Michael Jung ist zum dritten Male Deutscher Meister der Buschreiter. Auf dem elfjährigen Iren Highlighter holt er den Titel nach 2012 und 2021 mit 25,6 Punkten – seinem Dressurergebnis. Chapeau! Silber geht an seinen schwäbischen Landsmann Dirk Schrade mit dem Holsteiner Casino (29,6 Punkte). Bronze sichert sich Sandra Auffarth mit dem polnische Wallach Rosveel (29,8 Punkte). Für Michael Jung ist es der zweite große Titel dieser Saison: In Marbach gewann der Reitmeister seine achte Meisterschärpe bei den Berufsreitern.

Erster Kommentar des alten und neuen Deutschen Meisters: „Es ist immer etwas ganz Besonderes, hier in Luhmühlen zu gewinnen – auf diesem Traditionsturnier. Mein Pferd geht in diesem Jahr eine sensationelle Saison, hat in diesen Tagen in der Heide gezeigt, was er kann. Er hat sich enorm verbessert. Ich bin überglücklich.“ Hut ab vor dieser Leistung! Einmal mehr hat Michael Jung mit seiner überragenden Reitkunst ein Pferd in die internationale Spitze geführt. Das kann sich noch als höchst wichtig erweisen, wenn wir gut zwei Jahre vorausschauen nach Paris.

Dass Michael Jung aus Horb am Neckar, zwischen Stuttgart und dem Bodensee gelegen, ein Schwabe ist, dürfte sich herumgesprochen haben in der Republik. Dass er im hessischen Bad Soden geboren wurde, ändert daran nichts. Dirk Schrade indessen stammt von der rauen Schwäbischen Alb aus Gomadingen,  unweit des Haupt- und Landgestüts in Marbach. Ein Onkel von Dirk war dort Hauptsattelmeister. Mit seiner Silbermedaille bei dieser Deutschen Meisterschaft ist er der WM in Italien einen bedeutenden Schritt näher gekommen.

Bundestrainer Peter Thomsen: „Dirk hat sein Pferd Casino bereits für die WM qualifiziert.“ Wichtig zu wissen: Für die großen Championate dürfen nur Pferde nominiert werden, die in Qualifikationen nachgewiesen haben, dass sie den Anforderungen gewachsen sind. Und nur solche Pferde können von den nationalen Verbänden überhaupt nominiert werden. Dirk Schrade sagte gestern nach dem Geländeritt: „Mein Schimmel ging heute toll. Ich bin gespannt, was morgen für und beide noch möglich ist.“ Nun, möglich ist ast alles.

Ein gutes langes Wochenende in der Heide hatte auch Sandra Auffarth, die mit ihrem noch nicht so erfahrenen Rosveel die Bronzemedaille holte. Sie profitierte dabei von einem unnötigen Abwurf, den sich Jerome Robine mit seinem Black Ice leistete. Ihren Viamant du Matz ritt sie quasi mit angezogener Handbremse, kam am Ende als 26. ins Ziel. Der Fuchs soll wohl in zwei Wochen auch in der Soers antreten.

Ein bisschen Statistik zum Schluss: Von den 51 Pferde, die auf dem Zettel zum Endergebnis stehen, kamen 38 in die Wertung. Im Parcours gab’s sechs fehlerfreie Runden – zu wenig, wie ich finde. Leider sieht man viel zu oft, dass sich gute Reiter und Pferde nach starken Dressuren und Geländeritten mit schwachem Reiten im Parcours um den möglichen und auch verdienten Erfolg bringen. Das galt etwa für Hanna Knüppel, die sich mit ihrem begabten Levinio 18 Strafpunkte einhandelte. Dickes Lob indessen an dieser Stelle für Alina Dibowski, die Platz sechs belegte mit ihrem Barbados. Von der 21-Jährigen Tochter von „Dibo“ werden wir in den kommenden Jahren ganz bestimmt noch viel hören.