrem Hengst Franziskus eine harmonische Runde ohne Fehler: 76,043 Prozent. Frederic Wandres mit Bluetooth bekam nach Fehlern 75,630 Prozent.    

Nochmal kurz die Ausgangslage: In dieser Fünf-Sterne-Tour beim CHIO in der Soers geht es um die letzte Klarheit darüber, welches Trio die deutschen Farben in Paris vertreten und wer die Rolle des Ersatzreiters übernehmen muss. Es geht um den heutigen Grand Prix, dotiert mit 24 000 Euro, um den Grand Prix Spezial am Freitag, dotiert mit 45 000 Euro, sowie die Kür am Sonntag, dotiert mit 130 000 Euro.

Isabell machte heute den Anfang, fand dazu allerdings eine kritische Anmerkung: „Als Erste reiten zu müssen, das ist ja nicht die beste Ausgangslage.“ Von Anbeginn an sah man ihr Konzept für diesen ersten Auftritt: Nicht zu viel Risiko, gleichwohl dynamisch nach vorne geritten. Piaffen und Passagen wurden im Verlauf der Prüfung besser, auch geschlossener. Das Rückwärtsrichten gelang allerdings nur zäh und nicht im diagonalen Gleichmaß. Deshalb ihr Hinweis, dass sie das noch üben müsse.

Zum Zweikampf mit Ingrid Klimke um den dritten Teamplatz sagte Isabell Werth: „Am Sonntag werden wir sehen, wo wir am Ende rangieren.“ Offenkundig will Isabell die sportliche Herausforderung annehmen. Die Entscheidung fällt, wie wiederholt von mir angedeutet, am Sonntag nach der finalen Kür. Dann sollen die Besetzungen für Paris bekanntgegeben werden.

Stand jetzt (14 Uhr an diesem Donnerstag) liegt Werth mit den erwähnten 76,500 Prozent an der Spitze des 35 Pferde umfassenden Feldes. Ingrid Klimke mit 76,043 Prozent knapp dahinter. Sie kommentierte hernach: „Ich bin überglücklich nach dieser Prüfung. Mein Hengst ging engagiert, wollte im starken Trab mehr als ich. Schon heute morgen im Stall habe ich gespürt, dass mir eine gute Runde gelingen würde. Was wir verbessern müssen, das sind die Übergänge bei der ersten Piaffe.“

Ansonsten ist zu sagen: Ingrid stellte ihren Hengst geschlossen vor, sicher in der Anlehnung, mit viel Schwung nach vorne. Keine Fehler in den Galopptouren, sicherer Takt in Piaffe und Passage. Sicheres Rückwärtsrichten, perfekte Grußaufstellungen. Kurzum, Ingrid Klimke hat ihre Chance genutzt. und sie sagt: „Am Sonntag werden wir sehen, was die Tage uns bringen. Im Übrigen freue ich mich schon darauf, im Herbst wieder Vielseitigkeit zu reiten.“

Katharina  Hemmer hatte leider einen schwarzen Tag: Ihr Denoix war verspannt, mochte an der einen und anderen Stelle nicht mitarbeiten. Schade. Solche Tage gibt es. Nur Rang 24 von 35 Pferden. Gottlob läuft dieser Nationenpreis nach den alten bewährten Regeln: Vier Paare und ein Streichresultat. 68,326 Prozent stehen für sie zu Buche. Es kann nur noch besser werden.

Um 15.02 folgte Frederic Wandres mit seinem 14Jährigen Bluetooth. Für seinen Ritt gab’s 75,630 Prozent – weniger als erhofft: Die Siegchance konnten beide leider nicht nutzen: Ein Patzer in den zweier-Wechseln und teure Fehler in den Pirouetten wogen schwer. Stark dagegen wie immer Piaffen und Passagen sowie die Tempoverstärkungen.

Frederics Kommentar: „Der Fehler in den Zweier-Wechseln entstand durch einen Stolperer. Die Pirouetten waren heute leider nicht das Tüpfelchen auf dem !i! Aber wir haben ja noch zwei Prüfungen, um zu zeigen, was in uns steckt. Ich mache mir da gar keine Gedanken: Mein Pferd ist ein Spitzenpferd! Das werden wir zeigen. Den Druck, der da besteht, den muss man abkönnen. In Paris, wo wir kein Streichresultat haben, muss alles gut laufen. Deshalb mache ich mir einen genauen Plan – ich arbeite gerne nach Tagesplänen.“

Dann verriet Frederic eine Interna: „Am Montag geht’s zur Einkleidung!“ Einen kurzen Moment später fügte er nach: „Wenn wir nominiert werden!“ Es seien jetzt „in jedem Fall spannende und aufregende Tage!“ Aber das wolle ja jeder Spitzensportler: „Es ist ja unsere Passion und unsere Leidenschaft!“

Gegen 16 Uhr war der Wettkampf zu Ende: Sieg für Isabell Werth, knapp vir Ingrid Klimke und Frederic Wandres. Rang vier für Dinja van Liere (74,696), Fünfter Patrick Kittel auf Jovian (74,652). Die Mannschaftswertung führen die Gastgeber an mit 228,173 Gutpunkten vor den Niederländern (215,674) und den Dänen (214,544). Dann folgen die Amerikaner (214,238) und die Briten (213,152).

Für ihren Sieg bekam Isabell Werth 7800 Euro, Ingrid Klimke 5500 Euro, Frederic Wandres 3600 Euo, Dinja van Liere 2200 Euro und Patrik Kittel 1400 Euro.

Grüße aus der sonnigen Soers. Heute Abend läuft der Preis der Nationen. Mit einem neuen Blog am Ende gegen 23 Uhr.