Seit zwei Stunden ist Gewissheit, was viele im Dressurlager schon geahnt hatten. Auch ich selbst bin nicht mehr überrascht: Eine Woche vor den Dressurwettbewerben beim CHIO in Aachen hat Isabell Werth das Pferd gewechselt. Der 14-jährige Quantaz muss weichen, die zehnjährige dänische  Stute Wendy de Fontaine rückt dafür ins offizielle Quartett für den Preis der Nationen ein. Isabell Werth setzt alles daran, hinter Jessica von Bredow-Werndl und Frederic Wandres den dritten Teamplatz zu bekommen. 

Die offizielle Meldung dazu aus der FN-Zentrale in Warendorf ist kurz und streng sachlich gehalten: „Der Nationenpreis in Aachen ist Sichtung für die Olympischen Spiele in Paris. Wir möchten Wendy nochmal im direkten Vergleich mit den anderen Nationenpreispferden auf Fünf-Sterne-Niveau über drei Prüfungen sehen.“ Damit erklärte Bundestrainerin Monica Theodorescu – auch im Namen des Dressurausschusses – den kurzfristigen Pferdetausch.

Und weiter im offiziellen FN-Text: „Bei der Deutschen Meisterschaft in Balve fehlte Wendy de Fontaine aufgrund einer kleinen Verletzung, die inzwischen auskuriert ist. Beim Nationenpreis in Rotterdam am vergangenen Wochenende waren Isabell Werth und Wendy das beste deutsche Paar.“

Das deutsche Team für den Nationenpreis auf Fünf-Sterne-Niveau in der Soers: Katharina Hemmer mit Denoix, Ingrid Klimke mit Franziskus, Frederic Wandres mit Bluetooth und Isabell Werth mit Wendy de Fontaine. Als Reservereiter ist Matthias Rath mit Destacado benannt. Isabell Werth reitet Quantaz nun in der Vier-Sterne-Tour.

Meine spontane Einschätzung: Alles, was unter Umständen der Stärke und Konkurrenzfähigkeit des deutschen Dressurteams dienen könnte, ist im Prinzip richtig! Denn gegenüber früheren Jahren, ja Dekaden, gibt es die souveräne Vormachtstellung unserer Dressurteams nicht mehr. Ich erinnere an die WM 2022 in Herning und an die EM 2023 in Riesenbeck. Dänen und Briten haben jeweils ihre Favoritenrollen bestätigt.

Für mich besitzt, Stand heute, Jessica von Bredow-Werndl mit ihrer Dalera die besten Chancen, ihre zweite Goldmedaille in der Einzelwertung zu gewinnen. Die Medaillen in der Mannschaftskonkurrenz jedoch sind vielleicht so hart umstritten wie noch nie zuvor. Und der olympische Spitzensport ist nun mal kein Wunschkonzert. Ich gehe fest davon aus, dass Ingrid Klimke in der Soers die Herausforderung, die nun durch den Pferdewechsel von Isabell Werth entstanden ist, annehmen wird. Auch ihr muss letztlich daran gelegen sein, in einem Team antreten zu können, dass die besten Medaillenchancen besitzt.

Aus heutiger Sicht wird am Sonntag, 7. Juli, entschieden, wer das deutsche Trio in Paris bildet und wer die Reserverolle übernehmen muss. Die Bundestrainerin hat es ja klar betont: Man möchte in der Soers alle vier nominierten Pferde in allen drei Prüfungen sehen: im Grand Prix, im Spezial und in der Kür.