Der Vier-Sterne-Geländeritt von Luhmühlen war eine Werbung für die Vielseitigkeit. Trotz tropischer Temperaturen sind alle 46 Starter und ihre Pferde heil ins Ziel gekommen. Michael Jung und sein Highlighter führen mit 25,6 Punkten, können morgen aus eigener Kraft zum dritten Male Deutscher Meister werden nach 2012 und 2021. Hinter ihm der Hesse Jerome Robine mit Black Ice (29,0) und Dirk Schrade mit Casino (29,6). Bundestrainer Peter Thomsen: „Spannender Wettkampf, alles noch offen!“
Ich fang‘ an dieser Stelle mal mit dem Negativen an. Als Michael Jung mit seinem Iren wieder mal einen Ritt wie aus dem Bilderbuch zeigte, den man ungeschnitten als Lehrfilm hätte verbreiten können, hatte die TV-Regie des NDR plötzlich eine ganz andere Idee: Sandra Maahn interviewte lieber die mit ihrem Nachwuchspferd Naughty Girl kurz zuvor gescheiterte Anna Siemer. Mehr noch. Als nach Michael Jung der US-Profi William Coleman auf Chin Tonic, führender Reiter nach der Dressur, die Chance bekam, seine Führung gegen Jung zu verteidigen, schaltete die NDR-Regie erneut weg, Sandra Maahn interviewte den heute verantwortlichen Tierarzt Asendorf, der sein Luhmühlen über den grünen Klee lobte. Den Ritt von Sandra Auffahrt mit Rosveel gab’s dann ungeschnitten! (Ein Schelm, der Böses dabei denkt!)
Michael Jung nach seinem Ritt, der ihn zwei Sekunden vor der Richtzeit von 6.37 Minuten über die Linie brachte: „Heute hat’s mir sehr viel Spaß gemacht. Mein Ire wird immer cleverer, gibt mir ein richtig gutes Gefühl, macht es mir einfach.“ Auch im Parcours, so Jung, habe sich sein Pferd stark verbessert. Alles andere als die Verteidigung seines Titels aus dem Vorjahr wäre wohl eine Enttäuschung für ihn und seine Fans. 2012 holte Jung den Titel auf River of Joy, vor einem Jahr mit FischerChipmunk.
Kurz die Statistik: Fünf Pferde wurden nicht fürs Gelände gesattelt, darunter Creevagh Cooley von Andrew Hoy; vermutlich wegen der zu erwartenden Hitze. Vier Pferde wurden im Busch eliminiert, zwei Reiterinnen gaben auf. Nur drei Pferde kamen unter der Richtzeit ins Ziel: Die Schwedin Lina Forsberg mit ihrem Kaizen (6.32 Minuten), der Italiener Cappai mit Uter (6.35 Minuten) und eben Michael Jung mit Hightlighter (6.35 Minuten). Morgen früh dürfen 40 der 51 Pferde zur Verfassungsprüfung vorgeführt werden.
Schauen wir auf das deutsche Feld, das sein neuer Bundestrainer lobte. Zitat: „Je schwerer mein Job ist, desto besser! Das zeigt nämlich, dass wir viele Reiter und Reiterinnen haben, die nach oben drängen. Ich bin gespannt, wie die Meisterschaft Morgen ausgeht. In zwei Wochen in Aachen sowie danach in Haras du Pin in der Normandie müssen die WM-Aspiranten antreten, dann wird nominiert. Unser Ziel bei der WM im September: Wir wollen eine Medaille!“
Der Blick auf den Zwischenstand nach Dressur und Gelände: Hinter Jung, Robine und Schrade folgen Auffarth und Wahler, dann die Schwedin Forsberg und der Italiener Cappai. Auf Rang acht liegt die couragiert reitende Alina Dibowski vor Hanna Knüppel und Malin Hansen-Hotopp. William Coleman fiel nach seinem Sicherheitsritt, von dem man fast nichts sah, auf Platz zehn zurück.
Das nächste Hightlight für die Buschreiter findet in zwei Wochen in der Aachener Soers statt, wo laut Bundestrainer Thomsen auch Julia Krajewski mit Mandy und Michael Jung mit FischerChipmunk starten werden. Mehr Infos unter www.rechenstelle.de