„Das war heute hier in Leipzig meine letzte Chance, um das Weltcupfinale in Omaha zu erreichen – ich musste deshalb im Stechen alles riskieren. Dieser Sieg bedeutet mir extrem viel.“ Die ersten Worte von Gerrit Nieberg nach seinem Sieg auf dem Schimmel Blues D’Aveline. Mit 36,55 Sekunden verwiesen diese beiden den Aufsteiger der Weltcupsaison, Richard Vogel mit Looping Luna, auf Platz zwei: 37,08 Sekunden. Der sagte: „Ich hab mit United Touch in Stuttgart gewonnen, bin heute hier in Leipzig mit meiner Stute Zweiter – ich hab‘ das Ticket zum Finale geholt. Was will man mehr?“

Auf der elften von 14 Stationen im Weltcup 2022/23 ging’s in der Leipziger Messehalle vor 8000 Zuschauern quasi um alles oder nix. Christian Ahlmann, nach seiner glänzenden Saison auf der Global Champions Tour, trat mit null Punkten an, sah voraus, „dass es extrem schwer für mich wird, das Finale noch zu erreichen: Hier in Leipzig müsste ein Sieg her, demnächst in Bordeaux ebenfalls.“ Ein Abwurf mit Solid Gold Z machte alles zunichte. Christian wird Omaha wohl nicht sehen.

Einen solchen Abwurf musste auch Marcus Ehning auf Priam du Roset hinnehmen: für ihn aber gar nicht so tragisch, seine 20. Teilnahme an einem Weltcupfinale ist so gut wie sicher. Abwürfe auch für Hansi Dreher, Friederike Meyer-Zimmermann, Jana Wargers sowie ärgerliche Zeitfehler für Philipp Weishaupt und Marcel Marschall. Bundestrainer Otto Becker dennoch zufrieden: „Meine Hoffnung ist es, dass wir fünf Reiter ins Finale bringen. Das sieht heute nach dem Springen von Leipzig sehr gut aus. Daniel Deusser ist auch schon qualifiziert.“

Für Gerrit Nieberg gab’s eine Siegprämie von 45 000 Euro, für Richard Vogel eine Platzgeld von 36 000 Euro.  Vogel hatte am Samstag auf und mit Caracho das Championat von Leipzig gewonnen: 20 000 Euro aufs Stallkonto. „Vor einer Woche bin ich vom Turnier in Wellington/Florida zurückgeflogen, habe meine Pferde in toller Form vorgefunden, verdanke meine Erfolge hier vor allem meinen Team. Die nächsten Tage fliege ich zurück nach Florida.“ Seine Freundin Sophie Hinners fungierte heute als Groom. So eine Zusammenarbeit ist großartig. Chapeau!

Im Stechen der besten zwölf von 40 Startern kämpfte sich Pius Schwizer auf Vancouver auf Rang drei wie schon vor einer Woche in Basel, bekam 27 000 Euro. Marco Kutscher gab mit dem zehnjährigen Hengst Aventador auf Rang fünf (12 600 Euro) mal wieder eine gute Visitenkarte ab auf der internationalen Bühne. Kompliment! Rang acht für Jana Wargers, neun für Friederike Meyer-Zimmermann und zehn für Marcus Ehning.

Kommendes Wochenende, 25. bis 29. Januar, folgt die zwölfte Station in Amsterdam, Anfang Feruar dann die 13. in Bordeaux. Letzte Chance Ende Februar in Göteborg. Machen wir uns nichts vor: Auf der Zielgerade werden die Kämpfe um die Tickets für Omaha noch dramatischer als heute in Leipzig. Wer glaubt, er sei auf der sicheren Seite und die letzte Stationen meidet, der muss damit rechnen, dass er buchstäblich auf den letzten Metern noch abgefangen wird.

Die aktuelle Punktewertung auf dem Weg zum Finale, aktueller Stand um 17.50 Uhr: Henrik von Eckermann haushoch vorne mit 88 Zählern, dahinter Julien Epaillard (72), Kevin Staut (63), Daniel Deusser (60), Gerrit Nieberg und Harry Charles (je 53), Janne Friederike Meyer-Zimmermann (43), Marcus Ehning und Wilma Hellström (je 41). Wer 40 und mehr Punkte hat, ist so gut wie sicher qualifiziert. Richard Vogel folgt mit 37, Simon Delestre mit 36, Viktoria Gulliksen und Max Kühner mit 35. Sie alle werden bestimmt versuchen, im kommenden Verdrängungswettkampf erfolgreich zu sein. Es bleibt alle Jahre wieder spannend auf der Zielgerade.