Der internationale Springsport steht vor zwei attraktiven Wochenenden: Die Global Champions Tour macht am kommenden Wochenende, 23. bis 25. September, Station gegenüber der Südspitze von Manhattan, am nächsten Wochenende gibt’s im noblen Poloclub von Barcelona das Finale im Nationscup 2022. Die Teilnehmerlisten verraten, wer wo seine Priorität setzt.

Zunächst blicken wir nach New York: Dass Edwina Tops-Alexander dort startet, ist ja wohl sonnenklar. Jan Tops, ihr Mann und Gründer der Global Tour, arbeitet nach dem Wahlspruch: „Für die Besten nur das Beste!“ Für die Briten sattelt Olympiasieger Ben Maher, für die Franzosen Kevin Staut, für die Iren Dennis Lynch, für die Niederländer Maikel van der Vleuten, für die Schweden das Topteam der Saison mit dem neuen Weltmeister Henrik von Eckermann, mit Peder Fredricson, Angelica Augustsson-Zanotelli und Malin Baryard-Johnsson. Edouard Schmitz und Jane Richard vertreten die Schweiz.

Die deutschen Fahnen vertreten in New York Marcus Ehning, der WM-Fünfte, dazu Daniel Deusser, jüngst der glänzende Sieger im Großen Preis von Calgary, dazu Philipp Weishaupt und Hans-Dieter Dreher, die in den letzten Wochen starke Resultate erzielt haben. Vergessen wir nicht Athina Onassis und John Whitaker, den Senior im Feld sowie Anna Kellnerova aus Prag, die im November das spektakuläre Finale der Gobal Tour ausrichtet. Die Amerikaner sind vertreten durch Georgina Bloomberg, deren Vater Michael einst Bürgermeister von New York war. Der starke Kent Farrington wird gewiss versuchen, die Übermacht der Europäer im Zaum zu halten.

Die nur auszugsweise Auflistung prominenter Namen lässt leicht erkennen, worauf ich hinaus will. Richtig geraten: Das Finale im Nationscup 2022 ist deutlich schwächer besetzt. Für Frankreich steht Kevin Staut auch auf der Startliste in der spanischen Hauptstadt – wie genau er seine Pferde einteilen will, steht nirgends. Für Deutschland im Aufgebot: Christian Kukuk, Janne Friederike Meyer-Zimmermann, Mario Stevens, der Deutsche Meister, dazu Europameister Andre Thieme und Jana Wargers, die Neunte der WM von Herning.

Die Eidgenossen, die das Nationscupfinale traditionell sehr ernst nehmen, bieten die Besten auf, die sie haben: Vizeeuropameister Martin Fuchs, Steve Guerdat, den Olympiasieger von London, Pius Schwizer und Niklaus Rutschi – auffällig, dass Edouard Schmitz auch in Barcelona auf der Nennungsliste zu finden ist. Man wird sehen, ob er tatsächlich zwei Kracher unter dem Sattel hat – einen für New York, einen für Barcelona. Für die Niederlande reitet unter anderem der kampfstarke Harry Smolders. Und wer für Schweden? Antwort: Linda Heed, Wilma Hellström und Stephanie Holmen! Nur ein Trio. Das kommentiert sich selbst. Ich gesteht offen: diese drei Damen sind mir unbekannt.

Kurz und Knapp: Das große Geld, das es in der Global Tour der Champions zu gewinnen gibt, lockt weitaus stärker als die Ehre, in Nationenpreisen fürs Heimatland antreten zu dürfen. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Janne Friedrike Meyer-Zimmermann hat recht mit ihrer Kritik: Der Stellenwert der Nationenpreise ist in den letzten Jahren leider gesunken.