80 000 Zuschauer, so meldet es der Veranstalter, haben in der Nacht zum 1. Mai das Geländespektakel im weltberühmten Kentucky Horse Park verfolgt. Zum ersten Male seit 15 Jahren gab’s wieder einen US-Erfolg durch die 48-jährige „Tamie“ Smith auf ihrem 17-jährigen Wallach, der den bezeichnenden Namen „Mai Baum“ trägt. Siegprämie 123 000 US-Dollar. Smith siegte mit ihrem Dressurergebnis von 24,2 Punkten. Sandra Auffarth und ihr Viamant du Matz belegten den sehr guten Rang vier, ebenfalls mit dem Dressurergebnis von 30,4 Punkten. Platzprämie 35 000 Dollar. Dotierung über alles: 375 000 US-Dollar.  

Die internationale Fünf-Sterne-Prüfung von Kentucky ist ein Klassiker, stark geprägt von deutschen Pferden und von einem deutschen Reiter: 2010, bei den Weltreiterspielen, erkämpfte sich Michael Jung auf dem legendären Sam auf dem schweren Kurz in dem unendlich anmutenden Gelände den Titel. Hernach siegte der Olympiasieger von London und Rio dreimal mit Rocana, zuletzt vor einem Jahr mit Fischerchipmunk. Mir scheint, das ist und bleibt ein Rekord für die Ewigkeit.

Diesjahr verzichtete Michi Jung, wie von mir berichtet, auf den langen und auch teuren Trip nach Kentucky: Er habe momentan nur ein Spitzenpferd, nämlich Chipmunk, deshalb wolle er im Blick auf die EM im Spätsommer keinerlei Risiko eingehen. Schade zwar, aber verständlich. (Michael Jung ritt am Wochenende für Deutschland beim Nationenpreis in Gorla Minore, siegte gestern dort im Springen „Letzte Chance“ auf Edo Sandra und holte 750 Euro Prämie für die Heiner Ortmann Sportpferde.)

Zurück nach Kentucky: Von den 38 gestarteten Pferden erreichten 24 das Ziel und damit die Punktetabelle. Im Gelände über gut 6000 Meter, zu reiten in etwas mehr als elf Minuten, wurden drei Pferde eliminiert, acht Reiter gaben auf, darunter leider auch die deutsche Debütantin Alina Dibowski, die mit ihrem Barbados auf dem Viereck Platz elf belegt hatte mit 30,7 Punkten.

Sandra Auffarth, die Weltmeisterin von 2014 und Team-Weltmeisterin von Pratoni 2022, kam mit 30,4 Punkten aus dem Viereck – so ganz optimal war das leider nicht: Einen verpatzten fliegenden Wechsel quittierten die drei Richter mit „5,0/4,0/5,0“. Die britische Kollegin drückte die deutsche Mitfavoritin noch ein wenig mehr. Immerhin: Sandra Auffarth beendete die erste Fünf-Sterne-Prüfung für ihren gehfreudigen Fuchs mit der Dressurnote von 30,4. Ehrlich gesagt, ich muss immer wieder ein wenig lächeln, wenn von den Buschreitern gesagt wird: „Wir sind ja hier nicht auf einem Dressurturnier!“ Wer auf dem Viereck nicht optimal agiert, der ist halt nicht dabei, wenn die Musik spielt!

In der Tat: Wäre der verpatzte fliegende Wechsel geglückt, hätte es für Sandra sicherlich eine verdiente Note unter der 30-Punkte-Marke gegeben. Nur drei Pferde waren dort am Ende unterm Strich zu finden: Der Sieger Mai Baum mit 24,2, danach der Brite Tom McEwen mit dem Holsteiner Dublin und 27,8 sowie die Amerikanerin Liz Halliday-Sharp auf Miks Master C mit 28,5 Punkten.

Blicken wir kurz noch auf das Tableau und suchen wir nach den großen Namen: Zara Tindall und ihr Class Affair hatten in der Dressur für sie ordentliche 32,6 Punkte, fielen dann zurück auf Rang 15 mit für sie doch enttäuschenden 54,6 Zählern. Wer sich im Augenblick mit diesem Namen schwertut, dem sei’s gesagt: Zara Tindall, geb. Philipps, ist die Tochter von Prinzessin Anne, galt zu Lebzeichen der Queen als deren Lieblingsenkelin, gewann 2006 in der Soers den WM-Titel. Kommenden Samstag werden wir sie, sofern wir schauen, bei der Krönung ihres Onkels Charles III. zum König sehen.

Etwas im Pech ritt Yasmin Ingham, die neue Weltmeisterin von Pratoni 2022, mit ihrem Banzai du Lior. Ein Vorbeiläufer an Hindernis 6c kostete sie 20 Punkte und später noch mehr – am Ende nur Rang 18. (An diesem 6C hatte Alina Diboswki die Hand zur Aufgabe gehoben.) Der versierte Franzose Maxim Livio belegte mit Carouzo und 35,5 Punkten Platz sechs. William Coleman, hierzulande gern gesehener Gast aus den USA, ritt Off the Rekord, der schon mal in der Soers siegte, jetzt mit 35,6 Punkten auf Platz sieben. Bis zur Stunde (Montag 11.35 Uhr) sind aus Kentucky keine verletzten Pferde und/oder Reiter vermeldet. Alles scheint gut gegangen. Na prima.