Morgen um 18.30 Uhr läutet in der riesigen Leipziger Messehalle die Startglocke zum Weltcupfinale der Dressurreiter*innen. Ich setz‘ da mal ein modernes Gendersternchen, obwohl es sich ja um ein Finale handelt, an dem fast nur Damen teilnehmen. Die Spannung steigt, die Vorfreude ist riesig – jetzt, gut 24 Stunden zuvor, hört man rund um die Arena, in den Stallungen und auf den Abreiteplätzen vor allem einen englischen Sammelbegriff: „I am so exited!“ Das kann man verstehen als „aufgeregt“, aber ebenso als „begeistert“. Also jeder wie er mag.

Isabell Werth ist übrigens weder aufgeregt noch begeistert – für sie wird’s mal wieder heftig emotional. Sie sagt: „Wenn man weiß, dass es das letzte Mal ist – das ist schon ein komisches Gefühl.“ Wir alle wissen es schon seit einiger Zeit: Die dunkelbraune Stute Weihegold, mittlerweile 17 Jahre alt, beendet heute Abend sowie im Finale am späten Samstag Abend ihre großartige Karriere, wird aus dem internationalen Topsport verabschiedet, geht zurück zu ihren Besitzern, dem Züchterehepaar Arns-Krogmann im Oldenburger Land.

Isabell Wert nennt dieses Pferd, das sie bei Olympia geritten hat, bei Welt- und Europameisterschaften, „ehrlich, verlässlich – eine treue Stute“. Wohl wahr. Vielleicht irre ich mich: Ich kenne jedenfalls kein Toppferd des vergangenen Jahrzehnts, das mit so einer Leistungsbereitschaft, mit soviel Kraft und Ausdauer, mit so viel Präzision seine Aufgaben erfüllt hat. Es gibt keine einzige Situation, in der man etwa kritisch sagen könnte, da habe diese Stute ihre Reiterin ausgetrickst oder gar im Stich gelassen.

Vielmehr war es so: Das Züchterehepaar Arns-Krogmann legte großen Wert auf die Zucht mittels Embryotransfer – Isabell Werth machte nie ein Hehl daraus, dass sie von dieser Methode rein gar nichts hält. Aber der Leihvertrag zwischen Werths Mäzenin Madeleine Winter-Schulze und den Züchtern lautete nun einmal so. Getrost darf man unterstellen, dass es bei diesem Leasingvertrag um eine Summe im hohen sechsstelligen Bereich ging. Wer jetzt ungläubig dreinschaut, dem sei gesagt: Auch der internationale Dressursport ist ein Profisport – und im Profisport geht’s um Geld. Nicht nur, aber auch. Ob Weihegold am Ende ihrer Karriere die Kraft besitzt, die hohe Favoritin Dalera in die Schranken zu weisen, das werden wir am Samstag sehen. Es wird jedenfalls sehr spannend.

Wie man das mit dem „excited“ auch dreht und wendet, ob aufgeregt oder begeistert – am besten beides: Die junge Dänin Carina Krüth sagt: „Ich bin zum ersten Mal in Leipzig und beeindruckt, wie groß hier alles ist. I am pretty excited, I can’t wait to ride tomorrow.“ Sie kann es also kaum erwarten. Ihre Landsfrau Catherine Dufour sagt: „I am super excited to go in the main ring. Vamos seems very happy: That’s the most important thing.“ Das sehe ich natürlich auch so: Das wichtigste ist, dass es dem eigenen Pferd gut geht!

Anna Buffini aus den USA, hierzulande völlig unbekannt, sagt’s typisch amerikanisch: „The venue is so cool! I have never been to an indoor show, so I am very excited to be here.“ Sollen wir ihr das wirklich glauben? Nun, sie legt sogar noch eine Schippe drauf: „Davinia, she is German, she loves Germany!“ Dann wiederholt sie’s gleich noch einmal: „I am super excited – my friends and I already shopped!“ Da halten wir uns bescheiden zurück und wünschen „Good shopping already!“

Die taffe junge Britin Charlotte Fry hat den Satz des Tages selbstverständlich drauf, ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen: „We are really excited to be here, Dark Legend feels great, he is really fresh and ready to go and I am excited to get into the arena and do our very first final.“ Klar, dass jemand aufgeregt ist, wenn er etwas zum ersten Mal macht.

Noch Fragen? Morgen von 18.30 Uhr an werden wir ja sehen, ob’s bei dem allgemeinen „excited“ bleibt. Oder ob wir aus der lässigen Reitersprache kurz nach dem Wettkampf eher Sätze hören wie diesen: „Heute war mein Pferd leider nicht ganz bei mir. Ich hätte mir gewünscht, dass es für mich kämpft. Aber so ist nun mal der Sport.“