Der Countdown läuft. Alles blickt nach Omaha in Nebraska, wo in der Nacht zum Donnerstag, 2.15 Uhr unserer Zeit, die erste Runde im 43. Weltcupfinale der Springreiter beginnt. Marcus Ehning, dreifacher Finalsieger von 2003, 2006 und 2001, hat zum 20. Male diese Finalrunde erreicht – ein Rekord für die Ewigkeit! Seit der Premiere im Frühjahr 1979 in Göteborg haben deutsche Reiter*innen insgesamt zehn Finals gewonnen. Mein Favorit für diesjahr bleibt McLain Ward – aber es würde mich nicht wundern, wenn Richard Vogel, der Reiter der Stunde aus meiner Sicht, für eine dicke Überraschung sorgen könnte.

Damit wir alle wissen, wovon in dieser Osterwoche 2023 die Rede ist, zunächst der Rückblick auf die wichtigen historischen Fakten: Dem Schweizer Journalisten Max Ammann kommt das Verdienst zu, der Erfinder des Weltcups der Springreiter zu sein sowie sein Direktor von der Premiere bis 2003. Ammann, heute hoch in den Achtzigern, rang dem damaligen FEI-Präsidenten Prinz Philipp von Edinburgh die Zustimmung zu dieser spektakulären Serie ab, zugleich holte er den schwedischen Autokonzern Volvo als Hauptsponsor für viele Jahre an Bord. Danach stieg Rolex als Sponsor ein, 2014 abgelöst von Longines.

Erster triumphaler Finalsieger, wir Ältere erinnern uns, war 1979 der für Österreich startende Pfälzer Hugo Simon auf dem Fuchs Gladstone – ein Galoppier- und Springwunder aus dem Nachlass des 1977 verstorbenen Weltmeister Hartwig Steenken. Hugo Simon siegte auch 1996 und 1997, damals mit dem schnellen Fuchs E.T. Der erste deutsche Finalsieg ging 1993 an Ludger Beerbaum auf Ratina Z. Otto Becker glänzte 2002 in Leipzig auf Dobels Cento. Meredith Michaels-Beerbaum siegte dreimal auf dem legendären Shutterfly: 2005, 2008 und 2009. Christian Ahlmann und sein Taloubet Z holten 2011 den Finalsieg in Leipzig, 2014 war es Daniel Deusser auf Cornet d’Amour. Der letzte Erfolg aus deutscher Sicht.

Interessant zu wissen: In den ersten rund zwanzig Jahren war der Volvo-Konzernsitz Göteborg alle zwei Jahre der Austragungsort des Finales. Nach dem Ausstieg der schwedischen Autobauer wechselte die Austragung oft zwischen Europa und Amerika. Nicht von ungefähr dominierten über die Jahre immer wieder die US-Profis in den diversen Finals: 1980 siegte Conrad Homfeld auf Balbuco in Baltimore, danach folgten Michael Matz, Melanie Smith, Norman Dello Joio, wieder Conrad Homfeld, Leslie Burr und Katherine Burdsall 1987 in Paris. Danach riss der Erfolgsfaden bis zu Rich Fellers 2012, danach 2013 siegte Beezie Madden, 2017 McLain Ward und 2018 in Paris nochmal Beezie Madden.

Beim Finale in dieser Woche finden wir unter den neun US-Reitern wieder den Namen Dello Joio – Nicholas setzt die Familientradition seines Vaters Norman fort. Immerhin fünf Leute bietet Bundestrainer Otto Becker in diesem 43. Finale auf: Daniel Deusser reitet Tobago Z, Marcus Ehning leider nicht seinen leicht angeschlagenen Stargold, sondern den Franzosen Priam du Roset. Janne Friederika Meyer-Zimmermann sattelt ihren Messi, Gerrit Nieberg seinen Blus d’Aveline und Richard Vogel seinen Stuttgart-Sieger United Touch.

Letzterer debütiert im Cupfinal – ich bin sehr gespannt, wie sich der 26-Jährige, der für den Reiterverein Mannheim startet, in einem Wettkampf schlägt, der sich wie ein Championat über mehrere Tage hinzieht. Dieses Weltcupfinal nennt man ja gerne auch „die inoffizielle Hallen-WM“. Das klingt ja ganz nett, aber ehrlich gesagt: von dem Begriff „inoffiziell“ halte ich nichts. Entweder, es ist etwas offiziell oder eben nicht.

Zum Schluss diese kleiner Vorausschau in die Zukunft: Im olympischen Jahr 2024 gibt’s das Finale in Riad, 2025 dann in Basel und 2026 in Forth Worth/USA.