Wenn heute Nachmittag um 14 Uhr auf dem Mühlfeld die erste Startglocke läutet, bahnt sich ein Mannheimer Rekord an: Alles spricht dafür, dass die 57 Pferde auf der Startliste zur 59. Badenia, dem Großen Preis von Mannheim, einen Rekord bedeuten. Mit leichtem Bauchgrimmen wage ich, dazu einen leisen Zweifel anzumelden: 57 Pferde – ist das nicht deutlich zu viel des Guten? Wo doch normalerweise bei Großen Preisen „nur“ rund 40 Pferde starten dürfen.

Schaut man ganz genau auf das Tableau, die vorläufige Startliste stammt übrigens von gestern Abend  19.05 Uhr, so lässt sich ahnen, woher diese ungewöhnlich lange Starterliste kommt. In der Ausschreibung für die „EEF Longines Serien 2023“ hieß es vor einer Woche für den Aufgalopp in Gorla Minore bei Mailand: „Im Großen Preis sind die 30 besten Pferde aus dem Preis der Nationen startberechtigt.“ Das heißt, hätte Mannheims rühriger Turnierchef Peter Hofmann seine „Badenia“ bei rund 40 Pferden belassen, wären viele seiner Gäste, vor allem die deutschen, frühzeitig abgereist.

Dass das keinen guten Eindruck machen würde, liegt auf der Hand, überdies weiß jeder, der ihn kennt, dass Peter Hofmann für seine Reiter alles nur Erdenkliche tut. Dazu zählt allerdings auch die Tatsache, dass die Reiter*innen beim Maimarktturnier wie anderswo für ihre Teilnehme allerhand Geld auf den Tisch der Meldestelle legen müssen, ehe es losgehen kann. Und noch ein wichtiges, quasi sportpolitisches Detail: Nach dem Preis der Nationen vom Sonntag gab Peter Hofmann dieses bekannt: „Wir haben diesen EEF-Nationscup zum zweiten Mal organisiert. Und wir sind stolz, dass wir auch für 2024 und 2025 Gastgeber für diesen Preis der Nationen sein dürfen.“

Frank und frei heraus: Dieser vor wenigen Jahren neuformierte Preis der Nationen, quasi die B-Klasse hinter er großen A-Klasse, bedeutet eine Art von Bestandsgarantie für den Maimarkt. Denn auf diese Weise bleibt Hofmanns Starterfeld auf jeden Fall international. Fiele der Nationenpreis weg, würde Mannheim mit seinem Turnier auf die rein nationale Ebene abrutschen. Das wiederum könnte dazu führen, dass andere, international stark aufgestellte Veranstalter, den Kurpfälzern mächtig Konkurrenz machen würden.

Gleichwohl, mit diesen 57 Pferden in der mit 85 000 Euro dotierten Badenia 2023 verlangt Peter Hofmann seinen Zuschauern allerhand Sitzfleisch ab. Blickt man auf die ewige Siegerliste, die anno 1964 beginnt mit Walter Schmitt und Lothar Schellhase, so zeigt sich heute: Mit Simone Blum, der Siegerin von 2019, damals mit Alice, und Michael Jung, dem Sieger von 2021, damals auf FischerChelsea, dazu David Will, der Sieger von 2013, damals auf Colorit, sind drei Gewinner am Start.

Ob Otto Becker, der Bundestrainer und Sieger von 1998, damals mit der Stute Cera, noch beim Maimarkt ist, weiß ich nicht. Mit dabei ist in jedem Fall Hugo Simon, der Unverwüstliche, der Sieger von 1975 und 1976 sowie von 1991, 1994 und 1995 – er hat dem Spanier Sergio Alvarez Moya den zehnjährigen Puma HS zur Verfügung gestellt. Na, dann schaun mer halt mal!