Mit den großen Jubiläen ist es bekanntlich so eine Sache. Beispiel Mannheim. In der nordbadischen Quadratestadt freut man sich schon jetzt mächtig auf 2024. Weshalb? Seit dem 10. September 1613 gibt’s den Maimarkt, seit 1964 das dazugehörige Reitturnier. Also dürfen die „Mannemer“ in genau einem Jahr ihr 60. Turnier feiern? Halt, falsch! 2020 musste wegen Corona pausiert werden. Also feiern man in zwölf Monaten „60 Jahre Maimarktturnier Mannheim“. Die Generalprobe beginnt heute.

Bleiben wir noch für einen Moment historisch: Der Pfalzgraf Johann II. von Zweibrücken, so geht die Historie, hat an besagtem 10. September 1613 der Stadt Mannheim die sogenannten Marktprivilegien verliehen. Es war die Erlaubnis, einen Markt für Krämer und Viehhändler abzuhalten. Das ist jetzt mehr als 400 Jahre her – den Maimarkt zu Mannheim gibt’s immer noch: Es ist die größte regionale Verbrauchermesse Deutschlands. Und es ist, hippologisch betrachtet, der Aufgalopp in die grüne Saison im deutschen Südwesten. Auf dem südlich vor der Stadt gelegenen Mühlfeld, unweit der SAP-Arena, besteht seit 1985 ein Messegelände mit großzügiger Reitarena und allem Drumherum.

Als das Reitturnier 1964 aus der Taufe gehoben wurde, fungierte der „Mannhemer Bub'“ Peter Hofmann als Schleifenjunge bei den Siegerehrungen. Seit den achtziger Jahren leitet er sein Turnier, zugleich ist er der nimmermüde Präsident des Mannheimer Reitervereins. Hofmann ist seit langen Jahren Vorsitzender des deutschen Springausschusses. Wer ihn näher kennt, der weiß, dass der Maimarkt eine Herzenssache für ihn bedeutet; kein Geheimnis, dass er mit vielerlei privaten Mitteln dieses spezielle Turnier zu dem gemacht hat, was es heute ist.

Das bedeutet unter anderem: Seit gut einem Jahrzehnt finden auf dem Maimarkt Prüfungen für die Reiter und Reiterinnen mit Handicaps statt. Andererseits ist der Große Preis, „Die Badenia“, seit 1964 der sportliche Höhepunkt, ausgetragen stets am Dienstag, dem Schlusstag des Maimarktes, der zugleich ab Mittag als regionaler Feiertag begangen wird. Und am Sonntag richtet Peter Hofmann mit seinem Team einen Preis der Nationen aus – als zweite Etappe der neuen, von der EEF gegründeten Serie, gesponsert von Longines. Damit halten die Mannheimer Anschluss an die internationale Szene, bleiben gleichwohl ein regional geprägtes Spitzenturnier.

Die Tatsache, dass die Global Champions Tour am Wochenende in Madrid gastiert, tut den Kurpfälzern keinen Abbruch. (Wichtig zu wissen: Mannheim liegt zwar in Nordbaden, aber als „Badener“ mögen sich Peter Hofmann und seine Landsleute nicht bezeichnen lassen: „Wir sind Kurpfälzer!“ Da wären wir also wieder bei den Anfängen von 1613 – Pfalzgraf Johann II.

Blicken wir auf das Tableau, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Die Dotierung der Springen liegt bei knapp 220 000 Euro, davon 85 000 Euro für die Badenia, dazu 65 000 Euro für den Nationenpreis (Exakt die gleiche Summe wie vergangenen Sonntag in Gorla Minore). Für die Dressurreiter geht’s auf dem Mühlfeld eher bescheiden zu: 13 000 Euro für die Kür, 10 000 Euro für den Spezial und 8000 Euro für den Grand Prix. Auf der Meldeliste stehen unter anderem Dorothee Schneider aus der nahen Pfalz, Sönke Rothenberger, Isabell Werth, ihre Schülerinnen Lisa Müller und Viktoria Max-Theurer.

Für den Nationenpreis hat Otto Becker dieses Quartett nominiert: David Will, Philipp Schulze Topphoff, Mario Stevens und Patrick Stühlmeyer. Als Konkurrenten sehen wir die Ungarn, Niederländer, Österreicher, Tschechen, Spanier, Franzosen, Schweizer, Slowaken und Schweden. Bei Letzteren steht Weltmeister Henrik von Eckermann auf der Liste, dazu auch seine Frau Janika Sprunger. Henriks Namen findet man allerdings auch auf der Global-Tour in Madrid. Lassen wir uns also überraschen. Übrigens: der SWR übertragt am Sonntag Nachmittag das Finale des Nationenpreises im Dritten.