Die Begeisterung über Michael Jungs fulminanten Sieg auf FischerChipmunk beim Fünf-Sterne-Event in Kentucky hält immer noch an. Auf „Michis“ Facebook-Seite finden sich vielerlei Glückwünsche in vielerlei Sprachen. Ein Fan schreibt: „Chipmunk ist der neue Sam!“ Ich vermute, dass Michael Jung diese Einordnung (noch) nicht so ganz teilt. Einen Rekord hat der 14-jährige Hannoveraner immerhin aufgestellt: 123 000 US-Dollar Siegprämie sind, wenn  ich es recht sehe, die höchste Summe, die Michael Jung bisher in einer Prüfung gewonnen hat. 

Drei Tage und einige Mails hin und her hat es gedauert, ehe ich jetzt schwarz auf weiß in Händen halte, wie sich die wirklich üppige Dotierung von 375 000 Dollar auf den Gewinner  und die Platzierten genau verteilt. Denn das Problem ist: In den USA gibt es offenkundig keine „Final Results“, also offizielle Endergebnisse, auf denen nicht nur die Schlusspunkte aufgeführt sind, sondern auch die Verteilung der Preisgelder. Eine Zeitlang sah es so aus, als behandle der Veranstalter in Lexington diese wichtigen Zahlen und Werte „top secret“. Dann aber erhielt ich aus Kentucky eine Liste aus der Ausschreibung, die in den Tiefen des FEI-Computers versteckt war.

Jetzt wissen wir’s ganz genau: Michael Jung und sein Chipmunk haben mit ihrer fulminanten Klasse auf dem Dressurviereck, im Gelände und im Parcours genau 123 000 Dollar „verdient“. Jeder von uns weiß, dass die Preisgelder gar nicht dem Reiter zustehen, sondern den Besitzern. (Welche Absprache die Aktiven mit ihren Besitzern treffen, bleibt allein deren Privatsache.) Ich finde: 375 000 Dollar können sich sehr gut sehen lassen. Der seit Jahren in Kentucky aktive Sponsor Range Rover lässt sich also nicht lumpen – eine gute Sache für die Vielseitigkeit, deren Reiter*innen wahrlich nicht auf Rosen gebettet sind, jedenfalls bei weitem nicht alle.

Die junge Britin Yasmin Ingham und ihr Banzai du Loir erhalten für den tollen Platz zwei 57 000 Dollar, dem Dritten Doug Payne aus den USA und seinem Holsteiner Quantum Lepa winken 42 000 Dollar. Für Rang vier, den Boyd Martin mit seinem Trakehner Tsetserleg TSF gerettet hat nach zwei Abwürfen im Parcours, werden ihn wohl die ihm zustehenden 35 000 Dollar nicht trösten können. 26 000 Dollar erhält der Fünftplatzierte: Bruce Davidson jr., der Sohn des legendären US-Profis Bruce Davidson sen., auf Carlevo. Die zweite Britin, Pippa Furnell auf Maybach, bekommt für ihren Rang sechs 18 000 Euro, womit sich der Tripp nach Amerika noch einigermaßen rechnen dürfte.

Was, wie ich finde, ein weiteres Lob verdient, das ist die Tatsache, dass die Preisgelder bis einschließlich Platz 20 bezahlt werden. Der 20. erhält immerhin noch 2000 Dollar als Anerkennung. Wie berichtet, haben 30 von ursprünglich 44 Pferden das Wertungsziel von Lexington erreicht. Alles in allem darf man aber nicht übersehen, dass die herausragende Leistung von Michael Jung und FischerChipmunk die Tatsache überstrahlt, dass doch einige der US-Reiter im Gelände mit seinen 28 Hindernissen auf 6300 Metern überfordert waren. Ich meine, die inneramerikanische Qualifikation müsste unbedingt überdacht und verschärft werden, bevor es an irgendeinem dummen Tag in die Hose geht, um es salopp zu sagen. Wer sich das Schlusstableau der Minuspunkte anschaut, der wird hoffentlich meine kritische Haltung teilen.